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Diskussionen um die Impfpflicht: Gegen Corona oder wegen Corona?

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Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Diskussionen beginnen würden. Brauchen wir eine Impfpflicht, um den Kampf gegen das Coronavirus zu gewinnen? Reicht die freiwillige Impfung, die derzeit (noch) Jens Spahn zu favorisieren scheint?
Diese Debatte zu führen, gleicht einer Bankrotterklärung der Politik.

Markus Söder (CSU) ist ein Hardliner in Sachen Coronavirus, war er von Anfang an. Daher überrascht es auch nicht, dass Söder sich „sehr offen“ gegenüber einer Impfpflicht zeigt.

Dass dagegen Jens Spahn (CDU) eine Impfpflicht nicht erwartet, weil er davon ausgeht, dass die Menschen sich sowieso freiwillig impfen lassen würden, dient als Beruhigung nur bedingt. Denn wenn die erwartete Freiwilligkeit womöglich doch nicht so ausgeprägt ist wie erwartet, kann sich der Wind ganz schnell drehen.

Doch die Impfpflicht widerspricht aus anderen Gründen dem gesunden Menschenverstand.

„Wir wissen, dass wir sehr wenig wissen.“

Christian Lindner (FDP) hat es nicht leicht im Moment. Zwar wird er pausenlos in Talkshows eingeladen (ebenso wie sein Parteifreund Wolfgang Kubicki). So richtig zuhören will ihnen aber scheinbar kaum jemand. Bei Maybrit Illner mussten Lindner wissenschaftliche Grundlagen erklärt werden, heißt es sinngemäß in der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ).

Die SZ schreibt:

Der Wissenschaftler in der Runde, der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit von der Universität Hamburg, muss also mal wieder ganz Grundsätzliches erklären: Die Wissenschaft befinde sich auf neuem Terrain. Dementsprechend müsse sie sich und die Forschung ständig hinterfragen, nachbessern und lerne schlicht dauernd dazu. Eine wissenschaftliche Selbstverständlichkeit, die auch in dieser Sendung auf die weit verbreitete Haltung in der Politik prallt, dass eine Meinungsänderung nur mit Wankelmut, Prinzipienuntreue oder Verrat am Wähler erklärt werden kann.

Später schob Schmidt-Chanasit den Satz

Wir wissen, dass wir sehr wenig wissen

nach.

Diese Aussage ist kein Zeichen von Schwäche oder Inkompetenz, sondern gute wissenschaftliche Herangehensweise (unabhängig vom Kontext, da ich die Sendung nicht gesehen habe). Das Virus ist in Deutschland und den meisten anderen Ländern erst seit einigen Monaten bekannt. Kein Wunder, dass die Faktenlage insgesamt eher dünn ist. Allerdings auch die, die der Entwicklung eines Impfstoffes in kürzester Zeit helfen könnte.

Und damit meine ich nicht die Fallzahlen, die Sterblichkeitsrate, die Dunkelziffer oder den R-Faktor. Vielmehr ist die Wirkung des Virus an sich nicht abschließend geklärt. Dementsprechend ist die Entwicklung eines Impfstoffes ein langwieriges Unterfangen, das zunächst einmal mit wissenschaftlichen Erkenntnissen unterfüttert werden muss. Das wird dauern, und zwar noch eine ganze Weile.

Schneller Impfstoff dank der RNA-Methode?

