Vier Koalitionszeiten und ein Todesfall
#mehrwutstropfen – der Podcast – mit Andy Klünder und Tom Wellbrock
Folge 9
1. Moin und frohes neues Jahr!
2. Gute Besserung!
3. Die BILD, die Titanic, die Jusos und der Russe an sich
4. Hochzeit aus Liebe?
5. Ausländer und Hunde gegen die GroKo!
6. Berater sind ein Mythos (Verschwörungstheorie)
7. Die unsichtbare, unhörbare Kanzlerin
8. Politik ohne Antworten, Politik ohne Fragen
9. Versöhnlicher Abschluss
Hier geht’s zum Podcast
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Und hier zur Kurzform:
Fake oder nicht Fake – warum nicht ein Spiel draus machen?
Nachdem es sogar Emojis auf die Leinwand geschafft haben, fehlt wohl nur noch »Fakenews – die App«. Das mögen sich jedenfalls Simon Sonnenberg und Kollegen gedacht haben – bald soll mit Fake gespielt werden können.
Simon Sonnenberg schrieb uns vor einer Weile an, er wollte auf sein Projekt »Fake oder News« aufmerksam machen. Das sei momentan noch in der Crowdfunding-Phase – könne aber doch auch was für die neulandrebellen sein. Vielleicht wollten wir darauf aufmerksam machen. Von uns wollte aber keiner darüber schreiben, keine Zeit und so. Was soll man auch in einem kurzen Text festhalten? Also sagten wir: Komm, wir quatschen drüber, so wie es uns Vera am Mittag und Hans Vollmeiser gelehrt haben. Schließlich sind wir doch Kinder der Talkshow-Ära, in der man über alles reden konnte.
Daher also dieser Podcast. Aus purer Schreibfaulheit. Simon fand die Idee wohl auch nicht ganz so schlecht. Vielleicht findet sich da draußen ja der eine oder andere Existenzgründer, der uns was von seinem Steckenpferd erzählen will. Falls ja: Podcast? Egal was, wir sind da offen. Nun gut, alles außer Katzenbilder und Foodporn. Diese Bereiche sind mittlerweile so abgeranzt, da kann es nichts mehr Innovatives geben. Aber alles andere: Ob du nun Tastaturen auf Kartoffeldruckbasis fertigst oder aber an einer Prangerdatei für SPD-Politiker arbeitest, die mit Ja stimmen: Komm, lass uns quatschen. Und nun endet der Text und der Podcast legt los – wir wollten ja eh nichts darüber schreiben, nur was dazu sagen.
Und hier geht’s zum Gespräch und zur Projektvorstellung:
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Und wer nicht hören, sondern lesen will, der kann das hier tun. Simon hat uns einen erklärenden Text geschickt:
fakeodernews – Eine interaktive Spielanwendung fakeodernews ist eine digitale Plattform für kontroverse Fragen zu Politik und Gesellschaft.
Begeisterung für kritische Themen in der digitalen Welt wecken
In unserer schnelllebigen und digitalen Welt möchten wir, ein junges Team aus Augsburg, mit der digitalen Plattform fakeodernews möglichst viele Menschen für die tägliche Auseinandersetzung mit kritischen Themen begeistern. Dabei setzen wir auf einen interaktiven und spielerischen Ansatz. Die Intention ist Informationen neu aufzubereiten und somit Menschen für Nachrichten, Informationen und Quellen zu sensibilisieren. Rund um die Debatte zu Fake News versuchen wir einen ‚etwas anderen‘ Beitrag zu leisten. Der Anspruch ist jedoch nicht ein Fakten- oder Wahrheitsprüfer zu sein. Stattdessen geht es darum Primär-/Sekundärquellen zu kritischen Themen zu recherchieren und aufzubereiten. Ausgangspunkt ist also immer ein berichteter Sachverhalt, um den eine kontroverse Aussage gestrickt und dabei mit Intuitionen, Wissen, Halbwissen, Befürchtungen wie Wunschdenken gespielt wird. Das eigene Abwägen der Nutzer soll letztlich durch transparente Quellen und den Fragenaufbau in den Vordergrund gerückt werden.Die Grundidee ist ein spielerischer und bewusst kontroverser Ansatz
Die Grundidee ist einfach: Jeden Tag erhalten die User kritische Fragen mit kontroversen Aussagen, informativen Antworten, transparenten Quellen und vergleichenden Statistiken. Die User wägen Ihre Antwort ab, können Punkte sammeln, Quellen direkt prüfen, sich weiter in Themen einlesen, Freundeslisten erstellen und sich über Statistiken vergleichen. Dabei erleichtert der Spielcharakter die Annäherung an gesellschaftlich relevante Nachrichten und stärkt die eigene Quellen- und Informationskompetenz.Zur Realisierung des Projekts läuft aktuell eine Crowdfunding-Kampagne
Bis Ende Februar sollen beim aktuellen Crowdfunding unter noch die benötigten Mittel zum geplanten Start Ende März 2018 zusammenkommen. Unser Team um Initiator Simon Sonnenberg besteht derzeit aus fünf Teammitgliedern. Alle verbindet die Leidenschaft zu Informationen, Quellen, Politik und Gesellschaft. Dabei werden keine Daten verkauft und es gibt auch keine Gewinnabsichten. Nachdem wir bisher alles aus Eigenmitteln finanziert haben, peilen wir als Fernziel an die laufenden Kosten zu decken. Stattdessen möchten wir mit fakeodernews einen Beitrag zu aufgeklärten Diskussionen leisten. Wenn das gelingt, ist fakeodernews aus unserer Sicht ein voller Erfolg! Mehr Informationen zum Projekt Crowdfunding-Seite des Projekts Facebook-Seite FAQ zu fakeodernews Entstehung der Idee und Motivation [InfoBox]Der Knigge der alten Haudegen
Noch bevor Jean-Claude Juncker die Treppe vom NATO-Gipfel herabsteigen konnte, traf er mit dem österreichischen Jungkanzler Sebastian Kurz zusammen. Im Rahmen ihres Gespräches soll der Luxemburger dem Österreicher Nachhilfe im Knigge gegeben haben, meldeten einige Medien. Er habe Kurz zurechtgewiesen, dieser solle doch bitteschön nicht so großspurig auftreten. Stunden zuvor las man in deutschen Qualitätsmedien, dass es Neues aus Bellevue gäbe: Der Bundespräsident lasse wissen, dass ihm die Sprachverrohung im politischen Diskurs ängstige. Wie sein europäischer Kollege aus dem kleinen Großherzogtum begreift sich Frank-Walter Steinmeier als Stimme der Vernunft in Zeiten, in der der Vernunftbegriff eher was aus der Mottenkiste zu sein scheint.
Weiterlesen beim Neuen Deutschland
Wirtschaftsredakteurin wider Wissen
Es ist ja nun nicht der große Rollback angebrochen. Dennoch steht momentan immer wieder mal auf dem Prüfstand, was in den Hochjahren neoliberaler Reformen als probates Patentrezept an den Wähler gebracht wurde. Und aus der »Frankfurter Allgemeinen« quakt derweil eine verantwortliche Redakteurin für Wirtschaftspolitik, die sichtlich zurück in die neoliberale Radikalität möchte.
Nun ist es ja beileibe nicht so, dass wir den Neoliberalismus überwunden haben. Aber derzeit leben wir wohl in einer Periode, in der manches, was in den Sturm-und-Drang-Jahren der neoliberalen Reformitis etabliert wurde, gelegentlich auf den Prüfstand kommt. Der in Aussicht gestellte Staatsrückzug zum Beispiel, die seinerzeit so tat, als sei staatliche Aufsicht grundsätzlich ein Hemmnis für die Gesellschaft, würde heute nicht mal mehr die FDP so unterschreiben. Besonders die kleinen Liberalisierungen des Alltages werden hie und da überprüft – nicht zuletzt, ob jemand einen Meisterbrief haben sollte, wenn er einen Laden eröffnet, in dem Fachlichkeit und Handwerk angeboten werden will.
Man hat den Eindruck, dass der Vulgärneoliberalismus ausgedient hat. Vor 15 Jahren konnte man noch eine Hymne auf staatsentkernte Strukturen singen, ohne als Verrückter angesehen zu werden – obwohl man es freilich war. Zwar steht man unter Neoliberalen immer noch zu Privatisierung und Steuerenthaltsamkeit, zu knappen Budgets und Sparpolitik, aber viele der liberalistischen Anflüge, die um die Jahrhundert- und Jahrtausendwende, umgesetzt wurden, werden mindestens wieder thematisiert und hinterfragt. Und dennoch hält sich die »Frankfurter Allgemeine« eine Ewiggestrige als verantwortliche Wirtschaftsredakteurin. Heike Göbel heißt die Frau. Und die klingt nach wie vor wie eine dieser radikalen Reformer von dunnemals, die ihre Elitenanarchie als dicke Chance für alle ausmalten, nur um am Ende als Profiteure in das neu entstandene Vakuum einzudringen. Nach wie vor hält sie den Staat für das größte Übel, Steuern für Raub und Verteilung für einen Irrweg des Sozialismus.
Heike Göbel wettert gegen die Billionen, die der Sozialstaat unsere Kinder kosten wird, hält Staatshilfe bei besonderen Härten wie Dürre für falsch oder sieht den freien Markt bedroht, weil die GroKo unter Umständen wieder die Meisterpflicht in Betrieben reetablieren möchte. Außerdem mahnt sie an, dass die Schwarze Null nicht mehr reiche, es müssten gleichzeitig auch die Steuern sinken. Überhaupt seien die Bürger zu staatsgläubig – was sie für besorgniserregend hält. Dass mehr Geld in die Pflege wandert: Frau Göbel kritisiert das scharf. Der Markt könne das viel besser regeln. Wo andere beim Thema Pflege noch fragen, ob mehr Geld alleine reicht, macht sie eine klare Ansage: Gar nicht erst mehr Geld reinpumpen in den Pflegesektor. Dass die Europäische Union eventuell Plastikgeschirr verbieten will: Für sie ein Eingriff in das freie Unternehmertum. Die vermüllten Ozeane, die die EU als Grund angibt, sind für sie kein mögliches Argument, sondern ein frech gespielter Joker aus Gründen politischen Kalküls. Befristete Postangestellte hält sie für unproblematisch – als das Unternehmen dafür in der Kritik stand, lobte sie wieder mal das freie Unternehmertum. Sachgrundlose Befristungen überhaupt verbieten: Nie und nimmer, sagt Frau Göbel, denn dann stellen die Unternehmer ja gar nicht mehr ein. Der Politik rät sie grundsätzlich, den Acht-Stunden-Tag zu lockern – Flexibilität heißt, auch mal zehn oder zwölf Stunden zu arbeiten. Besonders dreist ihre Reinwaschung für den VW-Diesel-Skandal: Zu hohe Personalkosten und unflexibles Stammpersonal würden Unternehmen quasi dazu drängen, Auswege mit Sparpotenzial zu finden. Manipulation sei eine Möglichkeit. Letztlich ist der gierige Facharbeiter für den Betrug verantwortlich.
Das nur als kleiner Auszug aus dem jahrelangen Wirken Heike Göbels. Als Mitglied der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft hat sie die Stellung gehalten, dem Neoliberalismus nicht mal eine Maske aufgesetzt. Das hat ja Colin Crouch dieser Ideologie nachgesagt, er nannte das »das befremdliche Überleben des Neoliberalismus«. Der habe sich modifiziert, sei nicht mehr die brutale und rücksichtslose Ideologie der verabsolutierten Staatsverdrossenheit, sondern heuchle ein bisschen Demut und Belehrsamkeit. Die Politikwissenschaftlerin Nancy Fraser sprach in den Zusammenhang vom »progressiven Neoliberalismus«. Die exekutierenden Politiker, die vormals noch im Flow dieser libertären Sammelbewegung bei der Deinstallation von Sozialem und Ordnung mitwirkten, agieren seit Jahren eine Wenigkeit vorsichtiger. Sie sind zwar nicht kuriert von dem Wahn, Heilung steht weiterhin aus – aber sie hegen auch nicht mehr jene ungestüme Begeisterung, die noch in den Aufbruchjahren der Neoliberalisierung vorherrschte. Die Ideologie hat Kreide gefressen und klingt nun wie die Mutter der sieben Geißlein. Nur Frau Göbel nicht, sie gestaltet ihr Wirtschaftsressort weiterhin als Hardlinerin. An ihr gingen die beschwichtigenden Tendenzen in jeder Hinsicht vorbei.
