Das „A-WEF“ von „AUF1“: Von den Problemen der Welt und „unbezwingbaren Germanenstämmen“

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Kürzlich fand in Prag das erste „Alternative World Ethic Forum“ (A-WEF) statt, das von dem Format „AUF1“ und dessen Macher Stefan Magnet initiiert wurde. Die Veranstaltung soll nicht das dominierende Thema dieses Artikels sein, sondern eine Buchveröffentlichung von Stefan Magnet. von Oliver Helnwein Das Treffen identifizierte sich als Gegenveranstaltung des Weltwirtschaftsforums (WEF), das nicht die 99,9 Prozent der reichen und Mächtigen, sondern die 0,1 Prozent der restlichen Bevölkerung(en) ansprechen wollte. Zahlreiche Besucher alternativer Medien folgten der Einladung und diskutierten über die großen gesellschaftlichen Fragen dieser Zeit. Doch die Veranstaltung hatte ein unangenehmes Geschmäckle, was unter anderem an Stefan Magnet lag.

Eine bunte Mischung

Der Einladung von Stefan Magnet folgten zahlreiche, teils sehr unterschiedliche Persönlichkeiten mit entsprechenden voneinander abweichenden Ansätzen. Niemand wollte sich offenbar der „Kontaktschuld“ beugen, was positiv ist. Gesprochen wurde über Gesundheit, über Medien, das Finanzsystem und über die allgemeine totalitäre Entwicklung, die die Teilnehmer übergreifend ausmachen konnten. Vieles war bekannt, einiges wirkte neu und das Experiment, mittels Gedankenspiel ein Szenario für eine nächste Pandemie durchzugehen, war interessant, wenngleich die unterschiedlichen skizzierten Lösungen, um eine Corona-Episode der nächsten Stufe zu verhindern, teilweise etwas naiv wirkten. Doch das soll nicht bedeuten, dass es falsch oder unnötig ist, den Totalitarismus, den wir erlebt haben und weiterhin auf anderen gesellschaftlichen Ebenen erleben, zu analysieren und denkbare Handlungsempfehlungen zu erarbeiten. Das eigentliche Problem des A-WEF ist der Gastgeber Stefan Magnet.

Stefan Magnets Eröffnungsrede

Vermutlich saßen alle Teilnehmer des A-WEF zusammen, als Stefan Magnet am 16. Dezember 2024 seine Eröffnungsrede hielt. Und wahrscheinlich hörten sie ihm zu, als er sagte:
Die vielgepriesenen Errungenschaften der westlichen Zivilisation (…) ja, wo sind sie denn? Die Demokratie, die Toleranz, die Freiheit, die Friedfertigkeit. Heute überschattet alles ein Denunziantenstaat, ein allgegenwärtiges Spitzelwesen, Hass auf Andersdenkende und Verfolgung.“
Wer will dem widersprechen? Doch wenige Momente später sagte Magnet:
Was ist denn der Westen? Der Westen, das hat heute so was … da liegt Verwesungsgeruch im Raum, wenn ich über den Westen spreche. Denn der Westen steht heute für Dekadenz, er steht für Regime Changes, er steht für Waffenlieferungen, er steht für Homo-Paraden und er steht vor allem dafür, dass sich der Westen selbstmörderisch selbst umbringt.“
An dieser Stelle wird es problematisch. Stefan Magnet versteht es, in Nebensätzen und beiläufig Aspekte anzusprechen, die einen progressiven Menschen normalerweise aufhorchen lassen würden. Er tut dies eingebettet in größere Themen und lässt den Zuhörer so ratlos zurück. Was meint Magnet mit „Homo-Paraden“? Den Christopher-Street-Day? Die LGBTQ-Bewegung? Oder doch einfach schwule Menschen, die er nicht auf Paraden oder sonst wo sehen möchte? Gehören Homosexuelle nicht auch zu den 0,1 Prozent der Andersdenkenden? Und wären sie dann nicht schützenswert? Oder richtet sich Magnets Kritik tatsächlich an die LGBTQ-Bewegung oder gar woke Identitätspolitik? Da die Agenda derer, die hinter LGBTQ stehen, durchaus gefährlich ist und gesellschaftliche Auswirkungen hat, die man kritisieren muss, bleibt womöglich die Gegenrede zu Magnet im Halse stecken, und außerdem ist der Hinweis auf die Homo-Paraden eingebettet in einen größeren Kontext, so dass man vielleicht dezent den Kopf schüttelt und sich denkt: Na ja, er wird es schon nicht so gemeint haben, wie man es auffassen könnte. Zu Freiheit und Demokratie gehört eben auch die Homosexualität, also sehen wir über den kurzen „Patzer“ (wenn es denn einer war) hinweg.

Worte des „Boten“

In der Vorbereitung auf diesen Text stieß der Autor immer wieder auf fragwürdige Aussagen Magnets, doch gleichzeitig breitete sich in seinem Inneren eine gewisse Sorge vor möglichen Anfeindungen aus. Das hängt mit Andeutungen zusammen, die – gewissermaßen als Testballon – auf den sozialen Medien gemacht wurden. So wies der Autor dieses Artikels darauf hin, dass gewisse Persönlichkeiten nicht zum A-WEF eingeladen wurden, weil sie – so berichteten diese – als „zu links“ eingestuft wurden. Und Stefan Magnet selbst wies auf seiner Veranstaltung wiederholt darauf hin, ganz gezielt Leute eingeladen zu haben, die sich im Spektrum der alternativen Medien verdient und einen Namen gemacht haben (unter ihnen waren allerdings tatsächlich auch solche anzutreffen, die man wohl durchaus als links bezeichnen kann, die Kriterien Magnets bei der Auswahl seiner Gäste bleiben also letztlich im Dunkeln). Der Hinweis auf diese selektive Auswahl an Gästen rief auf den sozialen Medien tatsächlich Angriffe hervor. Von Neid (selbst nicht eingeladen worden zu sein) war die Rede, über eine durch den Autor unterstellte Kontaktschuld derer, die der Einladung gefolgt waren, wurde sinniert. Und letztlich stießen die Hinweise, Magnet sei mindestens eine zwielichtige Persönlichkeit, auf Kritik, weil diese ein Spaltungsversuch seien. Man solle eine Veranstaltung wie das A-WEF wertschätzen, statt mit „Mimimi“ darauf zu reagieren. Die Mächtigen wollten uns spalten, und mit der Kritik an Magnet und seiner Veranstaltung kritisiere man nicht nur den Ausrichter, sondern auch progressive Teilnehmer, die sich schon unter Corona Anerkennung verdient hätten. Dazu sei gesagt: Das Schreiben dieses Artikels wird vermutlich mehr Nachteile als Vorteile für den Autor dieses Textes mit sich bringen. Denn er wird wahrscheinlich heftige Gegenwehr erzeugen und laute Kritik als Konsequenz nach sich ziehen. Hinzu kommt erschwerend, dass einige der Leute, die bei A-WEF waren, dem Autor entweder persönlich bekannt sind oder gewissermaßen in seinem „Dunstkreis“ wirken. Allein diese zweite Tatsache macht es sehr schwer, diesen Artikel zu schreiben. Womöglich – und das wäre schmerzhaft – muss der Autor dieses Artikels selbst damit rechnen, künftig isoliert oder ignoriert zu werden, weil er auf bestimmte Passagen in Magnets Buch hingewiesen hat. Schüsse auf den „Boten“ wären ja keine Premiere, wenn es um unangenehme Überbringungen geht.

