Der Fachkräfte- und Arbeitskräftemangel sollte eigentlich die Macht der Arbeitnehmer mehren. Das ist jedoch in unserem Jobwunderland nie geschehen. Dies wird besonders bei den Paketboten deutlich.
Beim Spiegel macht man sich Sorgen um die Konjunktur. Die fetten Jahre seien vorbei. Aber Entwarnung, liebe Arbeitnehmer: Für euch geht das Jobwunder weiter. Besser noch: »… die Arbeitnehmer werden mächtiger denn je.« Wenn das mal nicht gute Aussichten sind. Mehr Zukunft wagen, möchte man da freudig ausrufen. Wenn sich dann der Freudenausbruch etwas legt, man wieder mit kühlem Kopf bei der Sache ist, stellt sich ja dann doch eine Frage: Für wen waren die Jahre fett? Und muss Arbeitskräftemangel zwangsläufig mit Machtzuwachs für Arbeitende einhergehen?
Es ist ja schon befremdlich, dass das Wochenmagazin vom Jobwunder schwafelt. Die Kennzahlen lassen nur den Schluss zu, dass der Wahlspruch »Hauptsache Arbeit«, den man im Zuge der Umsetzung der Agenda 2010 häufig hörte, zur bitteren Realität wurde. Anders gesagt: Quantität schlug Qualität. Der Niedriglohnsektor ist nach wie vor beispiellos in Europa. 7,2 Millionen Menschen haben einen Minijob – 4,8 Millionen Menschen sind reine Minijobber ohne eine andere, eine absichernde Beschäftigung zu haben. Langzeitarbeitslose sind in der Regel immer noch genau das: Langzeitarbeitslos.