Normalerweise dauert es bis zu 10 Jahre, bis es ein Impfstoff zur Marktreife gebracht hat. Im Falle von Covid-19 soll es nun aber deutlich schneller gehen. Schon 2021 (womöglich sogar im Herbst 2020), so stellen Wissenschaftler in Aussicht, könnte eine Impfung gegen das Coronavirus möglich sein. Dank der RNA-Methode soll die Arbeit extrem verkürzt werden. Auf Heise ist nachzulesen:

Bei bisherigen Methoden wird ein Impfstoff über indirekte Wege erzeugt, etwa indem man typische Oberflächenmerkmale eines Erregers (z. B. das Spike-Protein des Coronavirus) auf ein fremdes Viruspartikel pflanzt, das unschädlich ist. Die Techniken dafür sind zwar ausgefeilt, aber aufwendig und teuer.
Der Clou der RNA-Methode besteht darin, dass man vom Corona-Erbgut ein Stückchen synthetisiert und als Matrize einsetzt (Messenger-RNA, kurz mRNA), um zum Beispiel das Spike-Protein direkt von den Zellen erzeugen zu lassen. Das Spike-Protein ist nicht infektiös, kann also keinen Schaden anrichten und eine geeignete Matrize lässt sich heute schnell und mit geringem Aufwand synthetisieren.

Wir erfahren allerdings auch, dass der Erfolg dieser Methode nicht in Stein gemeißelt ist:

Die Methode kann aus diversen Gründen scheitern oder zu schwache Immunantworten liefern. Beispielsweise hängt es vom Reinheitsgrad der mRNA ab, ob diese von Zell-eigenen Abwehrmechanismen geduldet oder vor dem Ablesen zerkleinert wird. Und von der genauen Sequenz und Komposition der mRNA hängt ab, ob die Zelle wie erwünscht viele Kopien des Spike-Proteins erzeugt, die dann eine starke Immunantwort induzieren.

Zweifellos verspricht die RNA-Methode eine erhebliche Zeitersparnis bei der Suche nach einem Impfstoff:

Die aktuelle Suche nach einem Impfstoff wird durch die neue RNA-Technik extrem beschleunigt. Man betritt damit allerdings auch Neuland. Erste Studien für Impfstoffe gegen andere Viren sind nur kurz vor dem Ausbruch von SARS-Cov-2 angelaufen. Um das Tempo weiter zu beschleunigen, kürzen manche Labore die Tierversuche ab oder starten sie parallel zu Untersuchungen am Menschen.

Neuland? War da nicht was? Genau, weiter oben sagte der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit: „Wir wissen, dass wir sehr wenig wissen.“
Und da Eile geboten ist, wird nicht selten eher auf Masse, statt auf Klasse gesetzt, wie die „Ärzte gegen Tierversuche“ betonen:

Auch das Problem der mangelnden Übertragbarkeit von Testergebnissen aus Tierversuchen auf den Menschen wird in solch einer Krise zum Verhängnis. Aufgrund der vielen Fehlversuche wird die Entwicklung wirksamer Impfstoffe oder Medikamente gegen die Erkrankung Covid-19 verlangsamt und behindert. Auch wenn viele Forscher eilig darauf hinarbeiten, das Coronavirus in – teilweise genmanipulierten – „Tiermodellen“ zu erforschen, stehen sie vor einem altbekannten Problem: Es müsse erst die „richtige“ Tierspezies gefunden werden, die für die Forschungen geeignet sei (2). Eine solche Aussage zeigt ganz klar auf, wie ineffizient die Testung an Tieren ist und dass es einem Zufallstreffer gleicht, ob man irgendwann eine Tierart gefunden hat, bei der die Infektion mit dem Erreger klappt. Letztlich werden dann selektiv nur die Tierversuche der Öffentlichkeit präsentiert, die zum Erfolg geführt haben und die zahllosen zuvor gescheiterten verschwiegen.

