Das Spiel mit der Angst: Der Lockdown-Kalkül

Der Lockdown droht uns nicht: Er ist eine Drohung – und ein Kalkül, das die Politik anwendet, um sich als Retterin zu brüsten. Droht uns ein zweiter Lockdown? Diese Frage stellt sich der Medienbetrieb seit Wochen. Die Wirtschaft fürchtet sich davor. Auch die Bürger sind mehrheitlich dagegen. Unlängst erreichte ein Brief des Bundesverbandes mittelständischer Wirtschaft das Kanzleramt: Es handelt sich um eine Mahnung, keinen zweiten Lockdown einzuleiten. Schon jetzt stehen unzählige Unternehmen vor der Insolvenz. Erste Kündigungswellen zeichnen sich bereits ab, Existenzen zerbrechen: Und das ohne eine solchen Neuauflage. Marcel Fratzscher, Leiter des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), erklärte indes, dass ein Lockdown eine gute Chance wäre, endlich mit Corona abzuschließen. Der Mann spricht als Vertreter der Großindustrie; Kleinunternehmer halten so einen Schritt sicher nicht aus. Die Politik nimmt das zur Kenntnis, erklärt sie würde alles tun, um einen solchen Schritt abzuwenden. Dabei ist eigentlich davon auszugehen, dass ein solcher Lockdown nicht droht. Dennoch nährt man das Schreckgespenst. Das ist politisches Kalkül. Weiterlesen beim Rubikon

LGBTQ+: Elitär, rechts, reaktionär

Minderheitenschutz oder elitäre Ignoranz der sozialen Frage? Individuelle Freiheit oder reaktionäre Machtausübung auf Andersdenkende? Die Frage nach den Zielen der LGTBQ-Bewegung spaltet die Gesellschaft. Und womöglich ist genau das der Sinn der Sache. Doch was wird passieren, wenn der politische Wind sich dreht und reaktionäre Politiker an den Schalthebeln der Macht sitzen? Womöglich geraten dann nicht nur die vielen neuen Geschlechter unter Druck, sondern auch die Frauen, die einst das eine oder andere Recht für sich erkämpft haben – und es plötzlich wieder verlieren. Im Gespräch sind Anke Behrend, Gert Ewen Ungar, Roberto De Lapuente und Tom J. Wellbrock. Inhalt: 01:00 Das erste Mal zu viert 02:00 Der tagespolitische Block: Das Heizungsgesetz Corona: „Wir waren uns halt alle unsicher.“ Hubert Aiwanger zerpflückt Lanz Fridays for Future Bremen hat sich aufgelöst 26:00 Wie rechts offen ist LGBT? 32:00 Ein Ständchen für Stepan Bandera (I) 32:30 Die Standpunkttheorie 39:00 Bildung und Reichtum 46:00 Ein Ständchen für Stepan Bandera (II) 48:00 Frühkindliche Sexualität 50:30 Ganz weit rechts geht mehr 52:30 Die Lieblingsfarbe als Identität 54:00 Angriffe auf die Frauen von beiden Seiten 56:30 Geld vom Westen für russische LGBTQs 59:00 Exportierte westliche „Werte“ 01:03:00 Tschetschenien und Homosexuelle 01:04:30 Die Kraft der Sexualität 01:08.00 Eine Ziege!

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  #LGBTQ #Schule #Lesben #Homosexualität #ChristopherStreetDay #CSD #Transmenschen #Transpolitik #Politik #Gesellschaft #Ukraine #StepanBandera #Gleichberechtigung#Frauenrechte #wohlstandsneurotiker #neulandrebellen #Podcast

#aufstehen: Fetzen können wir uns später noch …

Nachtrag, 11.8.2018: Die ursprüngliche Headline zu diesem Text lautete „Nie war Wagenknecht so rechts wie heute!“ Leider musste ich daraufhin in den sozialen Netzwerken feststellen, dass offenbar von 9 Lesern 10 nur diese Headline gelesen haben. Mir wurde unterstellt, der Artikel sei gegen Sahra Wagenknecht gerichtet. Zu diesem Schluss kann man allerdings nur kommen, wenn man sich auf die Lektüre der Überschrift beschränkt. Echt jetzt: ich fass‘ es nicht! Die einzig wahren Linken haben es schon immer gewusst. Und die Rechten, die doch ganz tief im ihrem Herzen, irgendwie auch links sind, die, ja, die sowieso. Die Wagenknecht ist rechts, so rechts wie die AfD und Pegida zusammen. Seit „#aufstehen“ angekündigt hat, bald loszulegen, schlagen urplötzlich in Deutschland alle Herzen links. Die SPD definiert sich seit gefühlten 800 Jahren als Sammlungsbewegung, die Grünen sowieso, und Flüchtlinge hat man im August 2018 wieder richtig lieb. Alles wegen Sahra. Und alles, weil man sie nicht versteht, nicht verstehen will. Wer ein guter Linker ist, lädt geflüchtete Menschen ein, komme, was da wolle. Selbst wenn es besser wäre, die Rahmenbedingungen in deren Heimatländern zu verbessern, selbst wenn man weiß, dass Krieg und wirtschaftliche Ausbeutung die Hauptursachen Nummer 1 sind, die zu beheben humanitäre Pflicht wären, selbst dann rückt man als gute Linker*in nicht von ihrer Willkommenskultur ab (oder wie auch immer man das politisch korrekt schreibt). Es ist schon grotesk, dass als rassistisch gilt, wer die Ausbeutung anderer Länder anprangert und als Menschenfreund durchgeht, wenn er die Ausbeutung stillschweigend hinnimmt. Würde man mich in einer vergleichbaren Situation fragen, was mir lieber wäre, als Flüchtling in einem anderen Land aufgenommen zu werden oder in meinem Heimatland unter lebenswürdigen Bedingungen bleiben zu können, ich bin mir sicher, ich würde lieber nicht auf Reisen gehen. Nicht mal mit dem Zug, geschweige denn in einem Schlauchboot. Dabei sind Fluchtursachen gar nicht der wesentliche Programmpunkt von „aufstehen“. Vielmehr sind es soziale Themen, Arbeit, Rente, Pflege, um die sich die Anhänger aufstellen. Und genau dafür wurde es längst Zeit. Denn Wagenknecht wird nicht müde, Jahr für Jahr, Talkshow für Talkshow und Interview für Interview immer wieder auf die sozialen Missstände hierzulande hinzuweisen, mit dem Finger darauf zu zeigen und … das Mikro abgedreht zu bekommen. Soziale Themen sind Totschläger, das haben Politik und Medien stillschweigend verabredet. Geht allen gut und so, das wird rauf und runter gebetet, bis es selbst der letzte Hartz-IV-Empfänger in seiner Einzimmerwohnung ohne heißes Wasser endlich kapiert. Und wenn er es dann doch nicht schnallt, dann ist er eben einer von denen, die sich abgehängt fühlen. Mit der Betonung auf „fühlen“. Denn niemand wird hier abgehängt, allen geht es prächtig, und wenn nicht, muss man halt mehr an sich arbeiten. Ich hoffe, dass „aufstehen“ sich nicht darauf einlässt, tagein, tagaus in eine Rechtfertigungshaltung wegen der geflüchteten Menschen zu verfallen. Ich hoffe, dass durch die Sammlungsbewegung endlich die sozialen Themen, die die Basis aller Unzufriedenheit, allen Frustes und aller Hoffnungslosigkeit sind, so sehr in den Fokus der Menschen rücken, dass ihre Bedeutung endlich klarer wird. Von dort aus ist es thematisch gar nicht mehr so weit bis zu den Ursachen für die Flucht unzähliger Menschen. Wenn die Problematik des sozialen Zerfalls unseres Systems in den Köpfen angekommen ist, wird es leichter, die thematische Brücke zu den Fluchtursachen zu schlagen. Und die Verantwortlichen zu benennen, statt die Opfer zu verfolgen. Letztlich ist „aufstehen“ nicht viel anders aufgebaut als die Friedensbewegung. Damals, in der heute gerne verklärten Zeit, ging es den Menschen darum, das Wettrüsten zu beenden, gegen Pershing II und Cruise-Missiles zu demonstrieren, einen Krieg abzuwenden. Dafür ging man auf die Straße. Konflikte und Streit folgten dann später. Warum denn nicht für den sozialen Frieden auf die Straße gehen, warum nicht deshalb die Sammlungsbewegung unterstützen? Danach kann man sich ja immer noch fetzen.  [InfoBox]

