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Propaganda bei Kindern: Wer nicht fragt, bleibt dumm

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Die Sesamstraße hat Jahrzehnte lang das Aufwachsen von Kindern begleitet. Jetzt hat das Format durch den Sender CNN eine neue Rubrik erhalten: Propaganda.

Alle sind sich einig, dass es die Kinder sind, die wohl die schwerste Last in der Corona-Krise tragen mussten und weiterhin tragen müssen. Sie werden einfach nicht in Ruhe gelassen, unter Druck gesetzt und zu Maßnahmen gezwungen, die häufig völlig absurd sind und nicht das Geringste mit Gesundheitsschutz zu tun haben.

Bei all dieser Drangsalierung der Kinder wird eines jedoch kaum thematisiert: die Wirkung von Propaganda auf den Nachwuchs. CNN zeigt mit Figuren der Sesamstraße zeigt eindrucksvoll, wie ernst die Lage ist.

Wo Propaganda aufhört

Die Antwort ist simpel: gar nicht. Denn Propaganda kennt keine Moral, keine Verantwortung, keine Empathie und kein Erbarmen. Liest man sich die (noch) auf der Wikipedia vorhandene Definition durch, kann das kaum überraschen:

Propaganda (von lateinisch propagare‚ weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten) bezeichnet in seiner modernen Bedeutung die zielgerichteten Versuche, politische Meinungen oder öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und das Verhalten in eine vom Propagandisten oder Herrscher erwünschte Richtung zu steuern. Die verschiedenen Seiten einer Thematik nicht darzulegen sowie die Vermischung von Information und Meinung charakterisieren dabei die Propagandatechniken. Dies steht im Gegensatz zu pluralistischen und kritischen Sichtweisen, welche durch unterschiedliche Erfahrungen, Beobachtungen und Bewertungen sowie einen rationalen Diskurs geformt werden.

Lässt man das kurz sacken, kann man nur zum Schluss kommen, dass Kinder die mit Abstand besten Opfer von Propaganda sind. Sie lassen sich einfach lenken, man kann ihnen schnell Angst machen und das Gefühl der Verantwortung für schlimme Dinge – nennen wir es einmal – „einimpfen“.

In der Schule gibt es kein Fach namens „Corona“, in dem über die unzähligen unterschiedlichen Aspekte des Themas aufgeklärt wird (zumindest ist dem Autor das nicht bekannt). Was den Erwachsenen nicht zur Verfügung steht, soll auch den Kindern nicht erlaubt werden. Und so bekommen die Kinder ihre Informationen zu Corona in der Hauptsache von ihrem nahen sozialen Umfeld, also den Eltern, der Verwandtschaft, wahrscheinlich Freunden … die ihrerseits die Informationen ebenfalls aus diesen Kreisen erhalten.

Man kann davon ausgehen, dass die meisten Kinder also im Wesentlichen von dem beeinflusst werden, was auch ihre Eltern beeinflusst. Das ist an sich nicht ungewöhnlich, so war es immer schon, und erst wenn die Pubertät einsetzt, entwickeln Kinder die Möglichkeit (und setzen sie durch), sich einen eigenen Blick auf die Welt anzueignen (was freilich weniger amüsant ist als es klingen mag, viele Eltern werden davon ein Lied singen können).

Nun ist die gesellschaftliche Situation aber die, dass wir alle der Propaganda ausgesetzt sind. Selbst, wer ein intimer Freund der deutschen Corona-Politik ist, wird kaum widersprechen können, wenn man unterstellt, dass der Facettenreichtum des Themas Corona oder Impfung nicht einmal ansatzweise berücksichtigt wird. Vielmehr haben sich Politik, Medien und beauftragte Wissenschaftler auf eine Erzählung geeinigt, die nicht angetastet werden darf. Wer es dennoch tut, läuft Gefahr, öffentlich angeprangert, bloßgestellt oder sogar existenziell bedroht zu werden. Auch das Vokabular (Covidioten, Tyrannei der Ungeimpften, Pandemie der Ungeimpften, Corona-Leugner, Impfgegner und vieles mehr) spricht eine klare Sprache. Wer von der allgemein konstruierten und akzeptierten Ansicht abweicht, muss Schlimmes befürchten. Was wir erleben, kann also bei Einbeziehung der oben zitierten Definition nur als Propaganda bezeichnet werden.

