Der große Plan: … und es gibt ihn doch!

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Ich weiß ja nicht, wie oft Sie beim Lesen dieser Überschrift an das böse Wort „Verschwörungstheoretiker“ gedacht oder es sogar laut ausgesprochen haben. Aber ich kann Sie beruhigen, ich gehe nicht davon aus, dass Corona von Anfang an geplant und alles Folgende Teil dieses perfiden Plans war (wenngleich es naiv wäre, die Möglichkeit mit Sicherheit ausschließen zu wollen). Nein, in diesem Falle geht es um einen anderen Plan. Einen, der allerdings die politisch Verantwortlichen auch nicht viel besser dastehen lässt. Es geht um den Plan der Infektionszahlen. Aber der Reihe nach.

Wie alles begann …

… werde ich hier nicht (schon wieder) aufschreiben. Wir wissen es, auch wenn es zahlreiche Ungereimtheiten gibt. Doch die werden womöglich niemals aufgeklärt werden, oder erst in mehr oder weniger ferner Zukunft. Hoffen wir jedenfalls, dass irgendwann etwas mehr Licht in das Dunkel gebracht werden kann, das uns seit einem guten halben Jahr verfolgt. Übrigens: Gegen einen großen Corona-Plan sprechen unter anderem die Planlosigkeit und der oft sinnlose Aktivismus, mit dem unsere Politik mit der Krise umgegangen ist (dazu aber mehr in einem Interview, das in nächster Zeit mit Paul Schreyer folgen wird).

Und der Plan?

Ja, wie sieht er denn nun aus, dieser große Plan? Man muss sich, um das zu verstehen, vergegenwärtigen, was für eine große Chance die Politik hatte, einigermaßen ohne Gesichtsverlust aus der Corona-Sache herauszukommen. Denn die problematischen Zahlen der letzten Wochen blieben weitgehend aus. Die Menschen, die ins Krankenhaus mussten, waren schnell durchgezählt, die Todesfälle hielten sich in Grenzen, die Zahl der Genesenen konnte sich sehen lassen. Es wäre eine gute Gelegenheit gewesen, eine neue Richtung einzuschlagen, gepaart mit dem Argument, dass all die Maßnahmen (selbst die absurden und lächerlichen, die gefährlichen und grotesken) gewirkt hätten und uns allen jetzt eine gepflegte „alte Normalität“ in Aussicht stünde. Doch die Gelegenheit wurde nicht ergriffen. Stattdessen begann man, sich auf die Infektionszahlen zu stürzen wie die Geier auf das Aas. Es wurde also getestet, bis die Reagenzgläser brachen, und – oh Wunder – die Zahl der Infektionen stieg entsprechend. Genau genommen stieg zwar in erster Linie die Zahl der Getesteten, und selbst die Zahl der Infektionen sagt nichts über Krankheitsfälle aus. Aber darum ging es letztlich nicht. Es mussten neue Zahlen her, und die wiederum mussten so alarmierend wie möglich sein. Das war im Handumdrehen gelungen, denn mehr als 1.000 oder sogar 2.000 Infizierte pro Tag (in anderen Ländern sogar deutlich mehr) trugen zu der Wirkung bei, die man sich versprochen hatte.

Die Medien: Nix gelernt

Ich schreibe wahrlich nichts Neues, wenn ich daran erinnere, dass es einen Unterschied zwischen Infektionen und Erkrankungen gibt. Und auch die Medien wissen das natürlich. Trotzdem tanzen sie den Alarmismus-Tanz mit, berichteten besorgt über die steigenden Infektionszahlen, und wenn die Stimmung immer noch nicht bedrückend genug war, kam ein Karl Unlauterbach um die Ecke, um uns alle darauf vorzubereiten, dass eine neue große Welle auf uns zukommt, die – ganz im Thilo Sarrazin-Stil – die Botschaft verkündet: Deutschland schafft sich ab. Das wollen wir natürlich nicht, und ein Blick nach Bayern verdeutlicht ja erschreckend, wie ernst die Lage ist. Markus Söder will jetzt sogar die Maskenpflicht im Freien einführen (Stand: 21.9.2020). Eine sinnlose Überlegung, wie selbst unsere beiden Hunde seit Monaten wissen, denn sie haben gelernt: Draußen kann man sich eigentlich überhaupt nicht anstecken. Aber der Mann, der niemals Akten führte, musste etwas unternehmen. Wegen der Infektionszahlen, der Infektionszahlen, der Infektionszahlen. Und um nebenbei Widerstand gegen seine desaströse Politik im Keim zu ersticken. Auch das zieht an unserer freiheitlich-demokratischen und bis in die Haarspitzen arroganten Qualitätspresse spurlos vorbei. Der Mann wird wohl recht haben, bellen sie in die Mirkos und kloppen es auf ihre Tastaturen. Wenn man wirklich einmal einen Hinweis entdeckt, von irgendeinen Redakteur, der noch nicht kapiert hat, dass er gefälligst auf Linie zu bleiben hat, dann reibt man sich kurz die Augen, denkt irgendwas mit „War wohl ’n Praktikant“ und widmet sich wieder der Lektüre der Infektionen. Unsere Medien haben nicht versagt, sie sind ein Totalschaden, bei dem man sich selbst beim besten Willen nicht vorstellen kann, dass an der Karosserie oder der Lichtmaschine noch etwas gemacht werden kann. Eine „Vierte Gewalt“, die so kritisch agiert wie unser Regierungssprecher gegenüber seiner Chefin, ist vor allem eines: eine Bankrotterklärung.

Zurück zum großen Plan

Eigentlich ist es ziemlich simpel, den großen Plan zu erkennen. Den großen Plan also, mit dem wir es seit einigen Wochen zu tun haben. Er fußt darauf, dass die Bundesregierung sich selbst in eine Falle manövriert hat. Die Rede ist vom Impfstoff. Nicht von der Frage, wie verantwortungslos es ist, einen Impfstoff innerhalb eines viel zu kleinen Zeitfensters zu entwickeln. Die Rede ist auch nicht von der Frage, ob es eine Impfpflicht geben wird (auch wenn die uns sicherlich noch beschäftigen wird). Nein, es geht hier um die vollmundige Ankündigung, dass die Pandemie erst vorbei ist, wenn ein Impfstoff zur Verfügung steht. Pandemien aber (wenn wir es denn mit ihnen zu tun haben) entscheiden meist weitgehend selbst, wann sie vorbei sind. Oder ob sie mutieren. Harmloser werden. Oder die Menschen – die, so kann man hin und wieder nachlesen, ein Immunsystem haben – einfach lernen, mit ihnen umzugehen. Zuweilen schafft der Mensch es auch, Impfstoffe zu entwickeln, die die eine oder andere Krankheit tatsächlich in den Griff kriegen. Die Regel ist das aber eher nicht, so wie es nicht die Regel ist, dass man seit Corona Karl Unlauterbach als optimistischen Fliegenträger ohne Fliege wahrnimmt. Aber die Botschaft ist raus: Die Pandemie wird erst enden, wenn es einen Impfstoff gibt. Und so wurde jede Menge Geld in die Hand genommen, der Pharma-Lobby tropft der Speichel aufs Musterprotokoll, bis Salpetersäure bunt wird, und überall wird geforscht, bis der Arzt kommt, geht, und wiederkommt. Inzwischen sind so viele Impfdosen vorbestellt, dass es kein Zurück mehr gibt. Notfalls werden die Dinger dann über Afrika abgeworfen oder in der Bronx im Straßenverkauf verhökert. Bestellt ist bestellt, wieder abbestellen gilt nicht.

