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Die bagatellisierte Diskriminierung

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Es gibt eigentlich keinen Grund, weswegen man sich für seine Nicht-Impfung rechtfertigen müsste. Es doch zu verlangen, ist verletzend, übergriffig und egozentrisch.

Neulich bei einem meiner Quartalstermine beim Facharzt. »Sind Sie geimpft, Herr De Lapuente?«, wollte der Mediziner von mir wissen. Ich verneinte. »Warum nicht?«, bohrte er nach. »Ich möchte das Thema nicht vertiefen, vielen Dank.« Neuer Versuch: »Warum nicht?« Ich wiederholte stur: »Ich möchte das Thema nicht vertiefen, vielen Dank.« Er klimperte auf der Tastatur, stierte in den Bildschirm. »Beim letzten Mal sagte Sie, Sie würden zunächst die Priorisierung abwarten, damit Sie mit Ihrer Lebensgefährtin zusammen geimpft werden können.« Das schien er abzulesen, er hat sich offenbar sehr genaue Notizen gemacht. Eine solche Genauigkeit gemachter Aussagen kommt eher bei der Polizei als im Gesundheitswesen vor.

Ich blieb bei meiner Aussage: »Ich möchte das Thema nicht vertiefen, vielen Dank.« Dieses sture Wiederholen habe ich von manchem Sportfunktionär gelernt, der auf jede Frage gleich mit »Kein Kommentar!« retourniert. Er gab es auf. Aber zurück blieb ein komisches Gefühl, eine Anklage im Raum, Bedrängung irgendwie. Das war übergriffig. Ein Mediziner kann mir eine Impfung anraten, argumentativ und sachlich – wenn ich das will. Aber mich löchern, meine Motive hinterfragen: Das geht zu weit.

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Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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