Was in der Überschrift wie ein Vorwurf klingen mag, möchte ich ausdrücklich als Kompliment für Ansgar Schneider verstanden wissen. Denn der Mathematiker, Physiker und Buchautor, hat einen Vortrag zu den Vorgängen des 11. September 2001 gehalten. Und der hat es in sich.
Ansgar Schneider nähert sich dem Thema als Wissenschaftler. Und als solcher erlaubt er sich auch, Schlüsse zu ziehen, die zu ziehen sich andere nicht trauen.
9/11: Die technische Seite
Ich habe mich als in diesem Bereich bekennender Verschwörungstheoretiker (dazu weiter unten mehr) recht lange mit 9/11 auseinandergesetzt. Mir fehlte dabei allerdings naturgemäß das, was den meisten anderen Menschen auch fehlt: der fachliche Hintergrund. Ich bin weder Physiker noch Statiker noch Mathematiker, und so konnte ich mich mit Theorien, die am offiziellen Hergang Zweifel hegten, nur eingeschränkt befassen und diese auch nur bis zu einem gewissen Punkt nachvollziehen.
Ansgar Schneider hat da einen besseren Hintergrund. Und den zeigt er auf unaufgeregte Weise den Zuschauern. Er hat sich offenbar lange und intensiv mit dem Thema Sprengung beschäftigt und erläutert seine Beobachtungen in seinem Vortrag verständlich und anregend.
Es würde viel zu weit reichen (und mich fachlich überfordern), die Erkenntnisse von Schneider hier aufzuschreiben. Aber was er gefunden hat und wie er es erklärt, lässt alte Zweifel (die ich teils schon in einer Schublade geparkt hatte) neu aufkeimen.
Schneider oder Ganser?
Man kann Ansgar Schneider nicht mit Daniele Ganser vergleichen, auch wenn sich die beiden mit dem gleichen Thema beschäftigen. Und in der Art der Präsentation sind beide ebenfalls nicht vergleichbar, Ganser würde ich als Entertainer bezeichnen wollen, der sein Publikum mit Rhetorik und Humor begeistert (wobei der Begriff des Entertainers hier nicht negativ besetzt werden soll).
Schneider dagegen legt Wert auf eine gewisse innere Ruhe innerhalb seines Vortrages. Er trägt weder dick auf, noch vernachlässigt er Dinge, die unscheinbar wirken. Die beiden Stile vergleichen zu wollen, würde weder Ganser noch Schneider gerecht werden.
Und dann gibt es da einen gravierenden Unterschied zwischen Ganser und Schneider. Ganser beschränkt sich ja weitgehend auf das Stellen von Fragen. Klar, das impliziert auch eine gewisse Tendenz, die aber sinnvoll erscheint, denn da wir seit 2001 mit der offiziellen Version der Vorgänge bombardiert werden (man möge mir dieses Wort verzeihen), ist es notwendig, dass jemand den Fokus in eine andere Richtung lenkt. Das macht Daniele Ganser ausgesprochen gut.
Schneider aber kommt trotz aller Ruhe in seinem Vortrag am Ende des ersten Teils zu einem eindeutigen Schluss, zu einem Schluss, den Ganser (wahrscheinlich) bewusst nicht zulässt. Für Ansgar Schneider gibt es nur eine Erklärung für die Zusammenbrüche der drei Türme des WTC: Sie wurden gesprengt.
Nun ist diese Behauptung nicht neu, man muss nur ein paar Stunden durch die Steppe des Internets wandeln, um sie tausendfach zu finden. Aber Schneider nähert sich seiner Behauptung vorsichtig und belegt sie mit zahlreichen Fragezeichen, die er am Ende alle wegwischt. Weil es für ihn eben keine andere wissenschaftliche Erklärung gibt.
Der geneigte Leser hat jetzt so ungefähr zwei Möglichkeiten:
1. Er tut den Vortrag Schneiders ungehört und ungesehen als Nonsens ab und betet herunter, dass längst alle Fragen geklärt sind.
2. Er schaut sich den Vortrag an (unvoreingenommen wäre übrigens schön) und denkt dann darüber nach, was er so dazu denkt.
9/11: Die mediale Seite
Im zweiten Teil seines Vortrages geht Schneider auf die Medienberichterstattung ein. Und nimmt kein Blatt vor den Mund. Insbesondere der Begriff „Verschwörungstheoretiker“ treibt ihn (völlig zu Recht!) um.
Die Tatsache, dass die Bezeichnung Verschwörungstheoretiker in der medialen Welt gar nicht mit Theorien zu Verschwörungen in Zusammenhang gebracht wird, fällt auf. Stattdessen gilt das Wort als Stempel, um jede Sachlichkeit aus den Argumenten zu nehmen, die vorgetragen werden, von wem auch immer.
Zudem stellt Schneider fest, dass der Verschwörungstheoretiker irgendwie auch immer ein Antisemit sein muss. Und natürlich rechts. Denn was wäre ein Verschwörungstheoretiker, wenn er nicht auch rechts und antisemitisch wäre? Womöglich nur ein skeptischer und kritischer Mensch?
Das geht nicht, und es konterkariert die offizielle Erzählung. Denn die ist in Stein gemeißelt und darf nicht in Frage gestellt werden. Wie schon George W. Bush sinngemäß sagte:
Wenn du nicht für uns bist, bist du auf der Seite der Terroristen.
Schneider spricht von einer Pathologisierung. Jedes Argument, jede Frage, jede kritische Äußerung wird durch den Stempel des Verschwörungstheoretikers pathologisiert und somit seiner Berechtigung beraubt. Das gilt im Übrigen nicht für Berichte über Dinge, die in Russland passiert sind. Um was auch immer es gehen, und wie dünn die Beweislage auch sein mag, in den Medien wird es so dargestellt, dass „Fragen offenbleiben“, dass „Putin womöglich dahintersteckt“ oder „der FSB unter Umständen seine Finger im Spiel“ hat. Das Wort Verschwörungstheoretiker oder Verschwörung taucht jedoch nicht auf, wenn es um Russland geht.
Fazit: Empfehlenswert
Beide Teile des Vortrages lohnen sich. Und beide bestechen durch das, was ich in der Überschrift als fehlende Emotionen bezeichnet habe. Das ist wohltuend und lenkt nicht ab, man kann sich eigentlich nur auf das konzentrieren, was Ansgar Schneider sagt. Weil er das so sachlich tut und ohne Spektakel oder Häme.
Auf der anderen Seite ist mir klar, dass Schneider sich mit seinem Vortrag und ich mich mit diesem Text (er sicher mehr als ich als Blogger) auf dünnes Eis begeben haben. Denn die Dämonisierung der Kritiker der offiziellen Version zu 9/11 (auf die Schneider übrigens auch gnadenlos einsteigt) funktioniert nun schon seit 2001, und es gibt keinen Grund, warum jemand, der sich diesem Thema von einer anderen Seite aus nähert, „unverletzt“ davonkommen sollte.
Empfehlenswert ist der Vortrag daher in erster Linie für all jene, die noch immer nicht glauben wollen, was zu 9/11 von Politik und Mainstreammedien erzählt wurde. Er fokussiert sich auf das, was seiner Meinung nach wissenschaftlich relevant ist und begründet seine Zweifel bzw. Herleitungen umfassend und sachlich.
Ob und wie sachlich mit dem, was Ansgar Schneider zu sagen hat, umgegangen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn schließlich gibt es ja noch die in Stein gemeißelte Geschichte. Die wird zwar immer dünner, hält sich aber nach wie vor hartnäckig.