Man könnte jetzt freilich sagen, dass es schade sei, weil eine konservative Tageszeitung es nicht schafft, jemanden im Wirtschaftsressort einzusetzen, der weniger ideologisch beseelt ist. Denn so verliert die FAZ den Anschluss – ihre wirtschaftlichen Analysen klingen wie aus 1999 oder 2002, gut zwei Jahrzehnte hintendran. Eine gesunde Vielfalt im Medienbetrieb benötigt freilich auch eine konservative Sicht auf die Tagesgeschehnisse. Man muss die FAZ nicht mögen, aber sie hat eine Berechtigung. Da sie aber ihren Wirtschaftsbereich auch weiterhin in libertäre Hand legt, fällt sie hinten runter und pflegt das Metier mit gestrigen Tönen. Das befremdliche Überleben der Heike Göbel in der Redaktion der FAZ macht dieses Blatt als Stimme des Konservatismus lächerlich. Oder wenigstens lächerlicher, als der aktuelle deutsche Konservatismus ohnehin schon unterwegs ist. Wie gesagt, so könnte man das jetzt sagen. Man könnte aber auch Heike Göbel danken, dass sie uns jeden Tag daran erinnert, dass der ideologische Irrwitz noch immer unter uns weilt.
[InfoBox]
Streitmacht der Demokratie
Für viele ist die Ministerpräsidentenkonferenz eine Schande: Weil dort diskutiert und Interessen abgewogen werden. Ein starker Mann – gerne auch als Frau – wäre ihnen lieber.
So richtig viel Demokratie ist ja nicht übrig geblieben. Manche sagen sogar, schon vor der Pandemie war es um sie schlecht bestellt. Und das ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Als vor einigen Monaten eine Handvoll Reichsbürger die Treppen zum Reichstag hochstapfte – unter den freundlichen Blicken behelmter Schupos -, monierte der Bundespräsident, dass wir es hier mit einem Angriff auf das Herz der Demokratie zu tun gehabt hätten. Dafür wird der Mann bezahlt, er muss solche Bilder bemühen – ob die nun die Wirklichkeit abbilden oder nicht, davon steht nichts in seinem Werksvertrag.
Die Pumpe der Demokratie ist aber nicht deren Haupteingang oder gar der Plenarsaal. In den Hinterzimmern wird entschieden – stets zum Wohle des Volkes, wie man sagt. Dort, wo die Reichsbürgerschaft eindringen wollte, bringt man längst entschiedene Sachverhalte unter Dach und Fach. Wären sie in die Zoom-Schalte der Ministerpräsidentenkonferenz geplatzt: Das wäre ein Angriff auf das demokratische Herz gewesen.
Weiterlesen in der Schwurbelpresse
Ukraine: Jeder 6. möchte das Land verlassen, jeder 8. empfindet nur Scham für das Land
Ein Gastbeitrag Von Vasily Muravitsky.
Soziologen haben das Porträt junger Ukrainer analysiert.
Seit einigen Jahren gibt es in der Ukraine eine Tendenz, dass es nicht üblich ist, die Fragen soziologischer Umfragen ehrlich zu beantworten. Ukrainische Soziologen haben uns davon berichtet. Ein Teil der Befragten, der weit über den üblichen soziologischen Irrtum hinausgeht, weicht entweder der Antwort aus, spricht ausweichend oder lügt. Die Menschen haben einfach Angst, die Wahrheit zu sagen. Daher müssen die Fachleute zusätzliche Fragen stellen, um die tatsächliche Meinung der Befragten genauer zu ermitteln.
Dennoch werden soziologische Untersuchungen durchgeführt. Und sehr oft – wenn es sich um eine Umfrage zu politischen Präferenzen handelt – wird die Umfrage von der einen oder anderen Partei bezahlt. So arbeitet beispielsweise die Agentur Soсis mit der Partei von Petro Poroschenko zusammen; Rating nimmt Aufträge von verschiedenen politischen Parteien an; es gibt soziologische Dienste, die sogar von der so genannten pro-russischen Oppositionsplattform „Für das Leben“ Umfragen in Auftrag geben. Das ist heute in der ukrainischen Politik üblich: Jede Partei muss ihre eigenen Straßenradikalen und ihr eigenes soziologisches Zentrum haben.
Die größten Aufträge kommen natürlich aus dem derzeitigen Büro von Präsident Zelensky, wobei der Auftrag immer ein doppelter ist: eine Umfrage zu diesem oder jenem Thema des politischen Lebens zur Veröffentlichung gemäß den im Auftrag vorgeschriebenen Thesen bis zum Endergebnis durchzuführen, und eine zweite Umfrage – eine echte, wahrheitsgemäße. Bei der zweiten Umfrage handelt es sich um eine geschlossene Soziologie, die nur bei einigen wenigen Personen ankommt. Und immer weicht die tatsächliche Umfrage erheblich von der veröffentlichten ab.
Vor diesem Hintergrund bleibt die von Soziologen des soziologischen Informations- und Forschungszentrums „Plus“ in Odessa durchgeführte Umfrage fast unbemerkt. Die Umfrage wurde nicht allgemein bekannt gemacht, zeigte aber auf professioneller Ebene sehr gut die nächste soziale und politische Zukunft des Landes.
Forscher aus Odessa befragten 1.200 junge Ukrainer und erhielten alarmierende Ergebnisse. Sie können hier mehr über sie lesen.
Kurz gesagt, befragten die Soziologen junge Menschen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Sie wurden zum Euromaidan 2014 befragt (die jüngste Gruppe war 7 Jahre alt, die älteste 12), zum Krieg im Donbas, zur Tragödie vom 2. Mai in Odessa, zur Sprache, zur Selbstbestimmung und zur Haltung gegenüber anderen Völkern.
Die überwiegende Mehrheit, über 90 %, bezeichnet sich als Ukrainer, auch wenn in der Familie nur Russisch gesprochen wird und es für den Befragten bequemer ist, auch auf Russisch zu lesen. Das ist nicht überraschend, denn es unterstreicht die symbiotische Beziehung zwischen der russischen und der ukrainischen Kultur. Ukrainisch und Russisch werden von einem Teil der Bevölkerung als ein einziger Kulturraum wahrgenommen, auch wenn jemand sagt, dass im Donbas ein Krieg zwischen der Ukraine und Russland herrscht.
Übrigens, mehr als die Hälfte der jungen Ukrainer sagen das.
Gleichzeitig haben aber nur 27 % der Befragten eine äußerst negative Einstellung gegenüber den Russen als Volk. Diese 27 % wollen ein totales Verbot für Russen als Bürger Russlands auf dem Territorium der Ukraine, das ist nur die Hälfte derjenigen, die sicher sind, dass sich die Ukraine im Krieg mit Russland befindet. Gleichzeitig ist die Haltung gegenüber Russen im Allgemeinen angemessen, fast genauso wie gegenüber Deutschen, Ungarn und sogar Polen. Und es ist erwähnenswert, dass ein solch hoher Prozentsatz an negativer Einstellung gegenüber den Russen durch eine scharfe, abweichende negative Einstellung in der Westukraine bestimmt wird, während sie im Süden, im Zentrum und sogar im Osten der Ukraine eher weich und durchschnittlich ist. Mit anderen Worten: Je weiter man von dem Gebiet entfernt ist, in dem „der Krieg zwischen Russen und Ukrainern geführt wird“, desto schlechter ist die Einstellung zu den Russen, und je näher man diesem Krieg ist, desto besser.
Junge Ukrainer haben die beste Einstellung … zu den Weißrussen. Die Soziologen haben nicht nach der Einstellung zu Lukaschenko gefragt.
Etwa zur gleichen Zeit wurde eine umfassende soziologische Studie über europäische und britische Jugendliche veröffentlicht.
Und im Allgemeinen machen sich ukrainische Jugendliche, wie auch europäische Jugendliche, Gedanken über ihren ersten Job und ihre Selbstverwirklichung, aber es gibt einen wesentlichen Unterschied. Etwa ¾ der europäischen Jugendlichen sagen, dass sie mit den Älteren eine gemeinsame Basis finden und ihnen vertrauen können, während in der Ukraine nur etwas mehr als 20 % der Jugendlichen sagen, dass sie den Menschen um sie herum vertrauen können. Das Misstrauen der überwältigenden Mehrheit der ukrainischen Jugendlichen ist ein ziemlich alarmierendes Zeichen für soziale Benachteiligung.
Die Einstellung junger Menschen zur Ukraine ist ganz klar definiert – und zwar auffallend klar. Auf die Frage, ob Sie nur Scham für die Ukraine empfinden, antworteten 13 % mit Ja; sowohl Stolz als auch Scham – 42 %; nur Stolz – etwas über 30 %. Gleichzeitig ist die Scham umso größer, je weiter die Hauptstadt entfernt ist, was auf eine räumliche Ungleichheit hinweist. Die Mehrheit der Jugendlichen ist der Meinung, dass die Meinungsfreiheit in der Ukraine eingeschränkt oder nicht vorhanden ist, im Süden sind 53 % dieser Meinung. Junge Menschen im Osten der Ukraine fühlen sich stärker gedemütigt und in ihren Menschenrechten verletzt als in der übrigen Ukraine. Ethnisch gesehen ist die Kluft sogar noch ausgeprägter: Diejenigen, die sich als Russen bezeichnen, sind etwa doppelt so häufig von Verstößen betroffen
Noch auffälliger sind die Ergebnisse in Bezug auf die Migration: Mehr als die Hälfte der jungen Ukrainer im Alter von 14 bis 18 Jahren denkt bereits darüber nach, den Ort, an dem sie leben, zu verlassen. Ungefähr jeder Sechste möchte in ein anderes Land ziehen. Ein Drittel von ihnen möchte nach Polen oder in die Tschechische Republik gehen, ein Drittel in die USA, ein Drittel in andere Länder der Welt, aber nur 3 % möchten nach Russland gehen. Das ist deutlich weniger als vor 2014, als mehr junge Menschen nach Russland wollten, und jetzt mehr nach Polen und in die Tschechische Republik.
Bemerkenswerte Antworten gaben junge Menschen zum Euromaidan. Die meisten von ihnen interessierten sich natürlich nicht für die politischen Ereignisse jener Jahre, als sie stattfanden, und verstanden sie auch nicht, aber es gibt eine Besonderheit: Jetzt werden die Ereignisse des Euromaidan im Rahmen der modernen Geschichte der Ukraine in der Schule behandelt; ideologisch korrekte Antworten muss man nicht nur kennen, sondern einfach auswendig lernen, um die Prüfung zu bestehen. Nun, nur ein Drittel der jungen Leute ist nach dieser Studie bereit, den Euromaidan zu unterstützen, wenn er jetzt stattfindet, und nur die Hälfte der Befragten glaubt, dass es sich um einen Kampf der Bürger für ihre Rechte handelte; die anderen sind entweder unentschlossen oder halten ihn für einen Putsch/künstlichen Machtwechsel. Diese Ergebnisse sind bemerkenswert, weil das Ergebnis des Euromaidan sieben Jahre lang fast zu einem nationalen Kult erhoben wurde.
Im Süden und Osten der Ukraine ist nur jeder siebte Befragte bereit, den Maidan zu unterstützen, und fühlt sich ihm nicht nahe, während der Euromaidan der Sammelpunkt der neuen ukrainischen Staatlichkeit nach dem Maidan ist.
Und trotz der ständigen Propagandasendungen, der Schließung von Fernsehsendern und der Inhaftierung von Journalisten unterstützen die jungen Menschen das Ergebnis des Maidan nicht. Die meisten sind der Meinung, dass sich die Menschenrechtslage in der Ukraine seit 2014 entweder nicht verändert oder sogar verschlechtert hat.
Mehr als die Hälfte der jungen Menschen in der Ukraine ist der Meinung, dass die ukrainischen Medien sowohl objektiv als auch nicht objektiv über Ereignisse berichten, und nur 13 % glauben, dass sie nur objektiv berichten. Der Grund dafür ist, dass das Fernsehen nicht mehr die einzige Informationsquelle ist, da junge Menschen ihre Informationen größtenteils aus sozialen Netzwerken und dem Internet beziehen und daher der staatlichen Propaganda nicht unbedingt glauben. Sie lesen kaum Zeitungen und hören nur wenig Radio.
Viele junge Menschen haben noch nicht einmal von den Ereignissen des 2. Mai in Odessa gehört. Im Süden gibt es deutlich weniger junge Menschen, weil diese Ereignisse diese Region betroffen haben. Mehr als die Hälfte der Menschen im Süden halten die Ereignisse des 2. Mai im Gewerkschaftshaus für eine Tragödie, aber insgesamt haben viele junge Menschen im Land (jeder dritte) noch nie von der Tragödie der jüngsten Vergangenheit gehört, was darauf hindeutet, dass das Thema oktogen verdrängt wurde.
Auch jetzt kommunizieren die Familien entweder nur auf Russisch oder auf Russisch und Ukrainisch, d. h. 58 % der Familien gehören dem russischen Sprachraum an, obwohl die Umfrage nicht unter den Bewohnern der Krim und der DNR-LNR durchgeführt wurde. Insgesamt wird die ukrainische Sprache in den Familienbeziehungen des Landes jetzt häufiger verwendet als vor 2014.