„Nach Corona“: Ein (fast) gutes Buch

Stefan Magnet hat Ende 2020 ein Buch mit dem Titel „Nach Corona – Warum die Globalisten scheitern werden und die Menschheit erwacht“ herausgebracht. Das Buch ist nicht schlecht, es ist aber auch nicht unverzichtbar. Magnet beschreibt den sich in der Corona-Episode ausbreitenden Totalitarismus zwar korrekt, doch ein Alleinstellungsmerkmal hat er damit nicht, viele kritische Köpfe haben vor ihm und nach ihm ähnliche Analysen betrieben. Bezogen auf Corona könnte man sagen, dass Magnets Buch lesenswert ist, aber nur wenige neue Erkenntnisse bereithält. Bemerkenswert an Magnets Buch sind Passagen, die hier vorgestellt werden sollen. So schreibt er gleich im Vorwort auf Seite 10: Wenn Magnet von „unmittelbaren Blutserben der freiheitsliebenden und unbezwingbaren Gemanenstämme“ schreibt, liegt die Frage nahe, wen genau er damit meint und wen nicht. Über die Germanen wurden Arbeiten und Bücher geschrieben, die sich intensiv mit ihnen beschäftigen. Ob Magnet die Germanen meint, die im Nationalsozialismus benutzt wurden, um Attribute wie Tapferkeit, Treue und Opferbereitschaft in den Vordergrund zu stellen und damit die eigenen Grausamkeiten zu rechtfertigen, ergibt sich aus dem Zitat aus seinem Buch nicht. Doch eben das ist das Problem, denn Magnet verwendet Formulierungen, die man ohne Weiteres mit den deutschen Nazis unter Hitler in Verbindung bringen kann, aber eben nicht muss. In jedem Fall wirkt die Ausdrucksweise Magnets im Vorwort seines Buches zweischneidig, und es wäre im Sinne derer, die sich intellektuell in seine Nähe stellen oder rücken lassen, die geschriebenen Worte zu hinterfragen und/oder Magnet damit zu konfrontieren. Auf Seite 19 lässt sich nachlesen:
Es geht heute nicht nur darum, dass wir als weiße Europäer in der Kontinuität von 3.000 Jahren Kulturgeschichte stehen und wir bedroht sind, aus dieser Geschichte für immer auszuscheiden.“
Auch hier steht die Frage im Raum, wen Magnet mit seiner Ehrfurcht meint. Und wen nicht. Von „weißen Europäern“ schreibt er und es scheint offenkundig, dass er mit schwarzen Europäern nichts Positives verbindet. Tut er es doch, so derart verklausuliert, dass man sich schon sehr verrenken muss, um Magnets Liebe zu allen Europäern auszumachen. Vermutlich nimmt Magnet auch in dieser Passage Bezug auf die „Germanenstämme“, die er in der Tradition wehr- und kampffähiger Widerstandskämpfer gegen die kriegerischen Versuche der Einflussnahme und der Vernichtung der „weißen Europäer“ sieht. Nur: durch wen? Wer will die „weißen Europäer“ heute bedrohen und/oder vernichten?  Und wie sieht in Magnets Augen der Widerstand gegen solche Vernichtungsversuche aus? Auf Seite 69 ist zu lesen: Wir erinnern uns: Es handelt sich bei dem hier besprochenen Buch um ein Corona-Buch. Unter Corona haben in Deutschland (und anderen Ländern) unzählige Menschen gelitten, sie wurden ihrer Grundrechte beraubt, eingesperrt, ausgesperrt, Kinder wurden durch Schulschließungen und gezielt auf sie ausgerichtete Angstkampagnen traumatisiert, alte Menschen starben in Einsamkeit, weil ihren Angehörigen der Zutritt versagt wurde. Stefan Magnet aber rückt das Schicksal speziell der Deutschen in den Vordergrund, er beschreibt unter dem Stichwort „Fremdherrschaft“ das Leid der Deutschen, die in Zukunft zwar Deutsche bleiben können, dabei aber verfolgt und geschunden werden dürfen. In Magnets Augen sind die Deutschen fremdbestimmt, und ganz ohne Zweifel hat er damit recht, das war vor Corona so, während Corona und nach Corona ebenfalls. Trotzdem möge man dem Autor dieses Textes verzeihen, dass er Magnets Richtungsänderung mehr als bedenklich findet. Vom Leid der durch die Corona-Maßnahmen Betroffenen zum allgemeinen Wehklagen der Deutschen ist es bei Magnet kein weiter Weg, aber man muss sich wirklich anstrengen, die Zusammenhänge zu sehen und wohlwollend einzuordnen, die Magnet hier herstellt. Dennoch: Mit seinen Formulierungen kratzt Magnet zwar am dünnen Eis, er betritt es aber nicht: In einem Land mit erheblichen Problemen mit Blick auf in den letzten Jahren weitgehend unkontrollierte Zuwanderung und endlosen Debatten darüber, ob „Kalifat die Lösung“ ist (ein Satz, der auf einer Demonstration von Muslimen in Deutschland zu lesen war und der zu heftigen Kontroversen und Streitigkeiten führte), trifft man eine große Zielgruppe, wenn man auf den Verlust der Muttersprache, des Vaterlandes oder auch nur alter Gedichte, Lieder und Gemälde hinweist. Und in Anbetracht der langen deutschen Geschichte stellt man nicht selbstverständlich damit eine Nähe zum Nationalsozialismus unter Hitler her. Das kann man auch nicht, denn das obige Zitat aus Magnets Buch macht sich zwar eventuell verdächtig, auf diese Zeit Bezug zu nehmen, nachzuweisen ist das aber nicht. Und so schrammt Magnet immer wieder an entlarvenden Formulierungen vorbei und macht sich damit auf den ersten Blick unangreifbar. Trotzdem sind die historischen Ausflüge, insbesondere hinsichtlich der falsch verstandenen Deutschen und ihrer Hingabe für Traditionen im Kontext des Themas Corona zumindest verwirrend. Magnet reitet damit eine Welle, auf der viele neben ihm stehen wollen, und der Autor dieses Textes selbst beklagt ebenfalls den Verlust von Traditionen, die verschwindende Bedeutung der Familie und die ausufernden Folgen von Bewegungen wie der von LGBTQ und ihrer Radikalität, die aus einer privaten Angelegenheit (Sexualität und Identität) nach und nach so etwas wie eine erzwungene Toleranz machen, der man sich ohne Sanktionen kaum noch entziehen kann.

Magnet und das Volk

Stefan Magnet widmet einen nicht unwesentlichen Teil seines Buches dem Begriff „Volk“. Er nimmt diesbezüglich vornehmlich Bezug auf den Historiker Andreas Vonderach, auf den in diesem Text nicht weiter eingegangen werden soll. Zu Beginn seiner Ausführungen über Vonderach zitiert Magnet dessen Erkenntnisse wie folgt: Davon mag man halten, was immer man will, und selbst wenn man Vonderachs Deutungen anzweifelt, kritisch sieht oder sie als eine seriöse Quelle betrachtet, steht doch die Frage im Raum, was all das mit Corona zu tun hat. In jedem Fall will Magnet Unterschiede betonen, was allerdings für die Torturen, die Menschen während der Corona-Episode erfahren mussten, eigentlich irrelevant sein sollte. Ein offenkundig wichtiges Thema für Stefan Magnet ist die deutsche Geschichte, für die er auch die japanische bemüht, um klarzustellen, dass man sich auch für die hässlichen Aspekte der eigenen Historie nicht schämen muss. Anders lässt sich folgender Auszug nicht erklären: Beim Lesen dieser Stelle des Buches von Stefan Magnet gefror dem Autor dieses Textes das Blut. Selbst kein Experte für japanische Geschichte ist es doch bemerkenswert, was Magnet hier offenkundig zum Ausdruck bringt: Die „pauschale Verurteilung der eigenen Historie, wie dies geradezu krankhaft im deutschen Volk geschieht“, ist für Magnet frevelhaft, ja, sogar ein Zeichen verlorener „Würde und Ehre“. Sind die bis hierher angeführten Zitate aus Magnets Buch so vage verfasst und so allgemein formuliert, dass sich ein direkter Zusammenhang zum deutschen Nationalsozialismus bzw. eine Sympathie Magnets für diese Epoche deutscher Geschichte nicht eindeutig nachweisen lässt, ist diese Buchpassage nur schwer anders deutbar als die Verehrung von – japanischen oder deutschen – „Helden“, die „Einsatz für das eigene Land“ gezeigt haben. Wenn in Japan zu besonderen Anlässen das Symbol der „aufgehenden Sonne“ gezeigt werden kann, welche Symbole erhofft sich dann Stefan Magnet für ähnliche Anlässe in Deutschland zu sehen?

Schlussbemerkungen des Autors

Dieser Artikel erhebt nicht den Anspruch, Stefan Magnet in all seinen Facetten ausgeleuchtet zu haben, das wäre vermessen und ergäbe naturgemäß ein unvollständiges Bild des Menschen Stefan Magnet. Dennoch sind einige Inhalte des Corona-Buches fragwürdig oder mindestens diskussionswürdig. Es geht hier nicht darum, so etwas wie Kontaktschuld aufzubauen oder Magnet eine Nähe zum Faschismus zu bescheinigen, vielmehr bietet sich die Möglichkeit, die zitierten Passagen seines Buches kritisch in Augenschein zu nehmen und eine Diskussion anzustoßen. In einer Zeit wie der, in der wir leben, ist Widerstand gegen totalitäre Entwicklungen bitternötig und ein Auseinanderdividieren eines solchen Widerstandes wäre gewiss ein Fehler. Hinzukommt die Problematik, dass jeder kritische Gedanke inzwischen in die „rechte Schublade“ verfrachtet wird, so dass einerseits faschistoide oder offen faschistische Gedanken kaum noch von gesunder Skepsis zu unterscheiden sind. Andererseits aber besteht aus denselben Gründen die Gefahr, dass die Vermengung kritischen Denkens und menschenverachtender Haltungen in der Kakophonie destruktiver Debatten zu gefährlichen Prozessen führt. Ganz sicher war das A-WEF ein Treffen mit ausgezeichneten Leuten und vielen Überlegungen und Analysen, die wichtig für die weitere gesellschaftspolitische Entwicklung sind. Doch die verheerende Corona-Politik, der stetige Abbau demokratischer Errungenschaften, die weichgespülten Medien, die massiven Angriffe auf die Meinungsfreiheit und die existenzbedrohenden oder gar -vernichtenden Sanktionen gegen Andersdenkende mit „unbezwingbaren Germanenstämmen“ bekämpfen zu wollen, wirkt in sich nicht nur nicht schlüssig, sondern legt eine Gedankenwelt frei, die nicht unkommentiert und ohne inhaltliche Diskussion bleiben sollte.        

