Wenn sich all die negativen Prognosen erfüllen, die Preise für Gas weiter steigen, die Inflation ebenfalls auf hohem Niveau verharrt oder gar noch steigt, werden Politik und der deutsche Mainstream auf die gesellschaftlichen Auswirkungen konzertiert reagieren. Sie kündigen das bereits an. Sollte sich in der deutschen Gesellschaft Widerstand gegen die völlig suizidale, asoziale deutsche Politik aufbauen, werden deutsche Medien gemeinsam mit der deutschen Politik einen neue rechte Bedrohung im Innern ausmachen. Gegen diese werden die „demokratische Kräfte“, sprich das satte Bürgertum dieser Republik mobilisiert.
Diese medial und politisch inszenierte neue rechte Gefahr wird sich für den Konsumenten des deutschen Mainstreams aus jenen Menschen zusammensetzen, die von den Preissteigerungen hart getroffen werden. Zur neuen Rechte werden all jene Bürger zählen, deren Lebensstandard durch die verantwortungslose Politik der Bundesregierung massiv sinkt. Rechts und antidemokratisch werden die Medien jene Teile der Bevölkerung nennen, die schon jetzt jeden Euro zweimal umdrehen müssen, denen eben jene deutsche Medien schon jetzt raten, gegen den Krieg aus voller Kraft anzusparen, zu verzichten und sich einzuschränken. Wird dieser Verzicht unausweichlich werden, wird der Widerstand gegen die vollkommen irrationale deutsche Politik zunehmen. Die Bürger Deutschlands sind nicht so dumm wie ihre Regierung, die diesen Zwang zum Verzicht verursacht hat.
Wer ist die neue Rechte?
Dieser Widerstand wird medial und innenpolitisch die neue Rechte bilden, gegen die Medien und Politik gemeinsam brutal vorgehen werden. Das wird das Wording sein, welches schon vorbereitet ist. Kritik an Regierungshandeln ist rechts – auch in dieser Krise.
Die Mittelschicht wird weiter erodieren. Ihr einkommensstärkerer Teil wird sich mit der finanzstarken Oberschicht solidarisieren und “keinen Fußbreit” der noch vorhandenen eigenen wirtschaftlichen Sicherheit an jene abgegeben, die diese Sicherheit gerade verloren haben. “Wir sind viele”, werden sie auch dieses Mal rufen. Aber in der Gesamtheit sind diese Vielen immer weniger. Sie werden ihre Pfründe verteidigen.
In den Talkshow-Sesseln der Republik werden die üblichen Verdächtigen Platz nehmen. Der deutsche Mainstream wird die debile Inszenierung einer rechten Verschwörung erneut ins Repertoire aufnehmen, die er auch in der Corona- und Finanzkrise aufgeführt hat. Er wird erneut eine immer kleiner werdende obere Mittelschicht in ihrer Befindlichkeit bedienen und jedes Bemühen um Einblick in wirtschafts- und geopolitische Zusammenhänge verweigern.
Die dicke Baroness aus Hessen beispielsweise wird in der Kommunikation der gegen die Preissteigungen und Einschränkungen Protestierenden Codes entdecken, die auf strukturellen Antisemitismus hinweisen. Diese Aufgabe der Domestizierung von Protest und des deutschen Publikums erfüllt Ditfurth seit Jahren ganz willfährig aus reaktionärem Kadavergehorsam. Sie ordnet ihre Art reaktionärer Politik links ein. Vermutlich glaubt sie selbst dran.
Die Rede von der neuen Rechte ist das Wording des Establishments
Wenn gesagt wird, dass es sich nur noch eine reiche Minderheit leisten kann, zu heizen, wird Ditfurth daher sofort dienstbar zur Stelle sein und das für das von ihr repräsentierte Establishment als rechts und damit als kontaminiertes Gedankengut einzuordnen wissen. Mit so etwas setzt man sich gar nicht erst auseinander, sonst wird man nämlich selbst rechts. Man wird mit Regierungskritik zu rechtem Abschaum. Das Narrativ ist seit Corona etabliert. Das füllige Freifräulein wird dafür den gewohnten Applaus und die gewohnten Tantiemen bekommen. Es wäre beileibe nicht die erste absurde Argumentation im Oeuvre Ditfurths. Die Baroness ist natürlich nur ein Beispiel unter vielen.
