Sprechknopf-Alarm: Drei Reden zur Lage der Nation (Baerbock/Wellbrock)

7
Annalena Baerbock (die Grünen) wehrt sich dagegen, die Lage im Land schlechtzureden. Stattdessen erwartet sie wohl, sich die Lage schönzusaufen. Dazu muss man etwas sagen, denn wo sie recht hat, hat sie recht. Und wo sie nicht recht hat, muss man darauf hinweisen. Im zweiten Teil des Videos hat der Verfasser dieses Machwerks eine spontane Rede gehalten, die man sich nicht ansehen muss. Wer es aber lässt, sollte hinterher nicht sagen, von nichts gewusst zu haben. Der dritte Teil dieses Videos beschäftigt sich mit Russlands Angriffsplänen auf die EU und zeigt auf, wie wir uns dagegen effektiv wehren können. Anmerkung: Der erste Teil des Videos ist absolut ernst gemeint, der zweite Teil irgendwie auch. Der dritte Teil kann in die Rubrik Satire eingeordnet werden. Inhalt: 01:00 Teil I: Kommentar zu einer Rede von Annalena Baerbock 10:00 Teil II: Der Wahnsinn funktioniert 15:00 Teil III: Warum wir uns gegen Russland verteidigen müssen

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Direkt-Link Episode herunterladen Audio-Player:

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Standard. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf den Button unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Weitere Informationen

Spenden: Per Überweisung oder Dauerauftrag:

Kontoinhaber: Jörg Wellbrock Kontobezeichnung: neulandrebellen IBAN: DE10 2305 2750 0081 6124 26 BIC: NOLADE21RZB

Via PayPal: neulandrebellen@proton.me oder neulandrebellen@gmail.com

Steady: steadyhq.com/de/neulandrebellen/about

Telegram-Wallet: 1NWHn1MxDACfGEefN9qxVWKXLucKwmiWcy

#Baerbock #Sprechknopf #Grüne #Russland #Ukraine #Ampel #Satire #Podcast #wohlstandsneurotiker #neulandrebellen #TomJWellbrock #Deutschland #Wirtschaft #Außenministerin #Corona #Putin #Sprachfehler #Trampolin #Bundesregierung Baerbock, Sprechknopf, Grüne, Russland, Bundesregierung, Ukraine, Ampel, Satire, Podcast, wohlstandsneurotiker, neulandrebellen, Tom J. Wellbrock, Deutschland, Wirtschaft, Außenministerin, Corona, Putin, Sprachfehler, Trampolin

Endlich keine Angst mehr vor der Politik: Kritischer Journalismus und Gratismut

Der deutsche Journalismus wirkt geradezu befreit, seit die Ampel eigenhändig ihre Lichter ausgeschaltet hat. Nachfragend, kritisch und ohne Scheu konfrontiert er die Koalitionäre mit Fragen und Einordnungen, die das Herz eines jeden kritischen Bürgers höher schlagen lassen. Doch der Gratismut hat einen faden Beigeschmack. Theo Koll ist ein Journalist, wie er im Buche steht. In Interviews mit der AfD wirkt er angriffslustig, kommt auf den Punkt und lässt unbeantwortete Fragen nur ungern zu. Er hakt nach, er provoziert, ist meist gut vorbereitet und weiß, was wer wann in welchem Zusammenhang gesagt hat (auch wenn er sich meist sehr flexibel in seinen Deutungen zeigt). Vorbei ist es mit dem unbequemen Journalismus aber spätestens, wenn Koll es mit einem Regierungsmitglied zu tun hat. Wer die letzten drei Jahre der Ampel an sich vorbeiziehen lässt und dabei Koll in den Fokus nimmt, wird einen weichgespülten, devoten und dabei die Regierungserzählung brav wiederkäuenden Journalisten sehen, vor dem niemand Angst haben muss, der der SPD, FDP oder den Grünen angehört. Kürzlich bei Maischberger aber überraschte derselbe Theo Koll, als er die Persönlichkeit des Noch-Kanzlers Olaf Scholz (SPD) als „autistisch“ bezeichnete. Er ist mit dieser Art der Ansprache nicht allein, auch Melanie Amann vom SPIEGEL und zahlreiche andere Kollegen sind seit dem Ampel-Aus in Höchstform. Sie bezeichnen die Politiker und ihre Handlungen, Äußerungen und Dummheiten als das, was sie sind, nämlich als unwürdig, lächerlich, absurd und unverschämt. Sie ordnen den urplötzlich ausgerufenen Bundeswahlkampf ohne Gnade als Theater ein und drängen in direkten Gesprächen die nun schwächelnden Regierungsmitglieder gekonnt in die Ecke. Der deutsche Journalismus zeigt sich kampfeslustig und immer hart an der Sache. Doch das Loblied muss an dieser Stelle beendet werden, denn nichts von den hier aufgeführten Attributen entspricht der Wahrheit.

