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#aufstehen-Kritik: Legt mal ‘ne andere Platte auf!

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Seit es #aufstehen gibt oder auch nur als Idee kommuniziert wurde, erhalten sich die Kritiker eine konstante Lautstärke. Aus allen erdenklichen Richtungen kommt der Vorwurf, die neue Sammlungsbewegung sei populistisch, sie käme von oben statt von unten, und – Tusch! – sie sei doch auch nicht viel anders als die AfD. Der Kracher als Krönung. Ich kann es nicht mehr hören!

Eigentlich ist es ganz einfach: die AfD ist rechts, die Linke und #aufstehen sind links. Das kann eigentlich nicht so schwer zu kapieren sein. Aber, aber, tönt es nun aus des Kritikers Munde, die Flüchtlingspolitik, da sind sich Linke und AfD doch weitgehend einig.

Äh, nein, sind sie nicht, nicht im Ansatz.

Die Linke – bei allen Widersprüchen innerhalb der Partei – bezeichnet Chemnitz nicht als „Selbstverteidigung“, die AfD tut es in Gestalt eines Alexander Gauland. Die Linke macht nicht die geflüchteten Menschen für die wirtschaftliche Not der Menschen in Deutschland verantwortlich, die AfD tut es flächendeckend. Die Linke will weder Menschen pauschal zurückweisen, gar nicht erst kommen lassen oder bei Bedarf an der Grenze erschießen lassen, die AfD plädiert mal für dieses, mal für jenes.

Fehlt noch die „ungebremste Zuwanderung“, die ja gern genommen wird, um Sahra Wagenknecht in die rechte Ecke zu stellen. Womit wir wieder bei #aufstehen sind, denn „die Linke“ ist in dieser Frage ja uneins.

Um „ungebremste Zuwanderung“ geht es nur der AfD, nicht #aufstehen bzw. Sahra Wagenknecht. Der kleine, aber feine Unterschied wird gern unterschlagen, weil es so schön einfach ist. Das pauschale Ablehnen von Menschen, die ihre Wurzeln woanders haben, ist eine Sache der AfD, nicht von #aufstehen.

Bleibt die Frage nach offenen Grenzen, pauschaler Abweisung und der Bekämpfung von Fluchtursachen. Da wird es dann schon etwas verworrener. Die AfD sieht in jedem Menschen ausländischer Herkunft eine faktische oder potenzielle Gefahr, der man sich entgegenstellen muss. Die Linke sieht in Teilen der Partei jeden Menschen als willkommen an, unabhängig, aus welchen Gründen er zu uns kommt. Und Sahra Wagenknecht, die ja für #aufstehen steht, will die Bedingungen in den Herkunftsländern verändern, sie will, dass die Menschen gar nicht erst in die Lage kommen, ihre Heimat verlassen zu müssen. Womit sie genau das Thema konkretisiert, das sonst gern gestreift wird, wenn überhaupt.

Denn alle Welt spricht von der Bekämpfung der Fluchtursachen, aber kaum jemand benennt sie wirklich, allenfalls Schlepper werden zuweilen als vermeintliche Ursache betrachtet, was natürlich kompletter Blödsinn ist. Wer Fluchtursachen bekämpfen und benennen will, der muss die Kriege des Westens nennen, die wirtschaftliche Ausbeutung anderer Länder, die gewaltsamen Regime Changes, die zu massenhafter Flucht führen. Wagenknecht und #aufstehen tun genau das, sie zeigen auf, wo die Ursachen für Flucht liegen. Und es ist ein Zeichen gesunden Menschenverstandes, genau diese Ursachen zu bekämpfen, um massenhafte Fluchtbewegungen nach und nach einzudämmen. Von derlei gesundem Menschenverstand ist die AfD unzählige Gauländer entfernt.

Und jetzt möge mir bitte noch mal jemand erklären, was Linke, AfD und #aufstehen gemeinsam haben. Da ist nichts, das ist lächerlich, die oberflächlich ausgemachten Gemeinsamkeiten halten einer näheren Betrachtung schlicht nicht stand. Deshalb, wenn schon Kritik, dann bitte mal mit einer anderen Platte. Die alte ist zerkratzt und springt ständig.  [InfoBox]

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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