Merkel spricht nicht viel, Maas umso mehr. Besser ist jedoch weder das eine noch das andere. Allerdings ist das keineswegs ein Grund, in Kabarettlaune zu verfallen. Dafür ist es einfach zu ernst.
Fangen wir mit Heiko Maas an, der immerhin Außenminister Deutschlands ist. Wobei nahezu die ganze Regierungsmannschaft den Eindruck macht, sich in ihren Posten zwar wohlzufühlen, deren Bedeutung aber nicht wirklich zu kennen. Man muss sich nur Mortler, Nahles oder Seehofer ansehen, um zur Erkenntnis zu gelangen, dass sie entweder fachlich fehlbesetzt, die falschen Charaktere oder – was am wahrscheinlichsten ist – beides sind. Und Ursula von der Leyen hat sicher trotz haufenweiser Unmöglichkeiten und Beraterverträgen, die die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen haben, auch nichts zu befürchten, egal, wie die Sache ausgeht.
Auschwitz als das Maas aller Dinge
Nichts gegen Willy Brandt, so der Außenminister kürzlich, aber in die Politik sei er nicht wegen Brandt gegangen. Auch nicht wegen der Ökologie oder der Friedensbewegung. Nein, Auschwitz habe ihn angetrieben, politisch aktiv zu werden. Lappalien wie der Frieden oder das Klima … ja, schon wichtig, aber alles eine Nummer zu klein für Heiko Maas. Auschwitz muss es sein, und damit enttarnt sich Maas als ein Blender, Verharmloser und Hochstapler, der sich keine Gedanken darüber macht, was das Gesagte vielleicht bewirken kann.
Weniger subjektiv interpretierbar ist Maas‘ Behauptung, dass es „die Amerikaner“ gewesen seien, die die deutsche Wiedervereinigung möglich gemacht hätten. Auf Twitter schrieb er (oder ließ schreiben):
Das werden wir nie vergessen.
Offenbar hat Maas aber vergessen, wie es wirklich war, und ganz offensichtlich hat er die Rolle Gorbatschows komplett ausgeblendet. Und dann waren da ja noch die Menschen in der DDR, aber hey, die sind doch nur rumgelaufen. Und da David Hasselhoff damals aus lauter Kehle für die Ostdeutschen gesungen hat, muss Maas wohl den „Rettungsschwimmer“ meinen, wenn er von „den Amerikanern“ spricht. Eine andere Erklärung ergibt einfach keinen Sinn.
Apropos Sinn – welchen Sinn hat eigentlich Maas‘ Geschwafel darüber, dass er die USA zu einer engen Abstimmung mit den Verbündeten im Umgang mit dem INF-Abrüstungsabkommen aufgefordert hat? Wem will er glaubhaft machen, dass Trump oder irgendein anderer amerikanischer Politiker auch nur einen Funken darauf gibt, was Maas zu sagen hat? Zumal denen eh die Zeit fehlt, sich mit derlei Argumentation auseinanderzusetzen, weil sie sicher historische Quellen nach dem Beleg dafür durchstöbern, ob sie wirklich für die deutsche Wiedervereinigung zuständig waren.
Über Maas‘ Russland-Bashing will ich an dieser Stelle gar nicht sprechen, doch ganz gewiss rundet es das Bild eines diplomatisch komplett talentfreien Politikers im Gewand des Außenministers ab. Aber da steht er ja in bester Tradition seiner Vorgänger der jüngeren Zeit.
Merkels scharfes Schwert
Es gibt zahlreiche deutsche Politiker, die mit Heiko Maas auf Augenhöhe in Sachen Niveaulosigkeit, Verantwortungslosigkeit und Blindheit für die Belange der Menschen agieren. Doch Deutschlands Oberhaupt toppt sie alle. Die neoliberale Rautentrulla ist pures Gift für das wirtschaftliche Auskommen der Menschen in Deutschland und Europa, sie hat weitergeführt, was Schröder mit seiner Agenda 2010 angefangen hatte und macht keinerlei Anstalten, an den verheerenden Konsequenzen etwas zu ändern, zumindest nicht im Sinne der Bevölkerungen der durch den Neoliberalismus nach und nach ausblutenden Länder.
Und nachdem Saudi-Arabien etwas verwirrt nach dem Tod des Journalisten Jamal Khashoggi zur Kenntnis nehmen musste, dass Hunderttausende Tote im Jemen nicht so tragisch sind, ein getöteter Journalist aber offenbar irgendwie einen wunden Punkt getroffen hat, stehen – wieder irgendwie – die Rüstungsexporte von Deutschland nach Saudi-Arabien in Zweifel. Rüstungsexporte übrigens, die es laut Koalitionsvertrag sowieso gar nicht geben dürfte. Aber irgendwas ist ja immer, irgendein Weg findet sich stets.
Vehement gab die Kanzlerin bekannt:
Was Rüstungsexporte anbelangt, kann das nicht stattfinden, in dem Zustand, in dem wir im Augenblick sind.
Bei so viel Radikalität und eiskalter Konsequenz scheint das Blut an Merkels Händen fast zu gefrieren. Aber wir können davon ausgehen, dass sich die Sache bald gibt. Spätestens wenn die Hessenwahl Geschichte ist, dürfte auch ein Stopp von Rüstungsexporten nach Saudi-Arabien keine Rolle mehr spielen.
Mir fällt zu dieser Bundesregierung und ihrer Art zu regieren nur noch eines ein: Wir sind umgeben von Wahnsinnigen, die weder Tod noch Teufel fürchten. Weil sie sich mit beidem bestens verstehen. [InfoBox]