Da geht nichts, da darf einfach nichts gehen

Eine Beruhigung in Sachen Corona ist im Zusammenhang mit den Aktivitäten von Politik und Pharma-Lobby also keine Option. Was man einmal angefangen hat, muss man schließlich auch zu Ende bringen. Und so stellt sich seit Wochen die Frage, wie man das am besten angeht. Infektionszahlen sind eine prima Lösung. Man kann sie in die Höhe treiben, wie einem der Testschnabel gewachsen ist und immerzu verkünden, dass wir alle sterben werden, wenn wir uns nicht disziplinieren, bis die Spritze aufgezogen ist. Nebenbei unterstellt man ein paar Hunderttausend Leuten, die nicht so richtig einverstanden mit dieser ganzen merkwürdigen Corona-Politik sind, dass sie alle Attila Hiltmanns sind oder große Freude daran haben, ihre Mitmenschen durch Verantwortungslosigkeit und Unvernunft zu killen – fertig ist der Brei. Das ist der Punkt. Das ist der Plan. Und er ist eine sich selbst erfüllende Prophezeiung, der durch die Propheten in regelmäßigen Abständen nachgeholfen wird. Wie sollte man Bill Gates und seinen Pfadfindern denn jetzt auch erklären, dass wir die Impfdosen irgendwie doch nicht brauchen, weil sich alles beruhigt. Das werden er und seine lächelnde Gattin eher nicht so schön finden, und das muss man ja auch verstehen. Da wollen die Pharma-Riesen die Menschheit retten und zumindest sieben Milliarden davon mit geilem Scheiß beglücken. Und dann werden die Leute plötzlich auch so gesund. Oder – schlimmer noch – gar nicht mehr richtig krank. Also, alles, was recht ist, aber das geht nun wirklich nicht. Und so werden wir in unserem Ausnahmezustand bleiben, bis die „Energy-Dosen“ mit irgendwas drinnen unter die Leute gebracht werden. Hübscher Nebeneffekt: Irgendwann erfahren wir dann auch etwas über Neben- und Langzeitwirkungen. Wir sind wirklich auf einem guten Weg. Spritzen wir drauf!

Corona, die Biologie und die Wirtschaft – eine explosive Mischung

In unserem aktuellen Podcast #mehrwutstropfen geht es um die Fragen der Biologie, der Wirtschaft und der Medien in Zeiten der Corona-Krise. Alles hängt miteinander zusammen, und die Auswirkungen werden wohl über Jahre andauern. Ich hatte den Biologen Luca Groß zu Gast, und als Volkswirt Jens Berger. Wir nähern uns den biologischen und wirtschaftlichen Aspekten und wagen einen Ausblick auf die Zeit nach Ostern. Aufgezeichnet wurde am 4. April 2020. YouTube 00:30 Vorstellung der Gäste Jens Berger (Volkswirt) und Luca Groß (Biologe) 03:10 Alles Panikmache oder Verharmlosung? 07:10 „Die Leute sterben nicht durch Corona, sondern mit Corona.“ 08:10 Der Mensch und die Seuche 11:00 Der Stand der Forschung und einige Begriffserklärungen 20:00 Welche Reaktion wäre zu Beginn der Krise notwendig gewesen? 22:15 Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen auf die Wirtschaft 25:00 Ist das schwedische Modell das bessere? 29:30 Mortalität, Letalität und Sterberate 31:30 Applaus für unsere „Helden“ und verhökerte Krankenhäuser 37:00 Wird die Politik aus der Krise lernen? 41:00 Was ist von der „Corona-App“ zu halten? 50:00 Corona, die Globalisierung und die Exportgeilheit Deutschlands 53:00 Soforthilfen, Kredite und Insolvenzen 56:30 Wurde das Virus gezüchtet und gezielt freigesetzt? 58:30 Was passiert nach Ostern? 1:05:00 Eine steile These zu den Medien 1:06:00 Was passiert in Ländern wie Griechenland und Afrika? 1:08:00 Die exponentielle Kurve 1:09:30 Sind junge und gesunde Menschen eine Risikogruppe? 1:12:00 Wir hören uns in ein paar Monaten 1:13:00 Zum Schluss etwas Positives (und das Gegenteil davon) Hier der Kanal von Luca Groß

Bundestagswahl 2021: Hier könnt Ihr Euch austoben!

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Heute ist Sonntag, der 26. September 2021. Und uns steht eine Wahl ins Haus, die packender nicht sein könnte. Langweiliger aber auch nicht. Solltet Ihr hier einen Text, eine Analyse, eine Glosse oder eine Beerdigungsansprache vermutet haben – nichts davon wird es geben. Es ist viel über die Wahl gesagt und geschrieben worden, wir müssen also ausgerechnet heute nicht noch einen draufsetzen. Vielmehr sollt Ihr hier Raum bekommen. Für Kommentare. Für Austausch. Für Diskurs. Für Gemeinsames. Es versteht sich von selbst, dass wir um ein gewisses Maß an Sachlichkeit, Respekt und Verständnis bitten. Und es versteht sich von selbst, dass sich nicht alle dran halten werden. Kommentare, die eine Grenze überschreiten, werden gelöscht (die Tatsache, dass sie ein paar Minuten oder Stunden stehenbleiben können, weil wir nicht ständig am Rechner sind, bedeutet nicht, dass wir sie nicht später sehen und dann entfernen). Kommentatoren, die eine weitere Grenze überschreiten, werden ohne weitere Erklärung gesperrt. Und nun legt los! Es ist ja schließlich EURE Wahl … hahaha, höhö, pruuuuusst!

Die taz und Daniele Ganser: Dümmer als das Publikum

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Wenn Patrick Guyton, freier Autor bei der taz, der Süddeutschen Zeitung, der Badischen Zeitung und bei Cicero Online, in seinem Teaser für einen taz-Artikel namens „Schlimmer ist das Publikum“ schreibt, dass Daniele Ganser sein Publikum mit „allerlei 9/11-Geraune“ bediene und ihm bei eben diesem der Applaus „gewiss“ sei, horcht der Leser auf. Wenn er dann weiterliest, schläft er ein. Oder wird wütend. Oder guckt sich eine Zeichentrickserie an, die aller Wahrscheinlichkeit origineller sein dürfte. Es geht – natürlich – einmal mehr um 9/11. Aber irgendwie auch wieder nicht, denn Patrick Guyton scheint über diesen Anschlag wenig bis gar nichts zu wissen. Und wenn es anders sein sollte, versteckt er dieses Wissen ausgesprochen gut, geradezu perfekt. Was aber hat der Mann zu sagen?

Hetzer, Hetzer, Hetzer!

Es geht um einen Vortrag, den Ganser in München gehalten hat. Und vor dem das „Linke Bündnis gegen Antisemitismus in München“ (LBGA) gewarnt habe, so Guyton. Man befürchte „die Verbreitung rechtsradikaler und verschwörungsideologischer Inhalte“ und wurde auf der Website des LGBA gleich noch etwas drastischer:
Kurzum handelt es sich bei Daniele Ganser um einen Hetzer, der rechtsradikale und verschwörungsideologische Propaganda betreibt, die auch Antisemitismus befördert. Insbesondere aufgrund seiner Kontakte zu Hoffmann [Anm.: Karl-Heinz Hoffmann, Gründer der rechtsterroristischen Wehrsportgruppe Hoffmann, in der auch der Attentäter des Oktoberfestattentats Mitglied war] und seiner Thesen zum Oktoberfestattentat ist eine Veranstaltung mit ihm in München inakzeptabel.
Bevor wir auf die Substanzlosigkeiten des Herrn Guyton eingehen, müssen wir uns kurz mit der Einschätzung des LBGA befassen. Und das arbeiten wir in aller Kürze in Stichpunkten ab: 1. Daniele Ganser ist ein Hetzer 2. Ganser betreibt eine verschwörungsideologische Propaganda 3. Ganser fördert Antisemitismus 4. Ganser hat Kontakte zur rechtsterroristischen Wehrsportgruppe Hoffmann Zu Punkt 1: Eine hohle Phrase, die keinerlei Aussagekraft hat, die nicht konkret belegt wird und eindeutig den Menschen Ganser verunglimpft. Zu Punkt 2: Ein Totschlagargument, das hoffentlich langsam mal ausstirbt, zumal zwei Begriffe vermengt werden, die man nicht einfach vermengen kann. Objektiv betrachtet ist so etwas wie eine Verschwörungsideologie nichts anderes als ein Gedankengebäude, das bestehende Versionen von Vorgängen hinterfragt und/oder in Frage stellt. Dies im zweiten Schritt als Propaganda zu bezeichnen, outet den Verfasser selbst als einen Propagandisten, der ohne Faktenlage einen Vorwurf formuliert. Auch hier wird nichts konkret belegt, sondern mit Worthülsen gearbeitet. Zu Punkt 3: Justiziabel wäre die Äußerung womöglich dann, wenn Ganser als Antisemit bezeichnet werden würde. Die Formulierung, dass er Antisemitismus fördere, ist aber – wenn auch nicht justiziabel -, so doch (erneut) nicht belegbar. Zu Punkt 4: Ganser hat in seiner Funktion als Historiker in einem Video mit dem Zeitzeugen Karl-Heinz Hoffmann gesprochen. Hoffmann hat das Gespräch – das ich vollständig gesehen habe – sehr dominiert. Das kann man Ganser, oder auch dem Moderator Elsässer, vorwerfen. Hier aber von „Kontakten“ zu sprechen, ist unverschämt, verkürzt und … tja, das, was einen wahren Hetzer auszeichnet. Die nun übliche und einigermaßen sichere Reaktion auf Punkt 4 sieht in etwa so aus:
Man kann ja zu „Compact“ (darauf bezieht sich das Zitat) stehen wie man will, und man kann auch NuoViso.TV durchaus kritisch sehen, und natürlich ist es gewagt, wenn Daniele Ganser mit Karl-Heinz Hoffman über den Oktoberfestanschlag spricht, aber …
Aber eine solche Reaktion wäre eine reine Rechtfertigung. Das Gespräch hat stattgefunden, es bezog sich in erster Linie auf „Gladio“ bzw. europäische Geheimarmeen und den Anschlag auf das Oktoberfest in München 1980. That‘s all, mehr gibt es für mich dazu nicht zu sagen. Also zurück zum taz-Text.

