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Der Politikchronist: Links oder rechts?

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Unser Gastautor Jochen Mitschka informiert über den gemeinnützigen Verein »Der Politikchronist« – ein Projekt, das unter anderem entschleunigen möchte und auf Papier statt auf Pixel setzt.

Seit der Gründung des gemeinnützigen Vereins »Der Politikchronist« mag sich mancher die Frage gestellt haben, wie er diese Organisation denn verorten sollte. Und tatsächlich ist das nicht einfach. Der Verein mag sich bewusst nicht in eine Schublade schieben lassen, denn genau das Gegenteil ist Teil des Programms. Es ist zwar nur eine von mehreren Aufgaben, die sich der Verein gesetzt hat, aber die Überwindung der Spaltung und Polarisierung der Gesellschaft gehört dazu. Deshalb regt er an, dass Autoren gegensätzlicher Meinungen, diese in einem Briewechsel diskutieren, woraus am Ende Bücher entstehen sollen.

Briefwechsel sind Relikte einer vergangenen Zeit, ebenso wie gedruckte Bücher. Aber gerade deswegen gewinnen sie wieder ein besonderes Interesse bei durch Reizüberflutung genervten modernen Menschen. Aber sie können auch wichtige Transporteure von komprimierten virtuellen Daten sein, und dadurch diese zu einem quasi unvergänglichen Teil der Weltgeschichte machen, um es etwas geschwollen auszudrücken. Und so sind Zusammenfassungen von Beiträgen in virtuellen Medien durchaus auch Ideen, die vom Verein verfolgt werden.

Das wichtigste in der Motivation der über 20 Mitglieder und ehrenamtlichen Helfern, die derzeit noch nicht einmal eine Aufwandsentschädigung wie Übungsleiter eines gemeinnützigen Sportvereins erhalten, ist aber, Wissen, Informationen, Medien, zu Allgemeingut zu machen. Nicht nur, indem fremdsprachige Beiträge, die sonst nur für eine bestimmte Schicht der Gesellschaft zur Verfügung stehen, übersetzt und verbreitet werden, sondern auch, in dem möglichst viele Beiträge unter einer CC-Lizenz bereit gestellt werden. D.h. dass diese Medien für nicht auf Profit ausgerichtete Zwecke kopiert und weiter gegeben werden können.

Zu der Frage, ob er »Links« oder »Rechts« wäre, kann der Verein darauf hinweisen, dass er weder von einem Großspender, noch der Regierung, und auch nicht »von Soros« unterstützt wird. Es handelt sich um eine reine Graswurzelbewegung, die alleine durch die Leser und Förderer finanziert wird. Daher wird natürlich die Weltsicht durch die des normalen, nicht privilegierten Menschen bestimmt. So ist die Mehrzahl der Helfer derzeit eher regierungskritisch eingestellt, aber viele sind auch nicht begeistert von so genannten Alternativen. Was sie aber weitgehend vereint ist die Bereitschaft mit allen Teilen der Gesellschaft zu reden. Mit dieser Bereitschaft macht sich der Verein für einige so genannte Linke zur »Querfront«, mit der man nicht reden darf, während er für einige so genannte Rechte, welche jede Diskussion über linke Positionen ablehnen, zum Feind wird. Wo also soll man ihn denn dann einordnen? Vielleicht hilft es, sich die Aufgaben anzuschauen, die der Verein für sich gefunden hat.

Über fremdsprachliche Texte ins Deutsche zu bringen und Wissen erschwinglich oder sogar zu freiem Allgemeingut zu machen, wurde schon berichtet. Ebenso darüber, dass Extrakte aus virtuellen Medien in Buchform überführt werden sollen. Nachdem die öffentlich-rechtlichen Medien unter starke Kritik gerieten, weil sie die ursprüngliche Aufgabe, ein pluralistischer Spiegel der Meinungen zu sein, nicht mehr erfüllen, wird diese Funktion immer stärker durch so genannte »Alternative Medien« erfüllt. Diese wiederum werden in YouTube und den sozialen Medien zunehmend zensiert und gelöscht, durch die Suchmaschinen benachteiligt. Deshalb wendet sich der Verein auch an Autoren in diesem Umfeld, welche einen Beitrag zur gesellschaftlichen Diskussion leisten wollen, aber dabei aus kommerziellen oder ideologischen Gründen keine Verbreitung finden.

Wenn man die Aufgaben betrachtet, die sich der Verein gegeben hat, könnte man zu der Auffassung kommen, dass er weder Rechts noch Links ist, sondern eine Agenda verfolgt, welche gegen das Beherrschen durch »teile und herrsche« gerichtet ist.

Gastautor
Gastautorhttps://staging.neulandrebellen.de/
Der Inhalt dieser Veröffentlichung spiegelt nicht unbedingt die Meinung der neulandrebellen wider. Die Redaktion bedankt sich beim Gastautor für das Überlassen des Textes.

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