Wie vielen anderen in der Bundesrepublik auch gelang es Jutta Ditfurth nie, sich geistig von ihrer Herkunft zu emanzipieren. Es gelang ihr nur die Vortäuschung, dass es so wäre. Ihre Fangemeinde entstammt genau jener Schicht, die Ditfurth geistig nie verlassen hat: das satte Bürgertum mit seiner enormen Verachtung für die Arbeiterklasse, die Armen und ökonomisch Ausgegrenzten. Es gelang ihr und ihrer Fangemeinde, sich selbst in der Weise zu täuschen, dass sie selbst glauben, ihre elitäre Verwurzelung und ihre moralische Hybris wären links und emanzipatorisch. Ein grandioser Selbstbetrug. In diesem Winter fliegt es wahrscheinlich auf.
Die kommenden Monate wird für diese Gruppe ein mediales Highlight. Ihre Meinung wird von jenen Journalisten gefragt sein, die aus ihrem Kreis kommen. Die Aussage, Protest ist rechts, wird medial verstärkt werden. Die Ditfurths der Bundesrepublik werden referieren und die Deutschen in aller Arroganz auf allen öffentlich-rechtlichen und privaten Kanälen belehren. Ihre Meinung, die Identitätspolitik für ein linkes Projekt hält, die in der Regenbogenfahne ein Symbol der Freiheit erblickt und Protest gegen Regierungshandeln als reaktionär, rechts und freindselig diskriminiert, wird den deutschen Mediennutzern um die Ohren gehauen werden. Es bedarf dazu keiner seherischer Fähigkeit. Der deutsche Mainstream verfährt in jeder Krise auf genau diese Weise. Es ist ihre letzte, sanfte Waffe vor dem Einsatz brutaler physischer Gewalt.
Die tatsächliche neue Rechte ist das linksliberale Bürgertum
Das, was absehbar im Herbst kommt, wird auch deutlich machen, wie sehr Deutschland geistig orientierungslos geworden ist. Ein sich für linksliberal haltendes Bürgertum wird seine tatsächliche, durchweg reaktionäre Geisteshaltung breit ausleben dürfen. Es wird sich feiern in seinem ganzen asozialen Habitus.
Es wird jene diskriminieren und nach deren Bestrafung rufen, die aufgrund ihrer wirtschaftlich immer schlechter werdenden Situation nach einer Änderung der Sanktionspolitik, nach Inbetriebnahme von Nord Stream 2, nach einer Aussöhnung mit Russland und dem Ende der Unterstützung der faschistischen Ukraine rufen. Das Establishment wird das als rechts diskrimnieren. Jan Böhmermann und Sascha Lobo haben ihre Füller mit ätzender, zersetzender Tinte schon gefüllt.
Personen wie die dicke Baroness aus Hessen und all die anderen Verteidiger des Status Quo werden sich zur Höchstform in dem Aufschwingen, was sie am besten können: verunglimpfen, beschimpfen, Solidarität und jedes Bemühen um Verstehen verweigern. Ausgrenzen ist ihr täglich Brot. Deutschland wird geistig auch in dieser Krise immer Deutschland bleiben.
Das Rechte und Reaktionäre in Deutschland ist zu einem großen Teil eben genau jenes Bürgertum, das sich für links, liberal und emanzipiert hält. Es ist jener bürgerliche Teil, der seine Identität aus Stabilität und damit aus der Unterdrückung von Protest und Aufbegehren schöpft – jener Teil, der sich immer für citoyen hielt aber immer bloß bourgeois blieb. Jener Teil, der sich in einer typisch deutschen historischen, genetisch verankerten Opposition zu Russland wähnt. Der daher alle rechtsreaktionären Entwicklungen in der Ukraine nicht nur leugnet und relativiert, sondern nach Kräften unterstützt.
Das deutsche Bürgertum wiederholt ganz zwanghaft seine historischen Fehler. Die neue Rechte ist die alte. Die neue Rechte wird wieder aus jener Schicht gebildet, die schon mehrfach historisch versagt und Unheil über Deutschland gebracht hat: das bürgerliche Establishment. Diese neue alte Rechte dieses Mal einzuhegen wird Aufgabe jener Bewegung sein, die unter den Rückwirkungen der Sanktionen leidet. Ihr werdet von euren eigenen Landsleuten in eurer Existenz bedroht – wehrt euch!