„Ich mag diesen Saal sehr.“

Patrick Guyton hat im Grunde nichts zu bieten. Er stellt fest, dass Daniele Ganser wohl ein ganz netter Kerl ist (was ich bestätigen kann), das passt ihm allerdings nicht. Denn wie kann jemand, der für seinen Auftritt 27 Euro Eintritt verlangt, sagen: „Ich mag diesen Saal sehr“? Zudem: Ganser hatte auch Kontakt zum „rechtspopulistischen Verschwörungstheoretiker“ Ken Jebsen. Einmal mehr eine Unterstellung ohne Begründung, die einfach als selbstverständlich in den Raum gestellt wird (nicht der Kontakt, sondern das verschwörungstheoretische Element). Und dann diese Besucher der Ganser-Veranstaltung! Männer mit Vollbart und Frauen in bunten Blusen. Und wie kann Ganser es wagen, dem Publikum nahezulegen, einmal „Spiegel Online“ mit „Russia Today“ zu vergleichen? So etwas macht man nicht. Warum, das erfahren wir nicht, und ein Vergleich zwischen taz und Russia Today wäre womöglich auch ganz interessant, aber das nur am Rande. Im Prinzip geht es aber sowieso um etwas ganz anderes.

Die Sache mit dem WTC7

Auch über WTC7 spricht Ganser in seinem Vortrag. Und das geht ja nun wirklich gar nicht! Guyton präsentiert uns kurz die offizielle Version, nach der in den vierten Turm brennende Flugzeugteile geschleudert worden waren. Daraufhin brannte das Gebäude aus und brach zusammen. So weit, so gut. Oder eben auch nicht. Ich persönlich kann mir vorstellen, dass WTC7 gesprengt wurde (von wem und warum, ist eine andere Frage). Ich kann mir aber auch vorstellen, dass es nicht so war. Wer allerdings behauptet, in Besitz der einzig wahren Wahrheit zu sein, muss sich der Scharlatanerie beschuldigen lassen. Und eben das tut der taz-Autor. Um seine Kübel voll Dreck über Ganser ausschütten zu können, bedient er sich der Methode, den Vortragenden als Lügner, Verschwörungstheoretiker und potenziellen Antisemiten zu bezeichnen. Mit keinem Wort geht er inhaltlich auf Gansers Thesen ein. Für eine gelungene Entkräftung dieser wäre das aber unverzichtbar gewesen.

Und dann, wie gesagt, dieses Publikum!

Auf das hat es Guyton besonders abgesehen:
Verstörender als der Fall Ganser ist das Publikum, 800 Leute insgesamt. Sie applaudieren stehend, als er am Ende „Liebe, Wahrheit, Mut“ beschwört. Am U-Bahn-Eingang unterhalten sich dann zwei junge Männer. „Ein Super-Typ. „Eine supergeile Aura.“
Etwas trinken gehen sollte womöglich auch der taz-Autor mal. Viell Sie beschließen, etwas trinken zu gehen.eicht wird er dann ein bisschen lustiger, vielleicht kann er mit einem Glas Wein (oder gern auch etwas Härteres) seinen Horizont ein wenig erweitern. Wie auch immer: Die Tatsache, dass Guyton Gansers Publikum schlimmer findet als Ganser selbst, lässt nicht nur tief blicken, sondern hoffentlich den einen oder anderen Leser abspringen, wenn Guyton mal wieder seine Ergüsse durch die Tastatur fließen lässt. Ein Blick in die Kommentare unter dem Guyton-Text jedenfalls verrät, dass der taz-Autor schlimmer ist als sein Publikum. Das reagiert nämlich auf das nicht belegbare und inhaltlich nahezu befreite Gekritzel von Patrick Guyton weitgehend verständnislos bis empört. Womöglich funktionieren die Worthülsen, derer sich Guyton bedient, einfach nicht mehr so gut. Und womöglich haben die einen oder anderen verstanden, dass es keine schlechte Sache ist, Fragen zu stellen. Auch wenn das bei taz & Co. insgesamt eher nicht mehr so gern gesehen wird. Wahrscheinlich werden Behauptungen und Unterstellungen einfach besser bezahlt.

Klima-Seminar mit Markus Fiedler: Von Eiskernbohrern und CO2-Dächern

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Es gibt keine „Klimaleugner“! Die kritischen Geister zweifeln lediglich an der Bedeutung des menschlichen Anteils der Klimaschwankungen. Das ist der Ausgangspunkt dieses Podcasts mit Markus Fiedler, vielen bekannt unter anderem durch seine Wikipedia-Reihe mit Dirk Pohlmann. Können wir glauben, was uns erzählt wird? Bei vielen Themen sind wir skeptisch und trauen den Regierenden meist das Schlimmste zu. Anders bei Klima. Hier scheint sich ein wissenschaftlicher Konsens durchgesetzt zu haben, den anzuzweifeln als Frevel behandelt wird. Inhalt: 00:30 Begrüßung im freundlichen Klima 01:00 Klimaschwankungen oder Klimakatastrophe 02:00 Seriös? 03:30 Ist der Ruf erst ruiniert … 04:00 Auf den Spuren von John Cook 06:00 0,54% der Wissenschaftler sind sich einig 09:00 EIKE 11:30 Ein chaotisches System 13:30 Länder, 100.000 Kilometer entfernt 15:00 Die Hockeystick-Kurve 16:30 Briefe über Baumringe 27:00 Die mittelalterliche Wärmeperiode 30:00 Es war noch nie so warm wie heute? 33:00 CO2 oder CO2? 38:00 Kann „unser“ CO2 nicht abgebaut werden? 42:00 CO2-Dach? 42:30 Was war zuerst da: Temperatur- oder CO2-Anstieg? 48:00 „Eine unbequeme Wahrheit“ 58:00 Der Treibhauseffekt 01:05:00 Methan, CO2 und Wasserdampf 01:06:00 Woher kommt das Klima in den Köpfen?
Spreaker Download Audioversion: Linksammlung: ganzheitlicheperspektiven derwondrak.at British Eugenics Society Markus Fiedler Die Rockefeller Welt. Bloß keine Tochter! EIKE EIKE II Trotz Klima-Erwärmung: Forscher sagen Mini-Eiszeit wie im Mittelalter voraus

Die Partei, die Partei, die war immer rechts?

