Stellen wir uns nur kurz mal vor, es hätte im Jahr 2020 keine alternativen Medien gegeben. Was für eine grausige und deprimierende Vorstellung das doch wäre.
Schon vor der Pandemie habe ich mich dann und wann gefragt, wer von den Menschen, die mir im Alltag begegnen, wohl welche Zeitung liest. Liest er oder sie überhaupt eine Zeitung? Guckt er nur Fernsehen? Konsumiert er auch alternative Medienangebote im Internet? Das war manchmal kaum herauszufinden. Seit es das Coronavirus gibt, scheint das sehr viel leichter zu gehen. Drei, vier Sätze zum Thema — und ich sage Ihnen, was Sie lesen.
Das Virus hat einen tiefen Graben zwischen etablierten Massenmedien und den sogenannten alternativen Medien gezogen. Wer sich nur bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten, bei privaten Sendern oder den Druckerzeugnissen der sich selbst als Qualitätsjournalismus bekennenden Verlage informiert, hat einen ganz anderen, staatstragenden, ja unkritischeren Kenntnisstand der Lage. Er blendet ganze Handlungsstränge aus, wie eben die zunehmende soziale Deprivation oder die wachsende Schieflage am Arbeitsmarkt.