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Unser moralisches Zeitalter

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Jetzt sei das Zeitalter des Menschen angebrochen, las man letztes Jahr im Zuge des Klimastreiks gelegentlich. Anthropozän nenne man das. Ein zweifacher Irrtum. Wir sind im Zeitalter des Moralismus – Menschlichkeit zählt da kaum.

Letztes Jahr war klar, dass das Zeitalter der Menschen heraufbrach. Jedenfalls bei denen, die bevorzugt freitags für eine Zukunft auf die Straße gingen. Nun ist ja Zukunft immer – irgendwie und zwangsläufig. Sie meinten aber eine, in der der Mensch zählt – und zwar als Wesen inmitten einer natürlichen Ordnung. Letztere zu retten, das sei jetzt die Aufgabe im Zeitalter des Anthropozäns.

Die Auswahl dieses Begriffes ist allerdings irreführend, denn ursprünglich wurde er von den Chemikern und Atmosphärenforschern Paul Crutzen und Eugene Stoermer geprägt. Um die Jahrtausendwende wollten sie damit zum Ausdruck bringen, dass die Menschheit zu einem »geologischen Faktor« geworden sei. Der Einfluss des Menschen auf die Umwelt sei so stark, dass der Mensch nicht mehr nur als Naturprodukt, sondern als Naturgewalt bewertet werden müsse. Dass aber etwa eine Ära der Menschlichkeit ausgebrochen sei, wollten die beiden Forscher damit nicht behaupten.

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Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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