Das überdehnte Imperium

Mit der lauten Überlegung, Kanada, Mexiko und Grönland einzuverleiben, erreicht der US-amerikanische Raubzug durch die Welt eine neue Dimension.

Nachdem der neue Präsident der USA, Donald Trump, erste Weltmachtfantasien äußerte, sind die Reaktionen gemischt. Von Besorgnis bis Häme ist alles dabei. Doch die USA folgen nur ihren eigenen Regeln, egal, wer als Präsident gewählt ist. Donald Trump ist und bleibt unberechenbar. Man muss befürchten, dass der Präsident der Vereinigten Staaten auch 2025 morgens noch nicht weiß, was er abends denkt. Trumps Sprunghaftigkeit ist Fakt, doch völlig gedankenlos geht er nicht an seine Pläne, an seine Deals heran. Und so wird ihm klar sein, dass er gegen die „großen Feinde“ wie Russland oder China bis auf Weiteres nicht viel ausrichten wird können. Den Fokus nun auf andere „Baustellen“ zu lenken, ist aus seiner Sicht nachvollziehbar. Gute Neuigkeiten sind das aber nicht, weder für Annalena Baerbock (die Grünen), die sich als Diplomatin versuchte, noch für Alice Weidel (AfD), die sich als Bundeskanzlerin der Herzen fühlt.

Die USA, Grönland und andere „Kleinigkeiten“

In einer Sendung von „Das dritte Jahrtausend“ mit Robert Fleischer, Dirk Pohlmann und Mathias Bröckers sprach insbesondere Dirk Pohlmann intensiv über Grönland und dessen Bedeutung für die USA — und für andere Mächte wie China oder Russland. Schon im Kalten Krieg war Grönland für die USA und die Sowjetunion von Bedeutung, da es zwischen den beiden Großmächten liegt und strategisch umkämpft war. Was genau Trump nun antreibt, Grönland einzuvernehmen, steht in den Sternen, aber ganz sicher gehören imperialistische Hintergedanken dazu. Doch warum Grönland? Und warum Mexiko und Kanada? Nun, zunächst einmal ist Trump jemand, der stets unter Beweis stellen muss, dass er Ideen hat, die andere nicht haben. Und sein Wunsch, den Golf von Mexiko künftig Golf von Amerika zu nennen, ist wohl seinem Geltungsdrang geschuldet. Fast schon ein Wunder, dass er ihn nicht Trump-Golf nennen möchte. Trumps Mitstreiter Elon Musk spielte übrigens erst kürzlich mit dem Gedanken, in Großbritannien die Regierung abzusetzen, weil Keir Starmer die schrecklichen Vergewaltigungen der sogenannten „Grooming Gangs“, einer Gruppe von in erster Linie pakistanischen Männern, vertuscht haben soll, um nicht als rassistisch verdächtigt zu werden. Die unfassbaren Taten geschahen in Starmers Amtszeit zwischen 2008 bis 2013, als dieser Leiter der britischen Staatsanwaltschaft war. Glaubt man Musks X-Posting, wurden an minderjährigen Mädchen Vergewaltigungen verübt, die an Grausamkeit kaum zu überbieten sind. Musk zitierte aus den Gerichtsprotokollen: „Wir haben Fälle gelesen, in denen ein Kind mit Benzin übergossen und damit bedroht wurde, in Brand gesetzt zu werden. Kinder, die mit Waffen bedroht wurden. Kinder, die brutale Vergewaltigungen miterlebten und denen gedroht wurde, dass sie das nächste Opfer sein würden, wenn sie es jemandem erzählten. Mädchen im Alter von elf Jahren wurden von einer großen Anzahl männlicher Täter vergewaltigt, einer nach dem anderen. In zwei Fällen, die wir gelesen haben, spürten Väter ihre Töchter auf und versuchten, sie aus den Häusern zu holen, in denen sie missbraucht wurden, nur um selbst verhaftet zu werden, als die Polizei zum Tatort gerufen wurde. In einigen wenigen Fällen (die bereits in den Medien Aufmerksamkeit erregt haben) wurden die Opfer wegen Vergehen wie Landfriedensbruch oder Trunkenheit und Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet, ohne dass gegen die Täter, die Kinder vergewaltigt und sexuell missbraucht hatten, vorgegangen wurde.“ Musk hatte nach dem Posting eine Umfrage unter den X-Usern gestartet, in der er fragte, ob die USA die britische Regierung absetzen sollten. In Anbetracht der Schwere der beschriebenen Taten stimmten dem die meisten Nutzer in ihren Rückmeldungen zu. Zurück zu Trump: Mexiko will er gern von den Drogenkartellen befreien und Kanada sei nicht in der Lage, sich militärisch zu schützen. In beiden Fällen fühlt Trump sich „berufen“, diesen Zuständen ein Ende zu bereiten. Unterm Strich haben sich Trump und Musk also Grönland, Kanada, Mexiko und Großbritannien auf die To-Do-Liste geschrieben, natürlich, um dort Ordnung zu schaffen, Sicherheit herzustellen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Es wäre allerdings das erste Mal, dass die USA sich diese Attribute auf die Fahne schreiben, ohne dabei zu lügen, dass sich die Balken biegen. Weiterlesen bei Manova 

„Warum sollte ich Euch etwas spenden?“

Kürzlich schrieb ein Leser einen Kommentar, auf den ich hier eingehen möchte. Er beklagte, dass auf unserer Seite Artikel angeteasert werden und merkte an, dass er so etwas nicht brauche und sich frage, warum er für so einen „Durchlauferhitzer“ spenden sollte. Ich kann den Leser, der den folgenden Kommentar verfasst hat, verstehen:
Dieses Durchlauferhitzer-Forum ( Weiterlesen auf….) braucht kein Mensch. Warum sollte irgendwer für so etwas spenden?Ja, ich weiß. Ziemlich ruppiger Tonfall. Dafür klar und deutlich.Allen Weggefährten der Neulandrebellen und den Protagonisten selbst – in der Hochzeit gar vier – vielen Dank für manch Anregung. Macht es gut!
Der ruppige Tonfall geht in Ordnung, wir sind im Laufe der Jahre daran gewöhnt worden, und dieser Kommentar fällt sogar unter die Kategorie „freundlich“. Und auch inhaltlich kann ich den Leser verstehen, wenn es einen Text woanders gibt und dieser bei uns nur angerissen wird, warum sollte man dann uns etwas spenden? Die Antwort lautet wie folgt: Niemand muss uns etwas spenden, und wer etwas geben will, möge das gern woanders tun. Der erwähnte Text von mir erschien in voller Länger bei „Manova“, und wenn der Leser (oder andere Leser) diese Plattform gern unterstützen wollen, möchte ich sie mit der mir zur Verfügung stehenden Energie dazu ermuntern. Denn die neuen Medien leiden unter wirtschaftlicher Not. Es gibt einige, die durch Investoren unterstützt oder von politischen Lobbys gefördert werden. Doch diese bilden eher die Ausnahme, der „normale“ kleine Blog ächzt unter der Tatsache, dass die eigene wirtschaftliche Not das Ergebnis derer ist, die wir für finanzielle Unterstützung brauchen. Wir hatten sogar schon recht viele Mails im Postfach, in denen wir um Entschuldigung gebeten wurden, weil die Mailschreiber zu wenig Geld hätten, um uns etwas zu geben. Das ist sehr traurig, aber nicht für uns, sondern für die Leser, die darunter leiden, uns nicht finanziell fördern zu können. Wenn es möglich wäre, würden wir ausschließlich für diesen Blog schreiben, aber er wirft nicht viel ab, also verdinge ich mich zusätzlich woanders. Denen geht es etwas besser als mir, aber auch sie kämpfen mit der Tatsache, dass die Menschen immer weder Geld zur Verfügung haben. Insofern: Unterstützt die neuen Medien, die Euch am Herzen liegen. Wenn wir es nicht sind, dann fördert andere Seiten, die Euch eher zusagen, deren Inhalte Euch besser gefallen oder an denen Euer Herz schon länger hängt. Wir alle werden sehen, wie lange es die alternativen Medien noch geben wird, sie sind natürlich den Herrschenden ein Dorn im Auge, das spüren die Betreiber jeden Tag aufs Neue. Wir sind also eine Art Zweck- oder Leidensgemeinschaft, Ihr, liebe Leser, und wir, die wir auf der anderen Seite des Bildschirms sitzen. Wie also bereits oben erwähnt: Ich kann den Leser, der sich über uns als „Durchlauferhitzer“ geärgert hat, verstehen, ganz ehrlich. Aber ich hoffe, dass er – sofern er die finanziellen Mittel hat – andere Seiten unterstützt. Denn jede kritische Seite, die verschwindet, weil sie von der Politik und dem Mainstream unter Druck gesetzt wird, lässt die Medien- und Meinungslandschaft ein kleines Stück mehr verarmen.    