Wer nicht fragen kann, bleibt dumm

Kommen wir zurück zur Sesamstraße.

Der US-amerikanische Sender CNN hantiert nicht das erste Mal mit fiktiven Figuren, die bei Kindern gut ankommen.

Er nutzte bereits Muppets-Figuren, um den Rassismus zu thematisieren, nun war die Sesamstraße dran. Jetzt, kurz nachdem in den USA Impfstoffe für Kinder zwischen fünf und 11 Jahren zugelassen wurden, nutzte der Sender die Gunst der Stunde und setzte zu einem großen Propagandaschlag an.

Übersetzt sagt „Big Bird“ (in Deutschland als „Bibo“ bekannt):

Ich habe heute die COVID-19-Impfung bekommen! Mein Flügel tut ein wenig weh, aber es wird meinem Körper einen zusätzlichen Schutzschub geben, der mich und andere gesund hält.

Und außerdem:

Frau @EricaRHill sagte sogar, dass ich Impfstoffe bekomme, seit ich ein kleiner Vogel war. Ich hatte keine Ahnung!

Schlimmer wäre die Propaganda wohl nur, wenn in den ohnehin schon zutiefst verstörenden Werbepausen im Kinderprogramm ein Spot von Pfizer gesendet wird, der anpreist, wie „cool“ das Impfen ist.

Kein Wort darüber, ob es mit „dem Flügel“ von Bibo vielleicht doch noch andere Probleme geben kann, keine Silbe darüber, dass eine Corona-Impfung für Kinder in den meisten aller Fälle überflüssig ist. Stattdessen unterstützen vermeintliche Vertrauenspersonen die Sendung, um zu unterstreichen, wie harmlos und völlig normal und alltäglich doch die Impfung gegen Corona ist.

Der Gipfel der Propaganda ist Bibos Hinweis darauf, dass er offenbar schon seit langer Zeit geimpft wird, also seitdem er noch ein ganz kleiner Vogel war. Er aber weiß davon nichts, was wohl als Beleg dienen soll, die Harmlosigkeit der Impfung zu unterstreichen.

Kinder, wollt Ihr ewig lernen?

Kinder sind nicht nur Opfer der Maßnahmenpolitik, sie sind auch Opfer der Propaganda, da sie mehr noch als Erwachsene nur eingeschränkte Möglichkeiten haben, sich unabhängig zu informieren. Sie erleben zudem oft nicht nur Druck von staatlichen Institutionen wie Schulen oder Kindergärten (selbst wenn die privatisiert wurden), sondern stecken in der Klemme, wenn sie ihre Eltern befragen oder im Elternhaus Gedanken äußern, die nicht erwünscht sind.

Bekanntlich sind in der Corona-Krise viele Freundschaften, Beziehungen, sogar ganze Familien zerbrochen, weil die Konflikte über Corona früher oder später so gravierende Ausmaße angenommen haben, dass eine Versöhnung nicht mehr möglich war. Das ist schon schlimm genug, aber Erwachsene haben in aller Regel die Möglichkeit, sich ihren Umgang auszusuchen. Sie können also auf Schlichtung setzen oder sich bewusst dafür entscheiden, einen Schlussstrich zu ziehen.

Kinder dagegen befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis, das derlei Entscheidungen faktisch nicht zulässt. Sie sind auch deutlich stärker von einer gewissen Harmonie abhängig und tun vieles dafür, dass diese erhalten bleibt oder wieder zurückkehrt. Das macht sie zu noch zerbrechlicheren Wesen, als sie ohnehin schon sind.

Zudem – machen wir uns nichts vor – sitzen viele Kinder stundenlang vor dem Fernseher, oft auch alleine, weil die Eltern arbeiten müssen oder die Notwendigkeit der Anwesenheit vor dem TV-Gerät nicht sehen. Oder weil sie so eben einfach Ruhe geben. Es gibt zahlreiche Gründe dafür, dass Kinder ohne Aufsicht vor dem Fernsehgerät sitzen. Und somit ausreichend Gelegenheiten, sie dieser Art der Propaganda auszusetzen.