Noch drei Jahre zuwarten? – Nein, Neuwahlen jetzt!

Die Volksparteien sind nicht mehr. Sozial- und Christdemokraten verlieren auch in Hessen massiv Anteile. Es kann darauf nur eine Antwort geben: Neuwahlen im Bund! Und zwar so schnell als möglich. Und das trotz AfD, trotz ungeklärter Mehrheitsverhältnisse! Die CSU hat in Bayern über zehn, die SPD beinahe elf Prozentpunkte verloren. Jetzt zwei Wochen später, sieht die Lage nach momentanen Hochrechnungen in Hessen ähnlich aus: Die Christdemokraten verlieren mehr als zehn, die Sozialdemokraten fast elf Prozent. Diese Einbußen bei beiden Wahlen gründen noch nicht mal auf ehemals glamouröse Resultate bei den vorangegangenen Landtagswahlen – schon 2013 fuhren die beiden Blöcke Ergebnisse ein, die bestenfalls als unterdurchschnittlich bis schlecht einzuordnen waren. Seit Jahren verlieren sie nun ihr Publikum, mausern sich zu Parteien ohne Volk. Dies ist freilich keine Neuigkeit. Jetzt allerdings sind sie so stark ins Rutschen geraten, dass es ihnen den Boden unter den Füßen wegzieht wie niemals zuvor. Die Sonntagsfrage im Bund dokumentiert synchron dazu, dass die Große Koalition kaum noch Rückhalt besitzt. Im Jahr 2005 waren beide Parteien zusammen noch auf 69,4 Prozent gekommen. Bei der Neuauflage 2013 waren es dann immer noch 67,2 Prozent. Zuletzt sah es 2017 schlechter aus, die Formation brachte es bloß noch auf 53,4 Prozent aller Wählerstimmen – und das bei steigender Wahlbeteiligung. Nichtwähler sind hierbei übrigens nicht eingerechnet. Die momentanen Prognosen sehen CDU, CSU und SPD zusammen irgendwo zwischen 39 und 41 Prozent. Vermutlich sogar bei einer abermalig leicht steigenden Wahlbeteiligung. Große Koalition: Die Bezeichnung kann nicht mehr angewandt werden. Groß ist an dieser Formation nur mehr die Bereitschaft, etwaige Weichenstellungen und Neuausrichtungen möglichst lange zu verschleppen. Die GroKo ist endgültig an ihr Ende gelangt, auch wenn man sich noch ziert, auch wenn man die Realitäten der Landtagswahlen als bundeslandspezifische Entwicklungen abtut, um im Bund halbwegs unbehelligt zu bleiben. Das jedoch ist dreist, denn diese letzten Landtagswahlen waren nichts anderes als Bundestagswahlen außerhalb des Wettbewerbs, die Luft ist raus – man kann das spüren und am Wahlverhalten deutlich nachvollziehen. Es ist daher an der Zeit, die GroKo zu beenden. Und das auf keinen Fall als geordneten Rückzug in aller Seelenruhe bis 2021. Ja, noch nicht mal mit geplanter Übergangsphase bis in den kommenden Herbst. Nein, jetzt sofort muss was geschehen! Zumal diese Bundesregierung agiert wie jemand, der keine richtige Lebenslust mehr in sich spürt. Das bisschen Klientelpolitik, das aus ihren Reihen noch zündet, können die Köpfe dieser Koalition später ja auch in ihnen angebotenen Aufsichtsräten anpacken. Angela Merkel hat sich überlebt. Schon 2013 war sie abgewählt. Das befremdliche Überleben der Angela Merkel hatte damit zu tun, dass sie jede Alternative zu sich selbst abgeschaltet hat – die SPD bevorzugte einen Platz an ihrer Seite, statt sich als Alternative für Deutschland zu präsentieren. Ihre großen Schlachten, die sie einst schlug und die sie zur allseits beliebten Kanzlerin machten, Europapolitik und Umweltpolitik nämlich, haben sich als teure Schattenboxereien erwiesen. Europa geht am Krückstock und wird als Idee beinahe täglich weniger geschätzt. Berlin hat es als unsolidarischen Wirtschaftsbund etabliert – und damit ruiniert. Und die grüne Umweltkanzlerin, die die Welt retten wollte: Sie hat sich als Testimonial erwiesen, als Greenwashing-Beauftragte einer Automobilindustrie, die die Messwerte nur digital einhielt, aber leider nicht im Real Life. Industrie und Bundeskanzlerin verkauften ein Lebensgefühl mit Motor oben drauf – und die Frau im Hosenanzug tat so, als sei das die weltberühmte deutsche Innovationskraft. Jetzt läuft es der Industrie nass rein, sie muss reagieren und man spürt, dass sie nicht genau weiß, wie sie die Klimavorgaben einhalten soll: Soviel zur deutschen Ingenieurskunst. Mehr Schein als Sein. Der immer kleiner werdende Partner der Union, die Sozialdemokratie, ist hingegen so mit sich selbst beschäftigt, dass von ihr kein Impuls für die Bundespolitik mehr zu erwarten ist. Wie eine Psychogruppe oder Sekte feiert man die eigene Lebensleistung, von der man allerdings nicht mehr so genau weiß, was sie eigentlich gewesen sein könnte. Aber man beschwört sich, ruft zum Durchhalten auf und erbaut sich an dem Umstand, Parteibuchnachfahre großer sozialdemokratischer Leuchten gewesen zu sein – ohne, dass einem dabei selbst ein Licht aufginge, versteht sich. Die Menschen spüren das alles, daher schwindet der Zuspruch. Das Theater um die Installation der aktuellen GroKo, als man zunächst nicht wollte, dann doch wollte, dann wieder nicht wollte, dann vielleicht wollte, um letztlich dann doch schon immer gewollt zu haben, haben die Menschen nicht vergessen. Das war Gift für die Demokratie, als Bürger und Wähler bekam man den Eindruck, dass es denen da nur noch um die eigenen Posten ging. Ja, es war Wasser auf die Mühlen des Populismus. Man kann aber auch gar nicht anders, wenn man diese GroKo beobachtet, als antielitaristisch darauf zu reagieren. Es ist schlicht nichts an ihr zu finden, was ihr Existenzberechtigung geben könnte. Die Einsprüche, warum wir jetzt nicht außerplanmäßig Neuwahlen abwickeln sollten, sind natürlich hinreichend bekannt. Da ist zunächst mal die Furcht vor dem Vakuum, weil stabile Mehrheitsverhältnisse wohl nicht blühten. Aber ob die 2021 blühen würden, bleibt mehr als fraglich. Woher kommt bei den Apologeten des Weiter-so-Kurses eigentlich der Optimismus, dass bis 2021 etwas passiert, was die Verhältnisse klärt? Es gibt im Grundgesetz selbstverständlich keine Vorgabe, die eine Wahl nur deshalb für lässlich hält, weil man schon vorab erkennen kann, dass die Regierungsbildung komplex würde. Und natürlich ist da dann noch die Angst vor der AfD. Aber auch hier gilt: Die wird auch im Jahre 2021 noch existieren – von ihr kann man keine Wahl abhängig machen, denn sonst wählen wir in den nächsten zwei Jahrzehnten oder länger gar nicht mehr. Der psychologische Effekt, im Hinblick auf die AfD zunächst mal nicht zu wählen, dürfte ohnehin verheerend sein: Das stärkt das Märtyrertum der AfD nur und beschert ihr nolens volens Zulauf. Die Große Koalition sollte einen guten Vorsatz für das neue Jahr schon jetzt fassen: Abtreten – und neu wählen lassen. Es reicht wirklich! Mit jeder weiteren Stunde, die sie im Amt bleibt, stärkt sie ihr Bekenntnis, das da heißt: Demokratie ist uns Wurscht! Man sollte wissen, wann die eigene Zeit abgelaufen ist. Und die ist nicht heute verronnen, sondern eigentlich schon vor Jahren. Eine Neuwahl könnte für die SPD tatsächlich eine Chance sein. Wenn sie nämlich so weltabgewandt weitermacht bis 2021, kratzt sie vielleicht nur noch an der Fünf-Prozent-Klausel. Wird jedoch bald gewählt, rettet sie vielleicht die Zweistelligkeit. So oder so Grund genug, um den führenden Köpfen der Partei einen Tritt zu verpassen, der sie vor das Willy-Brandt-Haus bugsiert. Vielleicht ergibt eine Neuwahl ja, dass wir es mit einer Minderheitsregierung zu tun bekommen. Das sollte kein Schreckgespenst sein, sondern es täte uns vielleicht mal wieder ganz gut, nachdem jetzt über Jahre durchregiert wurde, ohne sich mit inhaltlichen Fragen zu beschäftigen. Schlimmer als jetzt kann es jedenfalls kaum kommen. [InfoBox]

