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Trump auslöschen?

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Donald Trump ist der personifizierte Wahnsinn, garniert mit einer kräftigen Mischung fehlender tiefergehender Ahnung über Zusammenhänge nahezu aller Art. Keine Ahnung, ob ich auch schreiben dürfte, dass der Mann dumm wie Brot ist, aber eben, weil das unklar ist, lasse ich es natürlich besser.
Obwohl andererseits …

Dieser Mann, Präsident des derzeitigen Imperiums, dessen Ende vielleicht noch nicht nah ist, aber doch so langsam Konturen annimmt, macht Politik wie eine trotzige Göre, bei denen die Eltern vergessen haben, ein paar Nuancen Niveau und Empathie in die pädagogische Ausbildung zu integrieren. Das wäre nicht schlimm, denn verwöhnte Gören gibt es haufenweise, und normalerweise ist deren Verhalten zwar störend und strapaziert die eigenen Nerven erheblich. Doch das gemeine trotzige Gör ist nur selten mit der Fähigkeit ausgestattet, andere Länder auslöschen zu können, oder auch nur damit zu drohen (ok, Letzteres geht zwar, führt in aller Regel aber zu nichts Konkretem).

Ich weiß nicht, ob Trump verwöhnt ist, habe mal irgendwo gelesen, dass er es sogar ziemlich schwer hatte während seiner Immobilien-Adoleszenz. Aber hey, das liest man von Kinderschändern und Serienmördern auch immer wieder. Von der Pflichtverteidigerin ernten sie dafür vielleicht ein wenig Mitgefühl, den urteilenden Richter beeindrucken derlei Biographien eher nicht. Wobei ich mich natürlich präventiv gleich wieder von diesem nicht wirklich formulierten Vergleich Trumps mit Kinderschändern oder Serienmördern distanzieren möchte. Ich habe das nicht so gemeint, und wenn es dennoch so ankommen sollte, muss ich das zähneknirschend zur Kenntnis nehmen, ohne in einen Rechtfertigungsmodus zu verfallen. Weil Rechtfertigungsmodi immer dazu führen, dass der zum Ausdruck gebrachte Verdacht an Bedeutung gewinnt. Und das liegt mir natürlich fern.

Aber das wollte ich ja gar nicht schreiben. Die Frage war ja, ob man Trump auslöschen darf. Darf man nicht, ich habe das nachgeschlagen, das ist verboten, weil Auslöschung ja Mord bedeutet, und der ist eben nicht erlaubt. Trotzdem treibt mich die Frage um, was man von einem Kerl halten soll, der via Twitter mitteilt, dass er irgendwie mit dem Gedanken spielt, Iran auszulöschen. Oder es zumindest technisch für möglich hält, weil die USA die fucking geilste Armee der Welt haben. Wenn das stimmt, dürfte das mit der potenziellen Auslöschung des Iran durchaus realistisch sein.

Nur: Ein Land auszulöschen und damit auch noch zu kokettieren, als ginge es darum, unter Beweis zu stellen, dass man einen Schwanz hat, der Samba tanzen und gleichzeitig Kreuzworträtsel lösen kann, das ist in meinen Augen eher nicht das Zeichen eines souveränen Chefs.

Aber Trump auslöschen? Was soll das bringen? Schließlich ist der Mann, der die Haare schön, aber sonst alles dunkel und hässlich hat, doch nur eine Figur der Männer (und vielleicht ein paar Frauen), die im Hintergrund ihr Unwesen treiben. Schließlich sind da die CIA, die NSA, der militärisch-industrielle Komplex und weiß der Henker was für Wahnsinnige, die sowieso entscheiden, was die USA machen und was nicht. Das war nun wahrlich unter Obama und Bush und den meisten anderen Ober-Cowboys nicht anders.

Also, Trump auslöschen, was ist denn das für ein Gedanke? Wir sprechen hier über ein Menschenleben, das ist heilig. Allerdings sprechen wir über ein paar Menschenleben mehr, wenn wir die Vorstellung zu Ende führen, dass die fucking geilste Armee der Welt mal eben in ein paar Stunden, Tagen oder Wochen mit dem Auslöschen eines Landes beginnt, das charmant als Schurkenstaat bezeichnet wird.

Nun steht die Frage im Raum, was einen Schurkenstaat ausmacht, und es sei die These erlaubt, dass ein wahrer Schurkenstaat womöglich einer ist, der weltweit für Tod und Leid und Verfolgung sorgt, ohne mit der Wimper zu zucken. Ein Schurkenstaat zeichnet sich womöglich dadurch aus, dass er aktiv und ohne ersichtlichen Grund, sich zu verteidigen, entscheidet, wer wann und in welchem Maße angegriffen oder ge-regime-changed wird. Ein Schurkenstaat braucht keine Beweise für seine üblen Handlungen, denn Schurken brauchen diese Beweise nicht, sonst wären sie ja keine Schurken.

Nach reiflicher Überlegung komme ich zum Schluss, dass es nicht angemessen wäre, Trump auszulöschen. Konsequent wäre diese Idee lediglich dann, wenn man auslöschen würde, was dahintersteckt. Und am Ende – das schließe ich gar nicht aus – wäre es sogar Trump, der übrigbleiben würde, der von der Auslöschung verschont bliebe. Weil er ein Großmaul ist, weil er nicht mit Klugheit gesegnet ist, und weil er nicht so genau weiß, was er so anrichtet, wenn er mit zwei Daumen auf Twitter schießt und dann auf „Senden“ geht. Weil er aber des Auslöschens nicht würdig ist, weil zu eingeschränkt in seiner Fähigkeit, seine Handlungen intellektuell zu begreifen. Ich traue ihm auf diesem Gebiet wirklich nicht viel zu, und das Wenige, das ich ihm zutraue, ist wahrscheinlich auch noch zu ambitioniert.

Es wäre an der Zeit, vergiftete und vergiftende Ideen auszulöschen, tödliche und machthungrige Ideen, die ohne Rücksicht auf Verluste der anderen Seite verwirklicht wurden, verwirklicht werden und in Zukunft sicher noch schlimmere Formen annehmen.

Wenn ein Land – unabhängig davon, wer die Entscheidungen nach außen hin vertritt – ohne nachvollziehbaren Grund und ohne Beweise für die vorgetragenen Vorwürfe ernsthaft mit der Auslöschung eines anderen Landes droht, und wenn dieses Land auf diesem Gebiet schon zahlreiche vergleichbare Referenzen vorweisen kann, ist es an der Zeit, der Auslöschung entgegenzutreten.

Aber wenn die Verbündeten dieses Landes nicht einmal bemerken, was da passiert, es auch gar nicht merken wollen, wenn die Verbündeten dieses Landes wie verblödete Papageien nachplappern, was ihnen die Auslöscher vorgeben, dann wird es brisant.

Denn wo soll man dann anfangen?
Und wie?
Ich bin nämlich grundsätzlich dagegen, irgendwen oder irgendwas auszulöschen.

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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