„Die Linke“: Unwissen ist Macht

Ein Blick auf die deutsche politische Landschaft verdeutlicht, dass längst das passiert, was die etablierten Parteien den sogenannten „Populisten“ vorwerfen: einfache Antworten auf komplizierte Fragen zu geben. „Die Linke“ hebt sich da nicht positiv ab.  Wer sich ein wenig mit dem Ukraine-Krieg beschäftigt, kommt nicht umhin, sich klarzumachen, dass dieser Konflikt nicht mit dem 24. Februar 2022, also dem russischen Einmarsch in die Ukraine, begann. Vielmehr hat er eine lange Vorgeschichte, die man in die Bewertung aufnehmen muss. Tut man das nicht, kann keine sinnvolle Analyse dabei herauskommen. Doch das Verdrängen der historischen Tatsachen und das pure Unwissen bedeutet eine gewisse Form der Macht. Ignoriert man die zahlreichen Fakten, die zum Krieg geführt haben, kann man sich argumentativ einen schlanken Fuß machen. Das führt zu einer gewissen sprachlichen und politischen Machtposition.

Rackete für den Krieg

Carola Rackete, Spitzenkandidatin für das Europaparlament der Partei „die Linke“, sagte zum Ukraine-Konflikt Folgendes: Links zu sein bedeutet, an der Seite der Unterdrückten zu sein, sei es in Palästina, Kurdistan oder der Ukraine. Wenn wir uns darüber einig sind, wer Recht und wer Unrecht hat, können wir nur in diese Richtung handeln. Ich war immer kritisch gegenüber der NATO, aber in diesem Fall ist die Situation ganz klar: Es war Russland, das nach Georgien zum zweiten Mal in die Ukraine einmarschiert ist. Putin erkennt die Souveränität der Ukraine nicht an und will sie zerstören. Es gibt ein eindeutig unterdrücktes Volk und es ist unsere Pflicht, ihm bei der Verteidigung zu helfen. Es ist keine Frage von Ost oder West, von Russland oder der NATO. Es ist eine Frage des Imperialismus. Wir müssen den Schwächeren helfen, sich gegen die Missbräuche der Stärkeren zu verteidigen, und Russland ist eindeutig stärker als die Ukraine. Aus diesem Grund muss die EU weiterhin Waffen an Kiew liefern und zulassen, dass es auf russischem Territorium angreift.“ Nun mag es stimmen, dass links zu sein, nicht automatisch mit einer patriotischen Grundhaltung einhergeht. Wenn es um die „gute Sache“ geht, ist man als Linker nicht zimperlich. Revolutionen sind schließlich auch keine Wettbewerbe im Werfen von Wattebäuschen, der Kampf gegen den Imperialismus und den Kapitalismus war immer schon einer, der auch mit Gewalt geführt wurde. Rackete ist also auf den ersten Blick auf der sicheren Seite, wenn sie sich für die von ihr genannten „Unterdrückten“ und gegen den russischen „Imperialismus“ ausspricht. Es geht ihr um „Recht“ und „Unrecht“, und spätestens mit dieser Haltung – die nicht mit Wissen verwechselt werden sollte – ist Rackete inhaltlich verloren. Denn das Zitat der Seenotretterin ist gespickt mit falschen Behauptungen, man könnte auch sagen: Lügen.

Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß

Wer im Recht und wer im Unrecht ist, ist für Carola Rackete klar: Russland hat unrecht, die Ukraine recht. So wie schon Georgien unter dem imperialistischen Russland leiden musste, ist das nun auch das Schicksal der Ukraine. Man kann Rackete Unwissen unterstellen, ein Unwissen, das sie in eine machtvolle Position hievt, wenn sie es als Wissen verkauft. So kann sie die Fakten einfach ausblenden. Denn der von Rackete ganz nebenbei angesprochene Krieg in Georgien wurde nicht von Russland, sondern von Georgien begonnen. Nun ist Rackete nicht die Einzige, die diese Tatsache leugnet bzw. glatt ins Gegenteil verkehrt. Sie ist mit Kriegstreibern wie Strack-Zimmermann, Kiesewetter, Baerbock oder Hofreiter in bester Gesellschaft und zeigt damit auch gleich, was ihre linke Haltung heute noch wert ist: nichts. Sie macht im Anschluss fleißig weiter, unterstellt Russland imperialistische Absichten, das in ihren Augen die Souveränität der Ukraine nicht anerkennt – immerhin ein zutiefst korruptes Land mit überdurchschnittlich vielen faschistischen Strömungen, das de facto nicht einmal einen amtierenden Präsidenten hat. Aber selbst, wenn man diese Dinge beiseite wischt, ist Racketes Behauptung, Russland erkenne die Ukraine nicht als souveränes Land an, nichts als Dampfplauderei.

Den Vogel abgeschossen

Das schlichte Gemüt Racketes wird an folgendem Satz am deutlichsten:
Wir müssen den Schwächeren helfen, sich gegen die Missbräuche der Stärkeren zu verteidigen, und Russland ist eindeutig stärker als die Ukraine“
Ist das Naivität? Infantilität? Dummheit? Sogar, wenn man Letzteres nicht unterstellt und sich auf das Attribut des Unwissens verständigt, bleibt doch unterm Strich nur Verwunderung über die geopolitische Unkenntnis, die Rackete vor sich herträgt. Die Ukraine wurde seit Jahrzehnten durch den Westen und die NATO systematisch militärisch aufgebaut, dabei die Missstände und die undemokratischen Rahmenbedingungen des Landes ignorierend. Der Krieg mit Russland dauert nun schon seit Februar 2022, ohne dass Russland siegen konnte. Sieht so das Verhältnis eines starken mit einem schwachen Land aus? Und abgesehen davon: Was ist das für eine kindliche Logik? Geopolitik in diesen Dimensionen ist eine komplexe Angelegenheit, und Leute wie Rackete und die ihr zuzuordnenden schon oben genannten Hardliner in Sachen Krieg und Imperialismus betonen sonst gerne, dass die „Populisten“ einfache Antworten auf komplexe Fragestellungen bevorzugen. Um sie letztlich dann selbst zu geben.        

