Wie umgehen mit Verschwörungsidioten? Was tun mit Menschen, denen der gesunde Menschenverstand abhandengekommen ist? Unsere vier Tipps leisten Hilfe.
Dings hat einen wichtigen Artikel geschrieben. Dings hat keinen Nachnamen, im Grunde auch keinen Vornamen, aber er (oder sie) fühlte sich berufen, Familien Tipps zu geben. Und zwar solchen Familien, die Verschwörungstheoretiker in ihren Reihen haben. Wir wissen natürlich, dass es in Wahrheit überhaupt keine Verschwörungen gibt, und wer dennoch anderer Meinung ist, hat nicht nur den Schuss nicht gehört, sondern zeigt darüber hinaus ein hochgradig pathologisches Bild.
Man könnte die Tipps aber auch umformulieren und versuchen, Menschen zu helfen, die ihren gesunden Menschenverstand nicht an die Raute gehängt und dort verrotten lassen haben.
Tipp 1: Unbequemen Diskussionen nicht aus dem Weg gehen
Dings schreibt:
Ein erster Reflex bei unangenehmen Themen in der Familie oder bei Freunden ist, diesen aus dem Weg zu gehen. Beim Thema Corona sei das jedoch der falsche Weg, erklärt Ingrid Brodnig, die sich eher auf der Seite der Fakten positioniert. „Es steht zu viel auf dem Spiel, denn Menschen, die nicht an die Gefahr des Coronavirus glauben, stellen eine Gefahr für andere dar“, meint die Journalistin. Deshalb sei es wichtig, früh auf bestimmte Falschmeldungen zu reagieren und sein Gegenüber dann im persönlichen Gespräch – nicht auf WhatsApp oder am Telefon – zu konfrontieren.
Eine Alternative könnte so aussehen:
Ein erster Reflex bei unangenehmen Themen in der Familie oder bei Freunden ist, diesen aus dem Weg zu gehen. Bei abhandengekommenem gesunden Menschenverstand ist dieser Weg aber nicht optimal. Fehlender gesunder Menschenverstand ist eine Gefahr, da er sich über Tröpfchen, Luft, Wasser, die Tagesschau und vergleichbare Virenschleudern unkontrolliert verbreitet. Richtig ist es daher, auf offenkundige mediale Manipulationen und Falschmeldungen im persönlichen Gespräch zu reagieren.
Tipp 2: Den Gesprächspartner wertschätzen
Dings schreibt:
Menschen, die Verschwörungserzählungen glauben, seien oftmals sehr ängstlich, erklärt Ingrid Brodnig. Deshalb sei es wichtig, einfühlsam zu bleiben und auf sein Gegenüber einzugehen. Auch, wenn man dessen Meinung vielleicht nicht nachvollziehen kann. Ihr Tipp: „Die Person beiseite nehmen und freundlich darauf hinweisen, dass es zu dem Thema auch einen anderen Faktencheck gibt, und sie vielleicht einer Falschmeldung aufgesessen ist.“ Der falsche Weg sei, Freunde oder Familie scharf anzugreifen, zu hart zu kritisieren oder über sie zu lachen.
Eine Alternative könnte so aussehen:
Menschen, denen der gesunde Menschenverstand verloren gegangen ist, sind oftmals sehr überzeugt von dem Unsinn, der ihnen politisch und medial eingepflanzt wird. Es mag anstrengend sein, die Meinung der verlorenen Seelen nachzuvollziehen, aber es nützt alles nichts. Nehmen Sie die Person, deren gesunder Menschenverstand durch eine blubbernde Hülle ersetzt worden ist, bei Seite und machen Sie deutlich, dass ein einfacher Faktencheck manipulative Texte, Bilder und Videos sehr leicht entschärfen kann. Lachen Sie die Menschen nicht aus, wenn sie die Meinung vertreten, dass die Politik nur an unsere Gesundheit denkt oder Lockdowns der einzige Weg sind, um aus der Krise zu kommen.
Tipp 3: Fragen stellen statt widersprechen
Dings schreibt:
Aber was tun, wenn Fakten abprallen, und auch Einfühlsamkeit nicht mehr weiterhilft? Hier empfiehlt es sich, nicht zu sehr auf dem eigenen Standpunkt zu beharren, sagt Ingrid Brodnig. Besonders wichtig sei das in hartnäckigen Fällen, wenn das Gegenüber andere Fakten und Meinungen schon gar nicht mehr akzeptiert. Hier empfiehlt die Journalistin einen Strategiewechsel: „Manchmal ist die Frage das bessere Werkzeug, auch die Unstimmigkeiten aufzuzeigen.“ Denn wer fragt, wirkt einfühlsam und kann seinen Widerspruch freundlicher und weniger verletzend verpacken.
