Die Mehrheit der Deutschen, so ließen es neulich Meinungsforscher mitteilen, sei jetzt doch für 2G. Na, wenn die Mehrheit es will, dann ist doch alles demokratisch legitimiert, oder?
Dass es nun doch eine Mehrheit von Bürgerinnen und Bürgern gibt, die sich für eine strikte Umsetzung von 2G ausspricht, also für den Zutritt nur von Geimpften und Genesenen bei Veranstaltungen oder im Restaurant, hat man der Öffentlichkeit neulich recht stolz präsentiert. Laut Meinungsforschungsinstitut Insa sollen 57 Prozent dafür sein – nur 33 Prozent der Befragten halten ein solches Vorgehen für falsch. Die Mehrheit der Befürworter sei sogar für eine verpflichtende und nicht nur für eine freiwillige, auf Hausrecht basierende Umsetzung.
Als guter Demokrat muss man da zurückstehen und die Mehrheit akzeptieren, oder? Wenn die Menschen mehrheitlich etwas fordern, ist das doch ein Signal, eine demokratische Kennzahl, die man nicht einfach ignorieren kann, stimmt’s? Jedenfalls suggerieren das Medien und News-Ticker, die uns immer wieder auf solche Umfragen mit – sagen wir mal – »überraschenden« Mehrheitsverhältnissen hinstoßen. Dass es in vielen Fällen nicht um Fragen geht, die durch die Mehrheit beantwortet werden können – und dass Umfragen eben nur das sind, nämlich lumpige Umfragen, darüber spricht im Medienbetrieb kaum noch jemand. Man nimmt die Demoskopie hin wie ein Naturgesetz ¬– und verwechselt sie, vermutlich weil fast namensgleich, mit der Demokratie.