Ein Listenkandidat der Hamburger Linken vergleicht bei Twitter den Klimawandel mit dem Holocaust. Unangemessene Vergleiche scheinen aber im Aufmerksamkeitswettbewerb in den Netzwerken ein Standard zu sein.
Der »Klimaholocaust«: Diese Formulierung sorgte zu Recht für Empörung in den Netzwerken. Ein junger Mann, der auf der Liste der Hamburger Linken stand, hat ihn begrifflich ins Spiel gebracht. Keine Frage, diese Ausdrucksweise ist ziemlich geschichtsvergessen. Aber ich will an dieser Stelle gar nicht in die Empörung einstimmen. Das haben andere schon lange bestellt. Und Tom Radtke, so heißt der Jugendliche, hat ja nun auch viel Kritik einstecken müssen. Irgendwann muss es auch gut sein. Für ihn spricht außerdem seine Jugend – da darf man schon mal Fehler machen.
Zumal der 18-Jährige ja in einer Gesellschaft sozialisiert wurde, in der es sozusagen zum ganz normalen Alltag gehört, auf sich aufmerksam zu machen. Wenn notwendig mit fast allen Mitteln. Übertreibungen und unangemessene Vergleiche gehören zum Repertoire dieser effektheischenden Haltung. Wie will man denn sonst bei Facebook oder Instagram bestehen? Man muss auffallen, will man von Aufmerksamkeitsvolumen etwas abbekommen. Mit so einem griffigen Wortkonstrukt wie jenem vom Radtke klappt das allemal.