Ich hab da ein paar Fragen zu Impfpflicht …

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… und es wäre schön, wenn sich jemand finden würde, um sie mir zu beantworten. Das eine oder andere ist mir nämlich nicht ganz klar, um nicht zu sagen: ich verstehe es nicht. Ich freue mich auf: Zahlen, Daten, Fakten. Zum Abspielen des Videos auf das Bild klicken.   Audioversion:

Das gute Gefühl des konservativen Denkens

Heute muss alles progressiv sein, links, oder – noch besser – in der Mitte. Man schwärmt von Werten, die man nicht buchstabieren kann und fordert Toleranz, wie es intoleranter kaum sein könnte. Und was ist mit dem Konservativismus? In unserem heutigen Podcast machen wir einen Streifzug durch die tagespolitischen Ereignisse und ordnen diese auf seriöse und bierernste Art und Weise ein. Der zweite Teil bildet ein Gespräch über konservative Werte und die alles entscheidende Frage, was daran schlimm sein soll. Inhalt: 00:30 Davor 02:30 Tagespolitisches • Lützerath • Corona • Wieler • Strack-Zimmermann • Biologe, abgehalftert • Haarbeck • Gasbehälter • LNG-Terminal • Silvesterkracher • Recht • Aufstiegschancen • Allgemeine Optimierung 29:00 Politische Heimat 30:00 Was ist links? 32:00 Individualismus versus Gesellschaft 33:00 Bildung 35:00 Tipps für dumme Menschen 37:00 Betreuter Individualismus 40:00 Todesstrafe für eine Transfrau 41:30 Gebrauchte Werte (I) 42:00 Sesamstraße! 44:00 Gebrauchte Werte (II) 45:00 Alleinverdiener früher und heute 52:00 Weg von der Beliebigkeit! 57:00 Gemeinsinn 58:00 „Du bist super-wichtig!“ 01:00:00 „Dann bist du halt ein Arschloch.“ 01:06:00 Bitte an die Zuschauer und Hörer: Gebt uns aussterbende Wörter, die bleiben sollen!