„Ihr könnt uns gar nichts!“

Man kann den genauen Zeitpunkt der Liebesbeziehung zwischen Politik und Medien nicht genau bestimmen, aber es ist sicher nicht ganz falsch, wenn man die Kanzlerschaft Angela Merkels (CDU) als Ausgangspunkt der heutigen Symbiose bezeichnet. Im Laufe der Zeit wurde diese immer enger, journalistische Distanz, wie man sie erwarten würde, gibt es heute faktisch nicht mehr. Solange die aktuelle Regierung noch an der Macht und handlungsfähig war, gab es kaum kritische Stimmen von der journalistischen Seite. Brav wurden noch bravere Fragen gestellt, ausweichende Antworten von Politikern wurden gnädig hingenommen, Widersprüche ignoriert. Die Tatsache, dass das nun vorbei zu sein scheint, hat nicht mit der Erkenntnis vieler Journalisten zu tun, sich nie mit einer Sache gemein zu machen – auch nicht mit einer Guten -, sondern hängt damit zusammen, dass die Ampel-Koalitionäre einfach nichts mehr zu sagen haben, keine Türen öffnen, Journalismus also keinen Profit aus ihr schlagen kann. Regelrecht befreit wirkt es, wenn auf Olaf Scholz, Robert Habeck (Grüne) oder Christian Lindner (FDP) eingetreten wird. Endlich frei und ohne Hemmungen sagen, was ist, was sein könnte und was sein sollte, das wirkt wie Balsam auf jene Journalisten, die jahrelang die Bücklinge vor der herrschenden Politik gemacht haben. Es ist absolut undenkbar, dass ein Theo Koll vor ein paar Wochen Olaf Scholz einen Autisten genannt hätte, viel zu duckmäuserisch ist dieses Exemplar eines deutschen Journalisten. Weiterlesen auf Berlin24/7

Was die Bachelorette über G20 denkt

Der Text passe so, aber die Überschrift, die würde der Aktualität des Themas nicht gerecht, meinte der für mich zuständige Redakteur. Ob mir da nicht noch was einfiele, was den aktuellen Bezug auf einen Blick verdeutliche? Mein gewählter Titel gefiel mir eigentlich ganz gut, er klang ein bisschen – nun ja: literarischer. Er erklärte mir, dass man da auf SEO lugen sollte: Schlagwörter und so. Wenn man keine Dachzeile nutzt, sollte man da unbedingt Überschriften wählen, die Erkennungsworte beinhalten. So wird man heute gefunden. Aber er kenne diese Diskussionen ja, mit den Kollegen von der Kultur gäbe es auch immer Gespräche, die so ähnlich verliefen. Weiterlesen im Neuen Deutschland