Tierversuche scheinen allerdings ohnehin eher ein Versuch zu sein, sich dem Virus grundsätzlich zu nähern:

Ganz vorne mit dabei, wenn es um Tierversuche zu SARS-CoV-2 geht, ist das Friedrich-Loeffler-Institut Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) auf der Ostsee-Insel Riems bei Greifswald. Hier wird gleich an mehreren Tierarten geforscht: 20 Hühner, 12 Schweine, 12 Flughunde und 8 Frettchen werden für die ersten Infektionsversuche eingesetzt (5). Es handelt sich hierbei größtenteils nicht um Versuche mit dem direkten Ziel der Entwicklung von Impfstoffen oder Medikamenten. Ein Hauptanliegen sei es laut Aussage des FLI-Direktors, ein Modell zu etablieren, an dem man das Virus gut erforschen könne (6). Bei den Frettchen werden die Versuche damit gerechtfertigt, dass diese ein „bewährtes“ Modell für menschliche Lungeninfektionskrankheiten seien. Schaut man sich die Durchfallquoten bei der Medikamentenentwicklung im Bereich von Atemwegserkrankungen an, ist das schwer zu glauben: Sie liegt bei stolzen 87 % (7).

Impfen spielt hier also offenbar (noch) keine Rolle, sondern eher das Verständnis für das Virus an sich. Schwer zu glauben, dass unter solchen Bedingungen bis 2021 ein Impfstoff zur Verfügung stehen wird, der wirksam und ohne kurz,- mittel- oder langfristige Nebenwirkung auskommt. Von der überflüssigen Qual der Tiere ganz zu schweigen.

Und dann wäre da noch …

… das Problem mit den Wissenschaftlern und Ärzten. Es ist zwar so, dass in der öffentlichen Wahrnehmung in erster Linie die wissenschaftlichen Stimmen Gewicht erhalten, die konform mit den Einschätzungen der Bundesregierung gehen (wobei man sich eher fragen muss, ob nicht die Politik konform mit ausgewählten Wissenschaftlern geht). Das ändert aber nichts daran, dass es abweichende Meinungen gibt, die von Wissenschaftlern kommen, die fachliche Expertise zu bieten haben.

Es mag vielleicht schwerfallen, und manchem dreht sich der Magen, wenn er die Namen Wolfgang Wodarg oder Sucharid Bhakdi hört. Und wenn Letzterer auch noch auf dem „bösen“ Sender „ServusTV“ spricht, sind endgültig Toleranzgrenzen überschritten. Aber man sollte sich schon bewusst machen, dass Wodarg oder Bhakdi in den öffentlichen Medien keine Chance bekommen, sich zu äußern. Daher ist nahezu (!) jede Form der Publikation wichtig und zu begrüßen. Meine Verlinkung auf „ServusTV“ erfolgt also bewusst und genau so gewollt.

Wodarg und Bhakdi – so wie viele andere auf der ganzen Welt auch – sind Fachleute, keine Blindgänger. Viele Wissenschaftler zeichnen sich durch ausgezeichnete Forschung und Arbeit in Bereichen wie Virologie, Immunologie und etlichen anderen Fachgebieten aus.

Versuchen wir es, um im besten Fall vorgefertigten Meinungen zu bestimmten Namen den Boden zu entziehen, mit John Ioannidis. Der Mann dürfte unverdächtig sein, sich in Verschwörungstheorien zu verlieren (das wird Kritikern der aktuellen Regierungspolitik ja gern und schnell und nachhaltig vorgeworfen) oder wirres Zeug zu stammeln. Auch er hat sich mit Corona beschäftigt.

Der Epidemiologe wird auf dem „Deutschen Netzwerk für evidenzbasierte Medizin e.V.“ (ebm-netzwerk) sinngemäß folgendermaßen wiedergegeben:

Der bekannte Epidemiologe John Ioannidis weist darauf hin, dass Coronaviren als typische Erreger von Erkältungskrankheiten jedes Jahr für Millionen von Infektionen verantwortlich sind und diese banalen Erkältungskrankheiten bei bis zu 8% älterer, multimorbider Menschen mit Komplikationen wie Pneumonien tödlich enden [25,26]. Der einzige Unterschied zu SARS-CoV-2 könnte sein, dass wir Coronavirus Infektionsraten bisher nie in der Bevölkerung gemessen haben.

