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Nazis wie wir

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Heute hat Sie noch niemand als »Nazi« beschimpft? Sie sind froh darüber? Das sehen Sie falsch: Früher war der Begriff eine Beleidigung. Heute schwebt er irgendwo zwischen Belanglosigkeit – und Auszeichnung.

Da kam mir neulich bei Twitter mein dummer Gerechtigkeitssinn, meine demokratische Romantik in die Quere. Wie man nämlich mit Ken Jebsen umgeht, wie man ihn mundtot macht, ihm wichtige Säulen publizistischer Freiheiten vor der Nase wegblockiert, ihm somit Berufsverbot erteilt, wie man ihn vom Staatsschutz überwachen lässt und zu schlechter Letzt nun auch noch seine Plattform hackt: Richtig kann ich das alles einfach nicht finden. Und das ganz unabhängig davon, was man grundsätzlich über sein Wirken denkt.

In etwas verknappter Form habe ich das an einem Sonntag vor zwei Wochen bei Twitter gezwitschert. Danach erlebte ich meinen Shitstorm. Dass ein solches Vorgehen gegen Jebsen richtig und wichtig sei, glaubten fast alle, die meine Empörung nicht nachvollziehen konnten. Fast alle dieser Leute ordneten mich als Rechten ein, mindestens als rechtsoffen. Was anderes könne man von Nazis nicht erwarten, las man da. Mir war nicht bewusst, dass Nazis einem fairen, rechtsstaatlichen, einem liberalen Impuls folgten, so wie es die Absicht meiner Kritik am Umgang mit Ken Jebsen war. Sind wir dann aber nicht alle ein bisschen Nazi?

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Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente
Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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