Vorbemerkung: Ich muss darauf hinweisen, dass es sich bei diesem Text um Zynismus bzw. Satire handelt. Ich wollte das allgemeine Stimmungsbild von Politik und Medien widerspiegeln, und das in überspitzter Form. Nichts an diesem Text entspricht meiner persönlichen Meinung.
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Eine Krankheit geht um. Sie hat Namen und Adressen, und sie versteckt sich nicht einmal. Zumindest noch nicht. Aber wir müssen der Krankheit auf die Spur kommen, müssen sie isolieren, bekämpfen und letztlich vernichten.
Wir alle mussten große Opfer bringen. Gesundheitliche. Wirtschaftliche. Kulturelle. Psychologische. Globale. Aber das war es wert, denn heute ist unsere Gesellschaft wieder gesund. Fast gesund. Und die ganze Welt beginnt durchzuatmen. Millionen sind an Hunger gestorben oder werden daran sterben. Aber für uns ging es um Leben und Tod.
Wir mussten Prioritäten setzen, wir haben Prioritäten gesetzt, und wir waren erfolgreich.
Wir haben die Pandemie bekämpft. Und besiegt.
Aber jetzt geht eine andere Krankheit um: die Pandemie der Ungeimpften. Sie ist gefährlicher als das, was wir bislang kannten. Und wir tun uns schwer, sie in den Griff zu kriegen. Sie droht alles, was wir bisher erreicht haben, zunichtezumachen. Unseren Kampf, unsere Solidarität, unsere Opfer, all das scheint umsonst gewesen zu sein. Weil die Ungeimpften uns zu schaffen machen.
Sie haben Gesichter, Namen, Adressen, ja. Was sie nicht haben: Verantwortungsgefühl, ein Gewissen, Mitgefühl. Aber so ist das bei Krankheiten, sie nehmen keine Rücksicht, machen keine Pause und nutzen die Schwäche ihrer Opfer schamlos aus.
Die Ungeimpften sind keine Gruppe von Menschen, sie sind eine Gruppe von Krankheitserregern. Sie befallen uns, uns, die wir alles getan haben, um das Virus zu bekämpfen, um das es anfangs ging. Nun steht das auf dem Spiel. Wir haben – neben wenigen zu vernachlässigen Fehlern – alles richtig gemacht. Aber wir haben nicht mit diesem aggressiven Erreger gerechnet. Die Ungeimpften sind ansteckend, sie suchen menschliche Nähe, sie sind uneinsichtig, sie zweifeln an.
Wir gehen jetzt in die letzte Runde. Wir schützen alle, die geschützt werden wollen, wir haben allen ein Impfangebot gemacht. Darunter müssen jetzt die Kinder leiden, die bisher nicht oder nur eingeschränkt geimpft werden konnten oder durften. Die Jugendlichen, aber auch die Kleinkinder und die Säuglinge. Sie haben die größten Opfer gebracht in der Krise, als sie beschlossen haben, sich an die Regeln zu halten und nicht mehr zur Schule zu gehen. Als sie unserer Empfehlung nachgekommen sind, nur noch ausgewählte Freunde zu treffen. Sie haben es ausgehalten, als sie für den Tod ihrer Großeltern verantwortlich waren. Wenn sie allein in ihren Zimmern bleiben und allein essen mussten. Unsere Kinder waren einsichtig, verantwortungsvoll, und es hat noch niemandem geschadet, diese Eigenschaften in einer Krise zu zeigen.
Deshalb müssen wir die Kinder und die Jugendlichen und die Kleinkinder und die Säuglinge jetzt endlich schützen! Wir müssen ihnen die Impfung ermöglichen. Notfalls gegen den Willen ihrer Eltern. Die Impfung schützt, sie ist erforscht und nebenwirkungsfrei. Sie ist kostenlos und sie gibt uns die Freiheit zurück. Uns und unseren Kindern, denn Kinder brauchen Freiheit. Brauchen Bildung. Soziale Kontakte. Nähe. Feiern. Abenteuer. Bewegung.
Die Ungeimpften wollen unsere Kinder anstecken. Mit dem Virus und mit dem Erreger, den sie selbst in sich tragen. Viele dieser Krankheit sind Eltern, sie sind als Ungeimpfte und Eltern doppelt verantwortungslos.
Wir werden das nicht zulassen, haben Erfahrung in der effizienten Bekämpfung von Viren. Das Virus namens Impfverweigerer hat zahlreiche Nebenwirkungen, es frisst sich in den gesellschaftlichen Frieden hinein, gelangt von der Blutbahn direkt ins Hirn, wo es zu unkontrollierten Handlungen führt. Das erste Virus war gefährlich, aber nicht bösartig, es handelte seiner Natur entsprechend. Das Virus der Ungeimpften ist gefährlich, und es ist außerdem bösartig. Es ist also die größere Herausforderung.
Aber wir nehmen diese Herausforderung an!
Und wir kennen die richtige Behandlung der Krankheit mit dem Namen Ungeimpfte. Wir müssen sie isolieren, dauerhaft in Quarantäne bringen und sie rund um die Uhr überwachen. Es wäre unverantwortlich, diese Krankheit weiter arbeiten zu lassen, damit sie sich weiter ausbreiten kann. Arbeit ist ein wertvolles Gut, das nur von Gesunden erledigt werden kann und darf.
Und gerade im gesellschaftlichen Leben, wo es um Freizeit, psychischen Ausgleich, um Erholung, Kultur und Sport geht, gerade dort darf die Krankheit keinen Einzug erhalten. Wo Menschen sich in ihrer Freizeit treffen, werden sie schnell übermütig, unvorsichtig, sie achten nicht auf die Erreger, die sie anstecken, krankmachen und töten können.
Die Pandemie der Ungeimpften ist der letzte Kampf, den wir gewinnen müssen. Wenn wir keine Ungeimpften mehr haben, werden wir zur alten Normalität zurückkehren. Wir fürchten uns nicht vor der Krankheit namens Ungeimpfte, denn wir wissen, was zu tun ist.
Wir haben schon früh gesagt, dass wir das ursprüngliche Virus ausrotten müssen. Und wir sind auf einem guten Weg. Daher können wir nicht zulassen, dass uns die Ungeimpften an der Ausrottung des Virus’ hindern.
Am Ende bleiben die Gesunden und Vernünftigen übrig.
Sie werden ihr altes Leben zurückbekommen.
Lediglich ein paar neue Regeln kommen dazu.
Aber wir sorgen dafür, dass sie eingehalten werden.
Ohne Rücksicht auf Verluste.
Mit aller Gewalt.