Nach Trumps Plänen für Gaza: EU plant umfassende Sanktionen gegen die USA

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Nach der Ankündigung Donald Trumps, den Gaza-Streifen durch die USA einzunehmen, regt sich in der Europäischen Union (EU) Widerstand. Führende Politiker sprechen von einer Deportation und der Einmischung der Vereinigten Staaten in innere Angelegenheiten eines anderen Landes. Laut US-Präsident Trump seien die USA seinem Plan zufolge für die Entfernung aller gefährlichen nicht explodierten Bomben und anderer Waffen in diesem Gebiet verantwortlich. „Die USA werden den Gazastreifen übernehmen“, so das amerikanische Staatsoberhaupt. Trump kündigte die Schaffung vieler Arbeitsplätze an und wolle das Gebiet in eine Art „Riviera des Nahen Ostens“ machen. Die Bewohner des Gaza-Streifens sollen nach Trumps Idee umgesiedelt werden und künftig in Häusern leben, in denen sie nicht umgebracht werden. US-Außenminister Rubio sagte zu Trumps Plan: „Make Gaza Beautiful Again“. Doch national und  international stößt das Vorhaben auf heftige Kritik. Trump habe „völlig den Verstand verloren“, sagte etwa der demokratische US-Senator Chris Murphy. Weltweit fielen die Reaktionen teils heftig aus, von Deportationen ist die Rede und dem „Rezept, um Chaos und Spannungen in der Region zu erzeugen“. Aus Saudi-Arabien war zu vernehmen, dass „jegliche Verletzung der legitimen Rechte des palästinensischen Volkes, sei es durch israelische Siedlungspolitik, Annektierung von Land oder Versuche, das palästinensische Volk von seinem Land zu vertreiben“ verurteilt werde. Zustimmung war dagegen aus Israel zu hören. Benjamin Netanjahu nannte Trump auf einer Pressekonferenz den „besten Freund, den Israel je im Weißen Haus hatte“. Er schwärmte über Trump und nannte ihn einen US-Präsidenten, der in der Lage sei, „über den Tellerrand hinauszublicken“ und betonte, es lohne sich, Trumps Weg weiterzuverfolgen. In der EU ist man sich dagegen einig, dass die Umsiedlung von mehr als zwei Millionen Menschen inakzeptabel ist. Aus Brüssel wird ein ranghoher Politiker zitiert, der wörtlich sagte: „Das ist die Idee eines imperialistischen Autokraten, die wir nicht nur verurteilen, sondern aufs Schärfste bekämpfen werden.“ Der Politiker sprach von massiven wirtschaftlichen Sanktionen gegen die USA. Victor Orbán, eigentlich der „Buhmann“ der EU, schlug vor, im Falle der Umsetzung von Trumps Plänen mit Mittelstreckenraketen bis tief in US-amerikanisches Gebiet vorzudringen und militärische Objekte, Infrastruktur und gegebenenfalls auch zivile Ziele anzugreifen, um den imperialistischen Plänen ein Ende zu bereiten. Damit stößt Orbán auch in Deutschland auf Zustimmung. Außenministerin Annalena Baerbock (die Grünen) sagte wörtlich: „Trumps Idee ist ein Tritt in die europäischen Grundwerte. Man muss jetzt auch damit rechnen, dass palästinensische Kinder verschleppt, vergewaltigt und getötet werden. Wir Europäer müssen uns klarmachen, dass die Menschen im Gaza-Streifen auch für unsere Überzeugungen stehen und daher umfassenden Schutz verdienen. Es wird Zeit, alle Kinder im Gaza-Streifen zu bewaffnen und entsprechend auszubilden, um dem amerikanischen Aggressor etwas entgegenzusetzen.“ Baerbocks letzter Satz löste in Deutschland Irritationen aus, Vizekanzler Robert Habeck ordnete diesen aber für die Bevölkerung ein:
„Was Annalena meinte, ist die mentale Bewaffnung der Kinder im Gaza-Streifen. Sie meinte das also eher symbolisch.“
Deutschlands Kanzler Olaf Scholz (SPD) sprach sich für weitreichende Sanktionen gegen die USA aus, die auch die Teilnahme an sportlichen und kulturellen Veranstaltungen mit einschließen. „Wer den Gaza-Streifen faktisch von seiner Bevölkerung befreien will“, so der Bundeskanzler, „hat jedes Recht auf gesellschaftliche, sportliche und kulturelle Teilhabe am westlichen, freiheitlichen System verwirkt“, fuhr Scholz fort. Auf Nachfrage ergänzte er, dass er das Wort „Befreien“ in „in Tüddelchen meinte“. Diese Meldung erschien zuerst nord-östlich des Sonnensystems.      

Der Staat, der keine Wohnungen baut

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Der Staat kümmert sich um alles Mögliche — dass es kaum noch bezahlbaren Wohnraum gibt, scheint jedoch „kein Thema“ zu sein.

100.000 Wohnungen wollte die Bundesregierung laut Koalitionsvertrag jedes Jahr bauen. Bekanntlich wurde daraus nichts, doch das Problem ist größer, als es bloße Untätigkeit vermuten lässt. Denn für den Wohnungsbau ist der Staat gar nicht zuständig.

Blick zurück

Nach dem Zweiten Weltkrieg war in Deutschland naturgemäß Wohnraum knapp. Also wurde schon 1949 der soziale Wohnungsbau im Grundgesetz festgeschrieben. Es folgten das Erste und das Zweite Wohnungsbaugesetz 1950 und 1956. Im Jahr 2001 zog sich der Bund aus dem sozialen Wohnungsbau zurück und übertrug die Aufgabe den Bundesländern. Doch Sozialwohnungen bauen auch die Länder nicht, sie schaffen Anreize für private Anbieter wie kommunale Wohnungsunternehmen, Genossenschaften, aber auch private und gewerbliche Investoren. Diese erhalten Förderungen und Zuschüsse, damit Wohnraum entsteht. Um den Mietern dieser Sozialwohnungen die reduzierten Mieten zu ermöglichen, fördert der Staat die daraus entstehende Lücke mit Zuschüssen, die sich auf den Zeitraum der Mietbindung beschränken, meist sind das 20 bis 40 Jahre. Nach Ablauf der sogenannten Sozialbindung werden die Sozialwohnungen dann dem regulären Wohnungsmarkt zugeführt.
Diese zeitliche Begrenzung der Sozialbindung ergibt faktisch wenig Sinn, denn die wenigsten Mieter einer Sozialwohnung sind nach der Überführung in den regulären Wohnungsmarkt in der Lage, die nun höheren Mieten zu zahlen.
Und es kommt etwas hinzu: Da die Sozialwohnungen nach Ablauf der Mietpreisbindung gewissermaßen aufhören zu existieren, müssen neue Objekte her, die die Lücke füllen. Das passiert jedoch nicht. Allein zwischen 2013 und 2023 betrug die Zahl der wegfallenden Sozialwohnungen circa 403.000, während nur rund 230.000 neue Wohnungen entstanden. Und es kommt ein weiteres Problem hinzu. Denn die Länder und Kommunen sind bekanntlich finanziell notorisch klamm. Sie nutzten also die Bundeszuschüsse für den sozialen Wohnungsbau nicht selten, um andere Finanzlöcher zu stopfen. Weiterlesen bei Manova 