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Habecks Pläne oder: MacGyver auf dem Campingplatz

Nach drei Jahren Krisen mit Grundrechtsbrüchen, Traumata, Insolvenzen, Suiziden, explodierenden Preisen, einer gespaltenen Gesellschaft und kollektiv aufgebauten Zukunftsängsten fällt dem Wirtschaftsminister Robert Habeck nichts anderes ein, als durch ein Verbot von Gasheizungen die Belastungen der Menschen um einen weiteren Faktor zu erhöhen. Aber schlimmer geht bekanntlich immer, zumindest bei den politischen Hetzkaspern, mit denen wir es im Land zu tun haben. Denn Habeck hat zwar einen Plan, aber keine Ahnung, wie er umgesetzt werden kann. Bei Lanz offenbart der Kinderbuchautor inhaltliche Schwächen, die nur in einem Desaster enden können. Er stottert, spekuliert, rätselt, hofft und droht. Wenn man ihm zuhört, kann man nur zum Schluss kommen, dass Habecks Motivation hinter seinen Taten die bewusste Zerstörung einer, unserer Gesellschaft sein muss. Wir müssen eines verstehen: Habeck und seine Komplizen treffen keine Entscheidungen, sie sind ausführender Organe. Das zu sagen, bedeutet immer, sich den Vorwurf der Verschwörungstheorie gefallen lassen zu müssen, aber es führt kein Weg an dieser Einschätzung vorbei. Gleichzeitig sind es Habeck und seine Komplizen, an die wir uns wenden müssen. Es sind die ausführenden Organe, auf die wir Einfluss nehmen müssen. Wir müssen Sie stellen, ihre Handlungen offenlegen, ihre Taten benennen, ihre Schuld aussprechen, ihre Skrupellosigkeit in großen Lettern schreiben, wo immer es möglich ist. Wieder und wieder und wieder … Noch eine Anmerkung: Die Älteren werden sich an MacGyver erinnern, die Jüngeren wissen womöglich nicht einmal mehr, was ein Campingplatz ist. Was ich meine: Wer also mit dem Titel dieses Videos nichts anfangen kann, möge es sich trotzdem anschauen.

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#RobertHabeck #dieGrünen #Bündnis90 #Bundesregierung #Energiekrise #Wirtschaft #Wirtschaftskrise #USA #Russland #Ukraine #Krieg #Gesellschaft #Gas #Öl wohlstandsneurotiker #neulandrebellen #Podcast #Video #Lanz #RobinAlexander #UlrikeHerrmann

Migrationspolitik: Das hat nicht das Thema der AfD zu sein!

