Ein Spontankandidat der kleinsten Fraktion im thüringischen Landtag wird mit den Stimmen der AfD zum Kurzzeitministerpräsident gewählt. Und die Unternehmerschaft lobt die FDP dafür. Deutsche Unternehmer sind antidemokratisch.
Alles schien den konservativen Kräften in Thüringen besser zu sein, als ein Ministerpräsident aus dem linken Lager. Daher sprang man über den eigenen Schatten direkt ins Reich der Dunkelheit. Allen Beteuerungen zum Trotz, wonach der AfD der Kampf anzusagen sei: Für Thomas Kemmerich von der FDP sollte die Rechtsalternative dann bitteschön schon stimmen. Dass der Mann überhaupt keinen Plan, keinen Stab aufzuweisen hatte und zudem von der kleinsten aller vertretenen Parteien im Landtag stammte: Nicht wichtig! Im Kampf gegen einen übrigens recht gemäßigten Linken als Landesvater ist plötzlich alles erlaubt.
Am Wahlabend im Oktober 2019 war noch lange nicht klar, ob es die Liberalen in den neuen Landtag schaffen würden. Einige hundert Stimmen weniger und Kemmerich hätte letzte Woche nicht als konservativer Ausweichkandidat nominiert werden können. Man hat dem demokratischen Grundverständnis im Lande schweren Schaden zugefügt. Eben nicht nur, weil man die AfD als Ministerpräsidentenmacher einsetzte, sondern auch, weil man lieber einen Minderheitspräsidenten ins Amt mogelte, als einen, der in diesen wankelmütigen Tagen eine noch recht stabile Mehrheit hinter sich weiß.