Eine Alternative könnte so aussehen:
Aber was ist, wenn der gesunde Menschenverstand nicht nur verschwunden, sondern sogar durch völlig wirren Wahnsinn abgelöst wurde? Auf dem eigenen Standpunkt zu beharren, hilft in diesem Fall nicht weiter. Ein Strategiewechsel ist hier die beste Lösung, und zwar in Form von Fragen, wie etwa dieser: „Bilden die Medien ein breites Meinungsspektrum ab?“ Oder auch: „Können Politiker, die Jahrzehnte lang den sozialen Zusammenhalt der Gesellschaft mit Füßen getreten haben, jetzt zum Wohl der Gemeinschaft handeln?“ Wer fragt, der führt, das weiß man ja, und auf diese Weise können Sie das Offensichtliche besser verdeutlichen.
Tipp 4: Kein Themen-Hopping zu lassen
Dings schreibt:
In Gesprächen mit Verschwörungsgläubigen passiert laut Ingrid Brodnig häufig ein sogenanntes Themen-Hopping. „In einer halben Stunde können schon sechs bis sieben Felder angekratzt werden. Oft steigen Menschen ein mit einem Kind, das angeblich unter der Maske gestorben ist und wechseln dann zu einer Aussage von Bill Gates aus den 90ern“, so die Expertin. Ihr Tipp: Nicht glauben, dass man alles kontern wird. Lieber vorher in ein Thema genau einlesen und dann im Gespräch versuchen, auch bei diesem Thema zu bleiben. „Wenn Sie versuchen, auf fünf oder sechs Baustellen gleichzeitig zu diskutieren, werden Sie eigentlich nichts richtig diskutieren“, erklärt die Autorin.
Eine Alternative könnte so aussehen:
Menschen mit verlorenem gesunden Menschenverstand neigen dazu, von einem Thema zum nächsten zu hüpfen. In einer halben Stunde können sechs bis sieben Felder angekratzt werden. Dies kann von „Musst hier ja nicht leben!“ über „Die Merkel macht das schon richtig gut“ und „Jetzt drei Monate Lockdown und wir sind durch“ bis „Grundrechte sind jetzt erst mal uninteressant“ reichen. Nicht glauben, dass man das kontern kann. Eine kaltherzige und skrupellose Kanzlerin kann nicht 16 Jahre lang den Gemeinschaftssinn zerstören, wenn sie nicht entsprechende Ausgänge bei den Bundestagswahlen zur Hilfe hat.
Das wichtigste: Die Hand ausstrecken und nicht abwenden
Dings schreibt:
Trotz allem seien die Tipps keine Garantie, dass betroffene Personen ihre Meinung ändern. Diese Erwartung dürfe man nicht haben, weiß auch Ingrid Brodnig: „Wenn die Krise kommt, kann das eine Chance für Fakten sein, aber muss es auch nicht.“ Trotzdem sei es wichtig, als Ansprechpartner vorhanden zu bleiben und weiter für betroffene Personen da zu sein. Sonst besteht die Gefahr, dass sie sich in ihrer extremen Meinung noch weiter radikalisieren.
Eine Alternative könnte so aussehen:
Diese Tipps sind natürlich keine Garantie für Erfolg. Wer seit Jahren oder gar Jahrzehnten Tagesschau & Co. verfolgt, ist für Fakten kaum noch empfänglich. Die offenkundige Propaganda von Medien und Politik könnte zwar eine Chance sein, dem Wahnsinn ins Auge zu blicken. Das muss aber so nicht sein. Trotzdem ist es wichtig, für die Menschen mit verlorenem Menschenverstand weiterhin da zu sein, sich als Ansprechpartner zur Verfügung zu stellen. Sonst besteht die Gefahr, dass durch den Konsum von Wiederholungen oder radikaleren Medien die extreme Meinung sogar noch weiter radikalisiert wird.
Fazit: Geht’s noch?
Der Artikel von Dings ist eine Unverfrorenheit! Er stellt kritische Menschen in eine pathologische Ecke und tut so, als sei es am besten, sie wie Verrückte zu behandeln. Er suggeriert zudem, dass es die eine wahre Wahrheit gäbe, an der niemand bei Verstand vorbeikäme.
Man kann es kaum anders formulieren: Die schon krankhafte Fokussierung auf vermeintliche Fakten, die im Raum schweben wie ein stiller Furz, lässt darauf schließen, dass der gesunde Menschenverstand ausgedient hat. Stattdessen wird auf einseitige Weltsichten gesetzt, die zwar vielfach ohne große Anstrengung widerlegt werden können, die aber den Seelenfrieden und das Auslassen intensiven Nachdenkens garantieren.
Das, gepaart mit dem Wissen, schon morgens ein Feindbild vor dem geistigen Auge zu haben, gibt dem Tag Struktur. Und schont die grauen Zellen.