Das Ergebnis ist nicht tröstlich: Trotz der totalen Zerschlagung ganzer politischer Strömungen, der Unterdrückung der Meinungsfreiheit sowohl unter Poroschenko als auch unter Zelenski, des Staatskults um den „Euromaidan“ und der zunehmenden Ukrainisierung hat es keine vollständige Bewegung in diese Richtung gegeben: Die Ukraine ist in politischen und gesellschaftlichen Fragen in Bezug auf die verschiedenen Regionen stratifiziert geblieben. Die Schichtung und die Unterschiede sind nicht verschwunden, sondern werden vielmehr reproduziert. Dieser Multikulturalismus und Multisektorismus, der einst bedeutende Früchte für das Land trug, ist geblieben, nur ist er jetzt de jure verboten, bleibt aber de facto bestehen.
Zweifellos gibt es Veränderungen, das ukrainische Sprachumfeld ist größer geworden, aber es gibt auch mehr Menschen, die die Ukraine verlassen wollen. Im Allgemeinen denkt fast jeder sechste junge Mensch in so jungen Jahren bereits daran, das Land zu verlassen, und jeder achte schämt sich nur für die Ukraine.
Das Ende von Zelenskys Macht
Ein Gastbeitrag von Vasily Muravitsky.
Der ukrainische Präsident erlitt eine vernichtende Niederlage und ebnete damit den Weg für eine neue Amtszeit von Petro Poroschenko.
Am Mittwoch, dem 19. Januar, kam es im Zentrum von Kiew in der Ukraine zu einem entscheidenden und sogar etwas schockierenden Ereignis im politischen Leben des Landes. Kurz gesagt kann man sie als „Die Wiederkunft des Petrus“ bezeichnen. Das Zentralgericht der Hauptstadt lehnte es ab, den fünften Präsidenten, Petro Poroschenko, unter Arrest zu stellen (obwohl es dafür Gründe gab), und wählte für ihn das leichteste Maß an Zurückhaltung im Falle des Hochverrats.
Wie hat es angefangen?
Poroschenko versprach, den Krieg innerhalb von zwei Wochen zu beenden. Das war es, was ihn 2014 in der ersten Runde zur Wahl brachte. Und er hat dieses Versprechen nicht eingelöst. Stattdessen brachte er das Land in den wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch. Am Ende von Poroschenkos Amtszeit mochten die Ukrainer ihn entweder gar nicht oder hassten ihn. Poroschenko hatte jede Möglichkeit einer friedlichen Lösung des Konflikts zunichte gemacht und die Hoffnung auf wirtschaftlichen Wohlstand zerstört. Gleichzeitig haben die Entourage des Präsidenten und er selbst aktiv vom Krieg, von der Lieferung von Waffen und militärischen Produkten profitiert, denn Petro Poroschenko ist nicht nur ein großer Süßigkeitenhersteller, sondern auch ein Händler von gepanzerten Fahrzeugen, Militärbooten und anderer Ausrüstung. Poroschenko hat die politische Verfolgung in einem seit der Unabhängigkeit des Landes nie dagewesenen Ausmaßes eingeführt. Menschen wurden wegen eines einzigen Verdachts, eines schlechten Beitrags in den sozialen Medien, eines Anrufs nach Donezk und einer Verbindung zu Russland und den östlichen Regionen inhaftiert. Der Autor dieser Zeilen verbrachte zum Beispiel ein Jahr im Gefängnis und zwei Jahre unter Hausarrest, weil er als Journalist einen Urheberrechtsvertrag mit einem russischen Verlag unterzeichnet hatte. Dies wurde als „Hochverrat“ und „Komplizenschaft mit Terroristen“ bezeichnet. Angesichts der Ungerechtigkeit, der Brutalität, der Korruption und der mangelnden Bereitschaft zur Versöhnung wählte das ukrainische Volk Zelenski, der mit vereinigenden und freiheitsliebenden Slogans auftrat, die Gleichheit der Sprachen und Nationen forderte und von Frieden und der Bekämpfung der Korruption sprach. Das war sein Image, auch durch seine Rolle in der Fernsehshow. Aber die Stimme für Zelensky war eine Gegenstimme. Es wurde nicht für ihn gestimmt, nur nicht für Poroschenko. Der Sieg war so erdrückend, dass Zelensky zum ersten Mal in der Geschichte des Landes die vollständige und uneingeschränkte Macht im Lande erlangte: die Präsidentschaft, eine absolute Mehrheit für seine Partei im Parlament und die vollständige Kontrolle über die Exekutive und Legislative. Eine solche Kontrolle hat noch kein Präsident zuvor gehabt. Und einer der wichtigsten Slogans, der sich in den Herzen der Menschen festgesetzt hat, waren seine Worte an Poroschenko bei der berühmten Stadiondebatte. „Ich bin Ihr Urteil!“ – sagte Zelensky leichthin in Richtung des damals amtierenden Präsidenten Poroschenko.Das Urteil lautete auf Freispruch
Und er hat nicht gelogen. Das Urteil lautete jedoch nicht auf schuldig, sondern auf Freispruch. Schon bald nach seinem Sieg begann Zelensky Schritte zu unternehmen, die selbst Poroschenko nicht unternahm. Mit einem Dekret schaltete er 3 oppositionelle Fernsehsender ab. Sie versuchten, das Verfassungsgericht aufzulösen. Er hat damit begonnen, Sanktionen gegen Bürger des Landes zu verhängen, was gesetzlich verboten ist, und damit faktisch außergerichtliche Repressalien gegen einen einzelnen Mann ausgelöst. Poroschenko nutzte für diese Repressalien ein untergeordnetes Strafverfolgungssystem und die Fälschung von Anklagen. Zelensky hat sich nicht einmal um eine formale Fälschung gekümmert. So gab es unter Poroschenko eine Praxis, bei der Tausende von Menschen grundlos der Beihilfe zum Terrorismus oder des Hochverrats beschuldigt wurden. So wurden beispielsweise in Saporischschja Busfahrer, die ältere Menschen aus den separatistischen Republiken in das von der Ukraine kontrollierte Gebiet brachten, der Beihilfe zum Terrorismus beschuldigt. In Kiew wurde der Journalist Ruslan Kotsaba wegen eines YouTube-Videos gegen den Krieg wegen Hochverrats angeklagt (Strafe von 12 bis 15 Jahren). Hunderte von Menschen wurden wegen Beiträgen in sozialen Medien, die mit dem Donbass sympathisieren und die Kiewer Behörden kritisieren, zu echten oder zur Bewährung ausgesetzten Strafen verurteilt. Ein Arzt aus der Krim erhielt 10 Jahre Gefängnis, weil er bereits nach der Annexion der Krim als Arzt in der Verwaltung tätig war; ein Geschäftsmann aus Luhansk wurde und wird wegen „Terrorismus“ angeklagt, weil er Treibstoff für Krankenwagen in der LNR lieferte, die Kranke fuhren. Schließlich wurde diese Praxis, die von Poroschenko geprägt wurde, gegen ihn selbst gerichtet.Bewahrte das Land vor dem Einfrieren
Zunächst wurde Medwedtschuk, der Vorsitzende von Zelenskys Oppositionspartei OPZZ, verhaftet. Er wurde des „Hochverrats“ und der „Beihilfe zum Terrorismus“ angeklagt, weil es ihm in einer für das Land sehr schwierigen Zeit im Jahr 2014, als die Kohlelieferungen aus den abtrünnigen Gebieten der sogenannten DNR und LNR unterbrochen wurden, gelang, solche Lieferungen auszuhandeln. Dies bewahrte das Land vor Strom- und Heizungsausfällen im Winter, also einer Katastrophe. Er wurde rund um die Uhr unter Hausarrest gestellt, nachdem er zuvor seine Fernsehkanäle abgeschaltet hatte. All dies geschah mit großem Pomp und der Zusicherung, dass die Behörden den „Verrat“ absolut beweisen würden. Das Land vor dem Zusammenbruch zu bewahren, ist, wie sich herausstellt, „Verrat“ – ein besonders schweres Verbrechen. Und dann deuteten der Generalstaatsanwalt und Zelensky selbst an, dass das noch nicht alles war, denn solche Kohlelieferungen an staatliche Kraftwerke hätten ohne den Staatschef nicht stattfinden können. Und so versuchten sie am Vorabend des Neujahrsfestes 2022, den ehemaligen Präsidenten Petro Poroschenko in eben diesem Fall Medwedtschuk unter den Verdacht des „Staatsverrats“ und des „Terrorismus“ zu stellen. Aber Petro Poroschenko kaufte sofort ein Ticket in die Türkei und flog dann über die Türkei nach Warschau, wo er sich mit kleineren europäischen Politikern traf und einen Monat lang wartete. Zelenskys Sprecher trompeteten, Poroschenko sei vor der Verantwortung davongelaufen, aber…Poroschenko ist zurück
Am Morgen des 17. Januar traf der ehemalige Präsident in Kiew ein, wo er von mehreren tausend Anhängern empfangen wurde. Ihm war klar, dass er, wenn er in dem Fall – wenn auch nur vorübergehend – inhaftiert würde, das Image eines Märtyrers und Kämpfers gegen eine Regierung bekommen würde, deren Umfragewerte seit 2019 und der Debatte im Stadion, wo Zelensky ihm unter dem Gejohle der Menge „Ich bin euer Urteil!“ zurief, um das Dreifache gesunken waren. Das Gericht entschied an diesem Tag nicht über eine Präventivmaßnahme für Poroschenko, obwohl es nicht schwer war, dies zu tun. Zelenskys Staatsanwälte forderten die sofortige Verhaftung gegen eine Kaution von einer Milliarde Griwna, eine Rekordsumme für die Ukraine. Es handelt sich um einen besonders schwerwiegenden Artikel, denn die Komplizen in diesem Fall befinden sich entweder im Gefängnis oder stehen seit vielen Monaten unter vierundzwanzigstündigem Hausarrest. Und am Mittwoch, dem 19. Januar, ließ ihn das Gericht unerwartet unter persönlicher Anerkennung frei – die einfachste Einschränkung, denn schon der Diebstahl eines Mopeds und eine Schlägerei können ihn ins Gefängnis bringen, und hier wird er des „Terrorismus“, des „Verrats“ und des Schadensersatzes in Höhe von Hunderten von Millionen Griwna beschuldigt – aber Poroschenko wurde freigelassen! Poroschenko, der aus der Asche auferstanden ist, erklärte vor seinen Anhängern, dass vorgezogene Parlaments- und Präsidentschaftswahlen notwendig seien. Während des Prozesses verhöhnte er Zelensky öffentlich auf eine Art und Weise, wie nur ein besiegter und respektloser Gegner verhöhnt werden kann.Was bedeutet das?
Zelensky hat sich, und das nicht zum ersten Mal, als absolutes Weichei, ja als politischer Abschaum erwiesen, und das sind nicht meine Worte – sondern die Worte der Poroschenko-Anhänger. Nun wird das Gericht Medwedtschuk freilassen, und die beiden von Zelenski eingeleiteten politischen Prozesse werden völlig scheitern, und die lokalen Eliten werden sich verbeugen: die einen vor Poroschenko, die anderen vor Medwedtschuk. Nach dem epischen, erstaunlichen Versagen bei der Strafverfolgung von Poroschenko wird niemand mehr glauben, dass Zelensky eine effektive Macht hat. Die Bewertungen der Parteien von Poroschenko und Medwedtschuk haben die von Zelensky fast erreicht, und die persönliche Bewertung des scheinbar zerstörten Poroschenko übertrifft die von Zelensky bereits um den kleinsten Bruchteil. Poroschenko, der 2019 von ¾ der Bevölkerung des Landes nicht gemocht oder gehasst wurde, ist nach seiner triumphalen Rückkehr ins Land und dem Scheitern der Strafverfolgung von Zelenskij aufgestiegen. Seine Unterstützung wird wachsen, und bald wird Zelensky erst Zweiter und dann Dritter sein. Wird Poroschenko gewinnen – wer weiß? Aber die Tatsache, dass Zelenski bereits alles verloren hat, ist eine medizinische Tatsache! Der Countdown für Zelensky läuft.Ukrainische Flüchtlinge erzählen …
Als Mathias Bröckers, Thomas Stimmel und ich Anfang Mai eine Woche in Russland waren, hatten wir auch die Gelegenheit, mit geflüchteten Ukrainern zu sprechen. Dieses Erlebnis gehörte zu den emotionalsten unserer Reise.
Fast zwei Stunden lang sprachen wir mit unterschiedlichen Menschen, die aus der Ost-Ukraine fliehen mussten. Einige Stimmen haben wir in einem Audio zusammengefasst. Videoaufnahmen oder Fotos waren aus verständlichen Gründen nicht erlaubt, aber die Stimmen verraten viel über die Emotionen der Menschen, mit denen wir sprechen konnten.
