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Teert und federt die Jugendlichen, die Termine beim Jobcenter versäumen!

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Man liest es in den letzten Wochen immer häufiger, und in nahezu jeder Talk-Show kommt das Thema früher oder später auch auf den Tisch: Junge Menschen unter 25 Jahren sollten nicht sanktioniert werden, um sie nicht endgültig aus dem System zu drängen bzw. im luftleeren Raum zu verlieren. Sagen die einen. Die Fraktion um „Jens-ich-persönlich-kenne-mich-mit-Arbeit-nicht-aus-Spahn“ dagegen steht auf dem Standpunkt, dass gerade junge Leute doch wohl in der Lage sein müssten, einen Termin beim Jobcenter einzuhalten. Das könne man ja wohl erwarten, polterte der Gesundheitssinister bei „Illner“ am 29.11.2018
Hat der Mann recht?

Da haben wir sie also, die Debatte darüber, ob Hartz-IV inklusive Sanktionen abgeschafft werden soll oder nicht. Grüne und SPD attackieren ein System, das sie selbst eingeführt haben, so etwas wie Phantomschmerz spüren sie aber nicht. Kein Wunder, Robert Habeck will lieber gar nicht erst zurückblicken in die finstere grüne Nacht, und Malu Dreyer sagte gar bei „Illner“, dass die SPD es damals gewesen sei, die „Eier in der Hose hatte“ (hat sie so nicht gesagt, aber gemeint), die CDU sei zu derart mutigen Maßnahmen ja gar nicht fähig gewesen. Okaaaay.
Und Robin Alexander (der, da leg ich mich fest, in sämtlichen Talk-Show-Redaktionen ein Gästebett stehen hat) trötete ins gleiche Horn. Erbost hob er die Frage in den Raum, wie es denn sein könne, dass Jugendliche Termine nicht wahrnehmen.
Das sei ja wohl nicht zu viel verlangt, oder?

Doch! Ist es.
Es liegt nämlich in der Natur der Jugendlichkeit, aufmüpfig zu sein, dagegen zu sein, sich aufzulehnen, gegen „die Alten“ anzugehen, einen eigenen Blick auf die Welt zu haben, diesen nach und nach zu verändern, in die eine oder andere Richtung. Eines der Merkmale der Jugend ist es, eben nicht brav und automatisiert zu funktionieren, zu allem Ja und Amen zu sagen und immer brav den Müll rauszubringen. Aber das wird nicht so gern gehört.

Funktionieren sollen sie, die jungen Leute. Am besten schon im Kindergarten oder davor, in der Schule sowieso, in der Ausbildung, im Job: Funktioniert, Kids! Und zwar auf Teufel komm raus. Dabei hat auch der erfahrene 45-Jährige echte Schwierigkeiten zu erkennen, warum er sich den Buckel krumm machen soll, wenn er doch eh aufstocken muss. Aber er macht es halt, hat es gelernt, in jahrzehntelanger Kleinstarbeit der Gesellschaft, die ihn gerade so frei sein lässt, dass er seinen Aufgaben nachkommt, die Schnauze hält und einmal im Jahr neue Schuhe kauft.

Egal! Funktioniert, Kids! Und nehmt alles an, was Euch angeboten wird. Denkt nicht an das Geld, denkt nicht an Eure Berufswünsche, denkt nicht an Eure Träume, an Leidenschaft, Kreativität und Individualität. Denkt immer nur daran, dass der Steuerzahler es bezahlen muss, wenn Ihr nicht zu einem Termin beim Jobcenter erscheint. Macht Euch klar, was für widerliche Schmarotzer Ihr seid!

Ihr könnt nichts, Kids! Ihr seid nichts, Ihr habt keine Rechte, nur Pflichten. Eure Jugendlichkeit ist vorbei, es hat sie nie gegeben, dazu seid Ihr zu spät auf diese Welt gekommen. Sie nehmen Euch Eure paar Euros weg, wenn Ihr nicht kuscht, und wenn gar nichts mehr hilft, geht halt zur Bundeswehr, lernt etwas Anständiges, lasst Euch Eure Gesichter wegschießen, für die Truppe, das Land, die Freiheit, die Demokratie, für Ursula von der Leyen und Joachim Gauck.

Aber in erster Linie, an allererster Stelle, Ihr verwöhnten, gierigen, faulen, kiffenden und saufenden Kids, seht zu, dass Ihr Euren Termin beim Jobcenter wahrnehmt.
Danach sehen wir weiter, und Ihr werdet sehen, es wird ganz sicher nicht besser. [InfoBox]

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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