Das Göttinger Institut für Demokratieforschung ging für die Ostbeauftragte der Bundesregierung der Frage nach, woher ausgerechnet im Osten der Republik diese Affinität für rechtsradikale Ansätze kommt. Das Team um den Politikwissenschaftler Franz Walter hat im wesentlichen einen Faktor gefunden, der die Ostdeutschen tendenziell offen für AfD und Pegida macht: Die DDR. Sie präge die Denk- und Handlungsmuster der Ossis noch immer. Mal mehr, mal weniger. Grundsätzlich sei der Ostdeutsche aber ein verlorener Geselle, denn der SED-Staat habe ihm alles abgenommen, jetzt ist er in eine eigenverantwortliche Welt geworfen. Die DDR wirkt also nach. Weiterlesen beim Neuen Deutschland

G20-Krawalle: Ihr seid zu blöd für Gewalt, Ihr Vollpfosten!

Da rennt Ihr also los. Sucht Autos, deren Scheiben Ihr einwerfen könnt, um dann Brandsätze den Rest erledigen zu lassen. Tante-Emma-Läden sind Euch auch nicht heilig, Hauptsache krachen lassen! Ja, Ihr habt‘s drauf, Ihr seid wie wahren Widerstandskämpfer, oder? Oder auch nicht! Denn was Ihr macht, grenzt nicht nur an Debilität, es überschreitet die Grenze dessen, was nachvollziehbar ist, um Strecken. Bevor ich Euch noch ein paar Worte zurufe, sei erwähnt, dass alleine die Wahl des Ortes für den G20-Gipfel natürlich ein Witz ist. Oder eben Vorsatz von staatlicher Seite, um Gewalt zu provozieren und womöglich als Nebeneffekt über Militäreinsätze im Inland nachzudenken. Ich fürchte, es läuft auf so etwas oder ähnliches hinaus. Und die sogenannte „Hamburger Linie“ eignet sich perfekt dafür, Gewalt eskalieren zu lassen, wie in den letzten Tag ja eindrucksvoll unter Beweis gestellt wurde. So viel zu staatlichem Versagen bzw. staatlicher Provokation. Daran gibt es für mich nichts zu deuten, den G20-Gipfel ins Hamburger Schanzenviertel zu legen, war nicht etwa dumm, wie man vermuten könnte. Es war ein bewusster Akt, um künftig andere Saiten aufziehen zu können. Aber zurück zu Euch, Ihr steinewerfenden Pseudo-Revoluzzer. Wer durch die Straßen der Schanze läuft und alles anzündet, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, der ist schon ziemlich schmerzfrei. Und wer Autos anzündet, die da einfach so rumstehen oder durch die Zerstörung ihres Ladens kleine Einzelhändler womöglich in den Ruin treibt, der kämpft nicht für die gute Sache, sondern gegen alles, was in irgendeiner Weise Sinn ergibt. Erinnert Ihr Euch, wogegen Ihr demonstriert? Oder wofür? Habt Ihr darüber überhaupt mal nachgedacht? Gegen die Folgen des Klimawandels? Gegen soziale Kälte? Für mehr Menschlichkeit oder Gerechtigkeit? Und was genau hat der G20-Gipfel damit zu tun? Wer sind die, die sich da treffen, und wer hat welche Interessen? Kann der Gipfel etwas bewirken oder nicht? Demonstriert Ihr gegen Trump? Merkel? Gegen die Vertreter aus Indien oder Mexiko? Gegen die Weltgesundheitsorganisation WHO? Oder gleich gegen die UNO? Die sind alle dabei, und es fällt schwer, da eine klare Linie zu ziehen. Es sei denn, man zieht seine Linie einfach mit Molotowcocktails. Und genau das scheint bei Euch der Fall zu sein. In der Geschichte des Widerstands und der von Revolutionen gehört Gewalt dazu. Umstürze – sieht man einmal vom Ende der DDR ab – gehen in der Regel nicht ohne Gewalt ab. Aber hier geht es nicht um eine Revolution, und wenn ich so betrachte, was Ihr abzieht, dann bin ich heilfroh darüber. Wer sinnlos alles zerstört, was ihm begegnet, der ist ganz sicher keine revolutionäre Seele, die bereit ist, für das Richtige zu kämpfen. Sondern ein blödes Hirn, das einzig und alleine Randale machen will, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, wer tatsächlich geschädigt wird. Ihr hättet sicher auch dann Eure Keulen geschwungen, wenn die Hamburger Polizei sich absolut vorbildlich verhalten hätte (wovon sie Lichtjahre entfernt ist!). Und wer weiß, ob Ihr nicht sogar „subventioniert“ werdet. Aber lassen wir das, ich will mich nicht ins Reich der Spekulationen begeben. Ganz ehrlich? Ihr, die Ihr kleine Läden verwüstet und Kleinwagen ansteckt, kennt wahrscheinlich nicht mal den Unterschied zwischen G20 und U 21. Und Ihr wollt Widerstandskämpfer sein? Dass ich nicht lache! Ihr seid vermummte Vollpfosten, die sich wahrscheinlich schon vor Jahren das letzte bisschen Vernunft aus dem Gehirn gepustet haben. Vielleicht mit Klebstoff. Oder was sich gerade anbot, wählerisch seid Ihr ja nicht, wie man sieht.  [InfoBox]

Attila, der „Dummenkönig“ oder: Wie wir die Meinungsfreiheit über die Klippe rollen lassen

Dieser kleine Text könnte für die Leser zu einer Herausforderung werden. Denn er wird sich um Attila Hildmann drehen, veganer Koch und Kritiker der Politik der Bundesregierung, was deren Umgang mit der Corona-Krise betrifft. Wer schon jetzt Schaum vor dem Mund haben sollte, möge ihn sich bitte abwischen und ein paar Gänge herunterschalten. Denn Hildmann ist nur auf den ersten Blick das Thema dieses Artikels. Es geht um mehr, es geht um die Meinungsfreiheit. Um was geht es aber zunächst einmal? Um Corona, natürlich. Und um einen veganen Koch, der mit ein paar gewagten Thesen um die Ecke gekommen ist. Er spricht von einer „Neuen Weltordnung“, der er sich keinesfalls unterordnen werde. Er prangert an, dass dieselbe Bundesregierung, die jahrelang auf das Wohlbefinden alter Menschen gepfiffen hat, jetzt so tue, als läge ihr das Wohl ebendieser Menschen am Herzen. Es geht darum, dass Hildmann sogar bereit ist, „Kopfschüsse zu kassieren“, wenn es denn sein müsse, um sich gegen die „Neue Weltordnung“ zur Wehr zu setzen. Hildmann sagte Dinge wie die: Er wolle nicht in einem Land leben, das von der Pharmaindustrie und einer kleinen Elite regiert wird. Er bezweifelt, dass der Lockdown in dieser Form nötig gewesen wäre. Und er korrigiert seine frühere Meinung, die darauf beruhe, die Wirtschaft würde die Geschicke der Welt lenken. Nein, es sei eine kleine Elite, die viel mächtiger sei als die Wirtschaft. Er sagt seinen Zuhörern, dass sie die Politiker finanzieren, die seit Jahrzehnten dafür gesorgt haben, dass sie (die Zuhörer) immer mehr verlieren, jetzt vor dem Nichts stehen. Dann spricht er von einem „satanischen Motiv“, das die Bundesregierung beim Lockdown getrieben habe. Und davon, dass Jens Spahn durch die Bilderberger Konferenz zum Gesundheitsminister gemacht wurde. Attila Hildmann hat noch mehr gesagt, noch viel mehr, aber diese kleine Auflistung soll für den Zweck dieses Textes ausreichen.

Was hat Hildmann verbrochen?

