Keiner bedient hierzulande Twitter so telegen wie Heiko Maas und sein Team. Aber auch andere Politiker ziehen mit. Wieso muss man Funktionen abgeben, wenn man ein politisches Amt antritt, nicht aber seine Accounts?
Heiko Maas ist der vielleicht bei Twitter aktivste hochrangige Politiker im Lande. Nicht, dass er die Plattform zur informativen Unterlegung seiner ministeriellen Tätigkeit gebrauchte. Das kommt nur relativ selten vor. Nein, er stellt sich, seine Vorstellungen, seine Gesinnung und seine Performance zur Schau. Dabei steht ihm hilfreich ein Team zur Seite. Es rückt Maas als standhaften, prinzipienhaften Recken in Szene. Als jemanden mit Herz und Verstand, immer bereit, zu fast allen Themen ein Statement abzusondern. Er formt mit seinen Händen ein Herz oder kokettiert neckisch und nicht minder eitel mit der Kamera: Immer auf der Jagd nach Retweets und Herzchen der Anerkennung.
Der Außenminister ist der erste richtige Netzwerker im Land. Kein solcher freilich, wie man sie ursprünglich aus der Politik kannte; als Charaktere nämlich, die Beziehungen aufbauen und sich innerhalb und außerhalb ihrer Partei verlinken und eben vernetzen konnten. Nein, er ist ein moderner Netzwerker, was heiß, dass er die Netzwerke, im Sprachgebrauch auch oft die sozialen Netzwerke genannt, zu bedienen weiß. Hierfür sind andere Qualitäten gefragt als jene, die man als antiquierter Netzwerker brauchte. Es zählen Selbstdarstellung, Narzissmus und Gefälligkeit – und nicht etwa Offenheit und die Fähigkeit, auch anderen zuhören zu können.