Ich schäme mich! Zum 80. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

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von Bernd Liske In der Morgenandacht des Deutschlandfunk vom 27. Januar – also an dem Tag, an dem sich zum achtzigsten Mal die Befreiung von Auschwitz jährte – erzählt Pfarrer Stephan Krebs von einer Reise, die ihn mit einer Gruppe vor einigen Jahren in den Libanon führte. In einem Restaurant wäre man zunächst nicht bedient worden. Als man sich um eine Klärung bemühte, stellte sich heraus, dass die Kellner angenommen hatten, sie wären aus den USA und die würde Israel unterstützen. Als klar wurde, dass sie aus Deutschland waren, zeigte man sich wie ausgewechselt und überaus freundlich: Weil die Deutschen so viele Juden wie möglich umgebracht hätten. „Ich bin tief beschämt“, konstatiert er und schlussfolgert in einer Weise, die mich an meinen Friedensplan für den Nahen Osten erinnert: Der Irrsinn lebt fort. … Schuld wirkt lange nach. Sogar über Generationen hinweg. Sie wirklich zu überwinden, verlangt viel menschliche Größe – vielleicht sogar übermenschliche: Die Bereitschaft, nicht zu hassen, sondern anzuerkennen. … Versöhnung wirkt viel länger als Hass. … Die eigentliche Konfliktlinie im Nahen Osten verläuft nicht zwischen den Israelis und Palästinensern, nicht zwischen Juden, Muslimen oder Christen: Die eigentliche Konfliktlinie verläuft zwischen denen, die Hass und Krieg betreiben und denen, die Frieden und ein gemeinsames Miteinander wollen. Bundeskanzler Olaf Scholz postete:
Söhne und Töchter, Mütter und Väter, beste Freunde, Nachbarn, Großeltern: Mehr als eine Million Menschen mit Träumen und Hoffnungen wurden in Auschwitz ermordet, ermordet von Deutschen. Wir fühlen mit und erinnern. Wir dulden kein Vergessen, nicht heute und nicht morgen.
Dulden wir wirklich kein Vergessen? Ist es nicht so, dass wir allenfalls an die geschichtlichen Fakten erinnern: Ohne aus der Geschichte zu lernen – und so der Geschichte weitere Fakten hinzufügen, an die zukünftige Generationen sich dann zusätzlich erinnern müssen? Sind wir nicht in der Lage, das 11. Gebot von Auschwitz in unserem Handeln und nicht nur in unserer Erinnerung daran zu berücksichtigen: „Du sollst nicht gleichgültig sein. Gleichgültigkeit tötet.“ Jede Zeit hat ihre eigenen Herausforderungen. Man muss sie erkennen und man muss sich ihnen stellen. Muss der Erfahrung, den Ersten der Tod, den Zweiten die Not, den Dritten das Brot, folgen, den Söhnen wieder die Not, den Enkeln den Tod, weil der Zeitgeist sich als Kleingeist jeder moralischen Veränderung versagt? Ich hatte schon dem 75. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz einen BLICKWINKEL und mehrere Posts gewidmet (1, 2). In bleibender Erinnerung ist für mich Rabbi Meir Lau, der in Yad Vashem vor den Führern der Welt zum Ausdruck brachte:
Sie entscheiden über das Schicksal von Millionen. Entscheiden Sie sich für Liebe, Freundschaft und Frieden. Denn Zeichen setzen ist das Eine. Gemessen werden sie an ihren Taten.
Tragisch wie auch bezeichnend, dass ein Video oder Artikel mit diesem Inhalt nicht mehr auffindbar ist: Für mich war es die Geburtsstunde von @LiskeZitate auf TWITTER. Fünf Jahre sind seitdem ins Land gegangen. Zu den Fakten dieser fünf Jahre gehört, dass Bundeskanzler Olaf Scholz am 15.02.2022 den Krieg mit Russland hätte verhindern können, es jedoch nicht tat (1, 2, 3) und stattdessen am 27.02.2022 die „Zeitenwende“ ausrief. Dabei hatte er noch in einem Interview am 08.12.2021 in der ARD seine Absicht geäußert, auf den Spuren der Friedenspolitik von Willy Brandt (ab 8´00´´) wandeln zu wollen. Seitdem haben wir einige hundert Milliarden Euro aufgewendet, um in Deutschland dauerhaft hohe Energiepreise, die Schwächung seiner Wettbewerbsfähigkeit, die Abwanderung relevanter Unternehmen ins Ausland und insbesondere die USA, Inflation und Rezession zu erreichen und das Land näher an einen weiteren Krieg mit Russland heranzuführen. Die Bundestagswahl am 23. Februar soll für den weiteren Weg dahin die Zustimmung der Wähler bringen, denn sowohl Friedrich Merz als auch Robert Habeck und Christian Lindner haben ihre Bereitschaft deutlich bekundet, TAURUS an die Ukraine liefern zu wollen. Deren Parteien und hinzukommend die SPD wollen die Ukraine weiter ertüchtigen, Russland bis zum letzten Ukrainer zu schwächen und diese Parteien wie auch die AfD orientieren sich hinsichtlich der Aufrüstung der Bundeswehr an der Forderung von Präsident Donald Trump, dafür 5% des BIP aufzuwenden. Dieses Mal kann der Wähler nicht wie bei der „Zeitenwende“ sagen, er hätte nicht gewusst, was da über ihn kommt: Diese Wahl ist eine Volksabstimmung über die Bereitschaft Deutschlands, „kriegstüchtig“ zu werden – zum Nachteil der sozialen Gerechtigkeit, zum Nachteil der Bildung, der Innovationskraft, der Wettbewerbsfähigkeit und generell der Resilienz gegen die wirklichen Herausforderungen unserer Zeit. Russland gehört nicht zu diesen Herausforderungen und insofern ist das dafür aufgewandte Geld der Steuerzahler verbranntes Geld. Im Sinne dieser Absichten orchestrieren die Medien variantenreich und immer ungehemmter das Lied vom bösen Russen. Sie scheuen sich auch nicht, den Holocaust dafür zu missbrauchen. So schreibt die Süddeutsche Zeitung: Noch bezeugen die letzten Überlebenden die Geschichte des Zivilisationsbruchs, aber das hindert die Mächtigen nicht, diese Geschichte zu eigenen Zwecken zu manipulieren. Die Rote Armee hat 1945 Auschwitz befreit. Wladimir Putin nutzt diese historische Tat dazu, seinen Mordfeldzug gegen die Ukraine als Fortsetzung des Kampfes gegen ‚Nazis‘ schönzufärben. Dass die Natur dieses Krieges die eines Krieges der USA gegen Russland und auch Deutschland ist, das es in dem Krieg bisher unter der Zivilbevölkerung ca. 12.500 Opfer gab, während im Gaza ca. 47.000 umkamen – davon 17.000 Kinder –, wird vollkommen ignoriert. Das gilt auch dafür, dass sich am 27. Januar nicht nur die Befreiung von Auschwitz zum achtzigsten Mal gejährt hat, sondern auch die von Leningrad. Die 872 Tage währende Blockade der Stadt durch die deutsche Wehrmacht brachte 1,1 Millionen Menschen den Tod – ähnlich viel wie in Auschwitz. Schon 2014 schrieb ich in der FAZ:
Wenn Deutschland in Demut vor sechs Millionen ermordeter Juden mit großer Nachsicht den Weg des heutigen Israel begleitet, so sollte es nicht vergessen, dass 20 Millionen getöteter Russen ebenfalls zu der deutschen Verantwortung gehören.
Es sei mir erlaubt, ein letztes Zitat einzubringen: Wenn ich 2016 von meiner Sorge schrieb, nicht irgendwann sagen zu müssen, „Deutschland – mir graut vor Dir“ oder gar, „Deutschland seine Tragik“, so hat sich Deutschland inzwischen auf genau diesen Weg begeben. Er läuft dem „Nie wieder“ von Auschwitz vollkommen entgegen und hat nichts, aber auch gar nichts mit der AfD zu tun – wenn ich mich auf die primären Verantwortungen fokussiere und die sicher gegebene für die gesellschaftliche Verfasstheit an der Stelle mal ignoriere. Das manifestiert sich nicht nur im Umgang mit Russland sondern auch mit der Ukraine und es sei hier allein mal auf die medialen Reaktionen zum Plan der „Entgiftung“ der Krim verwiesen. Muss wirklich darauf hingewiesen werden, dass die Einordnung als Völkermord und von Verbrechen als solchen gegen die Menschlichkeit es nicht erfordert, vorher die Nationalität zu prüfen? Daher: Ich schäme mich,
  • dass wir Deutschen es nicht schaffen, aus der deutschen Staatsräson abzuleiten, dass die Prämissen, nach denen von einem Völkermord zu sprechen ist – die aus dem Holocaust abgeleitet wurden –, nicht dazu führen, dass wir den Völkermord an den Palästinensern entsprechend brandmarken und ihn sogar mit deutschen Waffen unterstützen,
Wir werden der Staatsräson nicht gerecht, wenn wir nicht konsequent entlang Albert Schweitzer (Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will), Papst Franziskus (Aufforderung zum Heilen und dazu ganz unten anzufangen) und Rabbi Meir Lau (Entscheiden Sie sich für Liebe, Freundschaft und Frieden) wirken. Ich schäme mich,
  • dass wir angesichts unserer geschichtlichen Verantwortung – zu der auch 24 Millionen Tote in der Sowjetunion gehören – es nicht schaffen, die deutsche Staatsräson auch auf Russland ausdehnen – denn die „Achtung“ des Vermächtnisses aus dem Holocaust ist unmöglich ohne die universelle „Achtung“ vor der Schöpfung – und stattdessen mit unserer Russophobie, mit unserem Drang nach Osten, mit unseren Waffen und unseren Sanktionen für weiteres Leid verantwortlich sind: Schon jetzt zu unserem größeren Schaden,
  • dass kein deutscher Politiker und kein Leitmedium meine Gedanken zum Antisemitismus und meinen Friedensplan für den Nahen Osten aufgegriffen oder seine Naivität diskutiert hat und mir so ähnliche Erfahrungen im Sinne von Verdrängung vermittelt werden, wie ich sie schon in der NSA-Affäre sammeln musste.
Die Deutschen mögen keine konventionellen Dialoge. Sie bevorzugen Monologe – sie schweigen und denken sich ihren Teil – oder sie diskutieren mit Dritten, was sie bewegt. Aus dem Mangel an Auseinandersetzung erwächst die Schwäche an Kritikkompetenz und aus ihr der Mangel an Belehrbarkeit. Ein solches Volk – trainiert im Schweigen – redet lieber über- statt miteinander, grenzt aus statt einzubinden, ist eher unterwürfig statt demütig und aggressiv statt ausgleichend, stärkt den Schein anstatt das Sein, stärkt lieber die Rüstung statt die Moral. Ein solches Volk – ausgestattet mit fast allem, was notwendig ist, um Geschichte zu schreiben –, macht sich auf, Geschichte zu werden. Es liegt an seinem Wesen.    