Unser vorbildlicher Umgang mit rechter Gewalt

Nach dieser hanebüchenen Stellungnahme von US-Präsident Trump konnte man tatsächlich nur mit dem Kopf schütteln. Der Eindruck bestärkte sich, dass da einer mächtige Wahrnehmungsprobleme, ja unter Umständen was am Sträußchen hat. Ja, natürlich war das mal wieder ein Skandal. Wie kann es bitte sein, dass der erste Mann seines Staates sich hinstellt und rechtsextreme Gewalt leugnet, obgleich es Bilder und Mitschnitte genug gab, die diesen Umstand als Fakt darlegten? Das ist fürwahr skandalös. Und dass die breite Medienlandschaft das dann auch genau so eingestuft hat, ist völlig richtig. Donald Trump ist ein Präsident der Rassisten und Hetzer. Und dass er das ist, damit kokettiert er gerne. Weiterlesen beim Neuen Deutschland

Das deutsche Wesen: Durch die Gegend pesen?

Im Zuge des Abgasbetruges hörte man oft, dass sich Deutschland wieder als innovatives Autoland begreifen muss. Ganz wie damals, als von hier aus die Welt verändert wurde. Ganz falsch ist die geschichtliche Einordnung zwar nicht, aber sie birgt auch Narrative. Das hat direkt in die deutsche Seele, was nichts anderes heißt als ins deutsche Narrativ, geschossen. Als öffentlich wurde, dass deutsche Autoingenieure beschissen haben, Abgaszahlen durch Software so aufgebitcht haben, dass die am Ende ordentlich aussahen, da ging es der eigenen Selbstwahrnehmung an die Nieren. Die Deutschen und das Auto: Es ist ein Wunder, dass diese beiden Entitäten zwei Begrifflichkeiten darstellen, dass man sie nicht gleich terminologisch zusammenlegte. Man hätte das Automobil doch einfach nur »den Deutschen« nennen können, so eng ist beides miteinander doch verbandelt, von der Geschichte zusammengeschweißt gewissermaßen. Diese spirituelle Enge zwischen deutschen Wesen und Kolbenhub wurde ja dann auch in fast jeder politischen Stellungnahme zum Thema und in unzähligen weiteren journalistischen Einschätzungen zum Sachverhalt beschworen. Stets schwang in solchen Statements Mystifikation mit, ein gezielt angewandter Obskurantismus, der gewisse Aspekte der Geschichte der Automobilwerdung ausblendete, um sie in die seit vielen Jahrzehnten gepflegte Mär einpassen zu können: Nämlich das deutsch zu sein auch immer bedeutete, von einer Hebammennation abzustammen, die das Auto auf die Welt brachte. Nur Teile dieser Mär sind wahr. Natürlich waren da deutsche Ingenieure nicht nur involviert, sie haben auch entscheidende Verbesserungen bei der Individualmobilität bewirkt. Die Namen sind bekannt, wir reden hier von Daimler und Maybach, von Otto und Benz, von anderen, nicht ganz so großen Namen. Aber keiner von diesen Personen hat aus dem Nichts agiert, keiner musste bei Null anfangen. Den Herren war dieser Umstand seinerzeit freilich auch bewusst. Sie wuchsen in einer Epoche auf, in der sich Betriebsspionage im Ausland zu einer deutschen Tugend mauserte, wollte man den Anschluss an die sich modernisierenden Gesellschaften halten. Was die Chinesen in den letzten Jahrzehnten ungeniert taten, nämlich sich das Know-How aus dem Westen zu kopieren, Ideen und Pläne zu klauen, das haben zwischen 1840 und 1880 die Deutschen mit freundlicher Unterstützung ihrer Obrigkeit getan. Dass es da draußen Pläne gab, die Mobilität von der Schiene auf die Straße zu bringen, hätten die Deutschen womöglich gar nicht wahrgenommen. Oder sie hätten einfach nicht die Tragweite begriffen. Letzteres haben sie tatsächlich lange nicht getan, sie taten diese revolutionären Absichten der Ingenieure und ihrer Motorenbastelei selbst dann noch als Spinnerei ab, als es erste erfolgreiche Automobilmodelle gab. Dazu aber gleich noch mehr. Schon 1770 stellte der Franzose Nicolas Joseph Cugnot seinen Dampfwagen vor. Eine Viertelstunde konnte der chice Flitzer bei drei bis fünf Stundenkilometer am Laufen gehalten werden, bevor man Wasser nachfüllen musste. Amerikaner und Briten bauten daraufhin ähnliche Dampfwagen nach. Der Dampfantrieb eignete sich aber nicht für den Straßenverkehr, wurde aber auf den Schienen brauchbar eingesetzt. Dass man sich aber frei von reglementierenden Schienen bewegen könnte: Diesen Traum haben Ingenieure nie ganz