Mir persönlich ging ganz besonders ein älterer Mann mit seiner Erzählung nahe. Wir haben in unserem Audio einen Ausschnitt von diesem Mann eingepflegt. Doch die Intensität seiner Schilderungen wird erst deutlich, wenn man ihn die ganze Zeit über erlebt hätte, wie er immer wieder von seinem Hund sprach, mit dem er so gerne spazieren ging. Wie er dann ganz plötzlich zu Einschusslöchern in den Häusern wechselte und von den vielen Leichen sprach, die er auf der Straße sah. Und immer wieder der Hund, sein Hund, mit dem er so gern spazieren ging. Dieser Mann – wie auch die anderen Flüchtlinge, mit denen wir sprachen – war zutiefst traumatisiert und kann nicht verstehen, wieso dieser Krieg geführt wird.
Wir haben in dem Audio auch die russischen Passagen stehenlassen, damit man die O-Töne hören kann. Mit vor Ort war ein Übersetzer, dem wir unseren großen Dank für seine unermüdliche Arbeit die ganze Woche über aussprechen möchten. Vermutlich war er derjenige, der am Ende unserer Reise erst einmal 24 Stunden durchgeschlafen hat (er deutete so etwas an).
Darüber hinaus waren wir bei unseren zwei Reiseleitern in besten Händen, sie ermöglichten uns Dinge, die nie zuvor ein Mensch gesehen hat, passten auf, wenn mal wieder jemand aus der Gruppe abhanden zu kommen drohte, und sie demonstrierten einen Geduldsfaden, der zu keinem Zeitpunkt in Begriff des Reißens war.
Unsere letzte Frage an die geflüchteten Menschen lautete übrigens, was sie sich zu ihrem nächsten Geburtstag wünschen würden. Die Antwort kann nicht überraschen: Frieden.
Doch sie gaben eine zweite Antwort, die vielleicht überrascht, wenn man bedenkt, was in ihrer Heimat derzeit los ist: Sie wollten so schnell wie möglich wieder nach Hause.
Лилия, Мариуполь
– Меня зовут Лилия. Я из города Мариуполя. Если учитывать 2014 год и чем я занималась, у меня было свое ателье. Шли ко мне люди. Ребенок старший у меня есть. Работает инженером на заводе. Все было хорошо. Квартира, дом родительский, сейчас его уже нет. Занималась бизнесом, обшивала людей.
Lilya, Mariupol
– Mein Name ist Lilia. Ich komme aus der Stadt Mariupol. Wenn man an 2014 denkt und an das, was ich gemacht habe, dann hatte ich mein eigenes Atelier. Die Leute kamen zu mir. Ich habe ein älteres Kind. Er arbeitet als Ingenieur in einer Fabrik. Alles war gut. Die Wohnung, das Haus meiner Eltern, ist jetzt weg. Ich war im Geschäft, ich habe Kleidung für Menschen hergestellt.
– Как для вас началась война?
– Для меня началась война в 2014 году, потому что я жила на Восточном. Украинцы нас обстреляли. При нас, людях, которые были там, мы видели, как разворачивали Грады в сторону Новазовского и говорили, что обстреляли.
– Wie hat der Krieg für Sie begonnen?
– Für mich begann der Krieg im Jahr 2014, weil ich im Osten lebte. Die Ukrainer haben uns beschossen. Vor uns, den Leuten, die dort waren, sahen wir, wie sie Grads in Richtung Novazovskoye einsetzten und sagten, sie hätten sie beschossen.
– Что было после того, как война началась? Что было с вами после того, как началась война?
– Тогда вошли украинцы, вошел Азов. Начали зачистку города делать.
– Was geschah mit Ihnen nach Kriegsbeginn? Was geschah mit Ihnen nach Kriegsbeginn?
– Dann kamen die Ukrainer, Asow kam. Sie begannen, die Stadt aufzuräumen.
– Как это происходило?
– Дело в том, что там, где у меня было ателье, была спортивная школа детская, в которую свозили со всего Донецка, с Донецкой области. Это была школа-интернат. Детей оттуда убрали, заселили туда Азов. Азов начал зачищать город. В центре города были еще ДНРовцы, пока их всех не поубивали. Потом начали защищать город и вывозить людей в аэропорты. Все замолчали, потому что сосед мог на соседа написать. Как в 1936 году, в Советское время.
– Wie konnte das passieren?
– Dort, wo ich mein Atelier hatte, befand sich nämlich eine Kindersportschule, zu der Menschen aus ganz Donezk, aus der Region Donezk, kamen. Es war ein Internat. Die Kinder wurden weggebracht und Azov zog ein. Azov begann mit den Aufräumarbeiten in der Stadt. Es gab noch DNR-Aktivisten im Stadtzentrum, bis sie alle getötet wurden. Dann begannen sie, die Stadt zu verteidigen und die Menschen zum Flughafen zu bringen. Alle schwiegen, weil ein Nachbar über einen Nachbarn schreiben konnte. Genau wie 1936, zu Zeiten der Sowjetunion.
– Азов начали зачищать. Что значит зачищать?
– Проводили референдумы, и тех, кто участвовал, кто был на переписи населения, которые сидели и заполняли, на тех людей, которые участвовали в референдумах, начали охоту.
– Azov hat mit den Aufräumarbeiten begonnen. Was meinen Sie mit Aufwischen?
– Es gab Volksabstimmungen, und diejenigen, die daran teilnahmen, die sich in die Volkszählung eintrugen, die sich hinsetzten und ausfüllten, diese Menschen, die an den Volksabstimmungen teilnahmen, wurden gejagt.
– А что с ними делали?
– Ну я не знаю. У меня была заказчица, девочка, она ветеринар. Она участвовала в референдуме, имела пророссийскую точку зрения. Кто-то из «доброжелателей» написал на нее в Азов. Привезли ее в аэропорт. Родные ее оплакали, ее около двух недель не было. Потом она вернулась, от человека осталась половина. Прожила неделю и умерла.
– Was haben Sie mit ihnen gemacht?
– Ich weiß es nicht. Ich hatte eine Kundin, ein Mädchen, sie ist Tierärztin. Sie nahm an dem Referendum teil und vertrat einen pro-russischen Standpunkt. Einige „Gratulanten“ schrieben an Asow über sie. Sie brachten sie zum Flughafen. Ihre Verwandten trauerten um sie; sie war etwa zwei Wochen lang weg. Als sie zurückkam, war nur noch ein halber Mensch von ihr übrig. Sie lebte noch eine Woche, dann starb sie.
– Скажите, пожалуйста, а зачищал только национальный батальон Азов?
– В основном, Азов. Там стояли погранцы, ВСУшники (вооруженные силы), но они не участвовали. Участвовал только Азов. Они для этого туда и заехали. (пауза) Ну вот вы говорите, с 2014 года началась война. Я жила на Восточном (район, часть Мариуполя), так что мы были на передовой. Мы даже привыкли. Прилеты, улеты, громыхало. Мы с этим просыпались, с этим засыпали. Когда началось все 24-го (спецоперация), мы думали, пройдет мимо. Не прошло.
– Bitte sagen Sie mir, ob nur das Asowsche Nationalbataillon aufgeräumt hat?
– Es war hauptsächlich Asow. Es gab zwar Grenzschutz und AFU (Streitkräfte), aber sie waren nicht beteiligt. Nur Asow war daran beteiligt. Deshalb sind sie dorthin gegangen. (Pause) Sie sagen also, der Krieg begann 2014. Ich wohnte in Vostochny (Bezirk, Teil von Mariupol), wir waren also in der Frontlinie. Wir waren sogar daran gewöhnt. Ankünfte, Abflüge, Geräusche. Wir wachten mit ihr auf und schliefen mit ihr ein. Als am 24. alles begann (Sondereinsatz), dachten wir, es würde an uns vorbeigehen. Das war nicht der Fall.
– А как вы жили с 2014 года по 2022? У вас была работа? Как события повлияли на вашу обыденную жизнь?
– Да, была работа. Когда провели референдумы, на машинах выезжали и поддерживали «нам нужна работа, нам нужна Украина, нам нужна стабильность». Постоянно ездили, за мир. Ренат Ахметов организовывал, с завода Азовсталь. Постоянно приезжали эти колонны. Люди просто хотели стабильную зарплату, чтобы была тишина. Референдум уже подавили, и люди просто хотели спокойно работать. Знаете, люди точку зрения поменяли, быстренько перекрасились. Надо было жить, работать. Свою точку зрения они оставили в кармане.
– Wie haben Sie von 2014 bis 2022 gelebt? Hatten Sie einen Job? Wie haben sich die Ereignisse auf Ihr normales Leben ausgewirkt?
– Ja, es gab Arbeit. Als die Referenden abgehalten wurden, sind wir mit Autos rausgefahren und haben gesagt: „Wir brauchen Arbeitsplätze, wir brauchen die Ukraine, wir brauchen Stabilität“. Wir sind die ganze Zeit gefahren, um Ruhe zu haben. Renat Akhmetov vom Azovstal-Werk organisierte es. Die ganze Zeit über kamen diese Konvois. Die Menschen wollten einfach nur stabile Löhne und Frieden haben. Das Referendum war bereits unterdrückt worden, und die Menschen wollten einfach in Ruhe arbeiten. Wissen Sie, die Leute haben ihre Sichtweise geändert, sie haben schnell umgemalt. Sie mussten leben und arbeiten. Sie haben ihren Standpunkt in ihren Taschen gelassen
– А вы могли были назвать жизнь с 2014 по как вы уехали свободной? У вас были ограничения?
– Конечно, были. Мы русскоязычные. Нас, обслуживающий персонал, заставляли разговаривать на украинском языке. Заходишь на новую почту, а там с тобой разговаривают не на суржике, на котором мы говорим в Донбассе, это смесь русского и украинского, а на западноукраинском. И ты не поймешь, что от тебя хотят. Идешь в налоговую, в банк, кредит берешь – вообще не понимаешь, на что ты подписываешься. Конечно, ограничения.
– Konnten Sie das Leben von 2014 bis zu Ihrer Abreise als frei bezeichnen? Hatten Sie irgendwelche Einschränkungen?
– Natürlich gab es die. Wir waren russischsprachig. Wir, das Servicepersonal, waren gezwungen, Ukrainisch zu sprechen. Wenn man ein neues Postamt betritt, wird man nicht auf Surzhyk angesprochen, das wir im Donbas sprechen, eine Mischung aus Russisch und Ukrainisch, sondern auf Westukrainisch. Und Sie werden nicht verstehen, was sie von Ihnen wollen. Du gehst zum Finanzamt, zur Bank, nimmst einen Kredit auf – du weißt nicht, worauf du dich da einlässt. Natürlich gibt es Einschränkungen.
– Язык влиял на вашу повседневную жизнь. У вас были ограничения в получении сервиса от Украины. А как в практической жизни проявлялись эти ограничения?
– Я старалась сказать «Здравствуйте», «Доброго дня», а потом говорила «Извините, я перехожу на русский». Также когда с Азова приходили и начинали на западноукраинском говорить, я говорила «Извините, я ничего не понимаю». Также с Азова приходили и шведы, грузины, тоже говорили.
– Die Sprache hat Ihr tägliches Leben beeinflusst. Sie hatten Einschränkungen beim Empfang von Dienstleistungen aus der Ukraine. Und wie haben sich diese Einschränkungen im praktischen Leben gezeigt?
– Ich habe versucht, „Hallo“ und „Guten Tag“ zu sagen und dann „Entschuldigung, ich wechsle zu Russisch“. Und als die Leute aus Asow kamen und anfingen, auf Westukrainisch zu sprechen, sagte ich: „Tut mir leid, ich verstehe nichts“. Die Schweden und Georgier kamen ebenfalls aus Asow und sagten dasselbe.
– С Азова приходили шведы?
– Да, там служили.
– Kamen die Schweden aus Asow?
– Ja, sie haben dort gedient.
– А много вы слышали иностранного языка в Мариуполе?
– Нет, у нас те, которые приходили, старались разговаривать на ломаном украинском и на своем. Один заходил с Норвегии, а один был швед, он демобилизовался прямо перед самым началом войны. Ему повезло.
– Haben Sie in Mariupol viele Fremdsprachen gehört?
– Nein, diejenigen von uns, die kamen, versuchten, gebrochenes Ukrainisch und ihr eigenes zu sprechen. Einer kam aus Norwegen, und einer war ein Schwede, der kurz vor Kriegsbeginn demobilisiert worden war. Er hatte Glück.
– После 2014 года, когда произошли всем известные события, после того, как туда вошел Азов и ВСУ укрепились, как вы видели свое будущее? На что вы рассчитывали?
– Ни на что мы не рассчитывали. Мы жили и жили. Мы все равно знали, что когда-нибудь присоединимся к своим, к Донецку. Каждый все равно знал, что Донецкая область все равно когда-нибудь признается.
– Wie sahen Sie Ihre Zukunft nach 2014, als die bekannten Ereignisse stattfanden, nachdem Asow dort einzog und die AFU erstarkte? Womit haben Sie gerechnet?
– Wir haben mit nichts gerechnet. Wir haben gelebt und gelebt. Wir wussten immer noch, dass wir uns eines Tages unserem Volk, Donezk, anschließen würden. Jeder wusste, dass die Region Donezk eines Tages ohnehin anerkannt werden würde.
– Вы имеете в виду республики?
