Ende der Siebziger berichtete eine schwedische Delegation bei ihrer Rückkehr, dass Pol Pots Kambodscha ein rundherum tolles Land sei – die »Killing Fields« sahen sie wohl nicht. Ein Lehrstück auch für heute.
Pol Pot war kein schlechter Despot — heißt das, er war gar keiner? Als er 1975 mit seinen Roten Khmer die Macht in Kambodscha übernahm, hatte sein Land eine schlimme Geschichte hinter sich. Große Teile des Landes waren seit drei Jahren in der Hand des Generals Lon Nol: Der hatte geputscht und involvierte die Republik Khmer, wie er seinen Herrschaftsbereich seit seiner Machtübernahme nannte, in den Krieg, gegen das benachbarte und ins Land fallende Nordvietnam. Weite Teile des Landes wurden zudem von den US-Flugkräften bombardiert. Lon Nol akzeptierte diese mörderische Politik, er biederte sich bei Washington an: Das sollte seine Macht sichern.
1975 befürwortete die Mehrheit der Kambodschaner einen Machtwechsel. Die Roten Khmer marschierten in Phnom Penh ein und regelten ab jetzt die Belange des Landes. Dabei gingen sie skrupellos vor, wie wir heute beweisen können. Sie ließen die Städte leeren, enteigneten alle Bürger, ließen sie hart in der Landwirtschaft arbeiten; Zuwiderhandlungen wurden mit Hinrichtung geahndet. Der Vorwurf des »Steinzeitkommunismus« ging um. Aber für viele im Westen war Pol Pot, Staatschef des Demokratischen Kampuchea, wie das Land nun hieß, ein Hoffnungsträger: Denn er hatte seinem Volk die Würde zurückgegeben.