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Der Rauten-Gipfel: Könnte jetzt auch mal jemand Merkel kritisieren?

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Das Desaster des G20-Gipfels? Ganz klar, die Polizei ist schuld, Olaf Scholz ist schuld, die Linken sind sowieso schuld, und zwar gleich an allem, woran man nur schuld sein kann. Irgendwie sind womöglich sogar die Anwohner schuld, die Medien sind eh schuld, und die Grünen, die natürlich auch. Schon gut, die sind alle schuld, und das ist auch gut so, denn dieses Drama kann und darf keine Schulter alleine tragen. Nur: wer ist nicht schuld? Und warum nicht?

Angela Merkel scheint mit dem G20-Desaster überhaupt nichts zu tun zu haben. Wieder mal prallt alles an ihr ab, sie wirkt wie eingewachst, und der schmutzige Regen perlt von ihr ab wie von einem frisch gewaschenen Audi, Farbe: schwarz, Benzinverbrauch: hoch.

Ob wir uns kurz mal daran erinnern konnten, dass Merkel es war, die den G20-Gipfel nach Hamburg bringen wollte? So war es nämlich, und im Grunde hätte sich neben Olaf Scholz auch die Bundeskanzlerin zu Anne Will hocken müssen, um harsche Kritik über sich ergehen zu lassen. Aber die Rauten-Trulla wird mal wieder in Ruhe gelassen, und sie spielt wie immer mit und schweigt in atemberaubender Stille. Kläglich und lächerlich zugleich ist dabei der Versuch Sigmar Gabriels, Merkel die Verantwortung für das Desaster in Hamburg zuzuschieben. Recht hat er zwar, sie wollte es so, und zwar um jeden Preis. Aber Gabriel hätte seinen massigen Brustkorb auch schon viel früher einmal aufpusten können, um seinem Ärger darüber Luft zu machen, wie verantwortungslos Merkel mal wieder agierte. Und dass Gabriel Merkel ausgerechnet jetzt Wahlkampf vorwirft, soll ja wohl ein Witz sein, oder? Denn nichts anderes zieht er selbst da gerade ab.

Die Beratungsresistenz Merkels ist dennoch beeindruckend. Und das Verhalten der meisten Medien ebenfalls. Immerhin, der SPIEGEL erinnert daran, dass Merkel federführend auf den Standort Hamburg für G20 hingewirkt hat. Aber sonst? Nicht viel los in den Medien, zumindest dann nicht, wenn es um Merkel geht.

Man möge sich das auf der Zunge zergehen lassen: Merkel befand Hamburg

wunderbar als Gastgeberstadt

sie bestand dann auch noch darauf, dass die Elbphilharmonie mit ins Programm aufgenommen wurde, was die Polizeieinsätze um einen weiteren Faktor erschwerte. Sie war gewissermaßen die Einsatzleiterin vor dem Gipfel, und sie rechnete mit Ausschreitungen. Nach dem Drama verkündete sie dennoch, der Nutzen des G20 sei „klar bewiesen.“

Tja, der gute, alte Nutzen.

Oder eben einfach: Cui bono?  [InfoBox]

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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