Wir haben uns ja immer gefragt, wie es bei Großmuttern so weit kommen konnte: Warum akzeptierten sie einen Staat, der munter diskriminierte und andere Meinungen nicht mehr zuließ? Eine Antwort darauf zu geben, war nie so leicht wie heute.
Der nächste Januar kommt bestimmt. Corona hin, Corona her. Und wie üblich Ende Januar wird der Bundestag an die dunkelste Epoche der deutschen Geschichte erinnern und sich hierzu im stillen Gedenken zusammenfinden. Ganz still ist das Gedenken dabei leider nicht. Seit Jahren lauschen wir denselben Floskeln, wonach es so »nie wieder« werden, sich »nicht mehr wiederholen« dürfe. An den Aussagen ist ja nichts falsch, aber so richtig beseelt ist dieser staatlich verordnete Antifaschismus nun ja auch nicht.
Wie wird das im kommenden Winter sein, wenn wieder das Gedenken ansteht? Kann man das Programm, ohnehin schon seit Jahren müde abgespult, einfach wieder so veranstalten, als sei nichts gewesen? Mittlerweile haben wir ja Erfahrungen gesammelt, die eines klarmachen: Diese Phrasen, dass es sich »nie wieder« so ereignen dürfe, sind ja hohler denn je. Wir spüren das täglich. Selten zuvor wurde so offen, so ungeniert in diesem Lande über die Diskriminierung einer Bevölkerungsgruppe gesprochen wie in den letzten Wochen. Und dass die dabei auch noch legitim und richtig sei, betonten die hiesigen Diskriminierungsbeauftragten besonders stolz.