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Absurdes Theater – Nord Stream und eine Segelyacht

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Scholz war in den USA zu Besuch. Man könnte auch sagen, der Imperator hatte den deutschen Bundeskanzler in die USA zum Befehlsempfang vorgeladen. Kurz nach der Rückkehr des Statthalters der USA in Deutschland warteten die Medien in Deutschland und jenseits des Atlantiks mit einer Geschichte von einer Segelyacht auf, die von einer kleinen Besatzung und beladen einer enormen Menge von Sprengstoff durch die Ostsee geschippert sei, um die in 80 Meter Tiefe verlaufenden Röhren der Pipeline Nord Stream zu sprengen. 

Während der renommierte Journalist und Pulitzer-Preisträger Seymour Hersh für seine Geschichte über die Sprengung von Nord Stream von den deutschen Medien nicht nur mit Missachtung bestraft, sondern sogar offen angegriffen wurde, wird diese neue, vollkommen absurde Geschichte breit diskutiert.

Die Süddeutsche (Bezahlschranke) streut inzwischen sogar, ein ukrainischer Oligarch hätte sich die Sprengung selbst zum Geburtstag geschenkt. Die Geschichte ist im Vergleich zu der von Hersh so dünn, so absurd, dass es einer Beleidigung des Verstandes der Deutschen gleichkommt, sie zu verbreiten. Die deutsche Journaille tut es dennoch.

Eine Segelyacht schippert durch die Ostsee

Hersh kennt seine Quelle. In der Segelyacht-Geschichte kennen die Journalisten, die sie verbreiten, die Quelle nicht. Die in der Geschichte beschriebenen Mittel sind für die Tat unzureichend, die Ostsee ist zudem eins der besten überwachten Gewässer der Welt. Dort schippert nichts einfach so unerkannt vor sich hin und bereitet einen terroristischen Anschlag enormen Ausmaßes vor.

Die Geschichte ist eine Nebelkerze, um von davon abzulenken, was aus den Offenlegungen Hersh notwendig zu schlussfolgern wäre: Deutschland wurde von seinem wichtigsten Verbündeten angegriffen. In der deutschen Journalismus-Simulation wird die Segelyacht-Geschichte daher behandelt, als sei an ihr was dran. Das ist natürlich nicht der Fall. Es geht dem Mainstream wie so oft um Ablennkung und nicht um Aufklärung.

Die Empörung über die Veräppelungskampagne, an der sich der deutsche Qualitätsjournalismus nicht nur beteiligt, sondern sie aktiv vorantreibt, schlägt auch in Russland hohe Wellen. Hier wird die Geschichte um die Segelyacht als das gesehen, was sie auch tatsächlich ist: Ein koordiniertes Täuschungs-Manöver.

Simulierter Journalismus eines besetzten Landes

Wie das so ist bei deutschen Nachrichten, wird so getan, als sei Deutschland der Nabel der Welt. Das ist natürlich falsch, denn neben Deutschland gibt es einen weiteren Geschädigten. Das ist Russland und Russland hält von der Geschichte nichts. Putin hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Deutschlan faktisch noch immer ein besetztes Land sei und keine Souveränität habe. Damit wollte er erklären, warum Deutschland der Ort für die Aufführung eines derart absurden Theaterstücks wurde.

Deutsche Medien gaben sich empört.  Dass Russland durch den Anschlag ebenfalls geschädigt wurde, kommt in den deutschen Nachrichten dagegen nicht vor. Russische Interessen fallen in deutschen Medien regelmäßig unter den Tisch. Man hält diese Einseitigkeit in Deutschland für legitimen und guten Journalismus.

Was sich allerdings hinter der Fake-Kampagne verbergen könnte, ist der Wunsch nach einem gesichtswahrenden Ausstieg des Westens aus der “bedinungslosen” Unterstützung der Ukraine. Die Ukraine bekommt die Rolle des Sündenbocks. Die USA können mit der Begründung, die Ukraine würde Terrorismus unterstützen ihre Waffenlieferungen zurückfahren. Deutschland könnte unter Verweis auf die vermeintlichen Erkenntnisse am transatlantischen Bündnis festhalten und sich weiter bedingungslos unterordnen, ohne darauf reagieren zu müssen, dass Deutschland von seinem wichtigsten Verbündeten angegriffen wurde.

Die Ukraine wird fallen gelassen

Damit würde Putins Aussage über die mangelnde Souveränität untermauert.  Die ganze Entwicklung um Nord Stream zeigt, dass es tatsächlich so ist. Deutschland hat nichts zu melden, selbst dann wenn es um seine vitalen Interessen geht.

Der Ausstieg aus der Unterstützung der Ukraine unter Bezugnahme auf die Sprengung von Nord Stream wird sicher nicht so glatt durchgezogen, wie ich es hier beschrieben habe. Aber es zeichnet sich ab, dass die Ukraine von ihren “Unterstützern” nach und nach allein gelassen wird. Die Ukraine wurde benutzt und wird nun fallen gelassen. Die Infrastruktur ist zerstört, eine ganze Generation von jungen Männern ist ausgelöscht und der Westen, insbesondere Deutschland, wird sich auf eine moralisierende Position zurückziehen – so wie man das in Deutschland immer tut. Moralische Empörung ist Deutschlands einziges politisches Konzept.

Die Ukraine wird ihre Lektion unter erheblichen Schmerzen lernen. Der Westen und insbesondere Deutschland sind keine verlässlichen Partner. Sie sind im Gegenteil voller Hinterlist und handeln ausschließlich aus Eigeninteresse. Echte Solidarität ist Deutschland völlig fremd. Und vermutlich wird  sich die Ukraine dann wieder auf Russland zubewegen, denn der Westen hat der Ukraine außer Hinterlist nichts zu bieten.

Gert-Ewen Ungar
Gert-Ewen Ungar
Gert Ewen Ungar legte sich kurz nach dem Abi sein Anagramm zu. Er und seine Freunde versprachen sich damals bei einem Kasten Bier, ihre Anagramme immer für kreative Arbeiten zu verwenden. Dass sein Anagramm jemals mehr als zehn Leuten bekannt werden würde, war damals nicht abzusehen und überrascht ihn noch heute. Das es dazu kam, lag an seinem Blog logon-echon.com. Mit seinen Berichten über seine Reisen nach Russland stiegen die Zugriffszahlen und es entwickelte sich eine Zusammenarbeit mit RT DE. Anfang 2022 stieß er zu den neulandrebellen und berichtet über Russland, über Politik, über alles Mögliche.

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