Man muss es auf einen schlichten Punkt bringen: nichts. Hildmann hat seine Meinung geäußert, und er hat eine Menge zu sagen, so viel ist sicher. Wenn man seine Beiträge ein bisschen genauer verfolgt, lässt sich einiges finden, das man unterschreiben kann, es sei denn, man nimmt aus Prinzipientreue keinen Stift in die Hand, der für die Falschen benutzt wird. Man kann andererseits ebenfalls diverse Aussagen finden, die Befremden oder Kopfschütteln auslösen, und je nach individuellem Gemüt vielleicht sogar Empörung. So weit, so gut. Das ist doch in Ordnung, oder? Einer meiner besten Freunde sagt zuweilen Dinge, für deren Tiefgründigkeit ich gerne vor ihm auf die Knie gehen würde, so ergriffen bin ich. Dann kann es passieren, dass derselbe Mensch ein paar Tage später Dinge ausspricht, für die ich ihn gern teeren und federn würde. Nur fürs Protokoll: Ich tue weder das eine noch das andere. Was ich aber auch nicht mache: Ich diskreditiere ihn weder auf Facebook noch in Fernseh-Reportagen, ich schreibe keine diffamierenden Artikel über ihn und behaupte nicht, dass er ein Spinner und gefährlich für die Demokratie ist. So aber geschieht es bei Attila Hildmann. Und das hat Folgen.

Der Koch, der gehen musste

In den klassischen Medien wird Hildmann attackiert, bis der Arzt kommt, zum Beispiel auf „utopia.de“:
Doch im Moment macht Hildmann nicht wegen seiner Kochkünste von sich reden, sondern aus einem anderen Grund: Auf Instagram, Facebook und Telegram hetzt er gegen die Maßnahmen, die die Bundesregierung eingeführt hat, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Diese seien Teil einer Verschwörung, die das Ziel verfolgt, die Demokratie abzuschaffen – mittels Zwangsimpfungen, Medienmanipulation etc. Hildmann ruft seine Follower deshalb zum Widerstand auf.
Widerstand funktioniert aber ganz offensichtlich in beide Richtungen, denn:
Seit Wochen verbreitet der Koch abstruse Verschwörungstheorien und Hetze im Netz. Er unterstellte zum Beispiel Angela Merkel, die Wirtschaft „bewusst gegen die Wand gefahren“ zu haben. Der Microsoft-Gründer Bill Gates kontrolliere die WHO und habe den Plan, Menschen mit Impfungen krank zu machen, zu sterilisieren und zu töten. Nun haben mehrere Unternehmen die Konsequenz gezogen – und nehmen seine Produkte aus dem Sortiment.
Die Tatsache, dass Hildmanns Produkte aus dem Sortiment von einigen Unternehmen genommen wurden, hängt natürlich – neben seinen Auftritten – mit der Berichterstattung zusammen. Denn ähnliche Thesen kursieren auch in den Köpfen vieler Menschen, nur sind die weder prominent noch selten so eloquent wie Hildmann, um diese Thesen unters Volk zu bringen. Die mediale Reaktion darauf ist aber ein Warnschuss vor den Bug der Leute, die tatsächlich ähnlich denken wie Hildmann: „Seht her, was mit dem Attila passiert! Wenn Ihr nicht brav seid, droht Euch ähnliches, also haltet Eure Schandmäuler!“ Kürzlich habe ich in einem anderen Text vermutet, dass es deutlich mehr Menschen mit verschwörungstheoretischen Ansätzen gibt als gemeinhin angenommen. Das heißt in der entsprechenden Konsequenz, dass all diese Menschen für die Mächtigen eine potenzielle Gefahr darstellen. Denn ein paar „Verstrahlte“ fallen nicht weiter ins Gewicht, werden sie aber mehr und so zu einer kritischen Masse, könnte das tatsächlich unangenehme Folgen für jene haben, die das so gar nicht wollen. Mir ist klar, dass das jetzt gleich wieder nach einer Verschwörungs … nein, nach einer „kruden“ Verschwörungstheorie klingt. Aber ich bleibe dabei, es ist bezeichnend, dass Promis wie Hildmann, Naidoo oder Jebsen in diesen Tagen massiv medial attackiert werden. Herr Müller aus der Sandstraße gäbe kein medial attraktives Opfer ab, also müssen die herhalten, die zur Verfügung stehen. Und das sind eben die – inzwischen üblichen – Verdächtigen.

Ein kurzes Zwischenstatement

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich einiges von dem, was Hildmann, Naidoo oder Jebsen von sich geben, für absurd halte. Anderes klingt in meinen Ohren durchaus schlüssig, und vieles ringt mir überhaupt keine Reaktion ab. Aber steht es mir zu, diese Menschen als Ganzes zu be- und zu verurteilen? Ich denke nicht. Und – noch viel schlimmer – ist es korrekt, Menschen mit abweichenden und zuweilen bizarr anmutenden Meinungen zu diffamieren und öffentlich so zur Schau zu stellen, dass ihr Leben, ihre Karrieren in Gefahr geraten? Ich sage: nein! „Spiegel TV“ etwa hat Ken Jebsen verdächtigt, mit dem Angriff auf das Team der „ZDF heute show“ zu tun zu haben. Und hat gleich die Adresse seines Büros mitgeliefert, um … ja, um was? Um vielleicht Leuten das Leben leichter zu machen, die sich mit dem Grundsatz der Selbstjustiz anfreunden können? Der Einleitungstext zum Video beginnt so:
Die Zentrale des Verschwörungstheoretikers Ken Jebsen gleicht einer Oase. Ein kleiner Weg führt durch den üppig bepflanzten Innenhof des Gebäudekomplexes in der Nähe der hippen Torstraße in Berlin-Mitte. An der Klingel steht „sector B“, Jebsens Firma, darunter der Name einer Anwaltskanzlei. Die Adresse ist nicht einfach zu finden, offiziell sitzen die Macher der alternativen Medienplattform KenFM ganz woanders.
Also, Leute, aufgepasst, wenn Ihr es genau wissen wollt: Ken Jebsen ist ein offizieller Verschwörungstheoretiker, und seine Dienstadresse ist nicht leicht zu finden. Oder eher: war nicht leicht zu finden, denn „Spiegel TV“ hat das mal geregelt. Es folgen … ja, es folgen „krude“ Theorien des „Spiegel“ und die investigative Enthüllung, Jebsens wahren Namen zu kennen, der zwar nicht Relotius lautet, aber irgendwie schwer auszusprechen ist. Auch wenn ich mit vielem, was Jebsen umtreibt, Hildmann beschäftigt und Naidoo belastet, nicht konform gehe, kann ich doch sagen, dass die öffentlichen und medialen Hetzjagden gegen die drei (so etwas funktioniert immer nur in die eine Richtung, in die der Medienmacht) ausgemachte Feindseligkeiten sind, die bewusst Menschen schaden wollen, die eine Sicht auf die Dinge haben, die im Allgemeinen nicht gern gehört wird. Moralische Grenzen scheint es da nicht mehr zu geben. Womit wir beim eigentlichen Punkt wären: der Meinungsfreiheit.

Meine Meinung, deine Meinung? Heute nicht mehr!

