Wird unser Parlament eigentlich bunter, weil dort jetzt mehr Frauen, Homosexuelle und zwei Transfrauen sitzen? Wie viele Arbeiterinnen oder Arbeiter haben eigentlich ein Mandat inne?
Neulich gaben sich die Qualitätsmedien zufrieden: Denn endlich haben es zwei Transmenschen in den Bundestag geschafft. In zahlreichen Artikeln widmete man sich diesem Umstand, und die Texte suggerierten, dass das der ganz große Wurf dieser Amtsperiode sein wird. Schon im Vorfeld der Wahl hatten einige Medien davon berichtet, dass die große Stunde für die Transsexualität schlagen könnte, weil etwaige Transmenschen mutig kandidieren würden. Das klang stets so, als sei Transsexualität an sich schon ein Wahlprogramm. Mehr müsse man im Grunde gar nicht anbieten für die Wählerinnen und Wähler (m/w/d).
Einige Wochen später stand dann schon Streit ins Hohe Haus, weil einige Feministinnen via Emma an einem ganz großen Ding dran waren, an einem regelrechten Skandal nämlich: Demnach hätten die Grünen mit Tessa Ganserer einen Quotenplatz mit einer Transfrau belegt. Eigentlich sei der aber ja einer biologischen Frau vorbestimmt. Prompt debattierte ganz Wokistan, ob der Steinzeitfeminismus der Alice Schwarzer noch ein akzeptabler Feminismus für heute sei, wenn er Transmenschen nicht berücksichtigen wolle. Kurz und gut: Es ging bei der Diskussion im Wesentlichen um Geschlechtliches und um Pöstchen – um politisches Geschick oder gar politische Inhalte des Menschen Ganserer ging es in der Auseinandersetzung überhaupt nicht.