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Freund-Feind-Erkennung – Ansichten eines „Friedenschwurblers“

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(Zur besonderen Beachtung für Erstwähler im Jahr 2025!)

„Ein Fremder ist ein Freund, den man noch nicht kennengelernt hat.“

(Irisches Sprichwort)

von Wolfgang Klein 

Eine Freund-Feind-Erkennung ist in modernen Tötungswerkzeugen, also in militä­rischen Fahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen, eine elektronische Vor­rich­tung, die aus der Ferne erkennen lässt, ob es sich bei nähernden Verbänden um Angehörige der eigenen Armee handelt oder nicht. Freund oder Feind, freundliche Begrüßung oder Ab­schlachten, darüber entscheidet im Krieg nicht selten ein kleines elektronisches Gerät.

Wer oder was entscheidet außerhalb militärischer Befehlsstrukturen darüber, wer ein Freund und wer ein Feind ist? Was macht einen anderen Menschen zum Freund, was macht ihn zum Feind?

Die meisten Menschen beantworten die Frage nach der Definition eines Freundes mit konkreten und positiven Begriffen wie „Verbundenheit“, „Gleichgesinntheit“, „Wohlwollen“ oder „gemeinsame Interessen“. Bei der Frage, was jemand zu einem Feind macht, wird es dagegen schon schwieriger und wird meistens mit schwammigen Beispielen beantwortet, die nicht selten mit Raub oder dem Tod von nahen Verwandten oder geliebten Menschen zu tun haben. Nicht selten ist bei der Definition eines Feindes auch religiöser Eifer im Spiel.

Richtig unangenehm wird es, wenn die Frage in den Raum gestellt wird, was das gesamte Volk X zum Feind des gesamten eigenen Volkes, und ganz speziell zum persönlichen Feind des Befragten macht. Darauf folgt entweder betretenes Schweigen, oder nebulöse Hinweise auf längst vergangene Geschehnisse, oder es kommt zu wüsten Beschimpfungen gegenüber dem Fragesteller aufgrund akuten Mangels an Argumenten auf Seiten des Befragten.

Es ist eine traurige Wahrheit, dass auch in unserer (angeblich) zivilisierten Welt des 21. Jahrhunderts einzelne Menschen zu erbitterten Feinden werden können. Aber dies geschieht stets durch individuelle Erfahrungen einzelner Menschen mit- und aneinander. Was aber macht ganze Völker, ganze Länder oder Kontinente zu Feinden? Wie kann es zu einer Feind­schaft zwischen ganzen Völkern kommen? Warum sollte oder muss es überhaupt zu einer Feindschaft zwischen Völkern kommen? Warum kann Volk X nicht ganz einfach in Frieden auf der einen Seite einer Grenze und Volk Y auf der anderen Seite leben?

In frühen Zeiten der Spezies Mensch, als das eigene Überleben der Sippe oder der lokalen Bevölkerungsgruppe davon abhing, genügend Ressourcen ab­zu­be­kom­men, war es im Rückblick von heute verständlich, dass größere Gruppen sich feindlich gegenüberstanden. Irgendwann wurden dann aber aus den lokalen Gruppen und Sippen, die sich feindlich gesonnen waren, Dörfer, Länder und ganze Kontinente, die sich bekämpften.

Als jemand, der weder Geschichte noch Gesellschaftskunde o.ä. studiert sondern nur als Schulunterrichtsfach hatte, ist es meine Auffassung, dass diese Ausweitung der Gewalt auf ganze Völkerschaften untereinander mit dem Ausbau der Macht- und Herrschafts-Strukturen lokaler Regenten und Potentaten kam. Macht korrumpiert, Macht macht süchtig: irgendwann kam der Punkt, an dem die Potentaten ihre Untertanen kämpfen ließen, weil sie die anderen nicht leiden konnten, weil sie einfach das haben wollten, was die anderen hatten, ohne es wirklich zu benötigen, oder weil die anderen sich nicht unterordnen wollten. Und stets ließen die Machthaber ihr Volk kämpfen, anstatt selber in den Ring zu steigen, weil sie dem Volk das Kämpfen befehlen konnten, weil ihre Macht dazu groß und gefestigt genug war.