Ich habe für diesen Text ganz bewusst die Beispiele Hildmann, Jebsen und Naidoo gewählt. Weil offenbar in weiten Teilen der medialen Landschaft und der gesellschaftlichen Wahrnehmung deren Aussagen als gefährlich gelten, als hetzerisch und – ohne geht‘s nicht – verschwörungstheoretisch. Doch wenn man sich einmal ansieht, wie groß die „Gefahr“ ist, ereilt einen eine simple Erkenntnis: Diese Männer sind nicht gefährlich. Gefährlich ist das, was aus ihnen gemacht wird. Fragen wir uns also einmal ganz pragmatisch, was genau man den drei Männern vorwerfen kann. Und denken wir möglichst genau darüber nach, wie unsere Antwort lautet. Hetze? Das Wort ist ähnlich vergiftet wie das der Verschwörungstheoretiker. Es wird flächendeckend negativ besetzt und mit einer politischen Ideologie gleichgesetzt. Tatsächlich aber tun Jebsen, Naidoo und Hildmann ihre Meinung kund. Sie tun das laut und medienwirksam (wobei das Interesse des Mainstreams ja nicht auf ihrem Mist gewachsen ist), und sie vermuten, dass wir von ziemlich schlimmen Fingern regiert werden. Damit haben sie fraglos erst einmal recht. Man kann das anders sehen, als regierungstreuer Bürger sogar verurteilen. Aber die Aussage, dass unzählige Menschen in den letzten Jahren immer mehr an Grundsätzlichem beraubt wurden, kann man nur schwer leugnen, es sei denn, man heißt Amthor oder Merkel, von mir aus auch Steinmeier. Ist das also Hetze? Ist es justiziabel? Liegt eine offenkundige Straftat vor? Und müsste ein Horst Seehofer (CSU) nicht ebenso streng beurteilt werden, als der Mann, der die Flüchtlingskrise die Mutter aller Probleme nannte? Muss nicht der kürzliche Vorschlag aus Unionsreihen, den kläglichen Mindestlohn zu senken, als üble Hetze eingeordnet werden? Und wie ist es mit der BILD, die seit Jahren Hartz-IV-Empfänger niederschreibt? Ist das etwa seriöse Berichterstattung? Krude Theorien? Mag sein, dass Jebsen übers Ziel hinausgeschossen hat, als er behauptete, Bill Gates finanziere 80 Prozent der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Mag sein, dass Hildmann zu dick aufträgt, wenn er sich nur mit einem „Kopfschuss“ an seinem Widerstand hindern lassen will. Und mag sein, dass Naidoo einen Sachverhalt ein wenig falsch eingeordnet hat, als er annahm, dass Kinder in unterirdischen Bunkern festgehalten und gequält werden (ich hoffe das jedenfalls inständig). Nur: Reichen diese Äußerungen aus, um die drei Männer bundesweit und in jeder nur erdenklichen Form zu diffamieren? Wir müssen da noch eine letzte Unterscheidung vornehmen. Die der Medien und der Mediennutzer.

Der Kampf zwischen Mainstream und alternativen Medien

Klar, wer in der Öffentlichkeit und in den sozialen Medien Aufmerksamkeit erhält, ist dem Mainstream ein Dorn im Auge. Insbesondere, wenn er Klickzahlen im Millionenbereich erzielt. Aus Sicht des Mainstreams ist das eine reale Gefahr, denn ihre eigene Art der Arbeit fällt bei einem direkten Vergleich womöglich unangenehm auf. Bezeichnend war das Rezo-Video „Die Zerstörung der CDU“, das regelrecht gepflastert war mit Quellenangaben. Da die klassischen Medien so nicht (mehr) arbeiten, missfiel ihnen das Rezo-Video offenkundig. Aber Rezo war kaum angreifbar, zumal er mit seinem Video das Überraschungsmoment auf seiner Seite hatte. Das hilflose Rumgeeiere der CDU spricht in diesem Fall Bände. Jebsen, Hildmann und Naidoo bieten mehr Angriffsfläche. Sie stellen Thesen auf und behaupten Dinge, die sich nur selten durch Quellen belegen lassen. Allerdings ist das auch gar nicht immer Sinn der Sache, zumal, wenn man lediglich seine Meinung äußert. Und, dezent nachgefragt: Wie oft finden wir in den Mainstreammedien Quellenangaben? Eher selten. Und so ist es eher glücklichen Zufällen zu verdanken, dass gefälschte Fotos, abgeschriebene Meldungen und haltlose Unterstellungen überhaupt ans Licht kommen. Wir halten also fest: Der Mainstream fürchtet sich vor Leuten wie Jebsen & Co. Das ist keine Übertreibung, denn sie funktionieren einfach anders, und sie haben andere Botschaften, Botschaften, die denen der erwähnten Leute diametral entgegenstehen. Letztlich kämpfen Leute wie Ken Jebsen auf der einen und die klassischen Medien auf der anderen Seite um die Deutungshoheit. Dabei verwenden sie ziemlich brachiale Methoden. Was allerdings für den alternativen Medienmenschen im schlimmsten Fall bis zur Existenznot geraten kann, ficht einen Redakteur beim „Spiegel“ nicht an, er bekommt am Ende des Monats sein Gehalt überwiesen. Dieser Kampf zwischen reichweitenstarken alternativen Medien und dem Mainstream ist noch lange nicht beendet, und er ist weit von seinem Höhepunkt entfernt. Denn bestimmte Formate werden auch in Zukunft eine Rolle spielen, sie werden eher mehr als weniger Zuspruch erhalten. Da das dem Mainstream nicht passt, werden die Kampagnen der Diffamierung weitergehen und Schritt für Schritt neue Sphären und Hässlichkeiten erreichen.

Wir spielen das Spiel der Diffamierungen mit

Wir, die wir Mediennutzer sind, spielen dabei nur auf den ersten Blick eine zweitrangige Rolle. Tatsächlich sind wir das Salz in der Suppe. Denn mediale Diffamierung funktioniert nur, wenn es Abnehmer gibt. Und die sind wir. Wenn wir vermeintlich „lustige“ Twitter-Tweets oder angeblich satirische Bilder posten, die sich über Ken Jebsen als Außerirdischen, Hildmann als Blödmann und Naidoo als Psychopathen ergießen, fühlen wir uns gut, weil wir durchschauen, was diese Figuren vorhaben. Zumindest denken wir das. Aber wir sind weit davon entfernt. Tatsächlich, und das mag jetzt ungerecht klingen, sind wir aber Helfer für die, die die Meinungsfreiheit nach und nach abbauen wollen. Wenn wir Meinungen – und erscheinen sie uns noch so abwegig – nicht zulassen, die unangenehm, aber nicht gefährlich oder justiziabel sind, setzen wir die Meinungsfreiheit perspektivisch aufs Spiel. Weil wir die Ansicht etablieren, dass es nur eine Meinung zu einem Thema geben kann, andere dagegen „krude“ sind, „hetzerisch“, und „verschwörungstheoretisch“. Die Verteidigung der Meinungsfreiheit ist gerade dann angebracht und dringend notwendig, wenn es sich um Meinungen handelt, mit denen wir nicht konform gehen. Auf Jebsen, Hildmann und Naidoo trifft das zu, und wir müssten sie eigentlich mit Hauen und Stechen verteidigen. Wir müssten aufbegehren gegen Verleumdungen, Diffamierungen und die Hetze, die die BILD und ihre Gefolgsblätter täglich begehen. Denn womöglich sind wie die nächsten, deren Meinung nicht mehr gewünscht ist und diskreditiert wird. Mit allen Konsequenzen, die das für uns haben kann. Wer sich heute als kritischer Geist fühlt, kann schon morgen eine unerwünschte Person sein. Offenbar scheint die Grenze, die man mit einer Meinung überschreiten muss, immer niedriger zu werden. Jebsen, Hildmann und Naidoo haben keine Drohnenmorde begangen, sie sind nicht dafür verantwortlich, dass unser Sozialsystem seit Jahrzehnten kaputtgespart wird. Sie haben weder die Rente noch das Gesundheitssystem gegen die Wand gefahren, und sie haben keine Sanktionen gegen zahllose Länder verhängt, die nicht einmal während der Corona-Krise überdacht werden. Aber sie sollen eine Gefahr darstellen? Für was? Ganz ehrlich: Für was?

Verschärfte Gegensätze

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Der Klassenkampf ist längst Geschichte — so tönte es vor der Covid-19-Pandemie, die jedoch zeigt, dass das Gegenteil der Fall ist. Nicht wenige waren im März und April begeistert von der Situation. Zuhause bleiben, den Stress rausnehmen: Das hatte was. Der dringend empfohlene Rückzug ins eigene Refugium wurde als Entspannungskur verkauft. Via Cam forcierten nicht wenige Stubenhocker die Erbauung: Es sei doch eigentlich mal ganz schön, die heimische Ruhe zu genießen. Your Home is your Castle. Also bitte seid so gut: Stay at Home. Daheim sei es doch irgendwie immer auch am besten. Diese sorgenvolle gute Laune kam ganz gern aus der oberen Mittelschicht, aus Eigentumshäusern oder Villen. Aus einem geräumigen Arbeitszimmer heraus verbreitete man per Livestream Durchhalteparolen in den Netzwerken. Dass alle Menschen aber nicht in so einer Geräumigkeit leben, manche mit 25 Quadratmetern auskommen müssen, noch nicht mal einen Balkon haben, unter einer erdrückenden Dachschräge wohnen: Das wurde freilich galant übersehen. Wer denkt, dass die halbe Menschheit fürstlich residiert, kann selbstverständlich leicht Empfehlungen aussprechen. Weiterlesen in der Schwurbelpresse