Die AfD und die Wirtschaft: Programmatische Irrfahrt

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Nein, in diesem Video wird es nicht um die Migranten gehen, und auch nicht um Alice Weidel und Elon Musk. Wir sprechen heute über die wirtschaftliche Programmatik der „Alternative für Deutschland“. Wie sehen die wirtschaftspolitischen Forderungen der AfD aus? Und sind sie im Sinne derer, an die sie sich wenden? Oder verbirgt sich im Wahlprogramm gar etwas anderes als eine Politik für die „kleinen Leute“? Mit Jens Berger und Tom J. Wellbrock Inhalt: 01:00 Worüber wir nicht sprechen werden 02:00 Die Programmatik der AfD bezüglich der Europäischen Union 09:00 Die AfD und die Wirtschaft in Deutschland 12:30 Die AfD und die Schuldenbremse 27:30 Lager in der AfD und die Arbeiter und Angestellten 37:30 Die AfD und die Rente 48:30 Die Finanzierung der AfD-Programmatik 01:07:30 Die AfD, russische Energie und die Transatlantiker 01:15:00 Die AfD und die Rückkehr zum Goldstandard 01:20:00 Die AfD und das Bürgergeld 01:27:30 Eine kurze Erzählung über Schlosser
Direkt-Link Episode herunterladen Audio-Player: Wohlstand für alle – Die ökonomische Blödheit der AfD: Wahlprogramm – Ep. 284 Spenden: Per Überweisung oder Dauerauftrag ● Kontoinhaber: Jörg Wellbrock ● Kontobezeichnung: neulandrebellen ● IBAN: DE10 2305 2750 0081 6124 26 ● BIC: NOLADE21RZB ● Via PayPal:neulandrebellen@gmail.com oder tjwellbrock@gmail.com Bei Steady: https://steadyhq.com/de/neulandrebellen/about Telegram-Wallet: 1NWHn1MxDACfGEefN9qxVWKXLucKwmiWcy #AfD #AlternativefürDeutschland #Wahlprogramm #Wirtschaft #AliceWeidel #TinoChrupalla #wohlstandsneurotiker #seitenwende_org #TomJWellbrock #JensBerger #NachDenkSeiten #Podcast #Video #Bundestagswahl

Reiten oder Hobby Horsing: Was ist dein Steckenpferd?

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Von Ann Kiba Es gibt einen noch recht jungen Trend: Hobby Horsing – das Nachahmen des Reitens auf Steckenpferden. Einige bejubeln das, bewegen sich doch die Ausführenden und verletzen dabei keine lebendigen Tiere. Andere finden es einfach lächerlich, fast schon etwas erbärmlich, wenn Kinder und Jugendliche, teilweise sogar Erwachsene auf Steckenpferden über Hürden hüpfen. Wir fragen uns: Gibt es eigentlich nur noch Schwarz und Weiß, nur noch Hü und Hott, oder kann man das Ganze vielleicht auch differenziert betrachten? Diesen Versuch wollen wir einmal starten.

Der Pferde Max: Die Diskussion auf Facebook

Das folgende Video hat – in gekürzter Version – eine gigantische Diskussion auf Facebook ausgelöst:   “Infantilisierung”, hieß es, oder: “Früher gab es Vergreisung, heute fällt man ins Nachschnulleralter zurück. Für mich verlieren Teile unserer Gesellschaft scheinbar jeglichen Verstand …”. Andere Stimmen meinten: “Besser als Krieg spielen” oder “Besser als Pferde zu quälen”. Es scheint nur Hü oder Hott zu geben. Dabei liegt die Wahrheit – wie so oft – irgendwo dazwischen.

Vorteile des Hobby Horsing

Tatsächlich hat Hobby Horsing viele Vorteile: auf unterhaltsame Weise können Kinder und Jugendliche, denen ja oft nachgesagt wird, dass sie nicht mal mehr rückwärts laufen können, in Bewegung kommen oder bleiben. Der Körper wird trainiert, die körperliche Fitness, Koordination und Balance verbessert und zuweilen auch die Fantasie angeregt. Kreativ werden Parcours erstellt, auf denen Bewegungsmuster trainiert werden. Kinder und Jugendliche gehen, laufen, hüpfen und rennen, um verschiedene Elemente des Pferdesports nachzustellen. Dabei können Interessierte auch an Wettbewerben teilnehmen, um sich mit anderen zu messen. Das eigene Steckenpferd zu gestalten, dürfte den meisten ebenfalls Spaß machen. In vielen Vereinen werden Veranstaltungen und Wettbewerbe im Hobby Horsing mittlerweile auch in Deutschland angeboten. Nicht zu verachten ist der Kostenfaktor: Das Steckenpferd benötigt keinen Einstellplatz in teuren Ställen, es braucht kein Heu oder anderes Futter – lediglich Materialkosten für ein selbstgebasteltes oder die Kosten für ein fertiges Steckenpferd und für etwaige Parcour-Elemente müssen aufgebracht werden. Somit ist das Hobby Horsing niedrigschwellig zugänglich – zumindest dann, wenn auf Vereine verzichtet wird, die zuweilen auch das Budget wirtschaftlich angeschlagener Familien übersteigen können. Die Vorteile sind also in der Tat zahlreich. Und doch … der Pferde Max im obigen Video hat zu Denken gegeben …

Von beseelten Gegenständen – und anderen Nachteilen

Wie erwähnt, ist Hobby Horsing ein Ganzkörpertraining – Teilnehmer sind immer in Bewegung, trainieren das Herz-Kreislauf-System, müssen ihr Gleichgewicht halten, während sie einbeinig über Hürden hüpfen. Damit wirkt sich dieser Spaßsport ähnlich aus wie Radfahren oder Laufen. Aber: Hobby Horsing hat nichts mit richtigem Reiten zu tun. Denn Muskeln werden dadurch nicht aufgebaut – der Reiz ist einfach zu gering. Wer schon einmal auf einem echten Pferd saß, weiß, welche Muskelgruppen hier beansprucht werden: Man balanciert sich über die Körpermitte aus, dirigiert das Pferd mit Gewicht und Schenkeln und beansprucht seinen kompletten Körper. Muskeln werden gestärkt, aufgebaut und die ganze Körperhaltung verbessert sich enorm. Ein echtes “Pferdemädel”, das neben dem Reiten auch noch den Stall mistet und mehrere hundert Kilo schwere Heuballen durch die Gegend rollt, gewinnt jedes Armdrücken gegen “echte erwachsene Kerle”, weil der ganze Körper gestählt wird. Insbesondere Rücken, Schultern, Beine und Gesäß sind beim Reiten gefordert. Das An- und Abspannen der Muskeln, das notwendig ist, um verschiedene Gangarten auszubalancieren, unterstützt eine starke Körpermitte, wie es das Hobby Horsing nun mal naturgemäß nicht kann. Ein weiteres Problem: Nicht jede Familie kann sich – gerade in heutigen Zeiten, wo das sauerverdiente Geld leider eher in Gas- und Stromrechnungen fließt – einen Verein fürs Kind leisten, welches das Hobby Horsing anbietet (was jedoch auch auf konventionelle Reitvereine zutrifft). Also wird das Kind oder der Jugendliche – ähnlich dem Pferde Max aus obigen Video – vielleicht im Garten trainieren. Und dann kommt die soziale Komponente einfach zu kurz: Allein hüpft sich das Kind über seine Hürden, ohne andere Kinder oder Jugendliche um sich zu wissen. Beim Pferde Max-Video schien es außerdem so zu sein, dass der Junge sein Steckenpferd beseelt: Es trägt den Namen Oreo, hat ein Geschlecht, ist ein “Springpferd”. Ich habe mich noch etwas weiter auf dem Kanal umgesehen und in einem Video unternimmt der Jugendliche für seine Zuschauer eine “Stalltour”. Darin wird deutlich, dass er seinen Steckenpferden bestimmte Eigenschaften zuschreibt: Das eine Steckenpferd ist sanft, das andere energisch, eines eignet sich für Dressur, das andere für Vielseitigkeit oder zum Springen – dabei handelt es sich jedoch immer um Stöcker mit Pferdeköpfen. In einem weiteren Video zeigt der Junge, wie er mit “Abby” einen “Ausritt” macht. Zu Beginn des Videos erwähnt Max, dass er seine Stammstrecke durchs Dorf reite – man stelle sich vor, man lebte in diesem Dorf und sähe diesen einsamen Jungen auf einem Steckenpferd durchs Dorf “reiten” … Wir erfahren später im Video, dass “Abby” bei Wind “brav” ist. Wir sprechen nicht von einem Kleinkind, bei dem das Beseelen von Gegenständen eine typische Phase ist, sondern von einem Jugendlichen. Das mutet fast schon traurig an – und einsam. Es ist nichts, aber auch wirklich gar nichts dagegen zu sagen, wenn Kinder und Jugendliche oder auch Erwachsene Spaß mit Steckenpferden haben. Natürlich können auch Lektionen des richtigen Reitens geübt werden. Aber ist es nicht irgendwo gefährlich, wenn Kinder und Jugendliche so vereinsamt wirken, dass sie ihre Steckenpferde beseelen? Und wo bleibt hier eigentlich die Verantwortung fürs Tier, für das andere Lebewesen – also für ein echtes Lebewesen aus Fleisch und Blut?

Schafft Hobby Horsing Zugang zum Pferd?