Das ist bestimmt eine sehr vereinfachte und naive Sichtweise, aber im Kern der Sache bestimmt nicht ganz falsch, davon bin ich überzeugt, denn genau diesen Kern erkenne ich auch heute im Verhalten aller Machthaber wieder, auch, und das ist besonders tragisch, im Verhalten der (angeblich) demokratisch gewählten, sich selbst gerne Volksvertreter nennenden Machthaber. Völker werden nicht zu Feinden, weil alle Menschen in Volk X jeden einzelnen Menschen im Volk Y als Feind haben wollen. Ganze Völker werden nicht von sich aus zu Feinden, kein Volk der Welt möchte von sich aus geschlossen gegen ein anderes Volk in den Krieg ziehen. Kein Mensch eines Volkes möchte von sich aus gegen ihn unbekannte Menschen eines anderen Volkes kämpfen und dabei das Risiko eingehen, selber getötet zu werden. Völker werden stets von ihren Anführern aufgewiegelt und zu Feinden erklärt, und dabei ist es egal, ob es sich um tyrannische Machthaber, um religiöse Anführer, oder um demokratisch gewählte Vertreter eines Volkes handelt. „Wir müssen die anderen töten, bevor sie uns töten! Wir sind die Guten, die anderen sind die Bösen!“ ist dabei die am häufigsten benutzte Propaganda.

Ich kenne den Einwand, dass es auch heute bei den meisten Kriegen und Kämpfen im Grunde immer um knappe Ressourcen geht, auch wenn andere Gründe vorgeschoben werden. Aber wir müssen heute nicht mehr um Ressourcen kämpfen, wir müssen uns nicht gegenseitig die Schädel einschlagen, um etwas zu bekommen, dass der andere hat. Wir haben im Schädel Grips genug, um friedlichen Handel betreiben zu können! Wir müssen nur den Willen haben, diesen Grips auch zu benutzen!

Die Frage, die sich stellt, lautet: warum lassen wir uns das kriegslüsterne Verhalten unsere Anführer gefallen? Warum folgt die Masse der Menschen ihnen blind und gehorsam, wenn sie gegen ein anderes Volk hetzen und zum Krieg aufrufen, heute genau so wie vor hundert oder vor tausend Jahren?

Es gibt viele Länder auf dieser Welt, die mit Demokratie nicht viel am Hut haben, in denen Herrscher, die durch Gewalt und Grausamkeiten zu ihrer Macht gekommen sind, ihr Volk mit politischen, wirtschaftlichen oder religiösen Mitteln unterdrücken, und bei solchen Potentaten ist es vielleicht weiser, vorsichtig zu sein und nicht aufzu­be­gehren. Aber hier und heute? Haben wir, die wir in geordneten demo­kratischen Verhältnissen leben (wollen), es wirklich nötig, in blinden Kadaver­gehorsam zu verfallen, wenn unsere (gewählten) Anführer „Krieg!“ schreien? Warum verhalten wir, die wir (zumindest auf dem Papier) in einer Demokratie leben, uns wie in Blutrausch verfallene Lemminge und folgen den Anführern in Richtung Klippe in unser eigenes Verderben?

Intelligente Menschen würden aufschreien und sagen „Nein! Dir folge ich nicht weiter! Ich töte nicht auf deinen Befehl andere Menschen! Ich aberkenne deine Stellung, ich wähle dich ab!“ Doch wenn ich mir die Wahlergebnisse der letzten Jahre ansehe, habe ich so meine Zweifel an der Intelligenz der Menschheit. Immer wieder werden die Kreuze aus reiner Familientradition dort gemacht, wo sie schon der Urgroßvater gemacht hat. Sind wir dümmer als unsere Vorfahren? Können wir nicht erkennen, wer oder was gut für uns ist und wer nicht?

Was wir als Volk, als Bevölkerung großflächig bräuchten, wäre eine oben beschriebene „Freund-Feind-Erkennung“, die uns erkennen lässt, dass die wahren Feinde nicht jenseits anderer Grenzen lauern, sondern ganz nah: in unseren Rathäusern und unseren Parlamenten! Dort sitzen diejenigen, die uns durch ihre egoistischen Triebe, ihr Machtgehabe und ihre Ideologien direkt und indirekt große Schäden zufügen. Doch anders als das militärische Gerät zum Erkennen von Freund oder Feind darf uns diese Erkenntnis nicht dazu verleiten, diesen Feinden Gewalt anzutun. Es reicht vollkommen, wenn wir sie bloßstellen und ihnen ihre Machtbefugnisse entziehen. Und das schönste daran ist: die Waffen, die wir dazu benötigen, haben wir bereits, und es sind die einzigen Waffen, die wirklich Frieden schaffen können: Stift und Wahlzettel!

