Es gibt immer mehr Impfschäden: Sollte die Presse nicht aktiver davon berichten? Ganz egal, es spielt keine Rolle: Die Aufklärung ist tot, egal was man auch berichtet, es macht keinen Unterschied.
Einige Woche, bevor die schlimmste Seuche seit Menschengedenken ihren Lauf nahm, machte ich mir an dieser Stelle Gedanken um die Aufklärung. Besser gesagt darüber, dass sie eigentlich vorbei sei. Aufhänger war damals Amazon Echo, die Abhörwanze für jedermann, die liebevoll Sprachassistent genannt wird. Amazon Echo hat sich damals gut verkauft – vermutlich tut es das noch immer, wenn auch (abhör-)technisch ausgereifter. Die damalige Berichterstattung, wonach der Konzern die Leute aus Marketinggründen abhöre, habe zu guter Letzt gar nichts gebracht, denn immer mehr Kunden stellen sich so einen Mini-Kubus ins Wohnzimmer. Dieser Umstand sei mal wieder ernüchternd – denn: Aufklärung wirkt nicht (mehr).
Damals hatte ich noch gar nicht die Seuche auf dem Plan. Die hat Amazon noch gestärkt, für viele mag sich so ein »Sprachassistent« in Zeiten der Abschottung als praktisches Gegenüber erwiesen haben, ganz nach dem Motto: Wenn ich mit keinem mehr reden kann, Echo ist da, hört mir zu, antwortet adäquat, ist nicht ansteckend und bestellt mir automatisch ein Päckchen FFP2-Masken. Hört Amazon mit? Vielleicht! Aber jeder Nutzen hat seinen Preis …
Nichts, wirklich nichts bringt die Menschen in Wallung
In jenem Text brachte ich vielleicht eine etwas krude Parabel an. Eine, die ich in Gesprächen mit Freunden schon vorher auftischte. Sie ging so: Wenn heute herauskäme, dass die Server von Facebook, Twitter, Instagram oder was auch immer es an sozialen Hetzwerken gibt, mit dem Blut von Kindern gekühlt würden, etwa weil man herausgefunden habe, dass Kinderblut eine besonders gute Kühlwirkung aufweist – oder aber, wenn aufgedeckt würde, dass menschliche Körper in Salzlake eingelegt werden, ein bisschen so wie im Film Matrix von den Wachowskis, um aus jenen Körpern die Energie zu ziehen, um die Server dieser medialen Ausschnittsdienste zu versorgen: Was würde passieren?
Vermutlich spekuliert der geneigte Leser, dass ich darauf hinauswill, dass eben nichts passieren würde, keine Empörung zu vernehmen wäre. Aber genau so sehe ich es nicht. Natürlich würde es einen Aufschrei geben, stilsicher mit Hashtag selbstverständlich. Die Leute würde laut werden: Bei Facebook, bei Twitter, bei Instagram. Und erst, wenn man das Thema drei Tage hochgekocht hat, erlahmte die Empörung und die Kinder würden weiter angezapft oder die Körper lägen weiterhin in der Suppe. Am vierten Tag aber fände sich schon wieder etwas Neues: Ein Beamter etwa, der in seinen Anschreiben nicht gendert.
Man nenne mich gerne einen Kulturpessimisten – wenn es Euch und Ihnen das einfacher macht, den Glauben nicht zu verlieren, genehmige ich dieses Vorurteil zu meiner Person ohne Umschweife. Was ich aber eigentlich sagen will: Es gibt in dieser Welt keinen Skandal mehr, der das Potenzial hat, zu einem großen Zerwürfnis zwischen uns, der Bevölkerung und ihnen, den Herrschenden und Funktionären, zu führen. Dieser Ansicht war ich schon vor der biblischen Seuche der letzten Jahre. Dann kam sie und der katastrophal-menschenverachtende Umgang damit über uns, dann kamen die Seuchengewinnler und Placeboproduzenten, die es geschafft haben, ihr Zeug fast zu einer Verpflichtung zu machen, obgleich damals schon klar war, dass damit etwas nicht stimmt: Und was geschah? Einige wenige protestierten. Die anderen zeigten ihnen den Scheibenwischer.
Wissen ist Macht?
Mittlerweile wissen wir ja sogar noch mehr. Die Nebenwirkungen sind nicht zu unterschätzen. Post-Vac allerorten. Todesfälle inklusive. Überraschende Todesfälle insgesamt haben sich gehäuft. Fast jeder kennt jemanden, der nach der Impfung gesundheitliche Schwierigkeiten bekommen oder Veränderungen wahrgenommen hat. Wir reden hier an sich von einem Skandal, der das Potenzial haben müsste, eine riesige Empörung und Wut zu entfachen: Ja, Umsturzpotenzial geradezu. Hätte man den Plot zur mRNA-Impfung in Zeiten vor Corona jemanden vorgelegt, mit allem was man heute weiß, die naive Analyse hätte ergeben: Das wird ein Gamechanger, denn das machen die Leute nicht mit, da gibt es Aufstände!
