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Trump und die verdrehte Welt der „heute show“

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Sie legt den Finger in die Wunde, und wenn das eine oder andere Lachen im Hals stecken bleibt, dürfte das Ziel der „heute show“ erreicht sein. Das klappt mal besser, mal weniger gut. Desaströs gescheitert sind Oliver Welke und sei Team jedoch am 3. Februar 2017.

Da ging es um die Amerikaner, so ganz allgemein. Und – na, wer hätte das gedacht! – um Donald Trump, diesen Präsidenten, der morgens wahrscheinlich ganz aufgeregt aufwacht und sich neugierig fragt: „Was mag ich heute im Laufe des Tages denn bloß wieder von mir geben?
Darum soll es aber jetzt nicht gehen, sondern um die Art und Weise der Herleitungen von Zusammenhängen, die die „heute show“ Anfang Februar produziert hat.

Es ging los mit dem unsäglichen Einreisestopp Trumps, das verschiedene muslimische Länder betrifft. Für Welke – nicht überraschend – geht das gar nicht, er meint, nun sei „die ganze Idee Amerika wirklich offiziell tot.“ Und Welke weiter (an dieser Stelle wird es dann schon interessant): „Man muss sich das mal vorstellen, die USA gründen mit ihren Bomben im Nahen Osten quasi den IS und weigern sich jetzt, den Opfern dieser Politik zu helfen. Aber, wer weiß, vielleicht liegt‘s auch daran, dass der Donald einfach wahnsinnig gern Sachen unterschreibt.
Ein kurzer Auszug aus einer Trump-Rede macht den Gag dann perfekt. Er sagt, die Welt sei in Schwierigkeiten, und jetzt müsse sie repariert werden. Aber er bekomme das schon hin, denn Sachen zu reparieren, das sei sein Job. Dazu merkt Welke an: „Natürlich! Er repariert Sachen … die er vorher kaputt gemacht hat.
Und da verlässt die „heute show“ dann endgültig die Welt der Logik.

Es ist ja verständlich, dass weder die satirische noch die nicht-satirische Fraktion der Öffentlichkeit Trump richtig einzuordnen vermag (worüber sich auch mein geschätzter Kollege Roberto De Lapuente so seine Gedanken macht). Er sagt Dinge, die Rechte wie Linke zuweilen sogar gleichzeitig in Verzückung und Entrüstung versetzen. Mal will er Entspannung mit Russland, dann nennt er Putin „durch die Blume“ einen Mörder, wenn auch einen, der mit den Amerikanern in bester Gesellschaft sei. In Sachen Mexiko ist Trump „Bob der Baumeister“, Deutschland wirft er eine verheerende Wirtschaftspolitik vor, und und und.

Aber zurück zur „heute show“. Die hat es sich dann doch zu einfach gemacht. Schon bemerkenswert, dass Oliver Welke sich tatsächlich vor die Kameras setzt und behauptet, die USA hätten den IS faktisch begründet. Damit hat er recht, ohne Zweifel. Allerdings kann ich mich nicht erinnern, dass er das einmal gesagt hat, als Obama noch Präsident war. Hätte er mal machen sollen, denn Obama und seine Vorgänger sind dafür verantwortlich, dass der IS so stark werden konnte. Um im Welke-Bild zu bleiben: Die „ganze Idee Amerika“ ist nicht erst seit Trump kaputt, sondern schon sehr, sehr viel länger. Und die Verantwortung tragen Leute wie Obama, Bush und andere. Und – so viel Zeit muss sein – die durchgefallene Präsidentschaftsanwärterin Hillary Clinton. Das mag für Welke & Co. vor der US-Wahl nicht schön gewesen sein, danach sowieso nicht. Aber es ändert nichts an der Sachlage.

Nichts gegen einen gepflegte Spitze gegen Trump, sie darf auch gern scharf sein und wehtun, dafür ist Satire schließlich da. Aber ein wenig Orientierung an den Fakten täte gut dabei. Das kann „die Anstalt“ doch auch, Herr Welke.

Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock
Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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