Die Linke soll die Themen Migration und Flüchtlinge endlich ad acta legen, sich von der AfD nicht die Themen vorgeben lassen? Aber Fragen zu den Fehlern und Problemen der Migrationspolitik müssen ergebnisoffen und unideologisch links diskutiert werden. Nicht Ignoranz hilft – den Rechten ihr Thema mit Kenntnis und ohne Schaum vorm Mund wegnehmen ist die Option. Jetzt lasst doch das Thema endlich mal ruhen. Flüchtlinge! Migration! Multikulti! Mensch, muss man sich denn thematisch so von der AfD treiben lassen? Es gibt doch wichtigere Probleme. Lasst euch doch nicht einreden, dass dieses Sujet überhaupt ein Problem ist. Solche Einwürfe und Ratschläge liest und hört man jetzt oft. Man möchte der Linken ausreden, sich des Themas anzunehmen, weil man glaubt, dass es das gezielte, ja aufgebauschte Schwerpunktthema der Rechtspopulisten ist. Stimmt ja auch. Wenigstens ein bisschen. Natürlich bauschen die es auf, verschärfen den Ton, fingieren wirkliche Nachrichten so, dass sie am Ende viel besorgniserregender rüberkommen, als sie in Wirklichkeit waren. Aber so zu tun, als gäbe es keine Probleme, keine Nöte und Sorgen, als laufe die Migrationspolitik völlig reibungslos und kuschelig: Das ist keine Alternative. Darf es auch nicht sein. Es wird Zeit, dass man dieses Thema seriös, sachlich und mit der nötigen Distanz behandelt. Und das ist sicherlich nicht das, was die AfD meisterhaft könnte – und wollte. Wenn man sich dieses Themenkomplexes annehmen will, kann es nur von links adäquat behandelt werden. Dazu wird es endlich Zeit. Verweigerungshaltung können wir uns nicht mehr leisten. Nehmt der AfD endlich das Thema weg und handelt es ergebnisoffen – empathisch zwar, aber prinzipientreu – ab. Ich gab ja unlängst zu, dass ich als linker Blogger einen kleinen Anteil daran habe, dass heute ungeklärte Fragen der Migrationspolitik auf uns einprasseln. Als Teil des linken Mainstreams habe auch ich es mir zu einfach gemacht – und damit das Thema den Rechten überlassen. Eine Begebenheit fiel mir da wieder ein. Damals ging etwas von einer Siedlung irgendwo im Ruhrgebiet durch die Presse, in der man viele Sinti und Roma untergebracht hatte. Menschen aus Osteuropa, die die kontinentale Freizügigkeit in Anspruch nahmen und nun ohne Aufgabe und Perspektive in einer Mietskaserne hockten. Die Anwohner liefen Sturm, die Zustände seien schlimm. Über Müll und Bettelei wurde berichtet. Man fühle sich unwohl, die Behörden schauen mehr oder weniger nur zu. Kein Wunder, denn die Behörden sind personell ausgeblutet, Ordnungsamt und Polizei kommen in kaum einer deutschen Großstadt noch zurecht, stückwerken nur noch orientierungslos umher, um wenigstens die gröbsten Aufgaben zu erledigen. Und was habe ich beizeiten als Blogger zur Debatte beigetragen? Ich habe natürlich betont, dass es wohl im deutschen Wesen nach wie vor einen Hang zum Antiziganismus gäbe, habe den Leuten nichts als blinden Rassismus unterstellt. Dieses Muster habe ich ziemlich oft bedient. Kam etwas über solche Stadtteile zur Sprache, in denen die langjährigen Anwohner fremdelten, sich nicht mehr auf die Straße trauten oder aber von Verwahrlosung sprachen, kommentierte ich moralisch, ganz nach dem Motto: Wie könne man um Himmels willen nur so fremdenfeindlich sein? Wie wäre es denn, mal auf diese zugezogenen Leute zuzugehen? Das könne doch nicht so schwer sein, Mensch! Harmonie sei schließlich Einstellungssache, man müsse nur mal aufhören, immer nur das Schlechte zu sehen. Wenn bestimmte kulturelle Gruppen ihre internen Zwiste mit einem privaten Hodscha und Friedensrichter regeln wollen und nicht etwa mit deutschen Polizeibeamten: Was sei denn bitteschön dabei? Ich habe den Berliner Ex-Bezirksbürgermeister Buschkowsky publizistisch abgewatscht, weil der seinen Kiez ständig kritisierte, die dort vorherrschende Parallelgesellschaft rügte. Clans und Banden habe ich ausgeblendet. Wie sollte ich es auch anders wissen, ich Landei? Als ich in Ingolstadt lebte, war das zwar offiziell Großstadt, aber halt trotzdem tiefste bayerische Wohlstandsprovinz. Was ahnte man da schon von Stadtteilen in Berlin, in denen die Polizei keine Lust mehr hat zu verhaften, weil sie weiß, dass man Tatverdächtige schnell wieder auf freien Fuß setzt? Danach war ich an der hessischen Bergstraße – da gab es keine Brennpunkte. In Frankfurt beobachte ich heute die Berlinisierung mancher Stadtteile. Bettelbanden dringen bis in Wohngegenden vor, die Ordnungsbehörde bleibt kulant, erst so genanntes aggressives Betteln sei zu beanstanden. Wann das der Fall ist, bleibt natürlich Ermessenssache. Selbstverständlich findet man auch hier Parallelgesellschaften, in denen deutsche Behörden keinen Einfluss mehr haben. Osteuropäische Roma sprechen einen auf öffentlichen Plätzen an, rückt man dann wirklich mal gutmütig den Geldbeutel raus, gesellen sich prompt zum Bettelnden zwei, drei weitere Kollegen hinzu, die das gezückte Zwei-Euro-Stück gegen den Zehner oder Zwanziger austauschen wollen, der aus dem Geldbeutel herauslugt. Ich habe mehrfach gesehen, wie sie den Geber bedrängten, auf das Papiergeld deuteten, teilweise in die Geldbörse hineinfingerten und den Spendierfreudigen so in die Enge trieben, dass man seine Angst in den Augen erkannte. Die Taunusstraße gehört Banden aus dem Maghreb, die teils mit harten Drogen handeln und die täglich mehrmalige Razzien provozieren. Libanesische Banden wie in Berlin soll es auch in Frankfurt geben. Es gibt sie nach Polizeiangaben ohnehin in vielen deutschen Großstädten. Die deutsche Polizei ist indes gar nicht auf Banden eingerichtet, deren Mitglieder in eher autoritären Gesellschaften sozialisiert wurden. Das sind die großen Verwerfungen, die ganz massiv mit dem Staatsrückzug, mit der Sparpolitik zu tun haben. Die liberale Gesellschaft kriegt tatsächlich den Spagat zwischen Empörung über fehlende Integration hin, ohne zeitgleich für eine ausreichende Finanzierung der inneren Sicherheit sein zu wollen. Der Freiheitsbegriff, der dahintersteckt, führt geradewegs in die Resignation – und als Ausweichtaktik: Ins Augenverschließen. Denn natürlich haben wir uns in den letzten Jahren diverse Handlungen als multikulturelle Normalität verkaufen lassen. Aber es ist eben nicht normal, dass Menschen, die nach Deutschland kommen, über Jahre kaum ein Wort Deutsch erlernen. Es ist auch nicht sinnvoll, wenn man eine europäische Freizügigkeit feiert, Europäern aller Länder die Möglichkeit gibt, ihren Lebensschwerpunkt überall in die EU-Zone zu verlagern, dabei aber im Schein liberaler Ignoranz kein Interesse dafür aufbringt, wie sie ihr Leben finanzieren können. Sozialleistungen gibt es ja keine mehr für Menschen, die frisch ins Land kommen – aus nachvollziehbaren Gründen übrigens. Natürlich ist Zuwanderung in der heutigen