Nach wie vor ist die Faktenlage unklar. Corona hier, Corona da, Infizierte, Tote, Menschen ohne Symptome, aber mit Virus (oder auch nicht), man weiß noch immer wenig. Aber Einigkeit besteht bei Politik und Medien darin, wer ganz sicher nicht weiß, was los ist. Und das sind die kritischen Stimmen.
Die müssen weg!
Wodarg ist nur eines von zahlreichen Beispielen, wie mit Menschen umgegangen wird, die die offizielle Version anzweifeln oder auch nur kritisch hinterfragen. Fake News verbreite der Mann, lesen wir. Ein Verschwörungstheoretiker sei er, hören wir.
Und damit sind wir auch schon beim Punkt.
Passt, wackelt und kriegt keine Luft: Die öffentliche Meinung
In ein paar Wochen ist es gelungen, aus einer unübersichtlichen Lage eine zu machen, die noch unübersichtlicher wurde. Was in China begann, ist in Essen oder Kiel angekommen. Mit aller Panik drum herum.
Das Bemerkenswerte daran: Inzwischen gibt es zahlreiche Erkenntnisse (teils auch Vermutungen mit einer soliden Basis), die uns mehr verraten als noch vor einigen Wochen. Zum Beispiel die Frage nach der Zahl der Erkrankten und der Gestorbenen. Die einen rechnen so, die anderen so, und ob nun jeder Tote aus dem Februar oder März wirklich an Corona oder womöglich doch nur mit Corona gestorben ist, wird immer diffuser. Aber darum scheren wir uns nicht.
Auch die Tatsache, dass in Italien oder Spanien die Krankenhäuser regelrechte Virenschleudern sind (die deutschen stehen übrigens da auch nicht gut da), wirkt sich auf die allgemeine Einschätzung der Lage nicht großartig aus. Tote sind eben immer Tote durch Corona, auch wenn man das inzwischen durchaus anzweifeln darf.
Die öffentliche Meinung aber steht, ist in Stein gemeißelt. Widersprüchliche Aussagen gibt es nicht, nur in den alternativen Medien melden sich inzwischen immer mehr Kritiker zu Wort, die entweder den Umgang der Bundesregierung mit der Krise in Frage stellen oder gleich fragen, ob das Virus überhaupt so gefährlich ist, wie uns immer wieder gesagt wird (was ich nach wie vor nicht beurteilen kann).
Doch die kritischen Stimmen sind vom Grundsatz her als Scharlatane einzuordnen, als Verbreiter von Fake News und – natürlich! – als Verschwörungstheoretiker.
Die einsamen Rufer
Man kann, darf und muss die Frage stellen, wer von den Kritikern der aktuellen Politik im Zusammenhang mit der Corona-Krise wirklich etwas Substanzielles beizutragen hat. Das sind ohne Zweifel nicht alle. Aber es gibt sie eben, und sie werden nicht gehört, sondern möglichst zerstört, zumindest in dem, was sie zu sagen haben.
Man kann, darf und muss aber auch die Frage stellen, wer von den Vertretern der aktuellen Politik wirklich etwas Substanzielles beizutragen hat. Das Robert-Koch-Institut gilt als wissende Instanz, die keine Fehler macht, obgleich sogar ein Drosten einräumt, dass er sich täuschen kann mit dem, was er sagt. Und dass es morgen oder nächste Woche schon wieder alles ganz anders aussehen kann.
Anders also, ok. Aber wie genau anders denn eigentlich? Wäre es nicht denkbar, dass die als wahr geltende Meinung womöglich auf dem Glatteis ist? Könnte es vielleicht sein, dass die Kritiker der veröffentlichten Meinung nicht so falsch liegen, wie es ihnen unterstellt wird? Das wären sinnvolle Fragen, und jeder Wissenschaftler, der etwas auf sich hält, lässt sich mit dem größten Vergnügen (womöglich auch ohne Vergnügen) widerlegen, wenn die andere Argumentation schlüssig ist. Und auch die kann ja später korrigiert werden, wenn sie Fehler enthält. Das funktioniert aber eben nur, wenn man zulässt – und ich wiederhole, dass die Faktenlage nach wie vor unklar ist -, dass unterschiedliche Ansätze und Interpretationen zugelassen werden.
Davon sind wir allerdings weit entfernt.
Das Gegenteil von Wahrheit
Das Problem, das wir haben (und nicht erst seit dem Beginn der Corona-Krise) ist der Umgang mit der Wahrheit, oder mit dem, was dafür gehalten wird. In Zeiten von Corona wird das aber überdeutlich. Überspitzt könnte man sagen, dass es womöglich nie bekannt sein wird, was der richtige Umgang mit dem Virus gewesen wäre. Ob sich das Desaster fortsetzt oder sich als warmes Lüftchen entpuppt, vermag heute niemand wirklich zu sagen.
Aber Politik und Medien (und bestimmte Teile der Wissenschaft) haben sich festgelegt und sind nicht bereit, diese Festlegung zu hinterfragen. Kommt jemand um die Ecke, der hinterfragt, ist er binnen kürzester Zeit ein Verbreiter von Fake News oder eben ein Verschwörungstheoretiker. Das macht einen vernünftigen und (selbst)kritischen Umgang mit der Krise schwer, denn es klammert Meinungen aus, die womöglich (nicht zwingend, aber doch womöglich) bereichernd sein könnten, die helfen könnten, das Problem aus einer neuen Perspektive zu betrachten und so unter Umständen neue Lösungen aufzeigen könnten.
Was wir haben, ist letztlich eine Art Wahrheitsministerium, das darüber entscheidet, was stimmt oder gelogen ist. Dieses Ministerium orientiert sich aber nicht an Fakten, sondern an den eigenen Überzeugungen darüber, was Fakten sind und was nicht.
Schon vor Corona war das der Fall. In der Corona-Krise tritt dieses Prinzip nur umso deutlicher zutage. Womöglich wären wir jetzt an einem anderen Punkt, wenn von Beginn der Krise an in großer Breite unterschiedliche wissenschaftliche Sichtweisen gefördert worden wären. Um mehr Erkenntnisse zu gewinnen, und um auszuloten, welche Thesen und Interpretationen zielführend sind und welche nicht.
So aber haben wir eine öffentliche und veröffentlichte Meinung, die neben sich nichts zulässt, was dieser widersprechen könnte.
Es ist der Tod des kritischen Denkens durch den Vorwurf der Verschwörung. Und die Verschwörer hocken zusammen und wissen nichts. Außer, dass die anderen sich irren müssen.