Selbst in unserem postheroischen Zeitalter scheint es eine tiefe Sehnsucht nach einer Erlösergestalt zu geben. Anders ist nicht zu erklären, warum Greta, das It-Girlie des Klimaschutzes, zu einer Prophetin hochgejazzt wird.
An Heilige glauben wir schon lange nicht mehr. Ja, selbst Helden sind rar geworden in unserer Zeit. Die Protagonisten unserer modernen Geschichten sind oft zerklüftete Gestalten, ohne grundsätzliche Überzeugung, nicht unbedingt bereit sich für die falsche Seite zu entscheiden, aber eben auch nicht dazu in der Lage, auch nur mit halber Kraft auf der richtigen zu verweilen. Dafür wurde der Begriff des Anti-Helden konzipiert. Denen gucken wir gerne zu: Im Kino oder TV. Ihr Nihilismus ist unterhaltsam. Vielleicht übertreiben wir es als Gesellschaft auch mit der Unterhaltung durch nihilistische Akteure. Denn dann und wann bricht etwas hervor, was schon längst gebändigt schien: Die Sehnsucht nach einem blütenweißen Helden, einer Erlöser- und Rittergestalt.
Aktuell wird ein 16-jähriges Mädchen in diese Rolle gedrängt. Greta Thunberg heißt sie. Sie – was so viel heißt wie ihre Eltern – spielt munter mit. Für viele im Land ist dieser Teenager die frohe Kunde im Dunkeln klimatischer Gleichgültigkeiten. Während sich ein reißender Absatz von Büchern und Filmen über Pubertierende – also über das elterliche Leid mit angehenden Erwachsenen und ihren Eitelkeiten – verzeichnen lässt, lauschen Millionen dem Evangelium einer Pubertären ganz so, als sei diese jugendliche Lebensphase ein Kainsmal besonderer moralischer Reinheit. In den Augen von Katrin Göring-Eckardt von den Grünen ist Greta gar eine Prophetin.