Über Nahles‘ letzte Sätze hat kaum jemand ein Wort verloren. Dabei steckt in ihnen das große Dilemma unserer Zeit. Die »gute Zusammenarbeit« zwischen Politik und Medien lässt zweifeln, ob die Presse noch als vierte Gewalt wirkt.
Viel wurde nach dem Abgang von Andrea Nahles gesagt. Fast jede Schattierung ausgeleuchtet. Ob nun der Umstand, wie respektlos Politiker untereinander umgehen (und um wieviel respektloser Politiker mit Politikerinnen umgehen) oder das, was die ehemalige Vorsitzende echt oder bloß gefühlt verbockt hat: Alles kam zur Sprache. Oder sagen wir mal: Fast alles. Denn ihren letzten Auftritt, diese kurze Szene, wo sie aus dem Willy-Brandt-Haus kommt, ein bisschen verkniffen und gewohnt verunsichert, sich vor Mikrofone positioniert und sich auch bei den Journalisten verabschiedete, für die gute Zusammenarbeit dankte, fungierte nur als kurze Randnotiz.
Dabei steckt in diesem letzten Statement die Crux unserer politischen Landschaft, die ganze Misere des politisch-journalistischen Komplexes – speziell in Berlin, in diesem Mikrokuschelkosmos, in dem Parteien und Medien, Medien und Parteien, nicht immer säuberlich getrennt voneinander arbeiten. Ich kann mich ja täuschen und viele junge Menschen wissen das vielleicht auch gar nicht mehr: Aber eine gute Zusammenarbeit zwischen diesen beiden Welten ist gar nicht vorgesehen. Ja, auch gar nicht nötig, um mit der Demokratie im Einklang zu sein. Ganz im Gegenteil eigentlich.