Wir wissen es heute besser. Ein alter Schlaumeier-Spruch ist, dass Wissen Macht sei. Unter Umständen mag das für den Einzelnen gelten. Wenn ich weiß, wie das Arbeitsrecht aussieht, macht mir mein Arbeitgeber nicht so leicht was vor. Aber was genau bringt Wissen denn heute für die Allgemeinheit ein? Das Internet bietet wie nie zuvor eine Abrufbarkeit fast allen möglichen Wissens: Sind wir so viel schlauer geworden? Hat das dazu geführt, dass wir die Macht an uns gerissen hätten? Was man feststellt ist, dass die, die wirklich gut informiert sind, recht schnell ohnmächtig werden – und nicht etwa mächtig.
Es scheint vollkommen egal zu sein, ob das Wissen auf der Straße liegt, in der Zeitung steht – was selten der Fall ist! – oder auf andere Wege offenbart wird: Es macht einfach keinen Unterschied. Naiverweise war man seit der Aufklärung auf den Trichter gekommen, dass ein sich bildender Mensch ein mündiger Mensch würde: Wer das gemeine Volk bildet, der macht es weniger leicht regier- und führbar. Bis zu einem gewissen Grade hat das sicherlich gestimmt. Die Massen des 19. Jahrhunderts waren viel schwieriger zu regieren, als jene des frühen 18. Jahrhunderts. Aber dann gab es irgendwo einen Knick. Eine Entwicklung, die so nicht vorgesehen war und in der das Leitmotiv, wonach Wissen Macht sei, nicht mehr griff.
Die Seuche war der endgültige Todesstoß der Aufklärung
Dass Wissen Macht sein kann: Das ist Folklore aus einer Zeit, da man an die Kraft der Ratio glaubte. Damals, als Diderot und Kollegen an ihrer Enzyklopädie werkelten: Seinerzeit ging man davon aus, dass die Vermittlung von Wissen den Menschen aus seiner Unmündigkeit führe – wer sich dann noch wie ein Bauer auf dem Schachfeld verhalte, sei selbstverschuldet unmündig: Denn dann läge ja alles auf dem Tisch, man müsse nur genau hingucken. Die Aufklärung lebte von diesem Anspruch, sie war der strikte Glaube an die Wissensmacht, ja an die Wissenschaft. Ein schöner Glaube. Aber er kam in die Welt, bevor es wirkmächtige Propaganda gab.
Heute ist der Glauben an die Aufklärung daher Romantik. Aufklärungsarbeit, die vielleicht auch ein bisschen was bewirkt, die steht doch schon lange im Museum. Wenn sie auf diesen Knopf drücken, wird irgendwo ein Mensch einen heftigen Stromschlag erhalten, Sie erhalten aber eine kleine finanzielle Entschädigung: Sollte ein aufgeklärter Mensch nicht wissen, was er unterlässt? Aber was wird getan? Natürlich: Es wird gedrückt – Wissen scheint bestenfalls Ohnmacht zu sein. Und genug Propagandisten helfen dabei, dass der Knopfdruck als alternativlos, als notwendig, ja als geradezu moralisch dringlich verbrämt wird.
Die Geschichte des 20. Jahrhunderts, so könnte man etwas vereinfachend festhalten, war eine Geschichte der Gegenaufklärung. Die Leitideen der Aufklärung hatten es schwer, als der Faschismus über Europa kam: Sie auszumerzen war ein nicht zu unterschlagendes Ziel jener Bewegung. Dann war jene Zeit vorbei, aber die Aufklärung geriet erst zögerlich, dann ernsthaft ins Fadenkreuz derer, die diese Werte nicht schätzen. Was wir erleben ist die Geschichte einer Resignation, man kann aufdecken, erklären und beleuchten – auf Französisch nennt sich die Aufklärung siècle des Lumières, also das Jahrhundert der Lichter – was man will und so laut man möchte: Es nützt nichts, selbst Kinderblut in der Kühlungsleitung würde akzeptiert. Nach Corona ist jedenfalls klar: Nie war der Anspruch des Aufdeckens und Vermittelns auf so verlorenen Posten wie in diesen Tagen. Diese Pandemie war der endgültige Todesstoß der Aufklärung.