Welt völlig normal. Man muss dafür offen sein. Was mich aber mehr und mehr stört ist der Zweckoptimismus, der so tut, als sei das alles so ganz ohne Probleme praktizierbar. Dabei ist es logischerweise viel komplizierter, zumal dann, wenn die Zugewanderten aus anderen Kulturkreisen und Weltregionen zu uns kommen. Da treffen Mentalitäten aufeinander – Sprachschwierigkeiten kommen dazu. Ein kleines, randständiges Beispiel aus dem Gallus, hier in Frankfurt. Vor bestimmten Wohnblöcken, in denen meist arabischstämmige Familien leben, stehen alte Möbel und Kühlschränke herum. Dort wird, wenn sich neu eingerichtet wird, die alte Einrichtung einfach vor die Türe gestellt – Sperrmüll anzumelden kostet in Frankfurt nichts. Man muss ihn aber rückmelden, damit der Lastwagen bei seiner wöchentlichen Tour durch den Stadtteil vorbeikommt. Zudem will man in etwa die Menge des Sperrmülls vorab wissen. Ohne Sprachkenntnisse natürlich schwierig – und ohne Konsequenzen, weil es einfach an Ordnungspersonal fehlt, wird sich da wenig ändern. Die Lebensqualität schwindet, die Kieze verkommen zu Müllhalden. Von den großen Problemen der organisierten Kriminalität, ganz zu schweigen. Man kann diesen Verbrechern noch nicht mal einen Vorwurf machen. Seit Jahren äußern sich Polizisten kritisch, sie behaupten, dass Verbrecher aus dem Ausland die Erfahrung gemacht haben, dass man in Deutschland mit ihnen recht liberal verfährt. Wenn alles glatt läuft, sind sie schnell wieder auf freien Fuß. Mancher nennt das Kuscheljustiz. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass deutsche Gerichte sehr auf Angeklagte fixiert sind, Staatsanwaltschaften sind manchmal extrem kulant, beugen auch gerne mal eine ungünstige Sozialprognose, um dem Delinquenten noch eine weitere letzte Chance zu erteilen. Das ist an sich sympathisch – bei einigen Gesellen sendet diese Freundlichkeit aber ein falsches Signal aus: Sie werten sie als Freifahrtschein. Vor einiger Zeit war ich wieder mal Zuhörer bei einem Prozess: Ein rumänischer Bauarbeiter, der gerade mal neun Tage im Land war, stieg in ein Haus ein. Man hatte ihm Reichtümer in Deutschland versprochen, man brauchte ihn aber, wie so viele Osteuropäer, in einer Bruchbude mit anderen arbeitswilligen Männern unter. Man trank viel, Frau und Kind fehlten ihm und sein Gehalt blieb trotz Arbeitsleistung aus. Kurz und gut, er arbeitete ja auch schwarz am Bau – wo sollte er sich als beschweren? In Rumänien gehört es sicherlich auch nicht zum guten Ton, in anderer Leute Häuser einzusteigen. Er tat es aber. Man bemühte sich in diesem Verfahren fast reflexhaft, vom Angeklagten ein Bekenntnis abzupressen, wonach er aus Hunger eingebrochen sei. Er spielte aber nicht recht mit, Lebensmittel hat er dann auch nicht angefasst. Er räumte den Schnapsschrank leer und hatte den Flachbildschirm schon am Ausstiegsfenster bereitgestellt. Wenigstens war er halbwegs geständig – nur der Fernseher, den wollte er gar nicht mitnehmen, behauptete er. Nach neun Tagen in Deutschland wurde er also bei einer Straftat ertappt – er kam mit Bewährung davon und mit dem heißen Ratschlag, nicht weiter schwarz am Bau zu arbeiten. Die Kosten trug die Staatskasse. In Deutschland konnte er selbstverständlich bleiben. So sieht im Grunde Kontrollverlust im Kleinen aus. Überhaupt zur fehlende Kontrolle sei festgehalten: Mit Flüchtlingen hat das nur nebensächlich was zu tun. Das Problem ist viel älter. Aus einem falsch verstanden Liberalismus heraus haben wir über Jahre so getan, als könnten und müssten wir alles aushalten, was an migrationspolitischen Problemen oder Sorgen anklang. Es musste so kommen, dass das Thema irgendwann so präsent wird, dass man damit politisch punkten konnte. Die AfD hat die Initiative ergriffen und trifft bei vielen Menschen ins Schwarze. Nicht, weil die Menschen grundsätzlich Rassisten wären oder Ausländer aus dem Land haben wollen. Aber sie merken, dass die Kontrolle entglitt – und sie spüren, dass der schlanke Staat viel zu schwächlich ist, um noch dagegenzuhalten. Er kapituliert und seine öffentlichen Repräsentanten halten Sonntagsreden auf Werte, die man gar nicht mehr exekutiv verteidigen kann, weil es an Substanz mangelt. Das Problem mit der AfD ist bekanntlich: Sie hat das Thema aufgegriffen, aber betreibt es mit rassistischen Anklängen, teilweise mit grotesken Übertreibungen, Überspitzungen und Räuberpistolen. Es schwingt ein eugenisches Herrenmenschentum mit, genetische Überheblichkeit und ein Ton, der der Rassenlehre von einst alle Ehre macht. Die AfD nimmt sich dieses Themas in dummdreister bis bösartiger Hetzerei an. Mit einem Anspruch, der so tut, als könne man wieder zurück in die Fünfziger, als der Ausländer noch ein bittstellender Gastarbeiter war, der die Finger von der deutschen Maid lassen sollte. Der Themenkomplex gehört aber in den linken Diskurs, muss der AfD entrissen werden – es ist insofern ein linkes Thema, weil es ein Ordnungsthema ist. Und Ordnung: Darum geht es doch! Das ist das Thema dieser Zeit. Die ist uns nämlich verlorengegangen. Zu glauben, dass irgendwelche Stockkonservativen die wiederherstellen könnten und wollten, gehört zu den ganz großen Naivitäten unserer Epoche. Ordnung ist eine wirtschaftspolitische Frage – und gesellschaftspolitisch ist sie nur möglich, wenn man den Mut hat, Wahrheiten zu erkennen und mit diesen Erkenntnissen Politik zu gestalten. Zu lange hat man innerhalb der Linken so getan, als sei zum Thema der Migration alles gesagt, als könne man jetzt gönnerisch zugucken, wie sich Vielfalt entfaltet. Dass diese Vielfalt nicht nur eine Chance ist, sondern bei diversen Themen (beispielsweise Gleichstellung, Kindeswohl oder Akzeptanz staatlicher Autoritäten) in ein Chaos mündet, hat man pfleglich ignoriert. Bis es zu spät war. Oder bis es hoffentlich nur fast zu spät war: Man muss optimistisch bleiben! Eine neue Linke im Land muss da ergebnisoffener handeln, kritisch bleiben, nicht romantisieren und klare Vorgaben machen: Ja, Deutschland ist ein Einwanderungsland. Wir brauchen ein Einwanderungsgesetz, das auch was von den Migranten fordert – und wir benötigen ein Integrationsministerium, das Vorgaben macht, Werte und Vorstellungen vermittelt und gleichzeitig integrative Programme auflegt und fördert. Es gibt aber ganz sicher keinen Anspruch darauf, dass internationale Banden ganze Stadtteile zu ihrem gefühlten Eigentum erklären. Das kann nur gelingen, wenn man Gelder für die Sicherheit zur Verfügung stellt und die Trimmung der Ordnungsbehörden auf rein betriebswirtschaftliche Effizienz einstellt. Wenn man also die neoliberalen Feuchtträume beendet und die politische Handlungsfähigkeit erneuert. Kurz gesagt, wenn man linke Politik macht. Daher ist auch die Sicherheit ein linkes Thema. [InfoBox]