Ebenfalls wichtig in diesem Zusammenhang ist die Bedeutung der Sesamstraße für Kinder. Dieses Format wird als vertrauenswürdig wahrgenommen, begleitet Kinder oft schon viele Jahre und war stets unverdächtig, schädlich zu sein. Darüber machen sich eher die Eltern als die Kinder Gedanken, aber auch sie laufen Gefahr, einer Propaganda auf den Leim zu gehen, weil sie von einem vermeintlich der Propaganda unverdächtigen Format stammt.

Die übelste Form der Propaganda ist Propaganda bei Kindern

Es geht bei dem, was jetzt folgt, nicht um eine Gleichsetzung, sondern um einen Vergleich. Der Unterschied ist essentiell, denn ein Vergleich dient der Hervorhebung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden, er setzt also nicht gleich, sondern betrachtet unterschiedliche Aspekte, um zu seinen Schlüssen zu gelangen. Eine Gleichsetzung dagegen räumt zwei Situationen die gleiche Bedeutung ein, hebt sie auf eine gemeinsame Ebene und fokussiert sich auf die Gemeinsamkeiten.

Wenn wir jetzt Kindersoldaten mit Kindern vergleichen, die der Propaganda von CNN bzw. der Sesamstraße erliegen, kann und darf das keine Gleichsetzung sein. Das Schicksal von Kindersoldaten ist ungleich schlimmer, denn es geht darum, skrupellos auf Menschen zu schießen bzw. die Skrupel durch Gehirnwäsche, Gewalt und Erpressung zu eliminieren. Es gibt wohl kaum Kinder mit stärkeren und länger wirkenden Traumata als Kindersoldaten.

Aber – und damit sind wir bei der Gemeinsamkeit, die es neben den Unterschieden herauszuarbeiten gilt – die massive Beeinflussung von „CNN-Kindern“ und Kindersoldaten ist nicht zu leugnen. Beide haben wenig Möglichkeiten, sich der Manipulation zu entziehen, und wenn doch, dann am ehesten, wenn sie Hilfe von außen bekommen. Ohne diese sind sie der Manipulation hilflos ausgeliefert.

Man muss bei der Propaganda des Senders CNN davon ausgehen, dass er darauf setzt, ausreichend Kinder zu erreichen, denen nicht die Möglichkeit gegeben ist, auf diese Form der Manipulation durch helfende Gespräche mit Bezugspersonen zu reagieren. Selbst, wenn das nur eine kleine Gruppe sein sollte (was vermutlich nicht der Fall ist), greift das Prinzip der Propaganda hier effektiv und nachhaltig.

Der ursprüngliche Liedtext der Musik der Sesamstraße war so schlicht wie genial:

Der, die, das.
Wer, wie, was.
Wieso weshalb warum?
Wer nicht fragt, bleibt dumm.
1.000 Tolle Sachen, die gibt es überall zu sehen.
Manchmal muss man fragen, um sie zu verstehen.

Doch wir befinden uns in einer Ära, in der das Stellen von Fragen inzwischen einem Frevel gleichkommt. Es steht für Unvernunft, Uneinsichtigkeit, Leugnung (von was auch immer) und wird sogar mit Aspekten assoziiert, die meist überhaupt keinen Sinn ergeben (etwa Antisemitismus o. ä.). Und so ist es kein Wunder, wenn Erwachsene als Leugner oder Schlimmeres bezeichnet werden, sobald sie die (falschen) Fragen stellen. Kinder sind dann im Gegenzug unerzogen, frech oder aufrührerisch, wenn sie sich anmaßen, Fragen zu stellen.

Wer nicht fragt, bleibt dumm. Was früher eine Empfehlung für Kinder war, sich nicht einfach mit allem zufrieden zu geben, sondern Dinge zu hinterfragen, um daraus zu lernen, hat sich gewandelt in:

Wer nicht fragt, bleibt dumm. Und genauso soll es sein.

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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