Diese Erkenntnis ist besonders wichtig für alle jungen Erstwähler im Jahre 2025, denn Ihr müsst Euch nicht nur entscheiden, wen Ihr wählen sollt: es geht für Euch um nicht weniger als die Frage, wie Ihr einst sterben wollt!

Wollt Ihr auf dem Schlachtfeld sterben, einsam, kalt, zerfetzt, verbrannt, durchlöchert? Wollt Ihr, dass das letzte, das Ihr erblickt, Eure eigenen abgetrennten Gliedmaßen oder Eure aus dem Leib quellenden Gedärme sind? Wollt Ihr, dass der letzte Geruch, den Ihr wahrnehmt, der Eures eigenen verbrannten Fleisches ist?

Oder wollt Ihr lieber dereinst nach einem zufriedenen Leben friedlich zu Hause im Bett sterben? Wollt Ihr als letztes im Leben die Gesichter Eurer Liebsten sehen und ihre Berührungen, ihre Fürsorge und Liebe fühlen und ihre wohlvertrauten Gerüche wahrnehmen?

Um nichts weniger geht es: die Wahl 2025 ist für uns alle eine Wahl zwischen Krieg und Frieden, zwischen Elend und Wohlstand. Es geht um Leben und Tod!

Überlegt es Euch sehr gut, liebe junge Erstwähler, aber auch liebe Eltern, ob Ihr eine der Parteien wählen wollt, die von Krieg schwärmen und ihn herbeireden, die entfernt lebende Menschen grundlos zu Euren Feinden erklären, und die Euch und/oder Eure Kinder ohne Skrupel in den Tod auf dem Schlachtfeld schicken werden, während sie selber in vermeintlich sicheren Bunkern sitzen, oder ob Ihr ihnen die kalte Schulter zeigt und stattdessen nicht lieber eine Partei wählt, die sich gegen jede Form von Krieg und für Frieden einsetzt.

Stell Dir vor, es ist Krieg, aber niemand geht hin!“ Dieser alte Sponti-Spruch ver­deut­licht sehr eindrucksvoll, worum es geht: ein Krieg, den sich politische, wirtschaftliche oder religiöse Machthaber wünschen, kann nur dann stattfinden, wenn das Volk mitmacht, wenn das Volk bereit ist, zu sterben und zu töten!

Es ist mir egal, ob man mir für meine Worte Pathetik vorwirft. Ich werde für meine Worte auch von keiner ausländischen Macht bezahlt, und ich werde an dieser Stelle auch keine Wahlempfehlung für irgend eine Partei geben, denn meiner Meinung nach hat keine der zur Zeit im Bundestag agierende Parteien auch nur eine einzige Stimme verdient! Es ist aber wichtig, dass wir wählen gehen, denn jede abgegebene Stimme verändert den Prozentsatz, mit dem der Sieger aus der Wahl hervorgeht!

Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus.“ So steht es im Grundgesetz. Und die Gewalt, die wir mit Stimmzetteln ausüben, muss die einzige Gewalt bleiben, die wir als Bürger ausüben! Die von uns gewählten Anführer müssen merken, dass wir beim nächsten Wahlgang auch andere Anführer wählen können, wenn sie ihrem Wahlauftrag nicht nachkommen, es muss ihnen wieder bewusst werden, wer in einer Demokratie der wahre Souverän ist und dass dieser Souverän keinen Krieg will! Nur dann wird sich ihr Verhalten ändern (müssen), und wir können endlich anfangen, gemäß des oben zitierten Sprichworts als Menschen diesseits und jenseits von Grenzen in Frieden miteinander zu leben!

Gastautor
Gastautorhttps://staging.neulandrebellen.de/
Der Inhalt dieser Veröffentlichung spiegelt nicht unbedingt die Meinung der neulandrebellen wider. Die Redaktion bedankt sich beim Gastautor für das Überlassen des Textes.

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