Außergewöhnliche Wetterereignisse sind immer menschengemacht. Die Corona-Maßnahmen waren gerechtfertigt. Und in China essen die Leute Hunde. Manche Narrative halten sich zäh und überstehen selbst gute Argumente und Gegenbeweise, die längst gegen sie ins Feld geführt wurden.
Wie ist das zu erklären? Einmal, weil falsche Thesen häufig die Kraft besitzen, Mehrheiten zu gewinnen. Dann auch, weil das öffentliche Geständnis, im Unrecht gewesen zu sein, offenbar als narzisstische Kränkung erlebt wird. So stoßen Menschen, die sich ernsthaft um Wahrheit bemühen, oft auf eine Mauer sturer Selbstgerechtigkeit seitens der Vertreter längst widerlegter oder zumindest zweifelhafter Annahmen. „Wenn ich es nicht zugebe, war es auch kein Fehler“, lautet die implizite Behauptung. Woran es vor allem im öffentlichen Diskurs fehlt, ist eine gesunde Demut. Der Mangel an Einsicht, den Täter und politische Märchenerzähler zur Schau stellen, verhindert tragischerweise in vielen Fragen den notwendigen Richtungswechsel.
Narrative wirken. Diese bittere Erkenntnis musste der Autor dieses Textes innerhalb weniger Tage gleich mehrfach machen. Das belegt eine fatale Entwicklung, die allgegenwärtig ist. Gemeinsam mit Markus Fiedler ist ein Video entstanden, das es in sich hat. Es behandelt den Klimawandel und basiert auf einem Dialog, den Fiedler mit der Künstlichen Intelligenz ChatGPT geführt hat. Die grundlegende Frage war die der Glaubwürdigkeit von ChatGPT, das sich ja offiziell auf den wissenschaftlichen Konsens des menschengemachten Klimawandels bezieht. In knapp 90 Minuten wird ChatGPT nicht nur widerlegt, sondern muss am Ende sogar offen einräumen, unzuverlässige Informationen zu liefern. Fiedler liest in diesem Video die Fragen vor, die er vorbereitet hat, sein Partner – der der Autor dieses Artikels ist – gibt die Antworten der Künstlichen Intelligenz wieder.
Das Video stieß auf viel Zustimmung, die in zahlreichen Kommentaren zum Ausdruck gebracht wurde. Man muss anmerken, dass Fiedler nicht dazu neigt, irgendwelche Meinungen oder Interpretationen durchzukauen, sondern den hohen Anspruch hat, durch Fakten und belegbare historische Messdaten dem Prinzip des Klimawandels auf die Spur zu kommen.
Neben den vielen positiven Kommentaren gab es auf Facebook einen, der das ganze Drama offizieller Narrative verdeutlicht. Er lautet:
„Klima erzielt immer viele Clicks und Aufrufe … deshalb finden wir auch täglich dazu Posts in allen Medien … jeder fühlt sich berufen, davon Ahnung zu haben … für euch ein schöner Erfolg … ich gratuliere … meine Position bleibt … der Wandel ist unbestritten und bewiesen und hat Konsequenzen wie jetzt in Spanien … allerdings muss man es abkoppeln von der Frage der Anthropogenität und der Politik, die damit betrieben wird.“
Hierzu kann man einiges sagen und auch eine gewisse Differenzierung unterstellen, doch bei aller Mühe und Zugewandtheit dem Kommentator gegenüber bleibt im Wesentlichen übrig, dass das offizielle Narrativ stimmt, ja, stimmen muss. Der Wandel sei unbestritten, schreibt der Mann, und man fragt sich, welchen Wandel er meint.
Ja, der Wandel bleibt, so ganz allgemein. Alles verändert sich, der Mensch, die Umwelt, das Wetter, Tiere, Pflanzen, die Kartoffel, die Suppe. Doch im Kommentar schwingt folgende Botschaft mit: Der menschengemachte Klimawandel ist unbestritten, man sieht es unter anderem an Spanien. Dort gab es kürzlich heftige Unwetter, und die Erklärung dafür lieferten Politik und Medien: Der Klimawandel war schuld. Das kann man so sehen, muss man aber nicht; sollte man allerdings, wenn man keinen Ärger bekommen will.