Ein Kommentar.
Lange war ich nicht mehr so fassungslos wie im Moment. Das ist durchaus bemerkenswert, gab es doch seit über zwei Jahren mehr als genug Gründe für Fassungslosigkeit. Aber was derzeit an Kriegsgetrommel durchs Land tönt, ist an Zynismus und – man muss es so sagen – Dummheit nicht zu überbieten.
Wir alle hatten jetzt zwei Monate Zeit, uns ein Bild von der Lage in der Ukraine zu machen. Wobei das schon nicht stimmt, da so gut wie niemand von uns in dieser Zeit vor Ort war. Zeit hatten wir aber, um zu beobachten, wie die beteiligten Parteien – also Russland, die Ukraine, Europa und die USA – agieren.
Nach diesen Beobachtungen zum Schluss zu kommen, dass nur Waffenlieferungen (möglichst schwer sollen sie inzwischen auch sein) irgendetwas Positives bewirken würden, ist der Gipfel der Unverschämtheit. Oder eben – ich erwähnte es – Dummheit. Jeder hatte Möglichkeiten, die Eskalation in der Ukraine, die schon viele Jahre andauert, in Augenschein zu nehmen und sich ein differenziertes Bild zu machen. Und selbst, wenn man sich für eine der beiden Seiten entscheiden will, kommt man nicht drum herum zu erkennen, dass das bequeme Schwarz-Weiß-Bild einfach nicht funktioniert. Schon gar nicht, wenn uns die Aussagen aus der Ukraine unhinterfragt als reine Wahrheit und die aus Russland als ausschließliche Weltübernahmedrohung verkauft werden.
Wer nach zwei Monaten Kriegstreiberei, Einseitigkeit und Lügen noch immer der Meinung ist, man müsse jetzt die Ukraine mit Waffen überhäufen, hat gewissermaßen den Schuss nicht gehört. Wir sprechen hier von einem Krieg, der zu einem weltweiten Konflikt führen kann, oder, schlichter ausgedrückt: zum 3. Weltkrieg.
Wie um alles in der Welt soll das gerechtfertigt werden? Wie soll das in ein nachvollziehbares Verhältnis zu den Kriegen der USA, der NATO gesetzt werden, ohne sich des Wahnsinns oder – vielleicht erwähnte ich es – der Dummheit überführen lassen zu müssen? Wie schon bei Corona geht es um Verhältnismäßigkeit. Und die Ukraine mit all ihrer Korruption, ihren Oligarchen (zu denen auch Selenskyj gehört!) und ihren brutalen faschistischen Gruppen ist es schlicht nicht wert, für einen Weltkrieg als Argument zu dienen. Von den jahrelangen Angriffen auf die Volksrepubliken ganz zu schweigen.
Und ich sehe sie direkt vor mir, die Leser, die jetzt entrüstet krakeelen, dass meine Haltung zynisch gegenüber den unzähligen Opfern sei. Denen entgegne ich, dass es umgekehrt ist: Wer bereit ist, einen Krieg wie den in der Ukraine durch massive Waffenlieferungen zu unterstützen und so automatisch in die Länge zu ziehen, der nimmt weitere Opfer in Kauf.
Ihr wollt die Opfer schützen, verhindern, dass sich ihre Zahl erhöht? Dann setzt Euch für Gespräche ein, einer menschlichen Begabung, die teils unter-, teils aber auch überschätzt wird, wie uns Annalena Baerbock immer wieder ohne jede Diplomatie, rhetorisch spürbar eingeschränkt und intellektuell mit Minimalanforderungen ausgestattet unter Beweis stellt. Und vergesst die unsinnige Haltung, man dürfe mit Putin nicht verhandeln! Man darf nicht nur, man muss, weil alles andere kein Opferschutz ist, sondern die größte Selbstlüge, die in diesem Zusammenhang denkbar ist. Wer jetzt weiter auf Eskalation setzt, hat nichts Gutes im Sinn, sondern ein Interesse daran, den Krieg möglichst lange zu führen.
In diesem Zusammenhang stimmt das Schwarz-Weiß-Bild übrigens tatsächlich. Es gibt – wenn man wirklich den betroffenen Menschen helfen will – keine Alternative zu Verhandlungen und einer Einigung, mit der alle leben können. Das schließt die völlig ungeplanten, blinden und – da ist das Wort wieder – dummen Sanktionen mit ein, deren Auswirkungen nicht im Ansatz zu überblicken sind. Glaubt Ihr wirklich den absurden Modellrechnungen irgendwelcher kriegsgeiler Ökonomen, die posaunen, dass sei alles locker zu schaffen? Wenn ja, dann glaubt Ihr wahrscheinlich auch immer noch Lauterbach, wenn er in seiner mit Rotwein gefüllten Glaskugel Armeen von „Killervarianten“ des Coronavirus auf uns zukommen sieht.
Von Lauterbach erwarte ich keine Besserung, weil das, was er macht, Teil seiner Persönlichkeit ist, die die einen als eigenwillig, die anderen als komplett gestört, narzisstisch, psychopathisch und von Bergen aus Wahnsinn zerfressen bezeichnen. Aber jeder klar denkende Mensch, der nicht mit Symptomen dieser Art befallen ist, kann unmöglich zum Schluss kommen, dass eine weitere Eskalation eine gute Idee wäre.
Und bitte, bitte, vergesst doch endlich diese plumpe, oberflächliche Dämonisierung Putins. Natürlich ist der Mann ein Machtpolitiker, natürlich hat er Interessen, die er durchsetzen bzw. schützen will. Aber glaubt Ihr im Ernst, unsere westlichen Politiker würden aus lauter Menschlichkeit handeln, dass ihr Aktionismus vom sanften Duft von Frieden und Harmonie begleitet wird?
Das kann ich nicht glauben, denn das wäre – das muss man ja auch mal sagen dürfen – unfassbar dumm!