aufgegeben. Besonders die Franzosen tüffelten daran. Es war dann der Gasmotor des Franzosen Étienne Lenoir, der 1860 besonderen EIndruck auf die deutschen Plagiatsingenieure machte. Daimler, Maybach und Otto fuhren nach Paris, um sich diese neueste Innovation anzusehen. Überzeugt waren sie davon nicht, aber sie sahen darin Potenzial und machten sich auf, das Ding zu verbessern. Was ihnen ja auch gelang, ohne jetzt aufzulisten, wie steinig der Weg war, wieviele Rückschläge es gab und wie Daimler nicht mit Otto konnte und Maybach sich als Daimlers ewiger Sidekick trietzen ließ. Man konnte ja durchaus was, der Diebstahl fremder Ideen gepaart mit einer guten technischen Ausbildung (schulisch wie autodidaktisch), haben einen Fortschritt auf diesem Gebiet bewirkt. Man sollte an dieser Stelle nochmals dringend erwähnen, dass der Fortschritt stets so arbeitet. Man erweitert auf Grundlage bereits existenter Ideen. Man plagatiert und reichert an. Rückständige Volkswirtschaften müssen so agieren. Und das weiß man heute auch, denn dass man solche Ökonomien heute in Handelsverträge mit strikter Anwendung des Patentschutzes bannen will, soll bewirken, dass diese nicht aufschließen können. Solche Handelsverträge sind auch als Fortschrittsbremser gedacht, sie sollen den Status Quo erhalten. Insofern ist allerdings davon auszugehen, dass die nächsten Innovationen auch im Bereich des Automobils, aus China kommen werden. Dort hat man abgekupfert und nun gesellen sich eigene Ideen und Verbesserungen dazu. Technisch rückständige Länder kopieren, schließen auf und setzen Trends. Selbst als die Motoren dann so ausgereift waren, dass man mit ihnen tatsächlich Droschken antreiben, frei auf den Straßen fahren konnte (es gab noch eine Weile Probleme mit der Zündung), waren die Deutschen noch kein Volk stolzer Autobauer. Man verspottete die Ingenieure, tat die Idee als völligen Unfug ab, glaubte ohnehin, dass nun alle großen Erfindungen erfunden waren. Es reiche nun auch mal. Und was wollte man denn mit Kutschen ohne Pferd? Pferde gab es doch wohl ausreichend und aufgrund der Fortschritte in der Chemie hatte man Dünger ersonnen, der die Ernten stark verbesserte. Es war doch kaum ein Menschenleben her, dass Justus von Liebig die wachstumsfördernde Wirkung von Phosphaten nachgewiesen hatte. So gab es doch immer seltener Sorgen, wie man Nutztiere versorgt, Futter war doch auch wegen dieses chemischen Fortschritts ausreichend vorhanden. Warum sollte man jetzt, da die Versorgungsfrage geklärt war, das Pferd als Mobilitätsgaranten ausschalten? Das gab doch alles keinen Sinn. Die ersten Käufer deutscher Anfertigungen waren reiche Franzosen. Sie hatten die Vision der Autobauer begriffen. Gottlieb Daimler war in Frankreich ein bekannter, ja ein anerkannter Mann, ein Gott der Ingenieure (dass Maybach der technische Riese war, wusste man offenbar nicht), von dem man gerne ein Automobil erwarb. In Deutschland ging das Geschäft nicht besonders gut – oder richtiger: Es ging gar nicht. Ein Automobil verkaufte Daimler an einen jungen Deutschen aus gutem Hause, aber kurz darauf machte dessen Vater das Geschäft rückgängig. Der Erwerb eines solchen Gefährtes, meinte der Vater, hätte ihm gezeigt, wie es um den geistigen Zustand seines Filius steht. Wer das Automobil zukunftsträchtig glaubte, musste spinnen. Eine Einschätzung übrigens, die wir heute, 130 Jahre später ganz gut nachvollziehen können. Die Deutschen als Land des automobilen Genius, als Nation der Autobauer? Jein. Es ist eine geistige Co-Produktion, ein Hauen und Stechen und Stehlen um die Ideen gewesen. Und die Deutschen waren ja noch nicht mal vom Fortschritt überzeugt. Die europäischen Nachbarn hielten mehr von der ganzen Sache und nach und nach fragte sich der dösige Deutsche, ob nicht vielleicht doch Zukunft im Motorengestotter zu vernehmen ist. Die beseelte Autobauernation, die auf ihre Ursprünge schauen soll in der Krise? Lieber nicht, muss man aus der Sicht der Freunde des deutschen Automobils sagen. Oder ist das ein Ratschlag, der zum Plagiat aufruft? Die Chinesen bringen sicherlich bald Autos auf den Markt, die verbessert sind. Soll man wie damals neue Ideen klauen?

