Es ist in unserer Politiklandschaft derzeit sehr schwer, den herauszupicken, der sich mit der größtmöglichen Effizienz lächerlich macht. Die Konkurrenz ist groß, und alle buhlen sie um den Preis für „am wenigsten Arsch in der Hose“. Und wenn sich Kandidaten wie Andreas Scheuer (CSU) mal das Herz in die Hand nehmen, dann nur deshalb, um sich für die vordersten Plätze zu empfehlen. Jüngst äußerte sich der Auto-Fan zu Nachprüfungen für Senioren im Straßenverkehr. Finde er gar nicht gut und meinte dazu:
Dass ältere Autofahrer ihre Verkehrstauglichkeit testen lassen müssen, ist nicht sinnvoll. Ich setze auf Eigenverantwortung.
Mal abgesehen davon, dass er damit in Europa fast alleine steht, ist seine Einstellung darüber hinaus ziemlich … tja, dumm. Es ist erwiesen, dass die Selbsteinschätzung im Alter abnimmt, was die Gefahr von Unfällen, an denen ältere Menschen beteiligt sind, massiv erhöht. Wobei Scheuer bereits in jüngeren Jahren eindrucksvoll unter Beweis stellt, dass die Selbsteinschätzung altersunabhängig Schaden erleiden kann. Für ein paar Wählerstimmen und ein sanftes Tätscheln der Autoindustrie tut unser Minister halt alles.
Aber Scheuer angelt auch nach größeren Themenfischen. Die Messwerte zur Schadstoffermittlung in Städten findet er „willkürlich“ und „politisch“. Da kommen ihm gut 100 Ärzte, die Autofahren gleich mal als Wellness-Aktion betrachten, die niemandem schadet, natürlich sehr entgegen. Er vergisst dabei zu erwähnen, dass „politische Messwerte“ damit zusammenhängen, dass die WHO niedrigere Werte politisch nicht hätte durchsetzen können. Das ignoriert der Mann, der für den Verkehr der Deutschen zuständig ist, aber geflissentlich.
Oder Jens Spahn (CDU). Es fehlt einem ja schon fast etwas, wenn der Mann, der für des anständigen Deutschen Gesundheit und für’s Fettabsaugen zuständig ist, mal keine Schnapsidee raushaut. So wie sein Gedanke, dass in 10 bis 20 Jahren der Krebs besiegt sein könnte.
Lääääuft, wenn man Spahn glauben will, was man aber besser nicht tun sollte. Auch seine Ideen zur Pflege bestechen nicht gerade durch Umsetzbarkeit, wenn man mal davon absieht, dass er gerne ausländische Pflegekräfte anwerben will, die dann auch noch super billig sind, während Spahn im gleichen Atemzug die Bedingungen – also auch die Bezahlung – in Pflegeberufen verbessern will. Aber mit diesen Dingen, die man gern verbessern will (sprechen wir in ein oder zwei Jahren noch mal drüber, was draus geworden ist), kennt sich ja nicht nur Jens Spahn aus.
Da fällt doch spontan die gute Svenja Schulze (SPD) auf. Zu ihrer persönlichen Meinung zum Tempolimit befragt, schaffte es die Umweltministerin eindrucksvoll, selbst auf wiederholtes Nachfragen unfassbar viel zu reden und rein gar nichts zu sagen. Das machen andere Politiker auch, tagtäglich, aber Schulze hat daraus gewissermaßen eine olympische Disziplin gemacht. Denn ohne Übung schafft man das nicht ohne weiteres. Schulze sollte unbedingt für die fünf goldenen Nasenringe nominiert werden.