Im Himmel gibt es kein Corona

Es gibt nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord. Und über den denke ich in den letzten Tagen oft nach. Nein, nicht sofort den Notruf alarmieren. Es herrscht keine Gefahr – noch nicht. Aber klar ist mir auch: Nein, ewig geht das so nicht weiter für mich. Einige Wochen ist es mittlerweile her, da hat der Weltärztepräsident Montgomery angemerkt, dass diese Pandemie nie ende. Wir sollten brav weiter unsere Masken tragen, er sehe das nicht als dramatischen Einschnitt in die Grundrechte an. Zunächst regte ich mich über den Weltherrschaftspräsident auf. Allerdings nur kurz. Der Winter war hart; ich gebe es offen zu, ich habe gelitten. Schwerer als man das zuweilen glaubt, wenn man mich reden hört, mich liest. »Du warst doch immer für einen Spaß zu haben«, werden einige sagen. Ja, war ich. Auch traurig neige ich dem Humor zu. Lachen und weinen kann man nicht als untrennbar einstufen. Bitterer wurde mein Humor allerdings schon. Und zynischer. Nun ja, jedenfalls verlor ich schnell die Aufregung, nachdem ich das von Montgomery gelesen hatte. Ich dachte über das nach, was uns – die Frau an meiner Seite und mich – vor einigen Monaten beschäftigt hatte. Damals, als es kein anderes Thema mehr gab als Inzidenzen, weitere Eingriffe und Erschwernisse, als ich zum Beispiel las, dass in Teilen Bayerns eine Bartrasur für Vollbartträger verordnet wurde, um FFP2-kompatible Gesichter zu haben. »Stell dir vor«, haben wir uns gegenseitig gefragt, »das geht ewig so weiter, wir sehen nichts mehr von der Welt, tragen immer Maske, lassen uns bevormunden, die Menschen entfremden sich weiter: Was machen wir dann?« Wie wir das für uns beantworteten, darüber ist schwer zu reden.
Wollen wir so leben?
Denn wir wissen ja, dass es »nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem [gibt] : den Selbstmord« nämlich, um das Thema mal mit Albert Camus zu beginnen. Sachlich haben wir über ihn gesprochen. Über den Selbstmord – nicht Camus. Ohne akute Not. Beide sind wir nicht suizidgefährdet. Wir traten aber einen Schritt zurück, betrachteten die Situation, die Perspektiven: Wollen wir so leben? Würden wir in so einer Welt im Ausnahmezustand einen Platz finden, den wir gerne ausfüllen? Reicht uns der Rückzug in unsere Privatheit, in das stille Netflix-Biedermeier, Zierkissen auf dem Sofa und eine Lieferando-Bestellung, um zu vergessen, wie es früher war? Klar, wir vereinsamen auf hohem Niveau. Wir haben uns. Und wir haben in den letzten Monaten gespürt, wie stabil unsere Beziehung tatsächlich ist. Wäre einer von uns ein Corona-Schisshase gewesen, ein Lockdownie, während der andere es lockerer, ja auch kritischer beargwöhnte: Das hier wäre gescheitert. Toleranz in einer Partnerschaft kann nicht alles aushalten. Wir waren uns gegenseitig der jeweils letzte vernünftige Mensch. Wir sind kein Suizidpärchen. Nicht falsch verstehen. Wir sprachen darüber und waren uns einig: Es kann sein, dass wir in einer Zukunft – nicht heute, nicht morgen – einen gemeinsamen Entschluss fassen würden, wenn die Welt dieser beschissene Platz bleibt. Dabei meinen wir jetzt nicht nur den Luxusumstand, mal ausgehen zu wollen oder einen Urlaub anzutreten. Auch das Zwischenmenschliche bringt uns auf diese Gedanken. Denn wie die Leute sich belauern, sich nicht zu nahe kommen, sich einfügen in die Uniformität oder sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen: So kann man doch auf Dauer nicht leben wollen!
Lebensschutz oder Suizid: Die Würde des Menschen ist mannigfaltig
Wir glauben im Moment, dass wir nicht auf natürlichen Wege aus dem Leben scheiden werden. Das ist der Stand heute. Wir hoffen sehr, dass wir uns täuschen, dass unsere Empfindung nur eine Momentaufnahme ist. Wahrscheinlich treten wir ja nicht in eine bessere Gesellschaft. Aber vielleicht normalisiert sich der menschliche Umgang wieder, kann man wieder Freiheiten erleben. Jedes Jahr aufs Neue machen wir das, was wir seit November erlebt haben, aber nicht mehr mit. Dazu reicht nicht nur unsere Kraft nicht – das ist nicht die Vorstellung von unserem Leben. Wenn es das gewesen sein soll, dann wäre es besser, wenn es das gewesen sein soll mit uns. Natürlich verherrlichen wir den potenziellen Abgang in einer Zukunft nicht. Wenn man darüber nachdenkt, macht das einem Angst. Und wie will man es anstellen? Wie gelingt es schmerzfrei? Das sind ganz praktische Fragen. Wir sind ja beide nicht depressiv, uns treibt ja nichts aus reiner Lebensmüdigkeit zu solchen traurigen Gedanken. Das Leben wäre uns immer lieber als der Tod. Die gesamte Misere halten wir für eine Frage der Menschenwürde. Unserer Menschenwürde. Man kann sie, wie die Lebensschützer der letzten anderthalb Jahre, als Haltung auffassen, die das Überleben ins Zentrum des Handelns stellt. Überlebst du noch oder lebst du schon? Würde ist für uns eine Frage des Lebens, des savoir vivre, des Verstehens des Lebens. Überlebensmodelle akzeptieren wir für eine kurze Zeit. Aber dauerhaft muss sich etwas anderes etablieren. Wir waren Fans der Serie »The Walking Dead«, waren aber auch immer der Ansicht, dass wir in so einen Szenario nicht lange leben wollten. Nur immer das Überleben zu sichern: Da ist doch keine Menschenwürde mehr im Spiel. Das ist unwürdig. Die Corona-Politik geriert sich als Überlebenspolitik und nutzt auch eine Rhetorik, die darauf abzielt, das hehre Motiv der Lebensrettung in den Mittelpunkt zu stellen. Wenn wir das noch weitere Jahre ertragen müssen, bleibt uns womöglich keine Wahl, weil wir uns in keiner Welt alt werden sehen, in der das Normalität sein soll.
Wer den Tod fürchtet, wird nie wie ein lebenstüchtiger Mensch handeln
Nein, wirklich, macht euch keine Sorgen. Jetzt, da die Testpflicht wegfiel, gehen wir sogar wieder aus. In der Frankfurter Innenstadt fiel endlich die Maskenpflicht. Wir hatten sie selten beachtet, aber immer mit unters Kinn geklemmte Maske in Habachtstellung durch die Straßen zu laufen, sich nach links und rechts umguckend, ob nicht irgendein Abschnittsbevollmächtigter um die Ecke biegt, der uns ein Strafgeld aufbrummen darf, war auch nicht für unsere Gesundheit förderlich. Wir hätten das Ding ja einfach tragen können? An der frischen Luft? In einer verwaisten Innenstadt? Ehrlich jetzt? Das ist es ja, wir haben Abstand gewahrt vor dieser ganzen Kopflosigkeit, haben uns unseren Kopf bewahrt. Das ist nicht gesund. Das hat uns zu leidenden Außenseitern gemacht. Und uns auf diesen Gedanken des eigenen Endes gebracht. Dabei fiel uns auf, dass wir den Tod jetzt nicht gerade mit offenen Armen empfangen würden. Aber dass Leben ein bisschen Risiko ist, dass es das sein muss, um Leben sein zu können, das galt für uns von Anfang an als klare Angelegenheit. Wer den Tod fürchtet, der wird nie wie ein lebenstüchtiger Mensch handeln können. Diesen markigen Spruch würde ich mir gerne ans Revers heften. Er stammt aber von Seneca. Der Mann kannte sich aus mit Selbstmord. So schied er aus der Welt. Überhaupt ist diese römische Haltung, ohne sie jetzt verklären zu wollen, eine ganz andere Interaktionsgrundlage mit der Welt. Die alten Knaben neigten dem Stoizismus zu, eine philosophischen Richtung, die durch Gelassenheit und Determinismus gekennzeichnet war. Nun sind wir beide keine klassischen Stoiker, aber im Alltag leben wir schon Anflüge dieser Haltung. Vielleicht kommt es daher, dass wir uns über ein selbstgemachtes Ende Gedanken machen, wenn die Welt so bleibt wie jetzt. An einen Himmel, wie es die Überschrift dieses Textes kundtut, glauben wir allerdings nicht. Dass es im Himmel kein Corona gibt, hat offenbar ein kleines Kind neulich gesagt. Eine Zeitung berichtete darüber. Todessehnsüchte: Sie scheinen weitverbreitet. Danke, Merkel.

Wärt ihr so nett, euch mal für das Richtige zu empören?