Besserwessi bis in den Rechtsruck

Was haben der ostdeutsche und der muslimische Mann gemeinsam? Richtig – sie sind Opfer von Verallgemeinerung. Der Muslim ist schon seit Jahren Synonym für – »Terrorist«. Der männliche Ostdeutsche muss sich an diese deduktive Methode erst noch gewöhnen. Er ist nur ein anderes Wort für »AfD-Wähler«. Da suchte kürzlich mal wieder jemand das Gespräch mit dem ostdeutschen Mann. Stern.de präsentierte einen offenen Brief an ihn. Wegen der AfD und so. Es sei ja das ostdeutsche Mannsbild, das dafür verantwortlich ist. 1,9 Millionen Ossis haben die ja auch gewählt. Inklusive Weiblein. Dass es 3,9 Millionen Westdeutsche beiden Geschlechts waren: Hey, bitte nicht von Tatsachen irritieren lassen, wir haben ja schließlich eine Meinung. Selbst in der »Anstalt« sächselte der Uthoff vor sich hin, als er einen AfD-Protestwähler mimte – auch wenn man fairerweise hinzufügen muss, dass Pelzig es richtigstellte und erwähnte, dass nicht nur Ostdeutsche ins Blaue hinein kreuzelten. Wie auch immer, für uns im Westen ist doch klar, wer die ganze Sache verbockt hat: Der Ossi wars. Das wissen die Wessis ganz genau. Sie wissen es wieder mal besser. Besserwessi bis tief in den Rechtsruck hinein. Praktisch ist das allemal, der Ossi war ja immer irgendwie schuld. Erst bindet man ihn uns auf den Wohlstandsbauch und dann wählt er das Pack, weil er als Bewohner eines »Dörfchens kurz vor Tschechien« vergessen wurde. Undank ist der Ossilohn. An was es uns im Lande bekanntlich mehr und mehr fehlt, das ist die Allgemeinbildung. Was wir aber in diesem Lande mehr als genug haben: Verallgemeinbildung. Da sind wir richtig gut, wenn es darum geht, aus Gründen der Bequemlichkeit zu vereinfachen. Die Verallgemeinerung ist die deduktive Methode des Deutschen, um mit der Komplexität der Welt in Einklang zu geraten. Immer wenn es unübersichtlich wird, hebt er den Deckel jenes Topfes hoch, in die er alle wirft. Die einzige Gleichmacherei, die in Deutschland noch halbwegs funktioniert, das ist die gruppenspezifische Verallgemeinerung. Alles andere nennen wir Kommunismus und lehnen es deshalb ab. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit: Das ist uns gleich. Aber alle Ossis sind doof ist eine Gleichung, die funktioniert so gut wie: Alle Arbeitslose sind faul. Wobei manche behaupten, es sei im Grunde dieselbe Gleichung. Ja, lieber mitlesender Ostdeutscher, wenn du jetzt ein bisschen verunsichert bist wegen dieser Entwicklung, dann rate ich dir dazu: Frag mal den Muslim um die Ecke, der hat Erfahrung. Du weißt schon wen ich meine, den Kerl, bei dem du vorgestern einen Döner erstanden hast. Eigentlich ist der Mann