Befürworter des Hobby Horsing argumentieren gerne, dass damit ein Zugang zum Pferd geschaffen wird. Aber ist dem so? Bei sehr kleinen Kindern mag das durchaus der Fall sein – bei Jugendlichen ist diese Argumentation allerdings nicht nachvollziehbar. Es sollte doch im Reitsport nicht darum gehen, ein Steckenpferd zu reiten, sondern um einen echten Kontakt zum Tier. Kinder, die das große Glück haben, mit Pferden (oder Hunden oder Katzen oder anderen Tieren) aufzuwachsen, lernen, Verantwortung zu übernehmen. Dieses Verantwortungsgefühl beinhaltet beim Pferd eine ganze Menge: Das Bewegungstier Pferd möchte so bewegt werden, dass es dem Pferd selbst nicht schadet. Es muss gefüttert werden, der Stall muss gemistet werden. Und: Der Kontakt zum Pferd ist ein ganz besonders berührender. Man muss weg von seiner allzu menschlichen Kommunikation, hin zu einer pferdgerechten Art, sich mit dem Tier auszutauschen, ihm zu verdeutlichen, was wir von ihm möchten, ohne seine Bedürfnisse dabei zu missachten. Ein Kind, was das alles gelernt hat, wird vielleicht mal zu einem verantwortungs-, körperbewussten, gesunden und tierlieben, mit großem Verständnis ausgestatteten Erwachsenen. All das fällt beim Hobby Horsing einfach hinten runter: Das Steckenpferd kann ich im Kinderzimmer in eine Ecke stellen. Mit dem Pony oder Pferd funktioniert das nicht.

Aber Reiten ist doch Missbrauch von Tieren!

Seitdem das Hobby Horsing von Finnland immer mehr nach Deutschland überschwappt, argumentieren Reitgegner, der Spaßsport sei eine echte Alternative zum Reiten. Dem ist aber, wie bereits ausgeführt, mitnichten so! Der Verein PETA pusht in diesem Beitrag das Hobby Horsing, indem die Moralkeule geschwungen wird: “Menschen, die sich für Hobby Horsing entscheiden, wissen, dass es falsch ist, auf Pferden zu reiten”, maßregelt der Verein. Und weiter: Hobby Horsing “vermittelt eine tierfreundliche Moral: Tiere sind keine Sportgeräte und sollten nicht zu Handlungen gezwungen werden, die ihrem natürlichen Verhalten widersprechen.” Dabei ist dem nicht so, denn Hobby Horsing vermittelt gar keine Moral. Man kommt mit lebendigen Tieren ja nicht mal in Berührung – wo also soll diese Moral vermittelt werden?!? Wie oben bereits ausgearbeitet, ist das Gegenteil der Fall: Kinder und Jugendliche, die in Kontakt mit diesen faszinierenden Tieren kommen, können eben dies lernen. Sie können auch lernen, dass Reiten eine Kunst ist, die langsam aufgebaut und trainiert werden muss. Denn wenn man richtig reitet – das heißt: Im Sinne des Tieres – entstehen dem Pferd keine Verletzungen; das Gegenteil ist der Fall. Wenn Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben, mit Pferden in Kontakt zu kommen, können sie auch lernen, dass Reiten nicht alles ist, was im Umgang mit Pferden zählt: Bodenarbeit, Spaziergänge oder einfach mal nur putzen und knuddeln gehören genauso dazu. All das gibt es beim Hobby Horsing nun mal nicht.

Mehr Aufklärung und Pro-Pferd-Denken

Es ist keine Lösung, konventionelles Reiten durch das Springen auf Steckenpferden zu ersetzen – dabei lernt doch niemand was. Es bräuchte vielmehr eine neue Herangehensweise an das Thema Pferd: Natürlich haben Tierschutzvereine wie PETA absolut Recht, wenn sie erklären, dass Tiere keine Sportgeräte sind. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung FN darf gerne lautstark kritisiert werden! Da werden Hilfsmittel gestattet, die tatsächlich nicht pferdgerecht sind – Ausbinder beispielsweise pressen den Pferdekopf in eine unnatürliche Position. Sinnvoller wäre es zweifelsfrei, dem Tier beim Training an der Longe beizubringen, wie entspannend es sein kann, den Kopf tief zu halten. Auch die Tatsache, dass 2,5- bis 3-jährige Pferde als reif genug angesehen werden, um angeritten zu werden, öffnet dem Missbrauch dieser stolzen Tiere Tür und Tor. In einem PDF über das Anreiten von Jungtieren argumentiert die FN dazu: “Ein ausgewachsenes Pferd ist meistens kräftiger und häufig auch willensstärker, so dass sich das Anreiten im Alter von 3½ oder 4 Jahren für beide Seiten oftmals schwieriger gestaltet.” Natürlich ist es richtig, dass das Anreiten älterer Pferde schwieriger sein kann, allerdings besteht bei Jungpferden, die im Alter von 2,5 bis 3 Jahren angeritten werden, tatsächlich eine hohe Verschleißgefahr.

Kleiner Exkurs: Der Körperbau des Pferdes

Pferde sind eigentlich tatsächlich nicht dafür gedacht, geritten zu werden: Ihr Körperbau steht dem entgegen. Das Pferd ist ein Lauftier, welches in der Fortbewegung je ein Hinterbein in den Boden drückt und somit den Körper nach vorne schiebt. In der Folge verschiebt sich der Körperschwerpunkt nach vorn, sodass das Vorschieben eines Vorderbeins verhindern muss, dass das Pferd “auf die Nase fällt”. Der Wirbelsäule des Pferdes kommt dabei eine tragende Rolle zu: als Bindeglied zwischen Vor- und Hinterhand hat sie die Funktion, den Schub der Hinterhand aktiv nach vorn zu leiten. Setzt sich nun ein Mensch auf den Rücken des Pferdes, kommt es aus der Balance: der Schwerpunkt verschiebt sich. In der Folge kann das Pferd, um wieder in Balance zu kommen, den Rücken durchhängen lassen. Überdehnung und Ermüdung können in Schmerzen, bei weiterer unguter Belastung auch in Erkrankungen münden. Um die Schmerzen zu vermeiden, fallen die Pferde unter dem Reitergewicht regelrecht auseinander: Die Vorhand wird nach vorn, die Hinterhand nach hinten ausgestellt – gesund ist das nicht. Jedoch kann der Mensch aktiv helfen: Das Pferd muss befähigt werden, in der Hinterhand vermehrt Last aufzunehmen. Die Wirbelsäule als Bindeglied zwischen Vor- und Rückhand kommt “in Schwung”, entlastet die Vorhand und das Reiten muss so nicht schädlich sein. Eigentlich ist es paradox: Das Pferd muss korrekt geritten werden, um die Muskeln aufzubauen, die es braucht, um den Reiter zu tragen. Pferdgerechtes Longieren, wie es vielfach angeboten wird (mitunter von Babette Teschen), unterstützt diesen Aufbau.

Hobby Horsing oder Reiten: beides ist okay

Immer wieder begegnen einem undifferenzierte Aussagen á la: “Reiten ist Tierquälerei!” oder “Hobby Horsing ist albern!” Wie schön wäre es, das Ganze mal differenziert zu betrachten? Hobby Horsing ist völlig in Ordnung – solange es nicht in sozialer Isolation endet. Reiten ist auch völlig in Ordnung – solange es pro Pferd geschieht. Wenn Vereinigungen wie die FN deutlich mehr pro Pferd und nicht pro Profit agieren würden, gäbe es auch im großen Turniersport weniger arme Pferdeseelen, die darunter leiden müssten, geritten zu werden. Grundsätzlich aber gibt es eben nicht nur Hü oder Hott, sondern noch etliche Graustufen dazwischen. Es wäre wünschenswert, wenn diese mehr ins Tageslicht treten könnten.

Caren Miosga versus Alice Weidel: Duell der Plappermäuler

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Ohne Frage gehört das Format „Caren Miosga“ zu den schlechtesten im deutschen Fernsehen. Auch wenn andere Polit-Talkshows mit schlechtem Stil und unterirdischem Niveau prahlen, setzt Miosga noch einen drauf. Das „Gespräch“ mit Alice Weidel (AfD) ist ein weitere Meilenstein manipulativer Medienarbeit. Nichtsdestotrotz konnte Alice Weidel nicht überzeugen. Zwar wurde sie minutenlang mit der Nazi-Keule durchgeprügelt, ihre Gegenwehr geriet allerdings in einigen Momenten zu einer Mischung aus Peinlichkeit und Lachnummer. Anmerkung: Ich stelle fest, dass mir #AfD-Anhänger zunehmend unsympathischer werden. Ich denke nicht, dass ich unter einer AfD-Regierung meine Meinung frei äußern könnte. Ein paar kritische Äußerungen und schon erfährt man drastische Aggressivität. Es war zu erwarten, dass die „Freie Rede“ nur gefordert wird, wenn sie den eigenen Erwartungen entspricht. Ich denke kurz an Trump, der stolz die Wiedereinführung der „Freien Rede“ in den USA verkündet hat, um kurz danach mit dem Gedanken zu spielen, Amerikaner mit einer kritischen Haltung gegenüber der Politik Israels zu deportieren.
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