Als Verharmloser kann man Ioannidis aber nicht bezeichnen, denn auf „Telepolis“ lässt sich nachlesen:

Aggressive Maßnahmen wie Lockdowns wurden in vielen Ländern eingeführt. Das ist ein völlig gerechtfertigter ‚Sicher-ist-sicher‘-Ansatz in Abwesenheit guter Daten. Langfristige Lockdowns könnten aber größere Nebenwirkungen für die Gesundheit (so wie Suizide, verschlechterte psychische Gesundheit, Herzkreislauferkrankungen, den Verlust der Krankenversicherung wegen Arbeitslosigkeit und so weiter) in der Gesamtgesellschaft haben.

Ioannidis denkt also weiter, und er macht sich auch Gedanken über das zukünftige Vorgehen. Auf dem „ebm-netzwerk“ heißt es:

Hierfür ist es erforderlich, neben der zweifelsohne erforderlichen virologischen Grundlagenforschung umgehend Kohorten und Register aufzubauen, um für zukünftige Pandemie-Situationen wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse zu sammeln. Unter anderem ist es sinnvoll, Zufallsstichproben der Gesamtbevölkerung auf SARS-CoV-2 zu untersuchen, um die wahre Durchseuchungsrate zu erfassen. Zudem wäre es wichtig, die gesamte Infektions- und Krankheitslast durch „Influenza-like-Illness“ sowie deren Folgen in einer repräsentativen Bevölkerungsstichprobe zu erfassen, ähnlich wie dies beispielsweise in der britischen Flu Watch Cohort Study gemacht wurde [27] und von John Ioannidis nachdrücklich gefordert wird [25].

Impfen, bis der Arzt kommt

In ihrem Videopodcast vom 2. Mai 2020 sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel ganz offen davon, dass mit Hilfe der Melinda- und Bill-Gates-Stiftung an einem Impfstoff gearbeitet werden soll.

Merkel sagte zudem wörtlich:

Jeder Mensch kann an dem Virus erkranken.

Das ist mehr als eine steile These, wenngleich sie das so sagen musste, um den Begriff der Pandemie zu rechtfertigen. Tatsächlich gibt es aber viele Fachleute, die die Gefährlichkeit von Covid-19 in dieser extremen Ausprägung bezweifeln, und es war einmal mehr Wolfgang Wodarg, der in einem Artikel die Probleme beschrieben hat, die mit der Einordnung des Coronavirus einhergehen.

Neben Aspekten von Falschbehandlungen bestimmter Personengruppen, die zu erheblichen Komplikationen, schweren Verläufen und Todesfällen führen können, befasst sich Wodarg auch mit den Tests für Covid-19. Er fragt:

Wie kann ein Test, der bei den vielen unterschiedlichen SARS-Viren von Fledermäusen, Hunden, Tigern, Löwen, Hauskatzen und Menschen positiv ausfällt, die sich seit vielen Jahren weltweit verändern und verbreiten, für den Nachweis eines angeblich erst vier Monate alten SARS-CoV-2 spezifisch genannt werden?

Und weiter:

Der Test misst aber offenbar auch frühere SARS-Varianten, die sich laufend verändern, schnell ihre Wirte wechseln können und nicht in den Datenbanken der Virologen zu finden sind. Diese waren und sind aber auch offensichtlich nicht als außergewöhnlich gefährlich aufgefallen.

Über die Frage sinnierend, warum diese aus seiner Sicht wenig aussagekräftigen Tests dennoch allgemein akzeptiert und nicht hinterfragt werden, vermutet Wodarg:

Ein wenig aussagender positiver Test macht jedoch in jedem Fall Angst und löst sofort und berechenbar ein entsprechendes Verhalten bei den Betroffenen und den Verantwortlichen aus. Das flächendeckende Testen, die Fixierung auf Beatmungsplätze, das Leerräumen der Kliniken für die angekündigte Flut der Covid-19 Opfer und Triage-Übungen erzeugten eine Panik und ermöglichten damit die Folgsamkeit einer stark eingeschüchterten Bevölkerung.