– Да. Нас лепили то туда, то туда. К Запорожской области тоже. Мариуполь как изгой был.
– Sie meinen die Republiken?
– Ja, wir wurden hier und dort geformt. Auch in der Oblast Saporischschja. Mariupol war wie ein Ausgestoßener.
– А вам предлагали переехать на Украину в качестве беженцев?
– Нет, не предлагали, мы туда не рвались.
– Wurde Ihnen angeboten, als Flüchtling in die Ukraine zu gehen?
– Nein, wir wollten nicht dorthin gehen.
– Почему?
– Вот у меня родной дядя, он с Винницкой области. Когда в 2014 году обстреляли, он наконец то услышал мой голос, что я живая. Его жена ответила «Ну вы же провели референдум». А я говорю «А что нас надо было Градами обстрелять, если мы референдум провели». Вот и весь ответ. Если от родного дяди такое услышать, то, что услышишь от неродных людей.
– Und warum?
– Ich habe einen Onkel, der aus der Region Vinnitsa stammt. Als sie mich 2014 beschossen, hörte er endlich meine Stimme, dass ich am Leben bin. Seine Frau sagte: „Nun, du hast ein Referendum abgehalten“. Und ich sagte: „Warum sollten wir mit Grads beschossen werden, wenn wir ein Referendum abhalten“. Das ist die ganze Antwort. Wenn Sie das von Ihrem eigenen Onkel hören, was werden Sie dann von Nicht-Einheimischen hören?
– С точки зрения экономического состояния в этот период с 2014 по 2022, как вы оцениваете по сравнению с 2014 годом, как сильно изменилась ваша жизнь в экономическом плане? Вы стали зарабатывать больше, меньше? Вы стали получать больше или меньше социальной помощи от Украины? Как выплачивались пенсии пенсионерам? Делали ли это вовремя или не вовремя?
– Пенсии стабильно выплачивали, только они маленькие были. До 2014 года была стабильность, а после 2014 года осталось только повышение цен. Электрика, газ, аренда, налоги – все это каждый раз поднималось и поднималось. Прошел коронавирус, закрывали нас. А когда открыли, то цены на аренду взлетели. Уже не хотелось даже идти и работать, потому что овчинка выделки не стоит.
– Was die wirtschaftliche Entwicklung in diesem Zeitraum von 2014 bis 2022 angeht, wie sehr hat sich Ihr Leben Ihrer Meinung nach im Vergleich zu 2014 wirtschaftlich verändert? Haben Sie angefangen, mehr oder weniger zu verdienen? Haben Sie mehr oder weniger Sozialhilfe von der Ukraine erhalten? Wie wurden die Renten an die Rentner ausgezahlt? Wurden sie pünktlich oder nicht pünktlich bezahlt?
– Die Renten wurden stabil gezahlt, aber sie waren gering. Vor 2014 herrschte Stabilität, aber nach 2014 gab es nur noch Preissteigerungen. Strom, Gas, Miete und Steuern stiegen und stiegen. Es gab ein Coronavirus und wir wurden geschlossen. Und als wir wieder eröffnet haben, sind die Mietpreise in die Höhe geschossen. Ich wollte nicht einmal mehr arbeiten gehen, weil es die Mühe nicht wert war.
– А вы платили налог на войну?
– Нет. Я платила в налоговую инспекцию, я не знаю, куда они шли.
– (другая женщина Марина) Военный сбор. Мы платили, конечно.
– Haben Sie die Kriegssteuer bezahlt?
– Nein. Ich habe es an das Finanzamt gezahlt, ich weiß nicht, wo es geblieben ist.
– (eine andere Frau, Marina) Die Kriegssteuer. Wir haben natürlich bezahlt.
– Вы могли бы назвать пенсию в Мариуполе, среднюю зарплату и примерно, сколько уходило у вас денег на то, чтобы прожить?
– Я сама на себя работала. Пенсионеры самостоятельно не могут прожить. 1800 гривен пенсия. Например, за отопление в двухкомнатной квартире у нас уходило 1700 гривен. Плюс вода, свет.
– Können Sie uns Ihre Rente in Mariupol nennen, das durchschnittliche Gehalt und wie viel Geld Sie ungefähr zum Leben hatten?
– Ich habe für mich selbst gearbeitet. Rentner können nicht allein leben. Die Rente beträgt 1800 Griwna. Wir haben zum Beispiel 1700 Griwna für die Heizung in einer Zweizimmerwohnung ausgegeben. Plus Wasser, Licht.
– Сколько у вас выходило вместе за коммунальные услуги?
– Больше 2000. 2300 гривен. 24 февраля у нас на Восточном еще был свет. Потом начали выключать сначала воду, свет. Боевые действия еще как то обошли Восточный. Моя кума (родственница) просила меня в другой район переехать, ближе к морю. Если кто-то знает, что в Мариуполе расположен Орленок, это спуск возле моря. И она говорит, там безопаснее, потому что Восточный всегда под раздачу попадает. Вот я переехала, где-то 27 февраля.
– Wie hoch war die Gesamtrechnung für die Versorgungsleistungen?
– Über 2.000. 2300 Griwna. Am 24. Februar hatten wir in Vostochny noch Strom. Dann haben sie zuerst das Wasser und das Licht abgestellt. Die Feindseligkeiten gingen immer noch irgendwie an Wostotschny vorbei. Mein Cousin (Verwandter) bat mich, in einen anderen Bezirk zu ziehen, der näher am Meer liegt. Falls es jemand weiß, in Mariupol gibt es Orlyonok, das ist ein Abstieg am Meer. Und sie sagt, dass es dort sicherer ist, weil Vostochny ständig angegriffen wird. Hier bin ich um den 27. Februar eingezogen.
– В это время уже шли боевые действия?
– Боевые действия уже шли. Я не знаю, где они шли. Били только одни украинцы, там в помине еще русских не было. Начали бить по водонасосным. Сначала они били по связи, по вышкам, чтобы связи не было. Танки разбивали эти вышки.
– Gab es zu diesem Zeitpunkt bereits Kämpfe?
– Es war bereits ein Kampf im Gange. Ich weiß nicht, wo sie stattgefunden haben. Dort waren nur Ukrainer, es gab noch keine Russen. Sie begannen damit, die Wasserpumpstationen anzugreifen. Zuerst haben sie die Kommunikation, die Türme, getroffen, damit es keine Kommunikation mehr gibt. Panzer haben diese Türme zerschlagen.
– Это были регулярные вооруженные силы Украины или национальные батальоны? Или вы не знаете?
– А там их кто-то разберет? Они все были в камуфляже.
– Handelt es sich um reguläre ukrainische Streitkräfte oder um nationale Bataillone? Oder wissen Sie das nicht?
– Gibt es dort jemanden, der sie aussortiert? Sie waren alle in Tarnkleidung.
– Вы переехали к своей родственнице ближе к морю.
– Да. Там у них еще был свет в этом районе. По телевизору выступил наш мэр города Бойченко, сказал « Крепитесь, с вами полиция, скорая помощь, вас защищают». Это было его последнее интервью, и все. Потом свет пропал. Но сколько горели дома, сколько было раненых и убитых, скорая помощь отсутствовала, пожарные отсутствовали, милиция тем более отсутствовала. Поначалу, когда только начались боевые действия, хотя бы сирена срабатывала, а то и сирена потом перестала. И мы остались наедине сами с собой.
– Sie sind zu Ihrem Verwandten in die Nähe des Meeres gezogen.
– Ja, sie hatten dort in der Gegend noch Licht. Unser Bürgermeister Bojtschenko erschien im Fernsehen und sagte: „Seien Sie stark, die Polizei und der Krankenwagen sind bei Ihnen, Sie werden beschützt“. Das war sein letztes Interview, und das war’s. Dann gingen die Lichter aus. Aber wie viele Häuser brannten, wie viele Menschen wurden verwundet und getötet, und es gab keinen Krankenwagen, keine Feuerwehr und erst recht keine Polizei. Am Anfang, als die Kämpfe gerade begonnen hatten, heulten zumindest die Sirenen, dann hörten sie auf. Und wir waren auf uns allein gestellt.
– Что происходило с людьми? Они выезжали, оставались? Была ли у них возможность выехать из Мариуполя?
– Пока не все вышки были разбиты, у нас прорывалась связь. И начали родственники с других городов, с Запорожья, с Днепропетровска, начали спрашивать, почему вы не уезжаете с Мариуполя, что нам там дают зеленый коридор. Люди, совершенно не знающие никакую информацию, начали бежать на площадь Левобережную, там никто ничего не знает. Кто-то где-то проинформировал, что надо пробираться в центр города. В машины сажали детей, вешали таблички «Дети» и прорывались в город. Должен был коридор быть 4 марта. Я решила пойти на разведку. Прибежала в свой микрорайон под минометами, забрала кошку, бегу обратно. Вижу, едут люди в центр города. Спрашиваю у них, где эвакуация. Они говорят, что на драмтеатре. Привезли меня туда, весь город уже в пламени. Почти весь город туда съехался. Очень много машин с людьми, с детьми. Драмтеатр наш был забит людьми до 3 этажа полностью. Во-первых, люди приехали в 4 часа, ждали Красный крест. Красный крест не приехал. Подъехали волонтеры, сказали, что будут связываться и если что, то завтра на утро (эвакуация). Сказали терпеть. Мороз, мраморные полы. С детьми на полу спали, на сидения в драмтеатре стелили и спали, дожидались. Люди, которые не выдерживали, у кого дети были больные, мы же в морозе сидели, без отопления, они решили прорываться сами. Повесили белые флаги и поехали к выезду из города. Там их развернули, Азов стоял там на выезде. Сказали, что не выпускают из города.
– Was ist mit den Menschen geschehen? Sind sie gegangen, sind sie geblieben? Konnten sie Mariupol verlassen?
– Bis alle Türme gebrochen waren, hatten wir einen Durchbruch in der Kommunikation. Und Verwandte aus anderen Städten, aus Saporischschja, Dnipropetrowsk, begannen zu fragen, warum ihr Mariupol nicht verlasst, dass sie uns dort einen grünen Korridor geben. Die Menschen, die keinerlei Informationen hatten, rannten zum Left Bank Square, wo niemand etwas weiß. Irgendjemand teilte uns mit, dass wir uns auf den Weg ins Stadtzentrum machen sollten. Sie setzten Kinder in Autos, hängten „Kinder“-Schilder auf und machten sich auf den Weg in die Stadt. Am 4. März sollte es einen Korridor geben. Ich beschloss, auf Erkundungstour zu gehen. Ich rannte in mein Viertel unter den Mörsern, nahm meine Katze und rannte zurück. Ich sehe Leute, die in die Stadt gehen. Ich frage sie, wo die Evakuierung stattfindet. Sie sagten, es sei im Drama Theatre. Sie brachten mich dorthin, die ganze Stadt stand bereits in Flammen. Fast die ganze Stadt war dort. Es gab so viele Autos mit Menschen und Kindern. Unser Schauspielhaus war bis zum dritten Stock voll besetzt. Die ersten Menschen kamen um 4 Uhr an und warteten auf das Rote Kreuz. Das Rote Kreuz ist nicht gekommen. Freiwillige Helfer kamen und sagten, sie würden sich mit uns in Verbindung setzen und wenn etwas wäre, würden sie morgen früh kommen (Evakuierung). Man sagt, er sei geduldig. Frostige Marmorböden. Wir schliefen mit den Kindern auf dem Boden, auf den Sitzen im Schauspielhaus, schliefen und warteten. Menschen, die es nicht mehr aushielten, die kranke Kinder hatten und wir in der eisigen Kälte saßen, ohne Heizung, die beschlossen, auf eigene Faust durchzubrechen. Sie hängten weiße Fahnen auf und fuhren zum Ausgang der Stadt. Sie drehten sie um, Azov stand am Ausgang. Sie sagten, sie würden sie nicht aus der Stadt herauslassen.
– А объясняли почему?
– Нет, не объясняли. Выпускать мы не будем. Возвращайтесь обратно. Если вы не будете возвращаться, мы будем стрелять прямо по колесам. Кто был без машины, все остались в драмтеатре. Во-первых есть нечего, пить нечего. Начали просить волонтера. Волонтер был сам администратор драмтеатра. Подъехали военные, мы говорим, что у нас дети, мы пить хотим. Они говорят: «Хотите есть, пить – вперед. Вон магазин». Военный провел, разбил стекло и сказал, чтобы мы брали, что хотели. И люди пошли брать себе еду, воду. Ближе к комендантскому часу, нашлись наконец волонтеры. Они подъехали, начали с нами разговаривать. Потерпите, говорят, до утра, мы связались с Красным крестом, будут вас сопровождать, колонной вывезут несколько автобусов. Мы остались в драмтеатре. Всю ночь кто спал, кто не спал. Утром в 6 утра все уже встали, хотя сказали, что эвакуация будет к 8. Приехали ребята молодые полицейские…
– Gab es eine Erklärung für den Grund?
