In der Ukraine läuft es nicht gut für den Westen. Schlecht ausgerüstete Soldaten beschweren sich und verweigern den Dienst, Russland rückt vor. Selensky dagegen redet von der Rückeroberung des Donbass und der Krim bis Ende des Jahres. Die Anzeichen werden immer umfassender, die darauf hindeuten, dass die Ukraine in Auflösung begriffen ist. Anatolij Scharij, ein ukrainischer Journalist und Politiker, der im Exil in Spanien lebt, veröffentlichte zum aktuellen Stand der Dinge in der Ukraine einen Beitrag, in dem er die Geschehnisse der letzten Wochen zusammenfasst. Ich habe einen Tweet verfasst, in dem ich darauf hinweise. Dafür wurde ich massiv beschimpft.
Nun war die Botschaft für die deutschen Sofa-Generäle, die nach deutschem Medienkonsum den Endsieg der Ukraine über Russland für unausweichlich und unmittelbar bevorstehend halten, sicherlich keine gute. Ich kann die Wut verstehen. Die Ukraine und mit ihr der Westen verlieren diesen Krieg. Deutsche Medien und damit auch der gemeine deutsche Sofa-General werden vom Kiewer Regime zudem systematisch falsch informiert – man könnte auch sagen belogen. Um ein ganz offensichtliches Beispiel anzuführen: Als die Kämpfer, die sich auf dem Gelände von Azovstal verschanzt hatten, schließlich aufgaben, sprach Selensky von “Evakuierung”. Die deutschen Medien haben dieses Wort ungeprüft übernommen. Die Evakuierung bestand darin, dass die Kämpfer in Kriegsgefangenschaft gingen. Die “Evakuierung” war eine bedingungslose Kapitulation. Deutsche und westliche Medien haben dessen ungeachtet Selenskys Geschichte von der Evakuierung nachgeplappert.
Es gibt zudem immer mehr Berichte über verzweifelte ukrainische Einheiten, die den Dienst verweigern, weil sie schlecht ausgerüstet und ausgebildet sind. Anatolij Scharij zeigt in seinem Beitrag verdichtet auf all die Widersprüchlichkeiten die zwischen dem liegen, was die ukrainische Führung kommuniziert und dem, was tatsächlich an der Front passiert. Das Problem ist, er macht das in seiner Muttersprache. Er berichtet auf Russisch.
Deutsche Sofa-Generäle und die russische Sprache
Wenn aber der Deutsche in den letzten Jahren eines gelernt hat, dann ist es, dass alles Russische Propaganda, Desinformation, gelogen ist. Ein Beleg oder eine Quelle auf Russisch löst beim gut Hirn gewaschenen Deutschen daher auch nur Schmunzeln oder sogar Lachanfälle aus. Wie man überhaupt so blöd sein kann, auf die Idee zu kommen, dass jemand, der Russisch spricht zu so etwas wie Journalismus überhaupt fähig sein könnte, ist die Frage, die sich dem Konsumenten deutschen Journaillentums stellt. Der Russe hat nämlich gar keinen Journalismus, sondern nur Staatspropaganda. Von so etwas Hochwertigem wie unserem schönen deutschen Qualitätsjournalismus kann der Russe nur träumen.
Ich bekam also wieder einmal die gesamte deutsche Arroganz und Überheblichkeit ab. Der Russenhass prasselte auf mich ein. Ich hatte zum Beleg für eine Behauptung einen Beitrag in der falschen Sprache gewählt. Nun glaube ich nicht, dass die Mehrheit der deutschen Twitter-Generäle des Russischen mächtig sind. Aber statt Nachfragen und der Bitte um Hilfe beim Verstehen gab es nur Verächtlichmachung.
Faktenleugnung und Überraschungseffekte
Natürlich passiert das gerade überall in Deutschland. Die Russophobie grassiert. Auf Twitter ist dieses Phänomen des Hasses aber noch einmal wie in einem Brennglas verstärkt. Mit der geistigen Offenheit, russische Positionen und Argumente zur Kenntnis zu nehmen, zieht man auf Twitter die Russenhasser wie eine Schleimspur deutscher Blödheit hinter sich her.
Den deutschen Sofa- und Twittergenerälen wird ihre Arroganz und Überheblichkeit, ihr immer noch gefühltes Herrenmenschentum eine Überraschung bereiten. Der Westen verliert diesen Krieg und wird als Verlierer einen hohen Preis bezahlen. Wirtschaftlich wird Deutschland und die EU absteigen. Die Deutschen wird das gleich in mehrerer Hinsicht hart treffen. Vor allem aber wird die kollektive deutsche Psyche in eine tiefe Krise geraten. Wieder vom Russen besiegt, wieder auf der falschen Seite gestanden, wieder die eigene Geschichte wiederholt. Wieder den immergleichen, typisch deutschen Fehler gemacht: sich überhoben, sich überschätzt und die Kenntnisnahme von Realität und Fakten verweigert.
In Deutschland gibt es nach wie vor den Glauben, wenn man etwas ignoriert und leugnet, dann lässt es sich in seinen Auswirkungen auf die Realität begrenzen. Das ist falsch. Die Auswirkungen kommen dann nur scheinbar überraschend.
Es wäre dringend notwendig, den Austausch insbesondere mit Russland zu suchen, das Russische nicht abzuwerten, sondern als Ergänzung und Erweiterung des eigenen Horizonts zu betrachten. Hätten wir das schon früh beherzigt, hätte es diesen Konflikt gar nicht gegeben. Es ist dringend notwendig, dass Deutschland wieder zum aufgeklärten Denken zurückkehrt. Die Anzeichen dafür aber, dass dies tatsächlich passiert, die sucht man in Politik, Medien und vor allem auf Twitter vergebens.