Mögen die Leser, die mit Wodarg innerlich bereits „abgeschlossen“ haben, diesen Teil des Artikels überspringen, ich erwähne ihn aber, weil er wichtig ist, um zu einer Beurteilung der Impfpflicht zu gelangen. Denn wenn bereits der Test für Covid-19 ungenau und somit wenig aussagekräftig ist, muss man auch die Annahme anzweifeln, von der Merkel herleitet, dass „jeder Mensch an dem Virus erkranken“ kann.

Da ich kein Mediziner bin, erlaube ich mir nicht, eine Diagnose für das Coronavirus zu erstellen. Eine Diagnose für den Satz von Merkel habe ich aber: Sie schürt bewusst Angst und will damit maximale Gefügigkeit bei den Menschen erreichen. Und sie fährt damit – aus ihrer Perspektive – ausgesprochen gut.

Eine Impfpflicht? Wirklich?

Es gibt Impfungen, die sinnvoll und auch notwendig sind. Etwa gegen Wundstarrkrampf oder Diphtherie. Die „Übeltäter“ sind hier die Gifte von Bakterien.

Es folgten Impfungen gegen Viren, also gegen Masern, Mumps und Röteln. Doch diese Viren kommen bei Tieren nicht vor und verändern sich nicht ständig. Sie „arrangieren“ sich gewissermaßen mit dem Wirt, machen ihn zwar krank, töten ihn aber meist nicht. Täten sie das, wäre auch für sie Schluss.

Bei Corona- oder Grippeviren verhält es sich anders. Sie verändern sich häufig, was auch erklärt, dass die Grippeimpfung jedes Jahr neu entwickelt werden muss. Die Grippe des einen Jahres unterscheidet sich von der des anderen, und so muss immer wieder geforscht werden, um einen Impfstoff zu entwickeln, der sich den Veränderungen der Grippe anpasst. Das wäre auch bei einem Impfstoff gegen Covid-19 der Fall, da dieser Virus sich ebenfalls verändert.

Selbst, wenn es also eine Impfung gegen Covid-19 gäbe, wäre nicht sichergestellt, dass diese dauerhaft wirksam ist. Ob man Covid-19 für gefährlicher hält als eine Grippe, oder nicht, ist hier gar nicht die Frage. Sondern die, ob ein Impfstoff nachhaltig wirksam sein kann. Und diese kann abschließend nicht beantwortet werden, zumindest zum jetzigen Zeitpunkt nicht.

Wenn also Markus Söder und andere Politiker sich offen für eine Impfpflicht gegen Corona zeigen, dann kann das nach dem jetzigen Stand der Dinge nur bedeuten, dass sie ahnungslos oder interessengeleitet sind. Letzteres bekräftigt die CDU-Spitzenkandidatin in Baden-Württemberg, Susanne Eisenmann, die sich für eine Impfpflicht ausspricht:

Für den Fall, dass ein verträglicher und wirksamer Impfstoff in ausreichender Menge zur Verfügung steht, würde ich eine generelle Impfpflicht gegen das Coronavirus befürworten.

Und sie sagt auch, warum sie das so sieht:

„Ich gehe zwar davon aus, dass sich viele Bürger freiwillig impfen würden. Aber um unsere Mitmenschen und unser Gesundheitswesen zu schützen und sämtliche derzeit geltenden Einschränkungen aufheben zu können, wäre die Einführung einer Impfpflicht zur zügigen Immunisierung der Bevölkerung sicher hilfreich.“

Eine Aufhebung der Beschränkungen also nur durch die Impfpflicht? Nachtigall, ick hör‘ dir trapsen.

Fazit

Verpflichtende Maßnahmen sind immer brisant, sie widersprechen oft demokratischen Grundsätzen und können Begleiterscheinungen haben, die nicht vorhersehbar sind.