– Nein, haben wir nicht. Wir lassen Sie nicht raus. Gehen Sie wieder hinein. Wenn du nicht zurückgehst, erschießen wir dich direkt auf die Räder. Diejenigen, die kein Auto hatten, blieben alle im Theater. Zuerst gab es nichts zu essen und nichts zu trinken. Wir begannen, nach einem Freiwilligen zu fragen. Der Freiwillige war der Leiter des Schauspielhauses selbst. Das Militär kam, wir sagten, dass wir Kinder hätten und durstig seien. Sie sagten: „Wenn ihr essen oder trinken wollt, nur zu. Da drüben ist ein Laden. Der Militäroffizier ging voran, zerbrach das Glas und sagte uns, wir könnten nehmen, was wir wollten. Und die Menschen gingen, um sich selbst mit Essen und Wasser zu versorgen. Kurz vor der Ausgangssperre wurden schließlich Freiwillige gefunden. Sie fuhren vor und begannen mit uns zu reden. Wir haben uns mit dem Roten Kreuz in Verbindung gesetzt, sie werden euch eskortieren und ein paar Busse als Konvoi mitnehmen“, sagten sie. Wir wohnten im Drama Theater. Die ganze Nacht über schliefen einige von uns, andere blieben wach. Morgens um 6 Uhr waren bereits alle auf den Beinen, obwohl es hieß, dass die Evakuierung bis 8 Uhr stattfinden würde. Einige junge Polizisten kamen an…
– Украинские?
– Украинские, да. Начали смотреть по этажам, сколько людей. По рации начали запрашивать Красный крест. Никто не отозвался. Сказали, никого вывозить не будем. Мы стоим сзади, говорим: «Они что там с ума сошли? Тут же дети, старики, они еле ходят». Они постояли возле нас, сказали: «Крепитесь. У кого есть машина, разъезжайтесь по домам». Вот и все. Потому что город закрыт.
– Ukrainisch?
– Ukrainisch, ja. Sie begannen, auf den Etagen nachzusehen, wie viele Menschen dort waren. Sie riefen über Funk das Rote Kreuz. Es hat niemand geantwortet. Sie sagten, wir würden niemanden ausschalten. Wir standen ganz hinten und sagten: „Sind die verrückt? Hier gibt es Kinder und alte Menschen, die kaum noch laufen können. Sie standen neben uns und sagten: „Bleibt stark. Wer ein Auto hat, geht nach Hause. Das ist alles. Weil die Stadt geschlossen ist.
– Скажите, а как лично вы выехали сюда?
– Я выехала в Левобережный, сидели мы там. 1 числа нас обстреляли. С 12-этажки обстреляли снайперы с Азова. Сидели мы там на этажах, тряслись, боялись спускаться в подвал, потому что тогда весь дом на нас упадет. Ходили мы за водой, там был колодец. И когда комендантский час заканчивался, люди выходили и были убиты снайперами. Украинскими. Танки подъезжали. У нас там утренний рынок. Они подъезжают и начинают рынок поджигать. Азов или ВСУ, не знаю. Стреляли полночи, пока весь рынок не загорелся. Но это были еще цветочки, только начало комендантского часа. Потом ночью подъехал танк, направил дуло и выстрелил в соседнюю 9-этажку. Просто посередине проделал дыру. Люди там спали, начали выбегать из подъезда, и началась автоматная стрельба.
– Sagen Sie mir, wie sind Sie persönlich hierher gekommen?
– Ich ging zur Left Bank, wir saßen dort. Am 1. Tag wurden wir beschossen. Scharfschützen von Asow schossen aus einem 12-stöckigen Gebäude. Wir saßen auf dem Boden, zitterten und hatten Angst, in den Keller zu gehen, denn dann würde das ganze Haus auf uns fallen. Wir gingen Wasser holen, es gab einen Brunnen. Und als die Ausgangssperre endete, kamen Menschen heraus und wurden von Scharfschützen getötet. Ukrainisch. Es kamen Panzer auf. Wir haben dort einen Morgenmarkt. Sie fahren vor und setzen den Markt in Brand. Asow oder AFU, ich weiß es nicht. Sie haben die halbe Nacht geschossen, bis der ganze Markt in Flammen stand. Aber das war nur der Anfang der Ausgangssperre. Dann fuhr nachts ein Panzer vor, richtete seine Mündung und schoss in das benachbarte 9-stöckige Gebäude. Es hat nur ein Loch in der Mitte gemacht. Die Menschen schliefen dort, rannten aus dem Eingang und die Schüsse fielen.
– Стреляли в кого?
– Русских там еще не было. С кем они там воюют? Русских в помине нет.
(другая женщина, Марина) – Тогда связь еще была, мы все перезванивались, никто русских не видел. Были только украинцы. Стреляли непонятно куда, дома разбивали они же. Вертолетами разбивали все мосты. Перебивали нам связь. Это все делали украинцы. А когда русские пришли, все спокойно уже было.
– Auf wen geschossen?
– Die Russen waren noch nicht da. Mit wem kämpfen sie dort? Es gibt überhaupt keine Russen.
(eine andere Frau, Marina) – Zu dieser Zeit gab es noch Kommunikation, wir haben alle zurückgerufen, niemand hat irgendwelche Russen gesehen. Es gab nur Ukrainer. Sie schossen mitten im Nirgendwo, sie zerstörten Häuser. Sie haben alle Brücken mit Hubschraubern zerstört. Sie haben unsere Kommunikation unterbrochen. All dies wurde von Ukrainern durchgeführt. Und als die Russen kamen, war bereits alles ruhig.
– Скажите, кто и когда вывез вас из Мариуполя?
– Мы две недели сидели, потом поняли, что техника пошла с моря.
– Sagen Sie uns, wer hat Sie aus Mariupol herausgeholt und wann?
– Wir saßen vierzehn Tage lang, bis wir feststellten, dass die Ausrüstung aus dem Meer gekommen war.
– Чьи войска?
– ДНРовские.
– Wessen Truppen?
– Die des DNR.
– Не украинские?
– Нет, украинские уже начали отходить. Они разрушили почти весь Левый берег. Потом к нам зашла ДНРовская полиция, посмотрели наши квартиры. Мы сразу сказали, что у нас на 6 этаже сидели снайперы. Они пошли туда, посмотрели. Потом ночью слышу, что пришли русские. Я так и поняла, что это чеченцы. Мы обрадовались, потому что они громкие, горные. Они сразу зашли к нам в подъезд. ДНРовцы стояли нас охраняли, чтобы никто из военных не забежал в дом. Зашли чеченцы. Они прошлись по первым домам. Из тех домов, куда они заходили, начали выходить люди с белыми повязками и бежать в сторону моря. Это было 19 марта. Мы попросили чеченцев спросить, куда люди бегут. Эвакуируются ли они, кто вывозит нас? Они сказали нам: «Скажите, сколько в доме осталось семей. Завтра будут эвакуировать». Мы обрадовались. Первое, что они спросили, есть ли у нас еда? Дали конфеты, колбасы, пюре. Мы собрали вещи, у нас у бабушки была инвалидная коляска. Чеченцы сказали, что они нам помогут. Утром они постучались в 7 утра, сказали, что русские зайдут и все нам объяснят. Зашел русский уже солдат. Сказал, что у нас полчаса на сборы, внизу нас будут ждать автобусы и эвакуировать будут на Новоазовск. Мы собрались за полчаса. Они сказали, что внизу снайперы и они нас будут прикрывать. Повязали нам белые повязки, нас чеченцы окружили и выводили в сторону моря. Там уже встретили нас автобусы и привезли нас на базу. Кто хотел – остался там по селам украинским. Те, кто хотели в сторону Украины выезжать, они выезжали туда. Кто-то остался возле Мариуполя. У кого родственники в России, кто добровольно хотел в Россию. Писали, у кого есть родственники в Россию. Тех, у кого нет, отправляли группами как беженцев.
– Nicht die ukrainischen?
– Nein, die Ukrainer haben bereits mit ihrem Rückzug begonnen. Sie haben fast das gesamte linke Ufer zerstört. Dann kam die DNR-Polizei zu uns und sah sich unsere Wohnungen an. Wir haben sofort gesagt, dass wir im 6. Stock Scharfschützen sitzen haben. Sie gingen hin und sahen nach. Dann hörte ich nachts, dass die Russen kamen. Ich habe verstanden, dass sie Tschetschenen waren. Wir waren froh, denn sie waren laut, sie waren Bergsteiger. Sie kamen direkt zu uns an die Tür. Das DNR hat uns bewacht, damit kein Militär ins Haus rennt. Die Tschetschenen kamen herein. Sie gingen durch die ersten Häuser. Menschen mit weißen Armbinden kamen aus den Häusern, in die sie hineingegangen waren, und liefen in Richtung Meer. Es war der 19. März. Wir fragten die Tschetschenen, wohin die Menschen fliehen würden. Wurden sie evakuiert, wer hat uns rausgebracht? Sie sagten uns: „Sagen Sie uns, wie viele Familien noch im Haus sind. Morgen werden sie evakuiert“. Wir waren aufgeregt. Das erste, was sie uns fragten, war, ob wir etwas zu essen hätten. Sie gaben uns Süßigkeiten, Würstchen und Kartoffelpüree. Wir haben unsere Sachen gepackt, unsere Großmutter hatte einen Rollstuhl. Die Tschetschenen haben gesagt, sie würden uns helfen. Morgens klopften sie um 7 Uhr an und sagten, die Russen würden kommen und uns alles erklären. Ein russischer Soldat kam herein. Er sagte, wir hätten eine halbe Stunde Zeit zum Packen, unten würden Busse auf uns warten und wir würden nach Nowoasowsk evakuiert. Wir haben uns in einer halben Stunde versammelt. Sie sagten, unten seien Scharfschützen und sie würden uns decken. Sie legten uns weiße Armbinden an, Tschetschenen umringten uns und führten uns zum Meer. Busse holten uns dort ab und brachten uns zum Stützpunkt. Diejenigen, die wollten, blieben in ukrainischen Dörfern. Diejenigen, die in die Ukraine gehen wollten, gingen dorthin. Einige blieben in der Nähe von Mariupol. Diejenigen, die Verwandte in Russland hatten, die freiwillig nach Russland gehen wollten. Diejenigen, die Verwandte in Russland hatten, wurden aufgeschrieben. Diejenigen, die das nicht taten, wurden in Gruppen als Flüchtlinge geschickt.
– Спасибо большое за ваш рассказ. Я сам из Германии, из Берлина. Как вы знаете, в течение 40 лет страна была разъединена, потом состоялось воссоединение. Как вы думаете, возможно ли такое в Украине в обозримом будущем?
– Знаете, я не против. Мы любим свой народ, но политика разделяла людей. Понимаете, западная Украина – она непробиваемая. Мы разные. Мы русскоязычные, у нас фольклор другой, мнение другое. У нас все другое. Мы ближе к России.
– (Марина) Они (люди с западной Украины) нас откровенно не любят.
– Они всегда тех, кто приезжает с востока, недолюбливают.
– Vielen Dank für Ihre Geschichte. Ich selbst komme aus Deutschland, aus Berlin. Wie Sie wissen, war das Land 40 Jahre lang geteilt, dann wurde es wiedervereinigt. Glauben Sie, dass dies in der Ukraine in naher Zukunft möglich ist?
– Wissen Sie, ich bin nicht dagegen. Wir lieben unser Volk, aber die Politik hat die Menschen gespalten. Sehen Sie, die Westukraine ist uneinnehmbar. Wir sind anders. Wir sind russischsprachig, unsere Folklore ist anders, unsere Meinungen sind anders. Bei uns ist alles anders. Wir sind näher an Russland dran.
– (Marina) Sie (die Menschen aus der Westukraine) mögen uns offen gesagt nicht.
– Sie haben immer eine Abneigung gegen diejenigen, die aus dem Osten kommen.
Белозеров Николай Анатольевич, 59 лет.
– Я с города Рубежный, Луганская область. С 2014 года они заходили со Славенска на Кременное. Было известно, как Торнадо издевались над женщинами. В газете писалось. Их посадили, потом их выпустили. Когда началось все 24, они готовились. Кто военный знает, что на высоких точках вокруг (горах) они строили укрепрайоны, копали окопы, строили дзоты, бетонные перекрытия. Каждая возвышенность вокруг городов была так укреплена. Я видел мародеров, которые грабили. Я ходил каждый день с 8 микрорайона на Ливнево. ВСУ грабили продовольственный магазин, аптеку, набивали огромными мешками свои машины. Я своими глазами видел, как они громили аптеку и магазин. 4 танка стоят около 9этажки. Два туда дулами, два – в другую сторону, держат позицию. Они выезжают, стрельнули и заехали назад. А «Молодая гвардия» (пример партизанского движения времен Великой Отечественной войны) могла бы использовать коктейли Молотова. Кинул бы каждый на танк, и все бы. Но мы так не делали, боялись. Опять же говорю, грабили. Грабили как дикари.