Nicht meine Welt

Woke Spinner. Pandemie 24/7. Gendergaga. Humorlosigkeit. Wichtigtuer an allen Ecken. Selbstgerechtigkeit. Wo sind denn die guten Jahre hin, wo noch nicht alle gut sein wollten? Hilfe, ich sitze hier fest, komme nicht mehr raus! So helft mir doch aus meiner Nostalgie! Ich ertappe mich in letzter Zeit häufiger, wie ich irgendwelche alten Sachen bei YouTube gucke. Neulich erst so eine kurze Zusammenstellung irgendwelcher Erfolgshits aus den Achtzigern. Erst dachte ich mir: Geile Musik. Besser als heute. Dann kam ich zu der Einsicht, dass früher die Dinge überhaupt besser waren. Nicht immer und nicht grundsätzlich. Aber in unzähligen Einzelfällen schon. Wie lebensbejahend die Musik damals war. Und dies trotz Overkill und Atomkraftwerken. In »Vamos a la playa« singen zwei Italiener auf Spanisch darüber, an den Strand zu gehen, dorthin wo nach einer Bombenexplosion die radioaktiven Strahlen rösten. Auf eine skurrile Weise waren die beiden Herren trotzdem witzig. Ach ja, Nostalgie. Mich hat es erwischt. Ehrlicherweise muss ich zugeben, dass ich schon vor der Pandemie einen kleinen Hang dazu entwickelte. In den letzten Monaten hat sich das verschärft. Ich denke gerne zurück an früher, an Leute, denen ich begegnete. Rückblickend war das Zwischenmenschliche schon entspannter als heute. Man ging sich nicht so furchtbar schnell an, nicht so schnell auf den Sack. Das vermisse ich. Von Tag zu Tag ein bisschen mehr. Je radikaler sich dieser Staat in seinem Seuchenschutz und seiner Impfkampagne gibt, desto mehr erinnere ich mich zurück oder gucke Clips, Filme, höre Musik, lese Bücher, die das Lebensgefühl von damals abbilden. Mag ja sein, dass Kid Laroi auch was zu sagen hat – den Namen musste ich googeln -, aber er erreicht mich nicht mehr. Denn er ist eine Stimme aus dieser neuen woken Welt, in der zu leben ich verdammt bin.
Leute, die Led Zeppelin und keinen Song von den Beatles kennen
Natürlich gibt es auch neue Künstler, die was können. Nehmen wir nur Ed Sheeran. Der Kerl kann singen – und er wirkt sogar sympathisch. Der junge Mann hat bei mir einen Stein im Brett, weil er in Danny Boyles Film »Yesterday« mitspielte. In dem Streifen wacht eines Tages ein Straßenmusikant auf und keiner kennt mehr die Beatles. Es hat die Fab Four nie gegeben. Der Musikant verkauft also alle Beatles-Songs, die er kennt, als seine Werke. Und er wird berühmt, der größte Songwriter aller Zeiten. Ed Sheeran spielt sich in dem Film selbst und wird der Entdecker dieses Genies. In einer Szene erkennt er an, dass der Fakebeatle viel besser, viel begnadeter ist, als er – und er verneigt sich vor ihm, erkennt das an. Diese Bescheidenheit machte mir Sheeran sympathisch. Aber aufmerksam wurde ich auf ihn auch nur, weil er ein Teil dieser cineastischen Beatles-Nostalgie war. Eine Welt ohne Beatles ist für mich nicht vorstellbar. Ich höre viel Musik, liebe die Doors, Queen, Led Zeppelin, CCR, Nirvana – und das sind nur einige. Aber in einer Welt ohne Beatles leben wir längst. Ich kenne jüngere Zeitgenossen, die zwar schon mal was von den Beatles gehört haben, jedoch nicht einen Song von ihnen kennen. Led Zeppelin kennen sie zum Beispiel gar nicht. Wie reagiert man auf solche Geständnisse? Ich bin nicht selten sprachlos. Die meisten der Bands, die ich euch aufgezählt habe, gab es gar nicht mehr, als ich jung war. Aber in den Neunzigern hat man sie trotzdem noch wahrgenommen, sie strahlten nämlich noch aus. Es entsprach dem guten Stil von Musikinteressierten, auch die Granden von einst zu kennen. Das gehörte quasi zum Kanon. Es gab gewissermaßen noch ein rotes Band zwischen den Backstreet Boys und den Beatles. Heute werden die Künstler des Augenblicks von jeder Vergangenheit, jeder künstlerischen Beeinflussung isoliert. Heraus kommt dabei ein geschichtsloser Brei, woker Kommerz, blasse Gesichter, die mir nichts zu erzählen haben – die es aber natürlich trotzdem tun. Alles hört sich bei ihnen gleich an: Wie eine Kakophonie der Kacke.
Eloquent ins Arbeitslager
Warum ich jetzt ausgerechnet auf Musik zu sprechen kam, weiß ich auch nicht. Es ist ja nicht so, dass ich ein rein musikalisches Problem und Fremdeln mit dieser Zeit habe. Ich hatte das ja vor der Pandemie schon. Woke Sprache, gendergerechte Ausdrucksweise, dazu dieser unsäglich verbitterte Moralismus und die Humorbefreiung: Das sind auch so Punkte, die mir klarmachen, dass dies nicht mehr meine Welt ist. Spinnereien dieser Art gab es ja auch vorher schon. Aber sie waren Randerscheinungen. Die Massenmedien hätten diese Themen nicht so forciert. Heute sind 80 Prozent der Bevölkerung gegen das Gendern: Aber die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten ziehen das jetzt durch. Gegen die Mehrheit, die sie bezahlen. Und sie tun das mit Inbrunst, ja zelotisch geradezu. Wie befremdlich so ein Verhalten auf mich wirkt, muss ich nicht betonen. Da läuft was falsch. Aber ich merke, dass mich das nicht wundert. In dieser Gegenwart scheint alles gemacht zu werden, was nur irgendwie zu einer Eskalation gebracht werden kann. Wir leben in einem Umerziehungszeitalter. Und die Spinner haben das Ruder in der Hand. Natürlich gab es immer Meinungen, die von grober Idiotie geprägt waren. Ich habe vor Zeiten ein Feature geguckt: Es ging um die Gammler aus den Sechzigern. Man fragte damals Passanten, was sie von denen hielten. Na klar wollten einige diese Leute ins Arbeitslager stecken. Aber andererseits waren da auch ausgewogenere Stimmen, eloquente Zeitgenossen, die ihre Sätze begannen mit »nach meinem Dafürhalten« und die dann in klar strukturierter Darlegung etwas von Perspektiven für junge Leute erzählten. Die drückten sich tatsächlich gewählt aus. Wenn man heute Leute fragt, erntet man freilich auch Eloquenz: Aber es ist nicht die Wortgewandtheit des politischen Bürgers, sondern die des Marketings. Anglizismen sind dabei wichtig. Sieht man ja jetzt in dieser Krise wieder ganz deutlich. »Klick and collect« zum Beispiel. Wie affig geht es denn noch? Alte weiße Männer und Frauen, die kein Englisch sprechen, wissen dann nicht mehr, um was es geht. Sollen sie offensichtlich auch nicht. Man will sie eh nirgends dabeihaben. Sie erinnern nur an eine alte Welt, in der für die Zeitgeisthuren von heute alles viel schlechter, ungerechter, sexistischer, rassistischer und wer weiß was noch war. Als vulnerable Gruppe müssen diese Alten geschützt werden. Aber Ansprüche zur Deutungshoheit sollen sie nicht mehr stellen.
Tony Soprano wäre heute ein politisch korrekter Rassismusbeauftragter