ja latenter Terrorist und nicht etwa Dönerverkäufer. Vielleicht zwar kein aktiver Gewalttäter, aber mindestens einer, der aufgrund seiner religiösen Vorgeschichte schon so ein bisschen belastet ist mit Gewaltbereitschaft und aggressiven Affekten. Dass der Mann vielleicht bekennender Pazifist ist, gar nicht religiös: Drauf gepfiffen! Solche kleinen Modifikationen im individuellen Werdegang muslimischer Mitbürger behindern doch nur die Einfachheit der Dinge. Lass dir doch mal von diesem Muslim berichten, wie das in Deutschland abläuft, wenn Gruppen erstmal am Pranger stehen, lieber Ossi. Da kannst du noch so ein feiner Kerl aus dem nahen Osten sein: Dass du mit der AfD im Bunde stehst, das weiß man westlich ganz sicher. Ich denke gerade an meinen Lieblingsostdeutschen. Der hat die AfD aber sowas von nicht gewählt, er hegt ja auch völlig andere Ansichten. Na, lieber J., fühlst du dich mitgefangen, mitgehangen? Wie konntest du nur! Dabei muss mancher Wessi erstmal da hinkommen, wo du intellektuell und politisch stehst. Ich kenne zum Beispiel auch Wessis, die nicht die AfD gewählt haben, aber trotzdem xenophob und teils rassistisch sind. Sie haben die AfD nur nicht gewählt, weil es sich nicht gehört und schon Papa immer für die Sozis war. Es ist halt nicht immer so einfach und eindeutig, finde ich. Die einen wählen AfD und sind vielleicht gar keine Rassisten, sondern einfach nur Angesäuerte. Die anderen wählen sie nicht und stehen ihnen geistig nahe. Nur beim Ossi ist klar, dass er irgendwie eine Verantwortung für den Fortlauf dieser Republik hat. Auf der Frankfurter Buchmesse plärrten einige Leute rechte Parolen: Waren das echt alles ostdeutsche Männer? Ich dachte dauernd, die haben gar kein Geld, um quer durch die Republik zu reisen, bloß um einem türkischstämmigen Katzenbuchautoren die Aufwartung zu machen. Ein Türkischstämmiger, der keinen Döner schneidet und islamistischen Terror befürwortet? Mensch, was es alles gibt! Ich möchte einen offenen Brief an türkischstämmige Katzenbuchautoren schreiben und sie fragen, warum sie mir die AfD einbrocken. Und wenn ich den fertig habe, bitte ich die Deutsche Bahn, ostdeutsche Männer nicht mehr durch die Republik zu verfrachten. So eine Ladung ist gefährlicher als ein Castor-Transport. Und wenn mein lieber J, mein Lieblingsossi, jetzt auch noch erklärt, dass er mich über Jahre angeschwindelt hat, weil er eigentlich Wessi sei, sich dafür aber so sehr schämte, dass er identitätsrübergemacht hat, dann bin ich irgendwie auch wieder beruhigt, denn dann gibt es ja doch etwas wie eine natürliche Ordnung der Verallgemeinerung. Ohne sie geht es in diesem Land nun mal nicht.