У меня собака, я каждый день ходил кормил ее через весь город, 4 км. Ходил и смотрел, разрушенные дома, мертвые лежат. Мои (семья) сидели в подвале. Мы ночью выходили есть. Готовили, газ был, а света не было. Я уехал 23 апреля, а уже 13 апреля я не мог попасть в этот район. Там танки, снаряды рвались. Я три раза пытался, уже было невозможно.
Nikolai Anatolievich Belozerov, 59 Jahre alt.
– Ich komme aus der Stadt Rubizhne in der Region Luhansk. Seit 2014 kamen sie aus Slawensk nach Kreminna. Es war bekannt, wie die Tornados Frauen missbrauchten. So stand es in der Zeitung. Sie wurden inhaftiert und dann wieder freigelassen. Als alle 24 anfingen, waren sie gerade dabei, sich vorzubereiten. Wer im Militär weiß, dass sie auf den hohen Punkten ringsum (den Bergen) Befestigungen, Gräben, Bunker und Betonplatten gebaut haben. Jeder Hügel rund um die Städte war so befestigt. Ich sah Plünderer, die plünderten. Ich bin jeden Tag vom Mikrobezirk 8 nach Livnevo gelaufen. Die AFU plünderte den Lebensmittelladen, die Apotheke und stopfte ihre Autos mit großen Taschen voll. Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie sie die Apotheke und den Laden geplündert haben. Vier Panzer stehen in der Nähe des 9-stöckigen Gebäudes. Zwei mit den Mündungen dort, zwei in der anderen Richtung, die ihre Position halten. Sie gehen raus, schießen und gehen wieder rein. Und die „Junge Garde“ (ein Beispiel für die Guerillabewegung des Zweiten Weltkriegs) könnte Molotowcocktails verwendet haben. Jeder hätte sie auf den Tank geworfen und das wäre es gewesen. Aber das haben wir nicht getan, wir hatten Angst. Ich sage noch einmal: ausgeraubt. Ausgeraubt wie Wilde.
Ich hatte einen Hund und bin jeden Tag quer durch die Stadt gelaufen, um ihn zu füttern, 4 km. Ich bin gelaufen und habe geschaut, zerstörte Häuser, herumliegende Tote. Meine (Familie) saß im Keller. Abends sind wir essen gegangen. Wir haben gekocht, es gab Gas, aber kein Licht. Ich reiste am 23. April ab, und schon am 13. April konnte ich nicht mehr in dieses Gebiet gelangen. Es gab Panzer, Granaten explodierten. Ich habe es dreimal versucht, es war schon unmöglich.
– Те, кто лежал мертвые на земле, это были военные?
– Нет, это были не военные. У нас был один случай. Когда я шел, шла женщина. Когда я шел назад, она была уже мертвой и ее уже накрыли. Парень, мой сосед, пошел телефон заряжать до Автовокзала, и как раз взорвалось что-то. Его жена подбежала ко мне, чтобы пойти искать его. На следующий день узнали, что он погиб. Ей позвонили (телефон у парня забрали) и сказали. Он погиб там, где заряжали телефоны, там было 8 человек, 2 военных и остальные гражданские. Это было примерно 18 апреля.
– Waren die Toten, die auf dem Boden lagen, vom Militär?
– Nein, es war nicht das Militär. Wir hatten einen Vorfall. Als ich unterwegs war, ging eine Frau. Als ich zurückkam, war sie bereits tot und zugedeckt. Ein Mann, mein Nachbar, wollte an der Bushaltestelle sein Telefon aufladen, als etwas explodierte. Seine Frau rannte zu mir, um nach ihm zu suchen. Am nächsten Tag erfuhren sie, dass er tot war. Sie riefen sie an (das Telefon des Mannes war weggenommen worden) und sagten es ihr. Er starb dort, wo die Telefone aufgeladen wurden, es waren 8 Personen dort, 2 Militärs und der Rest Zivilisten. Das war um den 18. April.
– Как бы вы хотели, чтобы все закончилось?
– Мы хотим мира. Никто не хочет войны.
– Wie möchten Sie es beenden?
– Wir wollen Frieden. Niemand will Krieg.
Марина, Харьковская область
– Хотели ли бы вы туда вернуться? Хотели ли бы вы, что ваши области были признаны Россией или Украиной?
– Я Марина. В Украине с прежней властью я бы жить не хотела. Ни я, ни мои дети. С нашим образованием, с нашей жизнью, с нашими налогами жить невозможно. Я бы здесь осталась и жила другой жизнью, потому что родственники у меня здесь и здесь немного легче, именно по финансам, по налогам, квартирам. У нас жизнь с нашей политикой невозможна. Я бы туда не вернулась. Если присоединят, то да, у меня там мама, квартира, тогда я может быть и вернулась бы, если нас присоединят к России.
Marina, Gebiet Charkiw
– Würden Sie gerne dorthin zurückkehren? Möchten Sie, dass Ihre Oblaste von Russland oder der Ukraine anerkannt werden?
– Ich bin Marina. Ich würde nicht in der Ukraine mit der vorherigen Regierung leben wollen. Weder ich noch meine Kinder. Mit unserer Ausbildung, unserem Leben, unseren Steuern, ist es unmöglich zu leben. Ich würde hier bleiben und ein anderes Leben führen, weil meine Verwandten hier sind und es hier ein bisschen einfacher ist, vor allem in Bezug auf Finanzen, Steuern und Wohnungen. Es ist unmöglich, hier mit unserer Politik zu leben. Ich würde dort nicht mehr hingehen. Wenn wir annektiert werden, dann ja, ich habe dort meine Mutter, meine Wohnung, dann würde ich vielleicht zurückgehen, wenn wir an Russland annektiert werden.
– В контексте специальной военной операции упоминается денацификация. Как бы вы оценили, влияние такие ультраправых настроений на происходящее? Есть ли разница между регулярной украинской армии и полком Азов в тех события, которые вам пришлось пережить?
– Незначительная разница. Что те сволочи, что эти сволочи. ВСУ тоже стреляли, ходили пьяные. Большой разницы нет.
– Die Entnazifizierung wird im Zusammenhang mit einer besonderen Militäroperation erwähnt. Wie beurteilen Sie die Auswirkungen solcher rechtsextremen Stimmungen auf die Ereignisse? Gibt es bei den Ereignissen, die Sie erlebt haben, einen Unterschied zwischen der regulären ukrainischen Armee und dem Asow-Regiment?
– Es gibt kaum einen Unterschied. Diese Bastarde und diese Bastarde. Auch die ukrainischen Streitkräfte schossen, sie waren betrunken. Es gibt keinen großen Unterschied.
– Расскажите про опыт взаимодействия с российской армией. Позитивный или негативный?
– Позитивный. Украинская армия только разрушала и разбивала, а Россия зашла сгруппировано. Наш мэр пошел на содействие к российской армии, потому что у нас не было, слава богу, никаких военных в нашем городе (в Купинске, Харьковская область). Когда началось утро наступления на Харьков, военные (украинские), которые остались у нас в городе, начали разбивать мосты, бить по домам и говорить, что это Россия. Потом они поехали защищать Харьков, и у нас не было ни одного военного в городе. Город небольшой, около 30 тысяч населения. Наш мэр поехал сдал город, сказал, что у нас только женщины, дети, мирное население. Нас проверили по военным точкам и все. Нас не трогали больше, никто. Наоборот они (российские военные) предлагали гуманитарную помощь, говорили, чтобы мы выходили, жили обычной жизнью, не боялись их. Они не причинят нам зла. К детям относились очень хорошо. Никакой агрессии со стороны российских военных никогда не было.
– (Марина) То, что уже была на пороге война, мы уже предполагали, потому что мы, наверное, уже изучили нашего президента. Когда ЛНР, ДНР признали республиками, мы понимали, что это красная тряпка, и наш президент будет обратно все отвоевывать. 8 лет непонятно что было, не трогали людей. И это, наверное, просто был повод, и много провокаций было от нашего президента в Россию, которые мы смотрели по новостям. Ядерное оружие, например. Я не сильна в политике, но это было некрасиво, прямая провокация другому президенту. Мы понимали, что ЛНР, ДНР – это начало чего-то масштабного.
– Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen mit der russischen Armee. Positiv oder negativ?
– Positiv. Die ukrainische Armee zerstörte und zerschlug nur, während Russland in Gruppen anrückte. Unser Bürgermeister kam der russischen Armee zu Hilfe, denn in unserer Stadt (Kupinsk, Region Charkow) gab es Gott sei Dank kein Militär. Als am Morgen der Angriff auf Charkiw begann, begannen die (ukrainischen) Militärs, die in unserer Stadt geblieben waren, Brücken zu zerstören, Häuser einzuschlagen und zu behaupten, es sei Russland. Dann gingen sie zur Verteidigung von Charkiw, und wir hatten kein einziges Militär in der Stadt. Die Stadt ist klein, etwa 30.000 Einwohner. Unser Bürgermeister wollte die Stadt aufgeben und sagte, dass wir nur Frauen, Kinder und Zivilisten hätten. Wir wurden von militärischen Stellen kontrolliert und das war’s. Sie haben uns nicht mehr angerührt, niemand. Im Gegenteil, sie (die russischen Militärs) boten uns humanitäre Hilfe an und sagten uns, wir sollten rausgehen und ein normales Leben führen und keine Angst vor ihnen haben. Sie würden uns nicht schaden. Die Kinder wurden sehr gut behandelt. Es hat nie eine Aggression des russischen Militärs gegeben.
– (Marina) Dass bereits ein Krieg drohte, haben wir schon vermutet, denn wir hatten wohl schon unseren Präsidenten studiert. Als die LPR und die DPR als Republiken anerkannt wurden, haben wir verstanden, dass dies ein rotes Tuch war und unser Präsident alles zurücknehmen wird. Acht Jahre lang war es unklar, sie haben die Menschen nicht berührt. Und das war wahrscheinlich nur ein Vorwand, und es gab viele Provokationen unseres Präsidenten gegenüber Russland, die wir in den Nachrichten verfolgt haben. Atomwaffen, zum Beispiel. Ich kenne mich in der Politik nicht aus, aber das war nicht nett, eine direkte Provokation gegenüber einem anderen Präsidenten. Wir haben verstanden, dass die LNR, die DNR der Beginn von etwas Großem war.
– Когда были выборы президента, пришли ли вы и за кого проголосовали?
– Мы за Зеленского голосовали, потому что он пришел вроде как с народа, вроде как ближе к народу, и много чего пообещал. И думали, что он лучше Порошенко. Оказалось все наоборот. Мы возлагали на него (Зеленского) большие надежды.
– Sind Sie zu den Präsidentschaftswahlen gekommen und wen haben Sie gewählt?
– Wir haben für Zelensky gestimmt, weil er sozusagen aus dem Volk kam, sozusagen näher am Volk war und viel versprochen hat. Und wir dachten, dass er besser sei als Poroschenko. Es stellte sich heraus, dass das Gegenteil der Fall war. Wir hatten große Hoffnungen in ihn (Zelensky) gesetzt.
– А как бы вы сегодня оценили свой выбор?
– Боже упаси. Мы бы уже не пошли. Я не знаю, кого можно было там выбирать. Из кого там было выбирать?
– (Марина) Если бы действительно нужна была бы армия, нужно было бы отвоевывать нашу Украину, наверное, забирали бы всех мужчин. Много мужчин, которые остались. В каждом доме. Военнослужащие, которые остались после ДНР и ЛНР, сидели дома. Отдыхали в свое удовольствие. В других городах, где были военные действия, Киев, Харьков, у меня есть знакомые. Я звонила, спрашивала, как они там. Они говорят, мы уже думали идти и проситься в территориальную оборону, оборонять Украину. Им говорили: «Иди отсюда. Тебе жить надоело?». Чья это война? Мужчины все сидят дома, добровольцев не берут. А чья эта тогда война? Кто кого бьет? Получается, добровольцы не нужны, мужчины не нужны, военные не нужны. Что за война?
– Wie würden Sie Ihre Entscheidungen heute bewerten?
– Gott bewahre. Wir wären nicht hingegangen. Ich weiß nicht, wer dort hätte ausgewählt werden können. Wer stand zur Auswahl?
– (Marina) Wenn es einen wirklichen Bedarf für die Armee gegeben hätte, wenn unsere Ukraine zurückerobert werden müsste, wären wahrscheinlich alle Männer genommen worden. Es gab viele Männer, die übrig geblieben sind. In jedem Haus. Die Soldaten, die nach der DPR und LPR blieben, blieben zu Hause. Sie ruhen sich in ihrem eigenen Vergnügen aus. In anderen Städten, in denen es Militäraktionen gab, Kiew, Charkiw, habe ich Bekannte. Ich rief an und fragte, wie es ihnen geht. Sie sagten, wir würden bereits darüber nachdenken, die Ukraine zu verteidigen und um territorialen Schutz zu bitten. Ihnen wurde gesagt: „Geht weg von hier. Bist du lebensmüde?“. Wessen Krieg ist das? Die Männer sitzen alle zu Hause, sie nehmen keine Freiwilligen. Wessen Krieg ist es dann? Wer besiegt wen? Es gibt also keinen Bedarf an Freiwilligen, keinen Bedarf an Männern, keinen Bedarf am Militär. Was für ein Krieg?
