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Sei ein Held der Arbeit

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Werktätige kommen in der öffentlichen Debattenkultur kaum vor. Noch nicht mal in den Alternativmedien. Wir sollten das angehen. Demnächst.

Neulich war ich bei Elisa Gratias im Talk. Thema unseres Gesprächs: Die Unsichtbaren. Gemeint sind damit jene, die durch ihrer Hände Arbeit für ihren Lebensunterhalt sorgen müssen – und nebenbei noch nicht mal ganz unwichtige Berufe besetzen. In der Corona-Zeit konnte man sehen, wer systemrelevant war und wer nicht. Kleiner Tipp: Versicherungsagenten gehörten nicht dazu. Auch wenn die es anders sehen würden. Während Homeoffice zur Alternative für etliche Arbeitnehmer wurde, machten andere einfach weiter und waren vor Ort. Physisch anwesend.

Mach die Unsichtbaren sichtbar

Neulich wieder bei Penny: Die haben ja ein schreckliches Markt-Radioformat. »Wenn du jetzt Lust auf Frikadellen hast, wir haben da was für dich: Fertigfrikadellen von …« man möchte und vermutlich muss man nach dem Fertigprodukt auch kotzen. Ständig sprechen die stets gutgelaunten Moderatoren vom Büro, vom Weg dorthin oder der Rückfahrt vom Büro nach Hause. Auch im Büro wird gearbeitet, ganz klar. Aber das reale Leben findet nun mal nicht nur im Büro statt. Es gibt Werkshallen und manche liegen in fremden Haushalten unter der Spüle. Das alles wird aber ausgeblendet. Die Mär von der klassenlosen Gesellschaft hat nach jahrzehntelanger Wiederholung verfangen. Vom Büro aus kommt man leicht auf den Gedanken, dass es etwas wie Klassen gar nicht mehr gibt.

Das ist natürlich Quatsch. Es werden sich nach wie vor Hände dreckig gemacht, es wird geschwitzt und geblutet. Der Mühsal ist noch lange nicht genug. Die moderne Gesellschaft bringt immer wieder schweißtreibende Jobs hervor, die Digitalisierung mag zwar Kühlschränke entwickeln, die automatisch Lebensmittel nachbestellen. Aber am Ende ist es ein armer Dienstbote, der das Zeug anschleppen muss. Sprechen wir doch mal von ihm. Oder besser noch: Sprechen wir mit ihm.

Das habe ich mir vorgenommen für die Zukunft. Ich möchte mit Menschen reden, die keine Lobby in der Berichterstattung haben. Arbeiter. Dienstleister. Arbeitslose durchaus auch. Wie leben sie? Und wie fühlt es sich an, in diese zunehmenden Mangelwirtschaft seinen Mann zu stehen? Erfüllt euch die Arbeit, wie all jene Gesichter, die man uns im Mainstream vorsetzt? Oder ist es traurige Notwendigkeit?

Ich bitte darum, dass sich Sprechfreudige bei mir melden. Lasst uns sodann einen kurzen und kurzweiligen Audiopodcast machen. Arbeitstitel: Working Class: Zero. Gehen wir in medias res deines Arbeitsalltages. Alles anonym, alles quellengeschützt, versteht sich. Ausgestrahlt wird dann bei Manova. Unter folgender Adresse kontaktierst du mich: roberto.delapuente@manova.news.

Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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