Alena Buyx und das Bundesregierungsverdienstkreuz

Alena Buyx hat das Bundesverdienstkreuz erhalten. Das ist die Form der Corona-Aufarbeitung, die Deutschland kann und will.

Einst hat sie die Ethik zerhackt. Alena Buyx war in der Corona-Episode eine der Schlimmsten, und es war ihr Lächeln, das sie dabei so hässlich aussehen ließ. Man merkte ihr die Freude an, wenn sie gegen die schoss, die sich nicht impfen lassen wollten, denn sie wusste, dass es eben dieses Lächeln war, das sie so unangreifbar und vermeintlich ethisch wirken ließ.

Alle, nicht nur die Kritiker der Corona-Politik, hätten erkennen können, erkennen müssen, wes Geistes Kind Buyx war und ist. Butterweich verpackte sie ihre Menschenfeindlichkeit, aber sie war da, sie stand ihr ins Gesicht geschrieben. Die Worte, die Buyx wählte, mögen weich geklungen haben, aber sie waren faktisch von einer unbarmherzigen Härte, gänzlich ohne Kompromissbereitschaft, ohne Empathie, frei von Ethik und Moral.

Von der Ethik zum sozialen Kahlschlag

Alena Buyx ist nicht mehr länger die Vorsitzende des deutschen Ethikrates. Allerdings wurde sie nicht vom Hof gejagt, was in Anbetracht ihrer unethischen Überzeugungen während Corona die einzig sinnvolle Maßnahme gewesen wäre. Vielmehr hat sie das Pferd gewechselt und ist nun Kuratorin bei der Bertelsmann-Stiftung. Menschenverachtung hat eben viele Aspekte, man kann sich als Ethikerin tarnen oder als Kuratorin einer zutiefst neoliberalen Stiftung, die vordergründig soziale Schieflagen anspricht und sie hinterhältig selbst fordert und fördert.

Das soziale Gewissen, das die Bertelsmann-Stiftung gern vorgibt zu sein, ist sie nicht, sie ist zutiefst neoliberal, wie sich auf der Seite „jenspetzkastner“ nachlesen lässt:

„Seit der Gründung der Mont Pèlerin Society (1947), einem Netzwerk von Wirtschafts- und SozialwissenschaftlerInnen, HistorikerInnen und PhilosophInnen, sind an die hundert global vernetzte think tanks, auch ‘Denkfabriken’ genannt, entstanden und aktiv mit der sozialen Verankerung neoliberaler Ideen beschäftigt. Sie betreiben, wie der Sozialwissenschaftler Bernhard Walpen es genannt hat, ein ‘hegemoniales Projekt’. Dies besteht, neben Lobbyarbeit und Politikberatung, Arbeit in so genannten Expertenkommissionen und Leitartikeln in Zeitungen wie FAZ und NZZ, eben auch in bildungspolitischen Interventionen. Ihr Politikverständnis ist dabei ein extrem reduziertes: ‘Hauptzweck der Politik’, so heißt es beispielsweise in einer Aussendung des neoliberalen Hayek Instituts Österreich (2008), sei folgendes: ‘Sie [die Politik] hat die Voraussetzungen für ein attraktives Wirtschaftsklima und damit für funktionierende Steuereinnahmen zu schaffen. Nur so kann der Staat seine Aufgaben – von der Sicherheits- bis zur Bildungspolitik – erfüllen.’ Dass Politik auch die gemeinsame Regelung gesellschaftlicher Belange, die Ermächtigung der Bevölkerung in demokratischen Repräsentationsprozessen oder gar die ausgleichende Regulierung antagonistischer Interessen sein könnte, weisen die Neoliberalen vehement zurück. Man könnte das rumpfhafte Politikverständnis des Hayek Instituts getrost als Sektenmeinung abtun, wenn die neoliberalen think tanks nicht seit den 1970er Jahren weltweit dermaßen einflussreich geworden wären. Während Richard Florida nur einen Bestseller geschrieben hat und Unternehmen berät, übt die Bertelsmann-Stiftung über das zur Hälfte von ihr mitfinanzierte Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) direkten Einfluss auf die deutsche Hochschulrektorenkonferenz und damit auf die Bildungspolitik aus.“

Somit eignet sich die Bertelsmann-Stiftung bestens für eine Ethikerin, die mit Ethik ohnehin nichts am Hut hat.

Aufarbeitung der deutschen Art

Die Grausamkeiten der Politik während der Corona-Episode brauchten eine Grundlage, am besten eine ethische. Mit Alena Buyx wurde sie gefunden, von Talkshow zu Talkshow gereicht und in Interviews als das deutsche Gewissen verkauft. Bis heute ist ihr die Politik dafür dankbar, vertrat sie doch die totalitäre Politik, die deren Akteure dann mit gutem Gewissen vollziehen konnten. Daher kann die Begründung – nachzulesen in der „Zeit“ – für die Vergabe des Bundesverdienstkreuzes an Buyx kaum überraschen:

„‚Wie wichtig ihr Engagement als Beraterin in ethischen Fragen von Politik, Gesellschaft und Wissenschaft ist, wurde besonders während der Corona-Pandemie deutlich‘, heißt es in der Mitteilung des Bundespräsidialamts.“

Im Artikel heißt es weiter,

„trotz teils massiver Anfeindungen habe die Ärztin und Medizinethikerin stets den Konflikt zwischen staatlichen Schutzmaßnahmen und individuellen Freiheitsrechten verständlich erläutert.“

Und somit werden gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, erstens wird der Eindruck vermittelt, Buyx habe die Balance zwischen Freiheit und Schutzmaßnahmen gehalten, zweitens wird einmal mehr auf die Kritiker der Maßnahmen-Politik eingedroschen, denen „massive Anfeindungen“ unterstellt werden.

Alena Buyx wird als Opfer und wehrhaft gefeiert, die für das Gute steht und sich gegen aggressive Angriffe wehren musste. So macht es die Politik ebenfalls, sie tönt, man sei gut durch die Pandemie gekommen, habe es damals nicht besser wissen können (was beides eine Lüge ist) und muss sich für die Rettung Deutschlands nun auch noch Vorwürfe gefallen lassen.

Der Bundesregierungsverdienst

Das Bundesverdienstkreuz, erstmals vergeben von Konrad Adenauer (CDU), hat laut Website des Bundespräsidenten folgende Bedeutung:

„Der Verdienstorden wird an in- und ausländische Bürgerinnen und Bürger für politische, wirtschaftlich-soziale und geistige Leistungen verliehen sowie darüber hinaus für alle besonderen Verdienste um die Bundesrepublik Deutschland, wie zum Beispiel im sozialen und karitativen Bereich. Er ist die einzige allgemeine Verdienstauszeichnung in Deutschland und damit die höchste Anerkennung, die die Bundesrepublik für Verdienste um das Gemeinwohl ausspricht.“

In der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ sagte Buyx dagegen im Januar 2024 in einem Interview:

„Die Krise ist auch von Demokratieskeptikern ausgenutzt worden, die ganz gezielt versuchen, das Vertrauen in den Staat zu erschüttern, mit dem Ziel, die Demokratie zu schwächen. Aber die Antidemokraten sind trotzdem nur eine Minderheit geblieben, das dürfen wir nie vergessen.“

Man bleibt sprachlos zurück und fragt sich, was für „Verdienste um das Gemeinwohl“ diese Frau vorweisen kann. Da ist nichts, und als Krönung trägt Buyx aktiv dazu bei, eine Corona-Aufarbeitung, die diesen Namen verdient, mit viel Leidenschaft zu verhindern. Dabei lächelt sie.

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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