– До 24 февраля пенсии выплачивались и другая социальная помощь. А после 24 числа все прекратилось, верно?
– Все, вообще. Некоторые госслужбы, которые не могли не работать, работали просто за продукты. Не было ни зарплат, ни выплат на детей. Банкоматы все выключили, связь выключили. Живите, как хотите. У кого были какие-то сбережения, то живите, как хотите.
– Vor dem 24. Februar wurden die Renten und andere Sozialleistungen ausgezahlt. Und nach dem 24. hat alles aufgehört, oder?
– Alles, ganz allgemein. Einige Beamte, die nicht anders konnten als zu arbeiten, arbeiteten nur für die Lebensmittel. Es gab keine Gehälter, keine Zahlungen für Kinder. Alle Geldautomaten wurden abgeschaltet, die Kommunikation wurde unterbrochen. Leben Sie, wie Sie wollen. Diejenigen, die etwas gespart haben, können leben, wie sie wollen.
– Сколько человек уехали на Запад, когда им представилась такая возможность? Как это повлияло на отношения в семье, если родственники с востока и запада?
– Запад Украины ближе к Евросоюзу, а восток больше к России. Центр оставался украиноязычным со своими территориями, своими правилами. Запад нас недолюбливал, потому что у нас свой язык, традиции, культура. Те, кто был на западе, вернулись туда.
– (Татьяна) У меня 2 сестры. Одна в Москве, другая в Италии. На фоне этих событий они рассорились и вообще не общаются. Одна за Украину, другая за Россию. Они взрослые, им по 50 лет. Они стали врагами. От девочки, которая в Москве сейчас, отказались все родственники.
– Wie viele Menschen sind in den Westen gegangen, als sie die Gelegenheit dazu hatten? Wie hat es sich auf die Familienbeziehungen ausgewirkt, wenn die Verwandten aus dem Osten und dem Westen kommen?
– Der Westen der Ukraine steht der Europäischen Union näher, während der Osten eher Russland zugewandt ist. Das Zentrum blieb ukrainischsprachig, mit eigenen Territorien und eigenen Regeln. Der Westen mochte uns nicht, weil wir unsere eigene Sprache, Tradition und Kultur hatten. Diejenigen, die im Westen waren, kehrten dorthin zurück.
– (Tatiana) Ich habe zwei Schwestern. Einer ist in Moskau, der andere in Italien. Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse haben sie sich zerstritten und kommunizieren überhaupt nicht mehr miteinander. Die eine ist für die Ukraine, die andere für Russland. Sie sind erwachsen, sie sind 50 Jahre alt. Sie sind zu Feinden geworden. Das Mädchen, das jetzt in Moskau ist, wurde von all ihren Verwandten verlassen.
– Эти родственники где находятся?
– На территории Украины. Сумская область, Харьковская область. У нее там мама, которая с ней не хочет общаться. Она сказала, что она предательница и что она зомбирована, что она должна бросить все и переехать на Украину.
– (Марина) У нас 24 все началось. У нас город находится на несколько сел. 40 минут езды до таможни России. Купеческий город, как его называли. Мы все время сотрудничали с Россией, никогда никаких проблем не было. Мы понимали, откуда какие войска будут заходить, и мы уже ждали, наши военные. ВСУ самолетами или вертолетами били все мосты, разбивали дома, заезжали в частный сектор, где огороды, дома. Где то там стрельнули, и обратно прилетало уже от России. У нас граница с Луганской областью. У нас такой городишко, где не было военных. Они взяли нашу территорию (российские военные), и нас наоборот защитили. Мы уже месяц просидели. Я сама с ребенком. Какие-то сбережения были, покупали продукты, детям же надо как то жить, они же не виноваты в этом. Больше недели прятались в подвале, пока были украинцы, пока все бомбили. Потом, когда Россия пришла, поспокойнее стало. Мы остались никому не нужными и, слава богу, под Россией. Цены у нас росли, везли с соседних городов продукты, наше производство уже не работало, потому что город оккупирован. Украинцы не пропускали к нам никакие машины, ничего. Даже помощь не пропускали. Поэтому я вынуждена была ехать с ребенком в Россию, искать работу, искать нормальную жизнь для ребенка и для себя. Начал выключать Киев свет и воду. Звонили с других городов, спрашивали, почему нет ни света, ни воды. Сказали, что это Киев выключил вам все. Вы оккупированы, это ваши проблемы.
– Wo befinden sich diese Verwandten?
– Auf dem Territorium der Ukraine. Gebiet Sumy, Gebiet Charkiw. Sie hat dort eine Mutter, die nicht mit ihr kommunizieren will. Sie sagte, sie sei eine Verräterin und zombifiziert, sie solle alles verlassen und in die Ukraine ziehen.
– (Marina) Alles begann in unserer 24. Wir haben eine Stadt, die sich über mehrere Dörfer erstreckt. Bis zum russischen Zoll sind es 40 Minuten Fahrt. Die Stadt der Kaufleute, wie sie es nannten. Wir haben die ganze Zeit mit Russland zusammengearbeitet, es gab nie irgendwelche Probleme. Wir wussten, woher die Truppen kommen würden, und wir warteten bereits, unser Militär. Die AFU setzte Flugzeuge oder Hubschrauber ein, um alle Brücken zu bombardieren, Häuser zu zerstören und in den privaten Sektor einzudringen, wo sich Gemüsegärten und Häuser befanden. Irgendwo wurde geschossen, und dann kam es aus Russland zurück. Wir haben die Grenze zur Oblast Luhansk. Wir haben eine kleine Stadt, in der es kein Militär gab. Sie nahmen unser Territorium (russisches Militär) und schützten uns im Gegenteil. Wir sitzen bereits seit einem Monat. Ich war allein mit meinem Kind. Wir haben etwas Geld gespart, wir haben Lebensmittel gekauft, die Kinder mussten irgendwie leben, es war nicht ihre Schuld. Wir haben uns mehr als eine Woche lang im Keller versteckt, während die Ukrainer da waren und alles bombardiert wurde. Dann, als Russland kam, wurde es ruhiger. Wir wurden nicht gebraucht und waren, Gott sei Dank, unter Russland. Unsere Preise stiegen, wir mussten Lebensmittel aus den Nachbarstädten heranschaffen, unsere Produktion lief nicht mehr, weil die Stadt besetzt war. Die Ukrainer ließen weder Autos noch andere Dinge zu uns gelangen. Sie wollten nicht einmal Hilfe hereinlassen. Also musste ich mit meinem Kind nach Russland gehen, eine Arbeit suchen und ein normales Leben für das Kind und mich finden. Kiev begann, das Licht und das Wasser abzustellen. Menschen aus anderen Städten riefen an und fragten, warum es kein Licht oder Wasser gab. Sie sagten, dass Kiew alles für Sie abgestellt hat. Sie sind beschäftigt, das ist Ihr Problem.
– Вопрос немного личного характера. Чтобы вы себе пожелали на свой следующий день рождения?
– (Катя) У меня скоро День Рождения. Тортика хочу. Нормальную семью рядом. Чтобы не болел никто. Сейчас хочется самых элементарных вещей. Того, что раньше не ценилось.
– (Николай) У меня был день рождения 16 апреля, 59 лет. Обычно прошел, но все равно тянет домой, к собаке. Везде хорошо, можно поотдыхать 1-2 недели, но все равно тянет домой. Понятно, что там все разбито, разрушено. В наш дом 6 снарядов попало, газ пробило, мы газ заматывали резинкой. Там женщина старая была, ее трогать нельзя было, да и мы в подвале понимали, что газ. И мы резинкой перетянули.
– (Катя) Домой хочется. День рождения довольно скоро, и все-таки хочется больше домой.
– (другая женщина) Домой, но уже в мирный город.
– Eine Frage von etwas persönlicher Natur. Was würden Sie sich für Ihren nächsten Geburtstag wünschen?
– (Katja) Ich habe bald Geburtstag. Ich möchte einen Kuchen. Eine normale Familie um mich herum. Ich möchte nicht, dass jemand krank wird. Jetzt möchte ich die grundlegendsten Dinge. Dinge, die vorher nicht geschätzt wurden.
– (Nikolai) Ich hatte am 16. April Geburtstag und wurde 59 Jahre alt. Normalerweise ist es vorbei, aber ich will immer noch nach Hause, zu meinem Hund. Es ist schön, überall zu sein, man kann 1-2 Wochen lang Urlaub machen, aber trotzdem zieht es mich nach Hause. Es ist klar, dass dort alles kaputt, zerstört ist. Unser Haus wurde von 6 Granaten getroffen, das Gas war durchlöchert, wir haben das Gas mit einem Gummiband abgedeckt. Dort war eine alte Frau, die man nicht anfassen durfte, und wir in einem Keller haben das Gas verstanden. Und wir haben ein Gummiband darum gelegt.
– (Katja) Ich wollte nach Hause. Du hast bald Geburtstag, aber ich will trotzdem nach Hause.
– (Eine andere Frau) Nach Hause, aber in eine friedliche Stadt.
– Есть у вас к нам, западноевропейцам, какое либо послание, которые мы могли бы передать?
– (Николай) Все люди одинаковые. Мир.
– (Марина) Не разрешать эти митинги. Чтобы украинцы, такие ярые, которые почему-то повыезжали, встали бы и воевали за свою страну. Они повыезжали и устраивают митинги в другой стране. Мне это кажется неправильным. То, что они ведут себя недостойно. Они не ценят того, что им предоставляет другая страна.
– Haben Sie eine Botschaft für uns Westeuropäer, die wir weitergeben könnten?
– (Nikolai) Alle Menschen sind gleich. Frieden.
– (Marina) Diese Kundgebungen nicht zuzulassen. Damit die so begeisterten Ukrainer, die aus irgendeinem Grund weggegangen sind, aufstehen und für ihr Land kämpfen. Sie haben in einem anderen Land Kundgebungen abgehalten. Das scheint mir falsch zu sein. Die Tatsache, dass sie sich würdelos verhalten. Sie wissen nicht zu schätzen, was ihnen ein anderes Land bietet.
– Марина, вы сказали об украинской армии и российской. В Польше в СМИ постоянно появляются сообщения об изнасилованиях, которые производит российская армия. Забирают детей, насилуют женщин. Что вы бы хотели сказать польским читателям?
– Я никогда не слышала от своих знакомых, из других городов, которые тоже видели украинскую и российскую армии. Я за россиян, я такого не слышала. Именно от первого лица. Про российскую армию я такого не слышала. Про украинцев мы слышали очень много неприятностей. Именно от первого лица, не фейки, не то, что придумали. Только то, что говорили знакомые. Ничего хорошего про украинцев не говорили.
– Marina, du hast von der ukrainischen und der russischen Armee gesprochen. In Polen wird in den Medien ständig über Vergewaltigungen durch die russische Armee berichtet. Kinder werden entführt, Frauen werden vergewaltigt. Was möchten Sie den polnischen Lesern sagen?
– Ich habe noch nie von meinen Bekannten aus anderen Städten gehört, die auch ukrainische und russische Armeen gesehen haben. Ich bin für die Russen, so etwas habe ich noch nie gehört. Genau aus der ersten Person. Ich habe solche Dinge über die russische Armee noch nicht gehört. Wir haben schon viel Schlechtes über die Ukrainer gehört. Es war von der ersten Person, nicht gefälscht, nicht erfunden. Genau das haben unsere Bekannten gesagt. Über die Ukrainer wurde nichts Gutes gesagt.
Das nicht alles gut zu verstehen ist, befindet sich unter dem Video eine Transkription des Audios
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Weitere InformationenMein Kopf gehört mir
Kriegspropaganda war gestern. Heute ist diese »Kunst« ein Teil der Kriegsführung. Die professionalisierte Propaganda überlässt nichts mehr dem Zufall.
Masha Borzunova hat seit einiger Zeit eine kleine Sendereihe bei arte. Die russische Endzwanzigerin, die im lettischen Exil arbeitet, erzählt von ihrer Heimat Russland. Sie sieht gut aus, wirkt taff. Ein echter Hingucker, könnte man sagen. Aber Achtung, Borzunova ist eine Waffe — ein kognitiver Leopard-Panzer, wenn man so will. Denn ihre Sendereihe »Fake News« berichtet nicht aus Russland, sondern versucht Stimmung zu machen gegen das absolut Böse aus Osteuropa.
Sie arbeitet als Faktencheckerin für die westliche Medienwelt — und ist damit Teil der Kognitivarmee, die sich die NATO und auch andere westliche Organisationen halten. Die Russen tun das übrigens auch. Der Krieg der Zukunft, er findet auch auf dem kognitiven Feld statt — und zwar auf allen Seiten. Der Propagandaforscher Jonas Tögel hat darüber ein Buch geschrieben, es heißt: »Kognitive Kriegsführung. Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO«.
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