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Weil ich ein Wessi bin …

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Mich an die Kindheit erinnern, nostalgisch zurückschweifen: Das ist mir erlaubt, keiner wird mich maßregeln. Ganz einfach deshalb, weil ich ein Wessi bin. Wehe ein Ostdeutscher traut sich sowas.

Ach, die Schulzeit war schon schön. Unbeschwert. Wir wussten ja noch nichts – damals in den Achtzigern. Wir hatten engagierte Lehrerinnen und nur wenige Lehrer. Unsere Bildung stand im Mittelpunkt. Man bemühte sich um uns. Damals in der guten alten Zeit. So darf ich schwelgen, das ist mein gutes Recht im heutigen Deutschland, wo viele auf ihre Weise nostalgisch zurückblicken, weil sie in der Gegenwart die Orientierung verloren haben. Wäre ich nicht in der bayerischen Provinz aufgewachsen, sondern in Görlitz oder Sömmerda, sähe es tatsächlich ein bisschen anders aus.

Denn Nostalgie muss man sich in der modernen Bundesrepublik leisten können. Und leisten kann man sie sich als Westdeutscher. Als Ostdeutscher darf man im Grunde nicht in guten Tönen über die Zeit vor dem Mauerfall und der Wiedervereinigung sprechen. Wer es tut, der verklärt nämlich nur. Der verdrängt. Hat immer noch nicht eingesehen, dass damals eben nichts gut war.

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Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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