Mit dem Eintritt der Pandemie in mein Leben, habe ich mehr und mehr auf Streaming-Dienste zurückgegriffen. Fernsehen fand ich schon vor 2020 unerträglich, dauernd grinsen dir irgendwelche Leute entgegen, die sich für die Guten auf der Erde halten und sich auch so benehmen. Mich langweilen moralische Attitüden. Meist sind die, die nicht gut sein wollen, die viel interessanteren Menschen. Problem mit dem Streaming ist mittlerweile: Ich kann mir nur noch die alten Filme angucken, weil auch die neuen Produktionen einen pädagogischen Anstrich haben. In jedem Film oder in jeder Serie gibt es auch dann einen Quotenschwulen, wenn er nichts zur Story beizutragen hat. Paare sind mittlerweile in den meisten Filmen interracial, wie man das nennt. Immer häufiger gibt es auch transsexuelle Charaktere. Oder historischer Stoff wird mit farbigen Schauspielern besetzt, sodass dann Schwarze englische Herrenhäuser führen. Ob nun Schwule oder gemischte Pärchen: Mich stört das ja an sich nicht. Ich bin ein liberaler Mensch und jeder so, wie er will. Und wenn mir hin und wieder ein Film präsentiert wird, wo sie die Hauptrolle spielen: Immer gerne. Aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass es in jeder neuen Produktion auf solche Konstellationen hinausläuft. Was auch nicht verwundert, denn das hat sicherlich auch mit dem neuen Kodex der Hollywood-Studios zu tun. Wenn Netflix eine Produktion in die Nähe zu einem Filmpreis bringen will, muss es so besetzen, um überhaupt in die Auswahl kommen zu können. Ich war immer Cineast, ich liebte das Kino von jeher. Und ich tue es noch. Aber auch das neue Kino ist immer weniger etwas für mich. Ich ertappe mich dabei, wie ich sehnsüchtig an die Klassiker denke, wenn ich doch mal was Neues gucke. Viele Filme waren seinerzeit nicht politisch korrekt: Spielt in den ersten beiden Paten-Filmen überhaupt ein Schwarzer mit? In einer Szene sagt ein Don in der Runde aller Dons, dass er das Rauschgiftgeschäft den Schwarzen überlässt, die seien sowieso Tiere. Na und? Ein Mafioso in den Fünfzigern war nun mal kein Rassismusbeauftragter. Er wäre es auch heute nicht. Aber würden sie heute die Sopranos neu auflegen, wäre Tony mit einer Schwarzen verheiratet, würde auf antirassistische Sprache achten, überhaupt weniger fluchen, hätte keinen Strip-Schuppen und auch seine Gewichtsprobleme wären kein Thema, um sich nicht mit der Dicken-Community anzulegen. Anders gesagt: Es wäre sterbenslangweilig.
Jetzt kann ich die Ostalgie besser verstehen
Ich kotze mich hier luxusproblematisch über Musik und Filme aus und glaube daher, die Welt sei so viel schlechter geworden? So könnte man meine Ausführungen verstehen. Aber es ist ja so viel mehr. Dieser Geist des politischen korrekten Moralismus durchzieht alle Bereiche des öffentlichen Lebens. Es ist eine Ideologie, die so tut, als sei sie keine, denn gut und anständig sein zu wollen, sei ja nicht ideologisch, sondern nur das völlig legitime Bestreben aller Menschen. Schließlich möchte man ja ein sozial verträglicher Zeitgenosse sein – hier hätte ich gendern müssen, aber leckt mich! Mir sind fluchende, nicht korrekte Menschen einfach lieber. Daher ist es bei mir so weit, dass ich mich lieber mit einem unterhalte, der der AfD nahesteht, als mit einem dieser Glattgebügelten. Warum? Weil der Kanten hat, verdammt. Man muss sich doch reiben können. Am liebsten mit Menschen, die sich nicht als die Guten sehen. Diesen ganzen Social Justice Warriors, denen man im realen Leben genauso begegnet wie ich den Netzwerken, kann ich nichts abgewinnen. Mit solchen unterhält man sich nicht freiwillig. Das sind doch keine authentischen Menschen. Das sind Sprechroboter mit einem überhitzen Moralinchip im Arsch. Man erkennt diese Leute recht schnell, meistens reichen drei Sätze. Und in jedem dieser drei Sätze steckt ein moralisches Werturteil und ein Imperativ. Darauf habe ich persönlich keinen Bock. Mir ist es schon mehrfach so ergangen, dass ich ein so begonnenes Gespräch ohne Worte abgebrochen habe, weil ich auf diese Art Unterhaltung, Pädagogisierung und Wichtigtuerei keinen Bock habe. Das spricht mich intellektuell einfach nicht an. Da ist mir aber Harald Schmidt, jener von früher, weitaus lieber. Mit solchen Kratzbürsten will ich reden. Muss ich erwähnen, dass ich mir bei YouTube gerne mal alte Ausschnitte der Harald-Schmidt-Show angucke? Das waren noch Zeiten! Ginge heute wohl auch nicht mehr. Mittlerweile verstehe ich unsere ostdeutschen Mitbürger noch besser. Denen ist die altbekannte Welt weggebrochen, alles was sie kannten verschwand. Ihre Welt war nicht perfekt, an manchen Stellen sogar miserabel. Aber es war der ihnen bekannte Kosmos. Und dann, fast von heute auf morgen, war das alles nicht mehr da. Dass das eine nostalgische Welle heraufbeschwören musste, Ostalgie wie man das in diesem speziellen Falle nannte, war nun wirklich nicht verwunderlich. Mir geht es ähnlich wie manchem Ossi.
Ich befürchte, ich werde viel im Gestern leben
Wir hören hier ja oft, dass wir Rechte seien. Rechtsoffen irgendwie. Ewiggestrig halt. Wenn man heute einem vergangenen Lebensgefühl nachhängt, reicht das schon für solche Vorwürfe. Aber ewiggestrig, tja, da ist schon was dran. Natürlich bin ich das. Wie könnte ich das leugnen? Gestern war doch die Welt noch übersichtlich. Nicht besser, nicht gerechter. Aber sie wirkte auf mich etwas entspannter, nicht so überhitzt. Nicht jedes Wort wurde auf die Goldwaage gelegt, nicht jedes Stirnrunzeln psychologisch ausgewertet. Intellektuell frei war das damals auch nicht. Es gab schon damals genug, die Harald Schmidt für einen verkappten Rechten hielten. Aber er hatte dennoch seinen Platz im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Man hielt die Bedenkenträger einfach aus – und sie mussten ihn aushalten. Sich ertragen zu müssen: Das ist ja der stinknormale demokratische Grundkonsens. Heute hält keiner keinen mehr was aus. Was sagt uns das über die Demokratie? Ich werde hingegen sicherlich weiter alte Musik hören, alte Filme gucken – mich zurücksehnen, nostalgisch sein. Wie meine Großmutter, die in den Neunzigern gedanklich noch in den Sechzigern oder Siebzigern ausharrte, wird es mir dabei ergehen. Bei Büchern läuft es bei mir ähnlich. Während der Pandemie habe ich mir einige Bücher rund um das Thema Fußball besorgt. Aber immer über den Kick von früher. Die Gründerjahre, die Professionalisierung, im Grunde alles bis in die Neunzigerjahre hinein. Danach wurde das Spiel noch kommerzieller als es ohnehin schon war. Ronaldo und Messi geben mir nichts. Maradona war noch einer von der Straße. Nachwuchsleistungszentren formen keine Typen – sie formen anonyme Arbeitsbienen für das Feld und formbare Stichwortgeber für die Seitenlinie. Selbst der Fußball ist nicht mehr der, den ich kannte und liebte. Und natürlich gucke ich trotzdem, was mein Verein macht, wie es in der Bundesliga aussieht. Aber alles aus der Ferne und mit einer gewissen Gleichgültigkeit. Ich kenne nicht mal mehr die Spieler, sie sehen alle gleich aus, hören sich alle gleich an und spielen alle denselben Fußball von der Stange. Wo ist da ein Mario Basler, der sein Weizenbier hebt und sein Kippchen raucht? Eigentlich läuft meine Nostalgie doch auf eine Sache hinaus, wenn man es knapp sagen will: Mir fehlen authentische Menschen. Menschen, die keine Lehrer sein wollen. Menschen, die entspannt sind. Solange es die nicht gibt, gucke ich Gestern.