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Regenbogen-Deutschland schafft sich ab

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Lange Zeit war der deutsche Nationalismus ein europäisches Problem. Jetzt ist es der deutsche Antinationalismus, der den europäischen Nachbarn zusetzt – und sie befremdet.

Schätzen Sie sich glücklich, falls Sie den Eurovision Song Contest nicht geguckt haben. Denn traditionell war er wieder mal eine Beleidigung für alle Sinne. Und eine politisch ziemlich abgeschmackte Show war es außerdem. Als man in der Halle zu Liverpool – der Contest konnte ja nicht beim Vorjahressieger in der Ukraine ausgetragen werden – laut anfing, mit „You‘ll never walk alone“ die Hymne der ortsansässigen Weltfußballklubs zu schmettern, war die Propaganda auf ihrem Höhepunkt angelangt: Die Zuschauer grölten, die Moderatoren und Contest-Teilnehmer marschierten auf die Bühne und sangen laut mit, und am Ende gab es einen Schwenk nach Kiew, wo Menschen ukrainische Fahnen zum Song flattern ließen.

Selten war so viel Inszenierung. So viel Choreographie. Es hatte etwas von einer stalinistischen Aufführung, triefte vor Pathos und der Ästhetik von sozialistischem Realismus. Nur ohne Sozialismus, versteht sich. Mittendrin die deutschen Teilnehmer, eine Band namens Lord of the Lost, mehr oder minder junge geschminkte Männer, die immer dann mit der Regenbogenfahne wedelten, wenn das Kameraobjektiv auf sie gerichtet wurde. Im Vorfeld des Contests ließen sich alle Teilnehmer für ein Plakat fotografieren: Jeder mit der Fahne seiner Nation. Nur die androgynen Glamourdeutschen nicht: Die ließen sich mit der bunten Farbenpracht der Regenbogenfahne ablichten.

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Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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