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Hamburg

Her mit der Extremistendatei … und alles wird gut

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Das ging fix. In Hamburg riecht es noch nach Rauch, da hören wir die ersten Forderungen nach einer „Extremistendatei“, extra für Linke, versteht sich. Für Rechte gibt es ja auch schon eine, die, wie wir zum Beispiel am Wirken des NSU sehen können, Erstaunliches bewirkt hat. Oder auch nicht.

Nun also eine Datei für Linke. Und die „Rote Flora“ soll (mal wieder) auch gleich dichtgemacht werden. Es sind die immer gleichen Reflexe der immer gleichen Chronologie:

1. Alles ist ruhig, geht seinen geregelten Gang.
2. Es passiert etwas, Gewalt auf einer Demonstration, ein Amoklauf, ein Selbstmordanschlag.
3. Es werden strengere Gesetze, mehr Überwachung, mehr Kontrolle gefordert. Noch mehr, muss man sagen, denn im Grunde haben wir ja schon mehr als genug davon.

Nun könnte man sagen, derlei Reflexe seien purer Aktionismus, der letztlich nur die Hilflosigkeit der Verantwortlichen zum Ausdruck bringt. Aber so einfach ist es nicht, denn im Falle des G20-Gipfels hätte das, was passiert ist, ja verhindert werden können, indem man einen anderen Austragungsort gewählt hätte. Jetzt kann der Rechthaber darauf pochen, dass man sich bei der Wahl des Ortes für den Gipfel doch nicht von möglichen Ausschreitungen in die Knie hätte zwingen lassen dürfen. Aber darum geht es nicht. Es geht um Augenmaß. Kein vernünftiger Menschen würde beispielsweise die Fans von Dortmund zusammen in einen Block mit denen von Schalke stellen. Weil man weiß, das würde nie und nimmer gutgehen. Dass der G20-Gipfel im Schanzenviertel nicht gutgehen würde, war auch jedem klar.

Warum also ausgerechnet Hamburg? Weil die Stadt so schön ist, die Messehallen so praktisch sind oder das Schanzenviertel so idyllisch? Wohl kaum.

Und so schließt sich der Kreis, und man muss kein Genie sein, um die Motivation dahinter zu erkennen. Hier werden neue Überwachungsmaßnahmen eingeleitet, deren Ursprung der Idee entspringt, den G20 in Hamburg stattfinden zu lassen.

Vielleicht lässt sich ja dann in Zukunft verlässlich ermitteln, wer hinter jeder einzelnen Vermummung gesteckt hat. Wobei unklar ist, ob diejenigen, die jetzt nach einer Extremistendatei schreien, nicht womöglich überrascht wären, wer tatsächlich für die Plünderungen und Brandstiftungen verantwortlich war. Ich hab‘ nämlich mal irgendwo gelesen, dass nicht nur Linke sich zuweilen vermummen.
Man weiß so wenig, aber das wird sich ja ein weiteres Mal demnächst ändern.  [InfoBox]

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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