Im Falle der Impfpflicht kommt allerdings hinzu, dass die Faktenlage nach wie vor unklar ist. Man kann natürlich kritische wissenschaftliche Stimmen aus der öffentlichen Wahrnehmung weitgehend ausblenden oder als inkompetent verunglimpfen. Dennoch wird es sie weiterhin geben, auch wenn sie keine große Plattform bekommen. Und im Sinne der Erkenntnisgewinnung ist es ohnehin sträflich, kritische und abweichende Meinungen einfach nicht zu berücksichtigen. Es verhindert einen Blick aus unterschiedlichen Perspektiven und sorgt damit dafür, dass nur sehr selektiv eine Meinungsbildung stattfindet.

Ob die Impfpflicht in naher oder ferner Zukunft eine vernünftige Option sein kann, um Covid-19 oder seinen Nachfolgern Herr zu werden, wage ich zudem ernsthaft zu bezweifeln. Zudem ist die Risikogruppe alles in allem zu klein, um die Impfpflicht für die ganze Bevölkerung zu rechtfertigen. Selbst, wenn man unterstellt, dass nicht nur ältere Menschen mit Vorerkrankungen, sondern auch jüngere Menschen, die ein medizinisches Risiko in sich tragen, betroffen von Covid-19 sein können, wäre eine Impfpflicht für alle nicht verhältnismäßig.

Und noch ein letzter Punkt: Allein der Gedanke an eine Impfpflicht ist zum jetzigen Zeitpunkt verantwortungslos und kurzsichtig gleichermaßen. Der von Merkel geforderte Impfstoff wird einer sein, der „mit heißer Nadel gestrickt“ wird, um kurzfristig durch Impfungen vermeintliche Besserung herbeizuführen. Kurz,- mittel- oder langfristige Wirkungen bzw. Nebenwirkungen können unmöglich bis 2021 oder gar Herbst 2020 erforscht werden. Somit würden die Menschen mit einer Impfpflicht zu einem Kollektiv von Versuchskaninchen herabgestuft, dem bezüglich einer Impfung jede Entscheidungsfreiheit genommen wird.
Also wieder einmal eine Freiheit mehr, die durch das Coronavirus eliminiert würde.

***

Nachbemerkung 1: Ich möchte nochmals betonen, was aus dem Text eigentlich selbsterklärend hervorgehen sollte: Ich bin kein Impfgegner. Dennoch bin ich der Meinung, dass jeder Impfstoff zunächst umfassend erforscht, geprüft und getestet werden muss, bevor er „unters Volk gebracht“ wird. Das gilt auch für das Coronavirus, und wohl wissend, dass öffentlich behauptet wird, es könne kein „normales“ Leben geben, bevor nicht ein Impfstoff entwickelt wurde. Aus den im Text beschriebenen Gründen bin ich daher kategorisch gegen eine Impfpflicht gegen Covid-19.

Nachbemerkung 2: Ich habe in diesem Text bewusst Experten wie Wodarg, Bhakdi oder Ioannidis aufgeführt. Das liegt daran, dass diese und andere Fachleute sonst in der breiten Öffentlichkeit wenig Gehör finden oder bereits erfolgreich diskreditiert wurden. Die Tatsache, dass ich mich auf die genannten Herren beziehe, bedeutet nicht, dass nicht auch andere Perspektiven sinnvoll und hilfreich sind. Da mir selbst die Expertise fehlt, um Covid-19 oder das Coronavirus umfassend beurteilen zu können, habe ich schon vor Wochen entschieden, mich auf keine „Seite“ zu schlagen. Was ich aber als unerträglich und offensichtlich empfinde, sind die drastischen Einschränkungen demokratischer Freiheiten und Grundrechte, die schon längst jedes Maß für Verhältnismäßigkeit verloren haben. In diesem Punkt habe ich mich sehr wohl für eine „Seite“ entschieden.

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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