Monolithe der Blutleere

6
Eine scharfe Rüge nannte die Presse das, was die Bundeskanzlerin zum Glyphosat-Alleingang ihres Agrarministers ins Protokoll diktierte: Das darf nicht nochmal vorkommen – »Du du du!«, tadelte sie ihn und machte dabei große Augen. Lassen wir mal beiseite, ob der Minister den Schmidtchen Schleicher gab oder die Union sehr wohl eingeweiht war. Dass etwas an dieser Kontrollkanzlerin vorbeigeschmuggelt wird: wirklich schwer vorstellbar. Aber wenn die Presse einem diese saftlose »Schelte« als einen impulsiven Akt, als Abkanzelei von Format verkaufen möchte, dann fragt man sich tatsächlich: Wie viel Leben steckt da noch in diesem demokratischen Schauspiel? Was da Rüge sein soll, gilt bei anderen als klassisches Laissez-faire. Was dort als Schärfe feilgeboten wurde, ist für andere Zeitgenossen fast schon Zeichen von Liebkosung. Weiterlesen im Neuen Deutschland

Billigheimer Republik Deutschland: Das wird noch teuer

Neulich las ich einen interessanten Bericht in der »Süddeutsche Zeitung«. Es ging um Hochgeschwindigkeitszüge in Japan und darum, dass die Japaner in Weltuntergangsstimmung seien, weil die Bahn immer später käme. 54 Sekunden sei sie nämlich zuletzt im Schnitt zu spät gewesen – Tsunamis und Erdbeben herausgerechnet. Bis vor kurzem lag die Verspätungsfrequenz noch bei 36 Sekunden. Man sieht schon: Alles im Niedergang. Jedenfalls für Japaner – wir wären hier ja froh, wenn man nur eine Minute Verspätung hinnehmen müsste. Weiterlesen im Neuen Deutschland

… dann klappts auch mit dem Nachwuchs

Als Jens Spahn vor Wochen großkotzig verkündete, er gehe jetzt den Pflegenotstand an, indem er 8000 neue Stellen schaffe, erntete er – wie immer, wenn er den Mund aufmacht – rege Kritik. 8000 neue Pfleger und Pflegerinnen seien viel zu wenig. Ebenso sollten die neuen Stellen mit ausländischen Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen besetzt werden. Dies gefiel nicht allen. Schließlich tut sich mancher betagte Patient schwer mit kostengünstigen Krankenschwestern, die nicht richtig Deutsch können. Das ist nicht mal aus der Luft gegriffen, fehlende Ansprache ist besonders in der Altenpflege ein häufiges Problem. Weiterlesen beim Neuen Deutschland

Der Sozialstaat ist unbezahlbar!

Letzte Woche ließ die Bildzeitung die Öffentlichkeit wissen, dass wir 2017 so sozial waren wie nie zuvor. Immerhin hätten wir ja auch so viel Geld in den Sozialsektor gesteckt wie nie. 36,5 Milliarden mehr als noch 2016. Fast eine Billion Euro war uns das Soziale folglich wert. Arbeitgeber und FDP kritisierten das natürlich umgehend. So eine Debatte wollte die Bildzeitung freilich auch entfesseln, die Zahlenspiele sollten abschrecken und Angst machen, dass sich Leistung am Ende also doch nicht mehr lohne. Dass sich die Aussagekraft dieser Zahl am Bruttoinlandsprodukt (BIP) orientieren müsste, darüber ließ man sich dann nicht weiter aus. 29,6 Prozent des BIP waren es nämlich, die ins Soziale flossen. Wenig mehr als 2016, mehr oder weniger so viel, wie in den letzten 25 Jahren auch. Dass Deutschland also zum Hypersozialstaat geworden wäre, kann man rechnerisch nicht nachvollziehen. Weiterlesen im Neuen Deutschland