Ärzte und Pflegekräfte sind systemrelevant. Polizisten sicher auch. Supermarktangestellte und Boten ebenfalls. Die Putzkraft nicht? Die Debatte zur Systemrelevanz von Berufen zeugt im Grunde von kleinbürgerlichem Snobismus.
In den letzten Wochen wurde viel von Systemrelevanz gesprochen. Und zwar darüber, welche Berufe systemisch von Tragweite sind – und welche nicht. Obgleich man den Damen und Herren bei Rewe, Penny, Aldi und Co. selbige nachsagte, durften sie ihre Kinder jedoch nicht in einer der wenigen Angebote zur Notbetreuung abstellen. Die waren für Polizisten-, Ärzte- und Pflegekräftekinder reserviert. Auch die Kinder vom Postboten, dem Paketlieferanten und jenen Boten, die bei Bestellung auch ganze Mahlzeiten bis an die Wohnungstür bringen, blieben unbetreut. Als systemrelevant hat man diese Leute zuletzt trotzdem eingestuft.
Klar ist natürlich auch, dass man nicht einerseits Schulen und Kindertagesstätten schließen kann, um andererseits trotzdem die Notbetreuung im ganz großen Stil aufzufahren. Das, was man in den letzten Wochen so vernimmt, lässt allerdings einen Schluss zu: Es sind schon wesentlich mehr Leute nötig als Polizei und medizinische Berufsgruppen, um systemisch nicht abzuschmieren. Schade eigentlich, dass man das erst jetzt bemerkt, wo einem die Krise derart existenzielle Fragen aufzwingt.