Streubomben für die Ukrainer, obwohl es ein internationales Abkommen gibt, das diese verheerende Verstümmelungswaffe ächtet – da muss es doch endlich einen lauten öffentlichen Aufschrei geben! Gibt es aber nicht. Seit Jahren warten wir, dass die Empörung sich Bahn schlägt. Umsonst! Gut, es gab einige Stimmen, die die von Deutschland tolerierte US-Lieferung von Streubomben an die Ukraine kritisiert hätten – inklusive Anzeigen. Mehrheitlich stammt die Aufmüpfigkeit aus unserer Blase hier. Aber sonst? Gibt es einen Aufschrei? Gar einen #Aufschrei, quasi hashtagisiert? Mag sein, dass das an mir vorbeiging – man kann die eigene Verschlafenheit dieser Tage nie ganz ausschließen. Zu viele Einflüsse, zu viele Berieselungen machen mürbe und müde. Aber vermutlich war da nichts Großes, keine Massenempörung. Dabei wäre die Zeit reif, denn wer zuschaut, wie es Streubomben regnet, schaut auch demnächst vielleicht auch zu, wenn Atomwaffen »diesen Krieg gewinnen«. Seit Jahren warten wir, warte ich auf Empörung. Während jener Jahre, die sie »die Pandemie« nennen, glaubte ich oft, am Ziel meines Sehnens zu sein. Man würde doch nicht stillschweigend zugucken, wenn man Rollatorenrentner von der Parkbank scheucht. Aber man schaute zu. Es würde doch was geschehen, wenn man Kinder den ganzen Tag FFP2-Mummenschanz aufbürden würde. Doch kaum eine Regung. Und dann kamen die Hardliner, die vermeintliche Impfstoffe nutzten, um den Rechtsstaat ad absurdum zu führen. Aber ein Aufschrei hätte auch da anders ausgesehen.

Das Empörungsoutsourcing wirkt

Wie lange ist das nun her, dass ein französischer Greis mit seinem Büchlein einen Bestseller landete, von dem in diesem Lande – aber nicht nur hier, sondern in vielen europäischen Ländern – massenmedial berichtet wurde? Stéphane Hessel hieß der Mann; vor zehn Jahren ist er gestorben, dieses Jahr würde er 106 Jahre alt. Der Titel seines Essays »Empört Euch!« Darin schreibt er sinngemäß, dass die Bürger sich wieder ihre Länder zurückholen müssten – es den Konzernen und ihren willfährigen politischen Helfern aus den Klauen reißen sollten. Und das baldmöglichst. Im Grunde brachte Hessel das zum Ausdruck, was auch Hubert Aiwanger dieser Tage postuliert. Nur damals, es war 2010, war man noch nicht bereit, die geforderte Empörung und das Entreißen der Geschicke aus Händen einer despotischen Politclique als einen Akt der Rechtsgesinnung einzuordnen. In jenen Jahren haben auch nicht alle Hessels Zeilen begeistert beklatscht, aber noch tat man so, als habe der neue Liberalismus, der keinen anderen Gott neben sich zuließ, die besten Absichten im Sinne aller Menschen. Im Medienbetrieb kam Hessel dennoch an, man ignorierte ihn nicht. Und die Berichterstattung war noch nicht mal gänzlich schlecht, sein Aufruf galt vielen Journalisten noch als Akt publizistischer Widerständigkeit. Heute wäre Hessel mit dieser Schrift ein Rechtsextremer. Ein Querdenker. Vielleicht würde man eine Nähe zu Putin konstruieren. Ist das echt erst 13 Jahre her, dass dieses Büchlein zu einem Erfolg werden konnte? 13 Jahre später und die Werte, die der alte Mann da vertrat, sind nicht mehr aufzufinden. Die, die noch widerständig sind, gelten längst als stigmatisiert – und jene, die es gerne wären, die es in sich spüren, trauen sich nicht und halten vorsorglich den Mund. Denn ein falsches Wort ruiniert Familien, Schicksale und Karrieren. Dieses Empört Euch! gibt es noch. Aber die Empörungsszenarien sind transformiert. Man darf sich noch empören, die Machteliten wissen sehr wohl, dass Empörung ein Ventil ist, das man genehmigen muss. Die Frage ist nur, worüber man sich empören sollte. Heute gibt es eine Empörungsindustrie, die dieses Ventil offiziell bedient. Man nennt diese Industrie Wokismus. Sie erfindet quasi stündlich neue Empörungsstoffe. Aber niemals geht es um die ganz großen Fragen. Um Probleme wie Umverteilung, soziale Gerechtigkeit und eine fairere Wirtschaft etwa. Alles, was die Strukturen wirklich bröckeln lassen könnte, muss als Empörungspotenzial ausgeblendet und in die Kanäle der woken Empörungsindustrie gespeist werden.

Wir Schlafwandler

Das ist der Grund, warum unsere politischen Eliten und die Unternehmenskultur so ein Faible für woke Themen haben. Glauben Sie echt, dass Nancy Faeser mit einer Gruppe ledertragender Peitschenschwuler an einem Tisch sitzen und Sexualpraktiken besprechen möchte? Ihr Auftritt beim CSD ist ein Geschäftstermin, sie besucht die Empörungsindustrie, wie früher mal ein vielleicht noch seriöserer Arbeitsminister eine Fließbandproduktion oder um Fünf in der Früh eine Bäckerei. Mit dem Unterschied: Da war ein Mandatsträger zu Gast bei Menschen, die der Gesellschaft nutzen – und sie nicht missbrauchen, indem sie sie als Therapiestunde zweckentfremden. Hessel hat uns vor 13 Jahren zur Empörung animiert. Und empört sind wir seither dauernd. Gesellschaft ist nur noch als Empörungsanstalt vorstellbar. Ständig ist jemand gekränkt, beleidigt oder falsch behandelt worden. Opfer sind alle ohnehin, aber manche ganz besonders im Speziellen. Es geht um falsche Pronomen oder um Blicke, die man nicht aushalten möchte. Selten aber um faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Die applaudieren wir weg. Das ist das Höchstmaß an Empörung für das Sinnvolle. Das Sinnlose hingegen erlebt eine Empörungsaggression von gigantischem Ausmaß. Es wäre schön, wenn dieser kurze Text hier zum Inhalt hätte, einfach die fehlende Empörungsmoral anzumahnen und mehr davon einzufordern. Wie Hessel es tat: Empört Euch! Verdammt, tut es endlich. Aber es ist tatsächlich viel schlimmer, die Empörungsressourcen sind belegt, es gibt überhaupt keine Reserven mehr, um sich für das Richtige zu empören, weil sie sich im Falschen aufreiben. Ja, es gibt einfach keine richtige Empörung in der falschen. Der greise Franzose wollte uns aufrütteln, wir sollten keine Schlafwandler sein. Aber genau das sind wir. Das Problem ist nur, dass der Großteil der Menschen es nicht merkt, weil er denkt, eigentlich sei die Debatten- und Kritikkultur im Lande agil und laut und kämpfe mit Verve für bessere Verhältnisse. Das ist die Kunst der woken Empörungsindustrie. Sie schafft potemkinsche Dörfer; Attrappen, die simulieren, hier ist noch was los. Ist es aber nicht! Wir haben es mit einer Geisterstadt und einem Geisterstaat zu tun, mit einer Gesellschaft von Schlafwandlern, die nicht ganz tief schläft, die gerade in dem Maße wachgehalten wird, dass sie keinen klaren Gedanken fassen kann. Das alles wäre empörend. Noch jemand da, der Kraft hat?