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Hamburg

Zelten beim G20: Und bist Du nicht willig, so brauch‘ ich Gewalt

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Wie erwartet, gab es am Wochenende die ersten Ausschreitungen im Zusammenhang mit dem G20-Gipfel. Allerdings anders als gedacht.

Das Hamburger Verwaltungsgericht hatte Demonstranten gestattet, auf der Entenwerder Halbinsel ein Camp aufzubauen. Das ist nicht gerade zentral gelegen, sollte also zu keinen weiteren Problemen führen. Könnte man meinen. Aber die Polizei sah das anders. Sie räumte das Camp kurzerhand und beschlagnahmte die Zelte der Teilnehmer. Und so kam es also zu den ersten Ausschreitungen rund um den G20-Gipfel. Nur dass die Demonstranten dafür nicht verantwortlich waren.

Geht es eigentlich noch absurder? Ein Gericht räumt G20-Gegnern ein, sich in einem Camp einzurichten. Doch als es Nacht wird, taucht Ärger am Horizont auf. Denn die Polizei ist nicht der Meinung, dass die Camp-Teilnehmer dort auch übernachten dürfen, sie räumen das Gelände. Ein Camp, auf dem man nicht übernachten darf?
Klingt komisch, ist aber so. Als würde man einen Campingwagen zwar hinter sich herziehen, aber nicht benutzen dürfen. Gibt es da womöglich einen angemessenen sachlichen Grund für die Räumung? Ja, findet Polizeisprecher Timo Zill:

Wir gehen davon aus, dass ein zentrales Übernachtungscamp mit 3000 Zelten für 10.000 Menschen auch von militanten Autonomen genutzt werden würde.

Würde? Würde! Könnte also eventuell, vielleicht, womöglich, unter Umständen sein, dass es Ärger gibt. Da muss man ran, da ist Handlungsbedarf angesagt! Also weg die Zelte, aus die Maus!

Das ist mal wieder eine Glanzleistung. Um Ärger zu vermeiden, wird Ärger gemacht. Man könnte allerdings auch eine andere Erklärung aus dem Hut zaubern: Die Camp-Teilnehmer fielen in erster Linie dadurch auf, dass sie eben keinen Ärger machten. Der war aber fest eingeplant, als es darum ging, für den G20-Gipfel einen Standort zu finden. Man unkte ja bereits, dass Hamburg genutzt werden sollte, um Inlandseinsätze des Militärs zu legitimieren. Nun, das weiß niemand mit Gewissheit, steht ja nirgends geschrieben, aber die Möglichkeit ausschließen sollte man auch nicht.

Sollten die Demonstranten also womöglich provoziert werden? Damit sie dann doch gewalttätig werden? Nach dem Motto: „Und bist Du nicht willig, gewalttätig zu werden, so brauch ich Gewalt.“?

Man weiß so wenig. [InfoBox]

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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