Natürlich wollen wir Ursula von der Leyen (CDU) nicht vergessen. Die kämpfte mit Erfolg wie eine Löwin für eine Etaterhöhung der Bundeswehr. Weil … ja, warum eigentlich? Ah, ja, wegen des Russen an sich, der ja quasi vor der Tür steht. Und weil Trump das so will. Es ist noch gar nicht lange her, da hätte ich felsenfest behauptet, dass diese Rüstungsnummer nur von der Berateraffäre ablenken soll. Aber auf diese naive Idee komme ich heute natürlich nicht mehr. Denn die Berateraffäre übersteht von der Leyen auch ohne Ablenkungsmanöver, weil mir nicht bekannt ist, dass in der letzten Zeit irgendein Politiker gefeuert oder zumindest zum Rücktritt bewegt wurde, weil er Mist gebaut hat. Diese Verniedlichung trifft auf die Angriffsministerin freilich nicht zu, was sie zu verantworten hat, widerspricht allem, was ein Volksvertreter tun sollte, der sein Volk vertritt, vor der Einschätzung ihres Tuns durch einen Richter mal ganz abgesehen. Aber es ist schlicht egal, die Uschi kann machen, was sie will, man wird sie nicht los. Ist ein bisschen wie Kacke am Schuh.
Heißer Kandidat auf den ersten Platz der Lächerlichkeiten wäre natürlich auch Heiko Maas (SPD). Der Außenminister beweist regelmäßig, dass er von einem sprichwörtlichen Arsch in der Hose nichts hält, was vielleicht auch damit zusammenhängen mag, dass er ganz in seiner Rolle als Speichellecker für die USA aufgeht. Lächerlich ist das aber nicht, was Maas tut, sondern international verantwortungslos und hochgradig gefährlich.
Dass Maas Russland-Bashing für so eine Art GroKo-Tradition hält, wissen wir ja bereits. Dass er nun aber auch in Sachen Venezuela zum Experten mutiert ist, ist neu. Maas stellte klar:
Wir sind nicht neutral in dieser Frage, sondern wir unterstützen das, was Guaidó dort tut.
Woher seine Unterstützung kommt? Vermutlich aus dem Weißen Haus. Warum die Bundesregierung in dieser Sache nicht neutral ist? Das ist deutlich schwerer zu beurteilen, denn was Guaidó in Venezuela tut, ist alles andere als eine Kleinigkeit. Aber wer seine Informationen aus Washington bezieht und zudem nicht nur nicht hinterfragt, was von dort ausgesendet wird, sondern es wie ein aufgeregter Schuljunge übernimmt, dem ist eh nicht zu helfen. Abgesehen davon: Kurze Geschichten sind einfacher zu verstehen als lange.
Wenn es um den Preis der Lächerlichkeit geht, kommen wir an Andrea Nahles (SPD) nicht vorbei. Nachdem die sich von Altkanzler Schröder attestieren lassen musste, „Amateurfehler“ zu machen und von Wirtschaft keine Ahnung zu haben, konterte die singende und keifende Vorsitzende, dass sie sich durchaus die Kanzlerkandidatur vorstellen könne. Würde sie daran nicht glauben, so Nahles, hätte sie ja den Vorsitz nicht übernehmen brauchen. Das ist korrekt. Hätte sie nicht, und wäre besser gewesen, wenn sie es nicht gemacht hätte. Aber verbuchen wir das unter: Amateurfehler.
Alles in allem können wir festhalten, dass die Politiker unseres Landes wohl nie so lächerlich und gefährlich und skrupellos wie heute waren. Dass sie sich dabei häufig lächerlich machen, ist Teil der Show und wird gern in Kauf genommen. Zudem wir – ich auch – ja oft genug dazu neigen, eher diese Lächerlichkeit in den Fokus zu nehmen und dann mal schnell zu vergessen, dass Skrupellosigkeit nie einfach nur lächerlich, sondern extrem gefährlich ist.
Wobei ich glaube, dass es sich um eine Mischung handelt. Was Spahn, Schulze, Maas, von der Leyen oder Nahles tun, kann nicht einfach nur skrupellos sein, auch wenn ihnen – und vielen, vielen anderen Politikern – Skrupellosigkeit gleich nach Amtsantritt in die oberste Schublade ihrer Schreibtische gelegt wurde, davon kann man ausgehen. Ein gehöriges Maß an Lächerlichkeit ist aber dennoch nicht von der Hand zu weisen. Das hängt allerdings sicher auch mit dem fehlenden Gen für eigenständiges Denken zusammen. [InfoBox]